JaME traf einen offenen, interessierten, müden, aber auch sehr freundlichen Musiker auf einem Pressetag in einem Berliner Hotel.
Am 24. März 2014 lud das Multitalent YOSHIKI (Leader der legendären Visual Kei Band X JAPAN und Solo-Künstler) einige Medienvertreter in ein Hotel in Berlin ein. Dort stellte der Künstler nicht nur seine neueste Veröffentlichung "YOSHIKI Classical" und die damit in Zusammenhang stehende, gleichnamige Welttournee vor, sondern ließ die versammelte Presse auch in den Genuss seiner Piano-Künste kommen. JaME war dabei und hatte nach dem großen Fototermin die Möglichkeit, YOSHIKI in einem intimen Interview ein paar Fragen zu seinen aktuellen Projekten sowie zukünftigen Plänen zu stellen.
Du wirst auf deiner YOSHIKI Classical World Tour in zahlreichen Ländern mit verschiedenen Orchestren spielen nicht wahr? Wie werden die Proben aussehen?
YOSHIKI: Auf dieser Tour wird es wahrscheinlich nur das Piano und mehrere Streicher geben; kein ganzes Orchester. Vom Gefühl her werden diese Konzerte sehr intim. Vermutlich wird es etwa vier bis sieben Streicher geben - das hab ich noch nicht entschieden. Aber was kann ich noch erzählen? Vielleicht wird es auch Gastsänger geben.
Bei all deinen Kompositionen, warum hast du dich für genau diese Lieder auf deinem aktuellen Album entschieden?
YOSHIKI: Die Songs auf diesem Album sind eher Titellieder für irgendetwas. Zum Beispiel das Titellied für das 10jährige Jubiläum des japanischen Kaisers oder das Titellied für die Golden Globes, das Titellied für die World Expo ... es sind also eine Menge Titellieder. Übrigens arbeite ich gerade an "YOSHIKI Classical II", außerdem auch am Album für X JAPAN. Das nächste Album wird also eher pianolastig, was bedeutet, dass ich eben meinen Flügel spielen werde. Bevor ich hergekommen bin, hab ich übrigens grad eine Aufnahme beendet (lacht).
Wie immer sehr beschäftigt.
YOSHIKI: Ich hatte eine freie Nacht, um in Los Angeles zu spielen, also muss ich wohl ziemlich gut sein (lacht).
Gerade eben sagtest du, dass du vielmehr mit einigen Streichern als einem ganzen Orchester auftreten wirst. Auch in deinen Kompositionen, nicht nur in denen für das aktuelle Album, sind die Streicher sehr präsent. Hast du eine besondere Beziehung zur Violine?
YOSHIKI: Ich weiß nicht so recht ... Ich liebe Streicher, auch wenn ich eigentlich nicht oft auf meiner eigenen Geige spiele. Ich habe fünf Jahre lang sogar Trompete gespielt. Aber ich mochte nicht, wie man dabei aussieht, also hab ich wieder aufgehört (lacht). Ihr merkt also, dass das Visuelle für mich auch sehr wichtig ist. Aber ich liebe Streicher, wisst ihr. Wenn ich Orchester-Stücke schreibe, füge ich auch manchmal eine Melodie für ein Horn hinzu oder etwas ähnliches. Aber allgemein gesprochen liebe ich Piano und Streicher, ja.
Das ist auch eine sehr schöne Kombination, die gut zusammen funktioniert, nicht wahr?
YOSHIKI: (nickt)
Wo findest du die Inspiration für deine Kompositionen wie das "Golden Globe Theme" oder das Theme für den japanischen Kaiser ("Anniversary")?
YOSHIKI: Für diese speziellen Ereignisse habe ich versucht, an so viele Informationen wie möglich zu kommen und habe mich von dem Event selbst inspirieren lassen. Aber generell ziehe ich meine Inspiration aus allem, beispielsweise aus einer Landschaft, einem Gemälde, durch Gespräche mit meinen Fans im Internet oder ... ja, ... einfach Inspiration von überall her. Denn wenn ich Musik schreibe, verwende ich keine Instrumente. Ich benutze lediglich Notenblätter, deswegen kann ich im Prinzip alles überall schreiben.
Du hast letzte Woche ein neues Musikvideo aufgenommen und warst dafür etwa drei Meter unter Wasser. Kannst du uns bitte mehr über diese Erfahrung erzählen?
YOSHIKI: Woher wisst ihr das? (lacht) Okay. Ich hab zwei Musikvideos aufgenommen.
Zwei?
YOSHIKI: Ja, eins für "Forever Love -Piano version-", und eines für "YOSHIKI Classical II", "Rosa -Classical version-". Tja, also ... wie war es unter Wasser ...?
War es anstrengend?
YOSHIKI: Ja, tags zuvor waren wir am Strand, um das "Forever Love"-Video aufzunehmen und ich habe auch das Piano niedergebrannt. Bis dahin war es eiskalt, weil wir mit künstlichem Regen gearbeitet haben, und ich dachte nur "Oh, ich erfriere." Im nächsten Moment haben sie das ganze Ding angezündet, es war plötzlich so heiß, ich dachte nur "Oh mein Gott, ich hoffe, ich überlebe das!" Das war echt eine Tortur (lacht). Irgendwie hab ich überlebt, und am nächsten Tag sagte man mir "Du wirst tauchen gehen!", und ich dachte nur "Ach ja, richtig ..." Wir hatten einen Ausbilder, bei dem musste ich innerhalb von 30 Minuten lernen, wie man taucht. Ich war zwar irgendwie ein bisschen krank und auch erschöpft, aber ich musste tauchen. Wie auch immer, am Ende sagten sie, dass das Ergebnis klasse war, also war es schon gut so. Aber durch dieses ganze Auf und Ab unter Wasser, hat's meine Ohren total erwischt. Vor zwei Tagen habe ich mit meinem Arzt gesprochen. Gerade jetzt fallen mir die Ohren auch immer wieder zu. Wahrscheinlich braucht das noch zwei Wochen zum Heilen.
Aber zur selben Zeit habe ich auch am Titelsong für einen bald erscheinenden Animationsfilm gearbeitet. Ich kann dazu noch nichts sagen, aber ihr werdet es in wenigen Wochen herausfinden. Außerdem hab ich letzte Woche ein Video aufgenommen mit dieser Hologramm-Sache in Texas, dann hab ich diese beiden Musikvideos aufgenommen, gleichzeitig auch noch dieses Titellied für den Animationsfilm. Also war ich ziemlich ... tot (lacht). Und ich hätte fast mein Flugzeug verpasst. Bevor ich hergekommen bin, hab ich noch gearbeitet. Mein Flug ging um sechs Uhr abends und ich hab noch bis um drei gearbeitet.
Das haben wir auf Twitter gesehen (lachen). Magst du Animationsfilme?
YOSHIKI: Ja, total.
Ja?
YOSHIKI: Ja, das tue ich.
In einem anderen Interview sagtest du, dass du gerade in den Aufnahmen für das neue X JAPAN-Album steckst und dass du außerdem gerade die Welttournee mit X JAPAN planst. Sind das die großen Neuigkeiten, die du für Oktober diesen Jahres angekündigt hast?
YOSHIKI: Ja, womöglich wird es im Oktober etwas geben. X JAPAN zu betreiben, bringt eine Menge Vertragsprobleme mit sich, weil alle Mitglieder bei verschiedenen Managements sind, außerdem einige Probleme mit den Plattenfirmen. Aber als Leader der Band kümmere ich mich um das alles, ich bin da echt dran und das alles ist beinahe überstanden. Ich muss nur Verträge, die so dick sind (zeigt die Dicke mit den Fingern), lesen, um zu wissen, wie wir die Aufnahmen gestalten können, wegen all dieser Management-Probleme.
Nicht zu vergessen, dass der Zeitplan sehr straff ist.
YOSHIKI: Let's rock it!
Vor ein paar Monaten hast du gesagt, dass du mit X JAPAN der Erschaffer einer neuen Ära der Rockmusik auf der Welt sein möchtest. Wie stellst du dir das vor?
YOSHIKI: Ich weiß nicht genau, da unsere Musik sich nicht wirklich kategorisieren lässt. Also wenn es um Kompositionen und Komponieren geht, ob nun Rockmusik oder Klassik, bin ich mir bei den Melodien immer sicher. Also muss ich nur das weitermachen, was ich ohnehin schon tue. Und weil ich großartige Unterstützung von meinen Fans erfahre - ganz nebenbei, ich liebe sie, nur um das einmal festzuhalten -, möchte ich etwas Neues kreieren, etwas, um die Grenzen zu sprengen. Das würde ich gern tun, zusammen mit meinen Fans.
Berühmt wurdest du als Hard-Rocker mit X JAPAN, nun genießt du es auch, klassische Werke zu schreiben. Möchtest du auch in den nächsten Jahren mehr Alben wie "YOSHIKI Classical" veröffentlichen? Und wie stellst du dir deine weitere Karriere vor: mit X JAPAN rocken, mehr klassische Musik schreiben oder einfach nur Produzent sein?
YOSHIKI: Ich würde sagen, dass ich "Rock" bin, denn ich komme ja aus der Rockmusik. Aber ich möchte auch die klassische Musik unter den Pop/Rock-Fans verbreiten. Außerdem können auch Menschen, die Klassik mögen, lernen, wie wunderbar Rockmusik ist. Ich würde also gern eine Brücke zwischen diesen beiden Genres schlagen.
Am Ende noch eine Frage, die wir oft von Fans hören: Wie war es, zusammen mit Stan Lee einen Comic zu machen?
YOSHIKI: Okay, okay. Ja, also, ich hab ihn erst neulich getroffen ... letzten Monat oder so? Ja, genau. Ich denke, er ist da eher der Experte, wenn es um den Blood Red Dragon-Comic geht und ich glaube, er hatte übers Fernsehen geredet. Er entwirft eine TV-Serie dafür. Ihr werdet schon sehen.
Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
YOSHIKI: Zu allererst möchte ich mich dafür bedanken, dass ihr mich so sehr unterstützt. Durch meine Fans habe ich die Kraft, immer weiter zu machen. Mein Leben und meine Band hatten einige Auf und Abs - zum Beispiel als wir uns getrennt und dann wieder zusammengefunden haben und so weiter. Die Musik ist mein Leben. Meine Fans sind genauso wichtig wie meine Musik. Und wegen euch kann ich weitermachen und alles geben! Ich muss euch wirklich so sehr danken und möchte zur visuellen Musik zurückkehren.
JaME möchte sich bei YOSHIKI und Red Carpet pr bedanken, die dieses Interview ermöglicht haben.