Review

GAYME - otameshi han

19/09/2010 2010-09-19 18:18:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

GAYME - otameshi han

Lass uns ein Spyel spyelen

Demo CD

otameshi han

GAYME

Künstler: GAYME
Titel: otameshi han
Typ: Demo Mini-Album
Release: Anno 2003 (vermutlich)
Stil: Rock / Instrumental
Bewertung: 8,9 / 10


Trackliste:
01. MIRAGE
02. SPANISH
03. WOLFING
04. ENEMY TRAP
05. LAST SONG


Endlich mal wieder hab ich eine Band vor mir liegen, über die ich so absolut gar nichts weiß, und die ich absolut unvorbereitet sezieren darf. Passiert schon mal, wenn man auf einem bestimmten Online-Basar ein Päckchen kauft an dessen Inhalt einen nur geringfügige Teile interessieren. Von der Aufmachung her macht die Demo CD wenig her. Demo bedeutet zu Hause auf CD-R gebrannt, Booklet aus dem eigenen Drucker gejagt und dann für umme auf Konzerten verteilt. Mehr Indie geht nicht! Schau’n mer mal!

MIRAGE“ beginnt leise, aber verdammt atmosphärisch. Fast eine Minute wähnt man sich irgendwo in der Tiefsee. Hier und da ein paar Klänge und sonst fast Stille. ABYSS von James Cameron lässt grüßen. Der Gesang ist angenehm poppiger Natur. Furchtbar abgemischt, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Alles sehr unaufgeregt und ein wenig von BAISER inspiriert. Der Song ist schön melodisch und mit feinen Gitarrenklängen veredelt. Man bekommt fast das Gefühl, dass der Gesang absichtlich in den Hintergrund gestellt wurde.

SPANISH“ beginnt wie ein Morgen irgendwo in der kalifornischen Wüste. Keine Ahnung warum gerade da, aber so hört es sich halt an. Simples Riff und - siehe da - ein Sänger der im Vordergrund steht. Das tut dem Song sehr gut, weil der Vokalist einen guten Flow hat, den er auf das Lied überträgt. Wie man aus etwas so einfachem, etwas derart melodisches machen konnte ist faszinierend. Und spätestens beim Instrumentalpart mit dem gediegenen Gitarrensolo hat einen die Band für sich gewonnen. Alles was danach kommt ist nur noch Kür. Und das Ende ist analog dann der Abend in der kalifornischen Wüste.

WOLFING“ verspricht vom Anfang her ein stimmungsvolles, atmosphärisches Brett zu werden. Und man wird nicht enttäuscht. Ohne den Song vorher gehört zu haben kann man fast sofort die Luftgitarrenriffs mitspielen. Der Sänger spielt den Museumsführer durch die vertrackte Komposition. Hier und da paar kräftigere Stellen, mit Backingvocals, und natürlich wieder ein Gitarrenzupfer der sich für höheres empfehlen möchte. Vielleicht etwas kurz, aber genial.

ENEMY TRAP“ beginnt irgendwo in einem Zauberwald. Und kaum dass man sich denkt "Hey, irgendwo werden die Säckel einen Kobold versteckt haben!“, labert aus dem Off eine verzerrte Stimme irgend einen wirren Quatsch vor sich hin. Mit wenig Arbeit schafft das Quintett wieder unglaublichen Flair im Song aufzubauen. Danach kommt eine etwas schlecht abgestimmte Gitarre - Garagenband lässt grüßen. Glücklicherweise ist der Großteil des Songs dann mit normalem Klang. Und GAYME machen genau dort weiter, wo sie in den Liedern zuvor schon gewildert hatten: düster-rockige Komposition, diesmal mit einem Schuss Live-House-Poesie. Der gewöhnungsbedürftige Klang der Instrumente ist schnell akzeptiert und arbeitet vollständig zugunsten des Songs.

LAST SONG“ klingt so schön endgültig. vor Allem, wenn die Band auf dem Booklet folgendes Smiley verwendet: "(-_-)..." Und passend dazu lassen sie einen dann mit anderthalb Minuten fast gänzlicher Leere und Stille warten. Danach knallen die einem aber wieder einen Song hin, dessen Spannung größer ist als diverse Kurzgeschichten von Stephen King zusammengefasst. Leider ist der Gesang an manchen Stellen etwas zu klar, wodurch er aus dem Gesamtkonzept herausfällt. Abermals sind es die Instrumente die den Feinschliff besorgen und das Maximum aus dem Lied herausholen.

Fazit:
Die Frage an mich selbst sei gestattet: “Warum habe ich vorher noch nichts von dieser Band gehört? Warum hat mir keiner was gesagt?“ Für Fans des stimmungsvollen und vielleicht auch leicht amateurhaften, dafür aber überzeugenden Rocks eine Pflichtlektüre. Einziges Manko ist der mittelprächtige Klang an manchen Stellen, aber das ist definitiv zu verschmerzen. Wenn die Klangqualität auf den offiziellen Veröffentlichungen der Band besser ist, dann weiß man, was man sich als nächstes vom Bountyhunter seines Vertrauens aus den CD-Shops Japans besorgen lässt.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Demo CD 2003-00-00 2003-00-00
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