D'espairsRay gaben sich in der Bochumer Zeche die Ehre

Fast zeitgleich mit dem Albumrelease "MONSTERS" startete die Metalband D'espairsRay in ihre erste Welttournee, die auf den Namen Human-clad Monsters getauft worden war. Diese begann in Japan und zog seither weite Kreise. Schon sehr zeitig waren die drei Deutschlandkonzerte für Ende September ausverkauft. JaME hat das Konzert gemeinsam mit 799 weiteren Fans in der Bochumer Zeche am 25. September 2010 verfolgt.

Ungewöhnlich pünktlich gingen dieses Mal der Einlass und der eigentliche Konzertbeginn vonstatten. Die oberen Ränge waren innerhalb kürzester Zeit genauso gut gefüllt wie der Rest der Halle. Die Bühne war links und rechts mit je einem roten Banner verziert, auf dem HIZUMIs "LOVE IS DEAD"-Monstermaske zu sehen war. Ansonsten war die Bühne mehr funktionell denn stylisch gehalten. Als dann kurz nach sieben die Lichter in der Halle schwanden, ein starkes Metalintro mit psychedelischen, verzerrten Gitarrenakkorden erklang, und die Musiker sich nacheinander auf die Bühne stahlen, schrieen sich die überwiegend weiblichen Fans nahezu heiser. Wegen des anfänglich kaum vorhandenen Lichtes waren Drummer TSUKASA, Bassist ZERO, Gitarrist Karyu und Sänger HIZUMI fast nur als dunkle Silhouetten zu sehen. Der erste Song des Abends, "DEATH POINT", sorgte von Beginn an für ordentlich Feuer, Dynamik und Stimmung. HIZUMI animierte die Fans zum Mitgrölen und wirbelte im grünen, spukigen Licht über die Bühne. Die tiefen, geballten Töne von Bass, Gitarre und Schlagzeug erschütterten ordentlich den Hallenboden, was die wogende Masse überhaupt nicht beeindruckte. Hypnotisch und nicht minder faszinierend legte die Band mit "dope" nach. Für dieses Lied hatte sich HIZUMI extra die Kapuze seines Shirts über den Kopf gezogen und hüpfte über die Bühne; in der Zwischenzeit hatte sich Karyu von seinem Mikro gelöst und ging erstmals an diesem Abend mit den Fans der ersten Reihe auf Tuchfühlung. Im sich anschließenden "REDEEMER" hörte man die angeschlagene Stimme des Sängers deutlicher, aber er behalf sich, indem er stellenweise die Fans singen ließ und diese immer wieder aufstachelte. Unterdessen tauschten ZERO und Karyu kurzerhand ihre Positionen und entzückten so die Masse.

Nach einem kurzen MC, in dem sie ihre Gäste willkommen hießen, setzten sie mit einer flotten, ausgelassenen und sehr mitreißenden Performance von "LOVE IS DEAD" fort. Die nachfolgenden Songs vereinten Headbanging-Momente mit gelegentlicher Nostalgie, denn viele der Lieder entstammten entweder dem ersten Album "[Coll:set]" oder dem zweiten "MIRROR". "Abel to Cain" bekam sogar eine leichte Frischzellenkur verpasst und erschallte mit neuen piependen Synthesizerklängen. Nach einem kurzen MC im Anschluss an "Infection", in dem HIZUMI erzählte, wie viel ihnen der sich anschließende und Tournamengebende Song bedeutete, ging es dann auch voller Eifer mit "Human-clad monster", "DEVILS' PARADE" und der einzigen Ballade des Abends, "abyss" - die mit viel Herz vorgetragen wurde - weiter. Kaum war der Ausflug in die Tiefen des Meeres vorüber - so hatte es HIZUMI zuvor umschrieben - kehrte das blutrote Licht zurück, mit viel Power und Dynamik läutete die Performance von "Lost in re:birth" die Zielgerade zum großen Finale ein. Mit lauter Platzwechseln, Aufheizungen und vielen Interaktionen ging es durch die "MIRROR"-Hits "TRICKSTeR" und "Hollow". Letzteres wurde mit der Aufforderung zum gemeinsamen Klatschen begonnen und bekam ein alternatives Intro. Den gesamten Song über rannten HIZUMI, Karyu und ZERO von einer Seite der kleinen Bühne auf die andere oder lehnten sich aneinander. Außerdem kamen auch die Fans auf ihre Kosten, denn sie durften nicht nur klatschen, springen und schreien, sondern den "Lalala"-Teil des Refrains sogar eigenständig zum Besten geben. Immer wieder hämmerten die Fans auf der Galerie dabei gegen die Brüstung, entzückten damit die tobenden Musiker auf der nahen Bühne und spornten sie weiter an. Das Set schloss dann mit dem Fanliebling "Garnet", in dem neben wildem Headbanging auch Nebel auf der Bühne Einzug hielt, der nur vom grellen Licht einiger Suchscheinwerfer zerrissen wurde. Unter tosendem Jubel verschwanden die sichtlich zufriedenen und glücklichen Musiker zum ersten Mal hinter die Bühne und ließen eine nach mehr gierende Menge zurück. Da dauerte es natürlich nicht lange, bis dies auch mündlich kundgetan wurde.

Keine zehn Minuten später wurde das lautstarke Flehen erhört und D'espairsRay eroberten erneut die Bühne. Bis auf das Einstimmen in die kommenden Minuten wurde nicht viel gesprochen. Der alte, dynamische und düstere Partysong "Reddish" eröffnete die Zugabe. Während ZERO und HIZUMI die Menge zum Kochen brachten, alberte Karyu mit TSUKASA herum. Die pulsierende Dynamik setzte sich in "Forbidden" und "MIЯROR" fort, wobei letzteres in einer Neuaufnahme erklang. In diesen letzten Liedern des Abends gab es noch einmal viel zu sehen und zu erleben. Eine Band voller Elan, und Fans voller Enthusiasmus. Beides zusammen ließ die Zeche erbeben. Kein Wunder also, dass der Abschied von den Musikern den meisten Anwesenden sehr schwer viel. Viele freuten sich daher umso mehr, als HIZUMI ihnen ein weißes großes Tuch abnahm, dies anfangs noch durch die Luft wirbelte, ehe er es auffaltete und dort der vielen Glückwünsche und Unterschriften der Fans gewahr wurde. Stolz und berührt drapierte er es dann kurzerhand über seine Schultern und trug es wie einen Umhang von dannen. Schneller als gewöhnlich folgten ihm auch die anderen und dies kündete vom endgültigen Ende des Konzertes an diesem Abend.

Man erlebte soviel, dass das Konzert unglaublich schnell zu Ende ging. Trotz der angeschlagenen Gesundheit des Sängers wurden alle 19 Songs mit sehr viel Inbrunst und Dynamik gesungen und gespielt. Zwar wird es ab nun eine ganze Weile dauern, bis sich D'espairsRay wieder auf den Weg nach Deutschland machen werden, aber all jene Fans, die vor Ort gewesen sind, werden sich noch lange an diesen 25. September zurückerinnern. Selbst die Fans die nicht mitsprangen, sangen, headbangten und einfach nur still dastanden, konnten den Blick nur selten von den Geschehnissen auf der Bühne abwenden, was doch für die enorme Anziehungskraft der vier Bandmitglieder spricht.


Setlist:
DEATH POINT
dope
REDEEMER
LOVE IS DEAD
13 -Thirteen-
Abel to Cain
DAMNED
in vain
Infection
Human-clad monster
DEVILS' PARADE
abyss
Lost in re:birth
TRICKSTeR
Hollow
Garnet

Zugabe:
Reddish -DIVA version-
"Forbidden"
MIЯROR


Randnotiz: Sämtliche Fotos wurden auf dem D'espairsRay-Konzert in Warschau am 28. September 2010 von JaME Polska-Mitglied Andi aufgenommen. Vielen Dank für die freundliche Erlaubnis, die Fotos verwenden zu dürfen.