Konzertbericht

Plastic Tree World Tour 2006 in Berlin

15/08/2006 2006-08-15 12:00:00 JaME Autor: finix

Plastic Tree World Tour 2006 in Berlin

Ein Konzertbericht von Plastic Trees Live in Berlin


© JrockSuomi / Helinä Toikkanen
Der Auftakt der Plastic Tree World Tour 2006 "Chandelier" wurde, zumindest für Europa, im Berliner Columbiaclub abgehalten. Die Venue stellte in der Vergangenheit schon die Spielstätte diverser japanischer Rockbands dar und war somit wohl auch nicht die schlechteste Wahl.

Als wir um 19:00 Uhr am Platz des Geschehens ankamen, tummelte sich ein recht bunt gemischtes Publikum vor der Halle. Die üblichen Verdächtigen in Form von Gothic Lolitas aber auch einiges alternatives Volk und etwa 300 an der Zahl. Mit einer Konzert Kapazität von etwa 800 Plätzen war das zwar eher dürftig, sollte aber der Stimmung im Laufe des Abends keinen Abbruch machen.

In der Halle wurde natürlich erst mal der Merchandise Stand unter die Lupe genommen und zu meiner Überraschung war die Auslage eher sehr gewöhnlich. Statt Postersets, Goodies und anderem Primborium gab es ganz schlicht Bandshirts, CDs und die aktuellen Tourposter und diese auch zu mehr als gerechtfertigten Preisen.
Da ja noch fast eine Stunde bis zum Showbeginn Zeit war, kauften wir uns gegen die tropische Hitze erst einmal etwas zu Trinken und ließen uns noch etwas von der Musik aus der PA beschallen.
(Hier auch wieder eine Überraschung: Jemand hatte eine CD von Coaltar of the Deepers aufgelegt und was vielleicht viele von euch nicht wissen: Plastic Trees Akira spielt seit 1991 den Live Support für diese Band)

Als die Show um 20:00 Uhr und mit dem Song „Crack Pot“ startete, machte sich bei mir fast schon etwas Enttäuschung breit. Parapara-Bewegungen seitens des Sängers und durch das hysterische Geschreie der Fans nach diversen Bandmitgliedern, hatte man so dieses stereotypische Gefühl auf einem Visual Kei Konzert in Deutschland zu sein.
Was uns da aber um die Ohren gehauen wurde, hatte nicht einmal ansatzweise irgendetwas mit den vorher genannten Klischee zu tun. Alternativrock vom Feinsten und das in einer Livequalität, die die Studioalben fast schon in den Schatten stellte.

Nach dem zweiten Song versuchte sich Sänger Ryotaru mit Hilfe eines Spickzettels an einer deutschen Ansage, was jedoch irgendwie sehr missglückte aber vom Publikum trotzdem mit Dankbarkeit für den Versuch und Beifall quittiert wurde.
Mit dem nächsten Song "Sanabika" gab es dann auch Material vom neuen Longplayer "Chandelier" zu hören. Ryotaru diesmal auch selbst an der Gitarre, fing die Band plötzlich an zu rocken und das Publikum fing an zu tanzen. Die komplette Stimmung wechselte von potentieller Boyband Hysterie zu einem echt coolen Rockkonzert.

Und um noch einmal zu der herausragenden Live Qualität der Band zurückzukommen: Es ist ja im Allgemeinen nichts wirklich ungewöhnliches, dass sich der Livesound vom Studiosound unterscheidet aber wo Plastic Tree auf Studioalben durch Samples und Synthesizer oft sehr poppig und zeitweise auch etwas dudelig rüberkommen, kommt der Bühnensound druckvoll, groovig und überaus tanzbar. Und getanzt haben alle.
Auch bezüglich der Setlist gab es nichts zu meckern: Neuzugänge wie auch alteingesessene Fans kamen voll auf ihre Kosten, denn die Auswahl der Songs umfasste wirklich die komplette Diskographie.

Nachdem die Band uns 80 Minuten lang am Tanzen und Feiern gehalten hatte und sich selbst wie auch das Publikum an die Grenze der Konstitution gebracht hatten, verließen die vier Musiker erst einmal unter tosendem Applaus die Bühne.
Rufe um eine Zugabe ließen nicht lange auf sich warten und nach ein paar Minuten kam die Band, jedoch ohne Sänger, wieder auf die Bühne zurück. Mit dem was dann kam, hatte wohl so niemand gerechnet. Plastic Tree spielten das 7-minütige Instrumentalstück "The Kiss" von dem The Cure Album "Kiss me kiss me, kiss me" und man kam definitiv nicht umhin von den Fähigkeiten des Gitarristen Akira beeindruckt zu sein.

Ryutarou hatte anscheinend die Pause zum umziehen genutzt und kam dann bekleidet mit einem orangen Kimono auch wieder zurück auf die Bühne. Er ließ es mit "Hate Red, Dip It" noch einmal richtig krachen und headbangte mit dem Publikum um die Wette. Mit dem balladesken "yume no sima" hätte man es eigentlich ruhig ausklingen lassen können aber das Publikum hatte immer noch nicht genug. Nachdem Plastic Tree also zum zweiten Mal an diesem Abend die Bühne verlassen hatten lockten die "Encore" Rufe die Band tatsächlich noch mal auf die Bühne. Und erneut wussten sie zu überzeugen und bei "Namida Drop" hatte sich selbst der Rockidentity Staff vor der Bühne zum tanzen eingefunden. Mit "Psychograden" gab es dann noch einen Klassiker zum Abschluss und sowohl Band als auch Publikum waren zwar erschöpft aber glücklich über das gelungene Konzert.

Plastic Tree bedankten sich sichtlich gerührt bei ihren deutschen Fans und gingen am Bühnenrand ein letztes mal auf Tuchfühlung, drückten so viele Hände wie möglich.

Nachdem man dann schweren Herzens Abschied von dem Quartett aus Chiba genommen hatte stand man danach vor der Halle und war sich bewusst da gerade etwas ganz Besonderes erlebt zu haben und man kann nur hoffen, dass Rockidentity dieses Event in nicht allzu ferner Zukunft wiederholen wird.



Setlist
Crack Pot
Cell
Sanabika
Melancholic
Sink
Harusaki Sentimental
uwa no sora
Comic Youth
Planetarium
Monophobia
National Kid
Kaibutsu kun
Puppet talk
Dance Macabre
Ghost


Encore I
Kiss me, Kiss me, Kiss me (The Cure Cover)
Hate Red, Dip It
yume no sima

Encore II
honjitsua seiten nari
Namida Drop
Psychogarden
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