Review

Schwein - Deep scars

30/09/2010 2010-09-30 14:18:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

Schwein - Deep scars

Narben als Resultat von Emotionen

Single CD

Deep Scars

Schwein

Künstler: Schwein
Titel: Deep scars
Typ: Maxi-Single
Release: August 2010
Stil: Metal / Rock
Bewertung: 9,7 / 10


Trackliste:

01. Deep scars
02. fallin’ heaven
03. Machine


Ein gutes Jahr ist seit der Debüt-Single von Schwein vergangen. Ein Jahr, in dem die Band mal hier mal da auftrat und man stets das Gefühl hatte, dass die zum Quintett angewachsene Truppe alles nicht so hundertprozentig ernst meint mit der Karriere. Dann kam aber doch die zweite Veröffentlichung und wieder prangt ein „Parental Advisory“ Stempel auf dem Cover. Irgendwie ist das einem nicht sonderlich vertraut von japanischen Bands. Andererseits, das Cover, auf dem eine - anatomisch relativ nah an der Realität gehaltene - entblößte Dummy-Puppe mit ihren Händen ein Herzchen bildet, ist nicht sonderlich jugendfrei. Zusätzlich muss man drei mal schauen, bis man feststellt, dass ihr Kopf zur Hälfte menschlich und zur Hälfte schweinisch ist. South Park lässt grüßen. Das kann also wohl äußerst krank werden.

Das Gitarren-Riff zu Beginn von „Deep scars“ ist auch mal gleich voll auf die zwölf. So muss ein gutes Opening beim Metal sein. Das, was danach in den Zwischensequenzen folgt, ist Hass auf hohem Niveau. Die Strophen selbst sind etwas gediegener gestaltet und glänzen wie immer mit der einzigartigen Stimme von hina. Nach einer Weile ordentlichen Krachs wird es sogar noch besser. Die Jungs schalten zwei Gänge hoch und es beginnt die reinste Instrumentenprügelorgie. Headbangen inklusive. Dann wird es wieder gemächlicher und dann wieder lauter. Ein steter Wechsel, der genug Zeit zum Durchatmen gibt.

fallin’ heaven“ - auf dem Backcover als „follin’ heaven” eingetragen - startet so, wie man es fast erwartet hat bei dem Titel: balladesk. Schwer wie Blei und so atmosphärisch wie ein dunkles Zimmer samt brennender Kerze, so in etwa präsentiert sich die erste Minute. Gewisse Parallelen zum Branchenprimus DIR EN GREY sind schwer zu leugnen, wenn aber der Refrain einsetzt, dann hat man plötzlich die Inspirationsquelle für deren Sänger vor sich: Kiyoharu von KUROYUME. Beängstigend, wie nahe hina an das Stimmunikat herankommt. Darüber hinaus übersieht man aber leicht, wie emotional manche Passage ist. Nach drei Minuten packen die Jungs dann auch noch ein Monsterriff aus. Und wem das immer noch nicht genug war, der wird noch mit einem Gitarrensolo wie aus den 70-ern geködert. Den Ausklang - und der umfasst das letzte Drittel des fast sieben Minuten langen Stückes - bildet eine Zusammenfassung der Strophe und deren Variation.

Machine“ ist dann wieder was für Freunde der brachialeren Gangart. Den Anfang macht ein Gitarrengezerre, dass sich anhört, als ob man ein Motorrad startet. Die Strophe hat etwas von Nu-Metal, mit ihrem fast im Sprechgesang vorgetragenen Text. Dann folgen mit dem Refrain ein paar Growls und eine Spur von Rhythmus, der in dem Metalgewirr sogar durchkommt. Die Gitarristen besorgen mit ihrem Gitarrensolo den Rest. Eine Popballade, die extrem auf die Tränendrüse drückt, hat im Vergleich dazu keine Chance. So viel Gefühl und Seele, wie da in zehn Sekunden rauskommt, hat Celine Dion im ganzen Körper nicht. Man muss den Jungs zugestehen: Mit Emotionen geizen sie nicht. Und dann sind knapp 16 Minuten auch schon vorbei.

Fazit:
Hätte ich nicht den festen Glauben, dass es immer ein Stück perfekter geht, wenn eh schon alles stimmt, es wäre eine 10 / 10. Wenn das Wort Kaufempfehlung auf irgendeine CD in diesem Jahr zutrifft, dann sicherlich auf diese. Vielleicht ist es die Tatsache, dass man nicht auf ein zu junges Publikum abzielt, weshalb auf einmal ungeahnte Qualitäten im sonst so festgefahrenen VK-Einerlei auftauchen. Da kann man einerseits hoffen, dass die Jungs sich nicht wieder ein Jahr Zeit lassen. Andererseits, wenn dann wieder eine Single oder gar ein Album auf dem Niveau erscheint, dann ist es die Wartezeit allemal wert.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Single CD 2010-08-18 2010-08-18
Schwein
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