Review

Scene 1 - Various Artists

01/03/2012 2012-03-01 18:18:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

Scene 1 - Various Artists

Der erste Akt von Soleil

Album CD

Scene 1

Unterschiedliche Künstler

Künstler: Shiver, Sёpia, Laiduer et Beau, vellaDonna, Eye for you, SELENE, AIYS×Be, Cilter, ZEEK, VIOLET-NARCISSUS, [Seï/Le-N], Mell er cureyn, Sentir und WITH SEXY
Titel: Scene 1
Typ: Omnibus Album
Release: Dezember 1998
Stil: Rock / Metal / Punk / Pop-Rock / Techno
Bewertung: 7,2 / 10


Tracklist:

01. Shiver - tatoeba (Remix Version)
02. Sёpia - CLEAR
03. Laiduer et Beau - No’ colors ~sunao ni toumeina mama de~
04. vellaDonna - Liberation
05. Eye for you - seiya ni sasagu sangeki
06. SELENE - [STARDUST]
07. AIYS×Be - True
08. Cilter - CALL
09. ZEEK - Paranoid World
10. VIOLET-NARCISSUS - kyouki no seikatsu wo okuru kimi to boku to la la la no melody
11. [Seï/Le-N] - TRASH A THING
12. Mell er cureyn - THE FACT
13. Sentir - Cure Kiss
14. Bonus Track: WITH SEXY - SEPIA ~’89 Original Version


Soleil war seinerzeit das Kontrastprogramm zu Matina. Während für KISAKI eher standardisierte Bands ihr Werk verrichteten, war bei KAIKI (ex- WITH SEXY) eine größere Artenvielfalt geboren. An diesem Sampler sind drei Sachen interessant: Warum ist das Cover ein LSD-Trip? Warum ist das CD-Case so unnötig stylish, dass man keinen Ersatz dafür findet (die CD ist in einem Schieber versteckt)? Und allem voran: Warum sagen mir nur die Hälfte der Namen etwas? Hab ich was verpasst?

Shiver sind nicht unbekannt. Immerhin ist AKIRA später bei baroque und zuletzt bei boogieman gelandet. Beginnt stimmungsvoll und mit einem Sänger, der klassischerweise keine Gesangsausbildung vorzuweisen hat. Aber immerhin hat er eine recht individuelle Stimme. Musikalisch ist der Song interessant, aber wenig anspruchsvoll. Liegt vielleicht daran, dass es eine Remix Version ist, aber der Glanzpunkt des Songs - der instrumentelle Teil nach dem Refrain - klingt reichlich verworren. Leicht psychedelisch, was das Ganze ein wenig rettet, aber dennoch sehr seltsam. Wer mit dem Schaffen der Band ansatzweise vertraut ist, wird zustimmen, dass es nicht der beste Song des Quartetts ist. Sёpia sind weithin unbekannt geblieben. Musikalisch bekommt man Melancho-Pop der Spät 90er, wie man ihn von manchen Semi-VK Bands, wie L’luvia, kannte. Dieser Fakt bescheinigt ihm daher keine allzu hohe Einzigartigkeit. Aber unterhaltsam ist es allemal, auch weil sie ein gemütliches Gitarrensolo einbauen. Für Fans von Amateurballaden ein Freudenfest.

Laiduer et Beau werden dem zweiten Teil ihres Namens kaum gerecht. Ein so schäbiges Bandfoto hat man selten gesehen. Trotz halbwegs annehmbarem Make-up wirkt die Band, als ob sie die Woche davor nonstop Auto gefahren ist. Und dann stehen sie auch noch vor einer Betonwand. Hoffentlich ist die Musik besser. Na ja. Nach einem Anfang, bei dem man denkt, dass sie direkt nach dem Photoshooting auch noch das Lied aufgenommen haben, steigern sich die vier Musiker in einen Pop-Rock Song hinein. Und dieser klingt ziemlich austauschbar. Der Refrain hat hier und da ein paar Momente, aber sonst ist da nicht viel. Außer vielleicht dem Gitarrensolo. Hier hat man tatsächlich ein paar gute Ideen einfließen lassen. Hat man schon deutlich besser gehört! Als nächste stehen vellaDonna auf dem Programm. Die haben den Bonus, dass sie zu großen Teilen später bei ∀NTI FEMINISM oder Grim aktiv waren, oder immer noch sind. Der Beginn ist wie eine Jamsession im Proberaum gestaltet. Simples Schlagzeug und Gitarrenriffs zum Aufwärmen. Danach geben die vier aber mehr Gas, wobei vor allem der Drummer überzeugt. Die Komposition ist für einen Metalsong sehr wirr. Aber die punkigen Growls und das Gitarrenspiel entschädigen für diesen Schönheitsfehler. Und das Beste ist dann auch noch, dass man dieses Geschredere ganze sechs Minuten lang bekommt.

Eye for you hat man auch schon gelegentlich irgendwo gehört, kann damit aber recht wenig verbinden. Aber sie kommen aus Nagoya. Kaum hat man das gesagt, haut das Quintett in düsterer, aber überaus aggressiver Art und Weise in die Saiten. Kein typischer Nagoya-kei der damaligen Zeit, aber stimmungstechnisch der beste Beitrag bisher auf dem Album. Klar, die klischeehaften Elemente, wie Irrengeschrei und so, ließen sich nicht vermeiden aber man hat das Beste draus gemacht. Hass gegen irgendetwas haben die Jungs offenbar gehabt, und das tut dem Song sehr gut. SELENE überraschen mit einem rockigen Anfang, obwohl man ihnen vom Aussehen her maximal Popballaden zutraute. Die Texte sind eher mittelmäßig und variationsarm, aber die Musik ist spitze. Immerhin hat man einen ehemaligen WITH SEXY Bassisten an Bord. Leider ist es kein erfahrener Sänger, wodurch sich sämtliche Mitmusiker, welche die Backvocals liefern, besser anhören als der Frontman. Schade.

AIYS×Be sorgen für die musikalische Abwechslung. Gitarrenlastiger, leicht melancholischer Rocksong, der mit einer perfekt arrangierten Melodie aufwartet. Die Vorherrschaft der Gitarre ist das Beste, was dem Lied passieren konnte. Hier und da immer wieder dominierende Saitenklänge, die für den nötigen Drive sorgen - Gegner von Anglizismen mögen mir für diese Vokabel einen Persilschein ausstellen, ein besseres Wort passt da einfach nicht! Cilter kann man überhaupt nicht zuordnen. Der Anfang klingt nach Goth-Rock, der Teil danach nach bodenständigem Rock mit interessanten Riffs. Der Sänger stellt zwar hier und da den Hörer auf die Probe, aber das passiert nur in den zu hoch gesungenen Parts, von denen es zum Glück nicht allzu viele gibt. Ansonsten überzeugt der Song wegen seiner Atmosphäre, und dem Schuss Amateurismus, der vom Sänger eingebracht wird.

ZEEK meint man irgendwann gehört zu haben. Für das Photo gibt es schon mal einen Style-Bonus. Zunächst sei hervorgehoben, dass die Jungs angenehm zurückhaltend gekleidet sind. Weiterer Pluspunkt ist, dass einer von denen ein Armeehemd der Bundeswehr trägt - da hat wenigstens einer Geschmack. Und Holla die Waldfee! Die Jungs grooven ordentlich, auch wenn der Sänger alles tut, um den guten Eindruck einzuschränken. Den Synthesizer in der Stimme hätte man weglassen sollen. Nach etwa zwei Minuten scheint man dann vom Tempomat runtergegangen zu sein und spielt plötzlich einen komplett anderen, eher metallastigen Stil. Hier und da paar Growls und paar fette Riffs. Hätte man doch nur dem Sänger gesagt, dass er sich etwas mehr Mühe geben sollte. Die Badboys von VIOLET-NARCISSUS haben im Vergleich zu ZEEK bei ihrem Kleidungsstil etwas weniger Geschmack - um es mal sehr gemäßigt auszudrücken. Das Trio trägt jeweils Wehrmachtsuniform mit Hakenkreuz-Armbinde. Aber na ja, so war halt ihr Stil gewesen. Abgesehen von dem stilistischen Fauxpas bekommt man feinen Techno/Industrial serviert. Gradlinig, schön auf den Punkt und mit einer netten Prise Aggression. Überfordert keinen, macht aber gut Spaß, weil sie tatsächlich die Zeile „la la la melody“ im Song unterbringen.

[Seï/Le-N] starten gut, bauen aber unverständlicherweise eine Art Sirene ein. Der Klang ist auch alles andere als optimal, aber passend zum Songtitel. Seltsamer Punk ist wohl noch die näheste musikalische Beschreibung der Darbietung. Schlecht ist es ja nicht, aber viel zu simpel, als dass man groß dafür schwärmen könnte. Über Mell er cureyn lässt sich so gut wie nichts sagen, außer, dass sie einen sehr sehr seltsamen Namen haben. Aber, nach all den seltsameren Bands im Vorfeld, kann man sich auf etwas bodenständigeren Rock mit viel Text freuen. Alles schön klassisch. Ruhige Strophe, Gitarren en masse, ruhige Strophe und dann Refrain. Und Letzterer hat es in sich. Die Jungs trauen sich was mit dem stufigen Text. Gut, mit einem solchen Gitarristen kann man wenig falsch machen. Top-Song! Ein wenig mehr Berühmtheit seitens der Band, und der Song wäre Teil des “Grundstudiums“ für jeden J-Rock Fan.

Sentir haben ein für damalige Zeiten sehr ungewöhnliches “Accessoire“: Eine weibliche Gitarristin. Das macht den Sänger aber auch nicht besser. Der Song ist eine Ansammlung abgrundtiefer Pop-Rock-Klischees am Stock. Dass rettet zwar den einen oder anderen Moment, weil diese durchaus interessant und mitreißend sind, aber im Großen und Ganzen ist der Song Palettenware. Ein wenig Boden wird gut gemacht durch das kurze Gitarrensolo, aber nur weil es passt. Denn innovativ ist auch das nicht wirklich. Und zuletzt halt noch das mögliche Highlight von der Band des Labelchefs. WITH SEXY lassen ihren Beitrag mit idyllischem Vogelgesang eröffnen. Und das danach folgende kann man auch nicht mal ansatzweise als Hardrock bezeichnen. Vielmehr Pop-Ballade. Klingt angenehm einfach, ohne viel hintersinniger Komposition. Ein wenig gewollt, aber perfekt auf Stimmung getrimmt und mitten aufs Herz zielend. Einfach - Gewinnt!

Fazit:
Viel ist von den jeweiligen Besetzungen nicht übrig geblieben. Einige schlagen sich hier und da durch. Mancher, vielmehr Einer, ist richtig bekannt geworden. Das Label gibt’s auch nicht mehr. Einzig Z.E.E.K - wie sich die Band heute nennt - existiert noch. Und das sogar noch in fast identischer Besetzung. Zu beachten ist auch noch die Tatsache, dass sie damals schon - mal von WITH SEXY abgesehen - die älteste Band auf dem Sampler war. Im Gegensatz dazu waren Eye for you keine zwei Wochen nach erscheinen des Albums aufgelöst. So viel zum Thema Schnelllebigkeit im VK. Zu großen Teilen ist die CD gelungen. Bei Vielen sind es nur Kleinigkeiten, die zu bemängeln sind. Ausreißer nach unten ist definitiv Sentir, wohingegen Mell er cureyn den Pokal für den besten Song bekommt. Kann man besitzen, muss man nicht. Aber für die Sammler und für jene, die ihr Wissen im Bereich Oldschool-Szene vertiefen wollen, sehr geeignet.
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Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 1998-12-18 1998-12-18
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