Review

UnsraW - Spiral Circle ~complete~

16/11/2009 2009-11-16 14:46:00 JaME Autor: Mika

UnsraW - Spiral Circle ~complete~

"Durchwachsen, aber vielverprechend" - Ahnenkult und der Weg zur Identität

Künstler: UnsraW
Titel: Spiral Circle ~COMPLETE~
Typ: Album
Release: 24.01.2007
Wertung: 6.5/10

Um UnsraW wurde es nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Sänger Yuuki ziemlich still. Dieser Eindruck zwingt sich gerade zu auf, besonders, wenn man zurückdenkt an das Jahr 2007. Da wollte man noch mit aller Gewalt UnsraW zum neuen Aushängeschild der jungen VK-Szene machen und hat dementsprechend viel getan, um der Band möglichst schnell zu Bekanntheit zu verhelfen. Im Zuge dieser übermotivierten Aktionen wurde auch ich unverhofft Eigentümer einer Promo-Version von "Spiral Circle“. Aus aktuellem Anlass - dem langerwarteten Comeback der Band mit der Single "REBORN“ - habe ich beschlossen, meine Aufmerksamkeit auch den etwas älteren Werken der Band zu widmen.


Eröffnet wird das Album von "End of Final", einem Intro. Dunkle Electro-Sounds, schnelle Drums. Geht gut ab, ist zum Auftakt eines Lives bestens geeignet und doch fällt es schwer, den Track als so mitreißend zu empfinden, wie er eigentlich ist. Der Grund: Wer den Opener "G.D.S." von Vorbildband Dir en Grey kennt, wird nicht drum herumkommen, beim Hören an eben diesen Song zu denken und sich gegebenenfalls zu fragen, in welchem Maß sich Jungbands an den alten Hasen orientieren dürfen, ohne dass man von 'Kopie' sprechen darf oder gar muss. Da hat man noch 90% des Albums vor sich und schon einen solchen Gedanken im Hinterkopf. Ärgerlich.

"Dust to Dust" beginnt düster, unheilvoll. Leider wirken die Gitarren etwas unterfordert, die gleiche Tonfolge wird wiederholt und wiederholt und… Dank der abwechslungsreichen Sangestätigkeit irgendwo zwischen seltsamen Flüstertönen und manischen Schreien wird der Eindruck absoluter Monotonie jedoch vermieden.
Kontrastprogramm: "-9-" begeistert mit interessanten Gitarreneffekten und dem Kontrast zwischen aggressiver Strophe und dramatischem, klarem Refrain. Die Nummer ist sehr abwechslungsreich, schafft es aber zugleich, die aufgebaute Atmosphäre aufrecht zu erhalten.

Ähnlich wie bereits "Dust to Dust" kommt "Maria" etwas uninspiriert daher. Sänger Yuuki überzeugt erneut mit Stimmgewalt und zieht damit den musikalischen Karren gekonnt aus dem Dreck. Ansonsten sticht der Song nicht weiter hervor.
Wer nun nach den ersten Takten von "IN THE FACT" einen uninteressanten Song vermutet, tut dem Stück Unrecht. Der Song verfügt über eine sehr eigene Dynamik. Nach dem 0815-Intro wird in den Strophen kunstvoll ein unwirklich düsteres Stimmungsgebilde voller bedrohlicher Energie aufgebaut, welche sich im Refrain entlädt. Für mich ganz klar einer der stärkeren Titel der Band.

Die folgenden Sekunden verraten es schon: mit "Kyuumin -oyasumi-" wird es balladesk. Melancholie, stiller Gesang, angenehmes Geklimper auf der Akustikgitarre voller Schwermut. Die allmähliche Steigerung zum kraftvollen Refrain ist wirklich gelungen, Respekt. Zum Schluss noch ein Vocal-Solo, etwas Choreinsatz, um den Höhepunkt zu markieren und dann ist's leider schon vorbei.

"Karma" ist etwas arg unspektakulär geraten. Die Gitarristen holen aus den eintönigen Riffs mit etwas Effektspielerei noch raus, was geht.
Und auch bei "[Rew]" hat man das Gefühl, man hätte diese Gitarrentöne schon zigmal gehört. Dieser Song entfaltet sich im Grunde erst in den letzten anderthalb Minuten. Den schwachen Anfang kann man der Band trotzdem nicht verzeihen.

"Gate of Death" würde ich ganz dreist mal als das Highlight dieses Albums bezeichnen. Warum? Bei diesem Titel wird deutlich, dass die Jungs durchaus in der Lage sind, ein Konzept auch umzusetzen. Herrlich mysteriöse Klänge, Wechsel von heiserem Flüstern zu hartem Growl, Bass ebenfalls erstklassig. Man brachte es sogar fertig, einen stimmungsgewaltigen Höhepunkt zu setzen. Die Nummer klingt genauso unheimlich - so episch! - aus, wie sie begann.
Statt sich mit "Gate of Death" einen wahrhaft krönenden Abschluss zu gönnen, war die Band der Meinung, "Warai oni" müsste unbedingt noch sein. Kein schlechter Song, ist sogar ziemlich gut, aber trotz nettem Fade-out und seiner gut verträglichen Kürze von gerademal zweieinhalb Minuten, deplatziert.


Album ausgehört, was bleibt zu sagen? Durchwachsen, aber vielversprechend. Potenzial ist da. Definitiv. Ob und wie man es nutzt, das ist was ganz anderes.
Zu diesem Zeitpunkt scheint es, als hätte die junge Band eine klare Vorstellung von dem, was sie sein möchte, aber stünde noch etwas ohnmächtig vor den großen Aufgaben, die sich da 'Individualität' und 'Innovation' schimpfen. Dass sie Qualitäten besitzen, haben sie jedoch mit diesem Album bewiesen.
(Sänger Yuuki kann man kaum genug loben für die beachtliche Gesangsleistung, zugleich muss man ihm einige zweifelhafte Aussetzer im Songwriting übel nehmen.)

Bitterer Beigeschmack beim Hörgenuss bleiben wohl die kaum zu ignorierenden Dir en Grey-Anleihen. Ist man aber in der Lage, darüber hinwegzusehen, dass beispielsweise "IN THE FACT" etwas zu sehr nach "karasu" klingt oder man dieses geisteskranke Knurren und Geschrei in "Karma" eher Kyo zuordnen würde, kann man an dieser CD durchaus seine Freude haben.


01. end of finale
02. Dust to Dust (new recording)
03. -9-
04. Maria (new recording)
05. IN THE FACT
06. kyuumin - oyasumi- (new recording)
07. Karma
08. [REW]
09. Gate of Death
10. warai oni
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Album CD 2007-01-24 2007-01-24
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