Interview

Interview mit Abort Mastication

24/04/2010 2010-04-24 07:22:00 JaME Autor: Shadow-X Übersetzer: Lara Garnermann, Bine

Interview mit Abort Mastication

JaME sprach mit dem Drummer der Death Metal-/Grindcore-Band Abort Mastication.


© Abort Mastication
Einige Zeit vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums sagte Schlagzeuger Kyosuke einem kurzen Interview mit JaME zu. Er sprach über das anstehende Album der Band, den Stand der Dinge in Japans Metal-/Grindcore-Szene und die Bedeutung des Namens Abort Mastication.


Vielen Dank, dass du uns dieses Interview gewährst. Es ist uns eine Ehre.
Kyosuke: Hallo, ich bin Kyosuke, der Schlagzeuger. Es ist mir eine Freude, interviewt zu werden.

Könntest du unseren Lesern die Gruppe und ihre Mitglieder vorstellen?
Kyosuke: Natürlich. Wir sind Abort Mastication, eine Death/Grind-Gruppe. Ich bin Kyosuke, der Schlagzeuger. Die anderen Mitglieder sind Sänger Kazuho, Tatsurou an der Gitarre und Takanori am Bass. Wir bilden eine Band, die sehr einzigartig und individuell ist.

Was ist die Bedeutung des Bandnamens Abort Mastication?
Kyosuke: Wie das Wort "Abortion" (deutsch: "Abtreibung") erkennen lässt, suggeriert der Bandname so etwas wie das in die Welt Kommen einer Person, nachdem sie durch chirurgische Werkzeuge missgestaltet wurde. Wenn sich der Fötus in unnatürlicher Art und Weise darstellt, wird er, ähnlich wie der gewöhnliche Hausmüll, entsorgt. Unser Name symbolisiert diese grauenhafte Realität.

Erzähl uns mehr über dein erstes Solo-Projekt.
Kyosuke: Man kann es nicht wirklich als Solo-Projekt bezeichnen. Damals spielten wir sowas wie Chaotic-Hardcore und suchte nach Leuten, weil ich zur selben Zeit eine Death Metal-Band gründen wollte. Nur als ich dann niemanden fand, stand ich vor einem gewissen Dilemma. Dann dachte ich, ich könnte selbst eine Gruppe starten und begann das zu komponieren, was der Beginn von Abort Mastication werden sollte.

Was war deine erste Erfahrung im Bereich Grindcore?
Kyosuke: So wie alle Bandmitglieder ihre eigene, individuelle Persönlichkeit haben, haben sie auch ihre individuelle Geschichte. Was mich angeht, meine erste Erfahrung mit Grindcore war das Hören von Napalm Death und Brutal Truth oder der ersten Gruppen von Relapse (Relapse Records, Anm. der Übersetzer).

Wie kamst du zu dem Entschluss, eine so “direkte” Musik zu kreieren?
Kyosuke: Ich denke, das ist schwierig zu sagen, aber ich gründete diese Band, weil es mein Wunsch war, es so zu tun. Es war also weniger die Frage, ob ich erfolgreich sein würde oder nicht, sondern vielmehr, ob ich es überhaupt schaffen würde.

Woraus ziehst du deine Inspiration beim Komponieren?
Kyosuke: Genau genommen, wenn ich aufgeregt bin oder mir wirklich unangenehme Dinge widerfahren, bekomme ich die Inspiration für einen Satz oder einen Riff.

Ihr habt am Ludwigshafener Death Fest 2007 teilgenommen, könntest du uns bitte mehr darüber erzählen? Wie war es, dort zu spielen?
Kyosuke: Der Sponsor des Ludwigshafener Death Fests 2007 war Revenge Production, aber da gab es einen Japaner in ihrem Staff, mit dem ich schon lange in Kontakt stand. Schließlich, 2006, sah mich diese Person bei einem Konzert in Japan und wir kamen ins Gespräch. Nachdem wir ein wenig geredet hatten, fragte er mich schnell, ob ich nicht zu dem Festival kommen wollte. Ich wurde herzlich vom gesamten Revenge Pro-Team unterstützt und wir hatten eine sehr gute Zeit zusammen. Natürlich war ich auch zutiefst beeindruckt von den Auftritten all der anwesenden Bands. Ich habe eine Menge Respekt, vor allem gegenüber Abysmal Torment, die ich schon lange kenne, und gegenüber Human Rejection, mit denen ich ein nettes Gespräch im Hotel geführt habe.

Werdet ihr an weiteren Festivals in Europa teilnehmen?
Kyosuke: Ich denke, für eine japanische Band ist die Chance, zu einem Konzert oder Festival eingeladen zu werden, sehr gering. Darum empfinde ich meine Erfahrung beim Ludwigshafener Death Fest auch als besonders wertvoll. Nun, wenn ich eine weitere Gelegenheit haben sollte, werde ich gerne wieder nach Europa kommen!

Ihr habt am Tokyo Deathfest 2008 teilgenommen. Kannst du uns etwas mehr darüber erzählen? War es etwas Besonderes für dich, dort dabei zu sein?
Kyosuke: Die Gelegenheit, beim Tokyo Deathfest teilzunehmen, war ähnlich dem, was ich bereits erwähnt hatte. Die Sponsoren waren eine kleine Zahl von Brutal Death und japanischen Grind-Labels, etwa wie Amputated Vein Rec oder Macabre Mementos, die uns geholfen hatten, an unseren Demos zu arbeiten. Wir wurden von ihnen kontaktiert und bekamen die Gelegenheit geboten, beim 2008er Festival zu spielen. Da das TDF ein Festival ist, das größtenteils aus wichtigen, internationalen Brutal Death-Bands besteht, ist es sehr beliebt bei den Fans und kleinen japanischen Bands. Daran teilzunehmen ist etwas, das großen Wert für uns hat. Darüber hinaus ist das Publikum nicht nur japanisch, sondern auch amerikanisch und europäisch. Ich denke, dieses Festival ist wirklich wichtig.

Erzähl uns etwas über euer erstes Album.
Kyosuke: Das erste Album wird in Japan am 16. August vom Label Bloodbath Record veröffentlicht werden. Es trägt den Titel "Orgs" - ein Name, der mehrere Bedeutungen auf komplexe Art und Weise miteinander verbindet, was schwierig in wenig Worte zu fassen ist. Seine Verbindungen zur Musik und dem generellen Konzept sind zahlreich. Ich will nicht zuviel über dieses Thema sprechen, aber ich beschränke mich da nicht auf einen gewöhnlichen Ausdruck persönlicher Brutalität: Es erlaubt der Seele, zum Vorschein zu kommen, die Gefühle, und es ist manchmal abstrakt, mal realer. Da diese Erklärung sehr ausufern könnte, werde ich es dabei belassen (sorry!).

Ihr habt eine Cover-Version des Titels "Scid" aufgenommen, der zuvor von einer mexikanischen Band, Disgorge, benutzt wurde. Was bedeutet diese Musik für euch?
Kyosuke: Meine Intension war einfach, mit der Cover-Version meinen tiefsten Respekt gegenüber Disgorge zum Ausdruck zu bringen. Wir schätzen diese Künstler sehr und sie haben uns maßgeblich beeinflusst.

Ihr habt ein Split-Album mit der beliebten japanischen Band Patisserie aufgenommen. Wie habt ihr euch getroffen? Wer kam auf die Idee für ein solches Album?
Kyosuke: Wir sind seit langem mit Patisserie befreundet; daneben haben wir bereits zusammen gespielt. Ich hatte erfahren, dass Patisserie zuvor Split-Alben mit Bands wie Disco Al Pacino und Zilion gemacht hatten, also schlug ich ihnen vor, dasselbe mit uns zu tun. Sie nahmen unseren Vorschlag freundlich an und so kam es zu den Aufnahmen.
Was Split-Alben an und für sich angeht, denke ich, dass es im großen Universum des Underground-Metals zahlreiche Richtungen gibt, die man einschlagen kann und dieses Mal wollte ich ein simples Mini-Album veröffentlichen. Im Gespräch mit Patisserie hatten wir dann letztlich die Idee, ein Split-Album zu machen. Ich denke, das ist eine gute Möglichkeit, mehr Fans zu erreichen, während wir zugleich unser beider Publikum erfreuen.

Wie ist der Stand von Metal/Grindcore in Japan?
Kyosuke: Ich denke, dass es sehr gute Künstler in Japan gibt. Unsere Aktivitäten konzentrieren sich größtenteils auf den Raum Tokyo, aber ich weiß, dass es eine Menge guter Bands im ganzen Land gibt. Es gibt zwar noch viele kleine Gruppen, aber ich denke, dass die Szene wirklich bald Fortschritte machen wird. Diese Bands haben nur eine geringe Reichweite, was weltweiten Einfluss angeht, aber ich glaube, dass sie etwas typisch Japanisches an sich haben, eine Originalität, die sie weiter in die Welt hinaus bringen sollten.

Es gibt eine Menge talentierter Bands in Japan, aber nur eine kleine Minderheit erlangt Popularität im Westen. Was glaubst du, ist der Grund dafür?
Kyosuke: Wie ich bereits gesagt habe, exportieren japanische Bands nicht komplett ins Ausland. Ich habe den Eindruck, dass es schwierig ist für diese Musiker, den gegenwärtigen Stand der Dinge zu überwinden, das heißt - arbeiten zu gehen, um die Bedürfnisse ihrer Familien zu decken, dann zu proben und Konzerte am Wochenende zu geben. Japan ist eine Insel, man kann also nichts tun ohne ins Flugzeug zu steigen. Das Internet hat dieses Problem, ausländische Fans zu erreichen, letztlich gelöst und es spart Zeit und Geld. So ist es, denke ich, einfacher eine gewisse Distanz zum Westen zu halten als dorthin zu gehen. Ich denke, Ausländer können gleichermaßen diese Sichtweise gegenüber Japan haben.

Warum hast du Grindcore als Genre gewählt? Bedeutet es für dich, Gefühle auszudrücken? Dich selbst zu behaupten?
Kyosuke: Unser Sound beruht grundsätzlich auf Grindcore, man kann aber nicht sagen, dass er komplett da endet. Zuerst haben wir mit Death Metal angefangen. Als wir dann versuchten, der Gefühlsleere auf verschiedene Arten Ausdruck zu verleihen, kann man davon sprechen, dass wir Grindcore und Death Metal zusammengebracht haben.

Gibt es Anekdoten von früheren Bands oder vergangenen Konzerten?
Kyosuke: Ich persönlich habe mit Bands verschiedenster Genres zu tun gehabt und mit verschiedenen Menschen gespielt. Darum war es mir möglich, mit extrem unterschiedlichen Arten von Musik zu experimentieren.

Ich werde dir nun einige etwas persönlichere Fragen stellen. Welche Bands haben dich in besonderem Maße beeinflusst?
Kyosuke: Ehrlich, ich kann da keine Namen nennen. Ich habe lange Zeit versucht, geradeheraus auszudrücken, was ich fühlte und Dinge zu vermeiden wie „zu tun, was die anderen Bands tun“. So sehr, dass ich keinen Namen nennen könnte.

Was ist deine Lieblingsband, heute?
Kyosuke: Ich habe keine Nummer-1-Band. Jeder, den ich respektiere, ist Teil meiner Favoriten.

Was war die letzte CD, die du gekauft hast?
Kyosuke: Ich habe in letzter Zeit nicht viele CDs gekauft, aber ich habe mir das neue Album von Hate Eternal besorgt.

Was tust du in deiner Freizeit und was ist dein Lieblingsgericht?
Kyosuke: Da ich das Schlagzeug wirklich mag, würde ich sagen, das Spielen ethnischer Instrumente. Daneben höre ich auch gern Avantgarde-Musik oder Free Jazz. Was Essen angeht, da bin ich typisch japanisch, ich mag japanisches Essen.

Was ist deine größte Schwäche?
Kyosuke: Meine Schwäche... das selbe Mittelmaß wie jeder andere auch.

Welche japanischen Bands würdest du jemandem empfehlen, der sich frisch für dieses Genre interessiert?
Kyosuke: Ich wäre froh, wenn jemand durch das Lesen dieses Interviews Interesse für japanische Musik entwickelt. Da die Bands, die ich empfehle, so zahlreich sind wie die Sterne am Himmel, würde ich vorschlagen, einen Blick auf unsere MySpace-Seite zu werfen, und von dort einige Anregungen zu bekommen, indem man den verschiedenen Links folgt.

Mit welchen Bands möchtest du gemeinsam spielen, live oder im Studio?
Kyosuke: Wenn möglich, möchte ich ohne Einschränkung mit vielen guten Bands live spielen. Ich würde gern die Bedeutung von Kollaborationen zurückbringen.

Worauf bist du heute am meisten stolz?
Kyosuke: Etwas zu tun, worin uns Menschen auf der ganzen Welt unterstützen.

Zum Abschluss, hast du eine Nachricht für deine Fans?
Kyosuke: Danke, dass ihr dieses Interview komplett durchgelesen habt. Ich weiß nicht, ob wir überall auf der Welt Fans haben, aber wenn ihr uns eure Unterstützung zeigt, werden wir alles tun, was in unserer Macht steht, um weiterzumachen. Wir werden uns eines Tages bei einem unserer Konzerte treffen. Danke!

Nochmals vielen Dank für dieses Interview.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2008-08-16 2008-08-16
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