Konzertbericht

Sugar im Tokyo Kinema Club

29/11/2009 2009-11-29 05:43:00 JaME Autor: polina Übersetzer: Jasy

Sugar im Tokyo Kinema Club

Am 1. Februar beendeten Sugar ihre erste One-Man-Tour mit einer stylischen und wirklich einzigartigen Show im Tokyo Kinema Club.


© Sugar - Graveyard Records - JaME
Sugar hätten sich keinen stylischeren Ort für die Abschlussshow ihrer ersten One-Man-Tour aussuchen können: Der Tokyo Kinema Club sah aus wie eine Oper - schwere rote und goldene Stoffe und Vorhänge im Hintergrund der hohen, breiten Bühne, setzten den Grundstein für die Stimmung noch bevor das Konzert überhaupt begonnen hatte. Der Einführungssoundtrack startete pünktlich und die Mitglieder kamen zu den Schreien des Publikums heraus: atsuto mit seinem neu gefärbten schwarzen Haar, SIZNA, der sich herumdrehte und Grimassen zog, Shingo, cool und gefasst und schlussendlich Loki, der auf dramatische Art und Weise seinen Platz hinter dem Mikrofonständer einnahm und dabei wie ein weibliches Mannequin aussah.

Das Set wurde mit "malicious" eröffnet, einem schnellen und hellen Song von ihrem aktuellen Album "[Re:261156] addere". Ziemlich schnell ergriff SIZNA die Chance, um sein leicht gestörtes und lebhaftes Image zu demonstrieren. Das nächste Lied war "Blossom", ein rhythmischer und basslastiger Song, der damit begann, dass alle Aufmerksamkeit auf den stets lächelnden Shingo und seine eingängige Melodie gelenkt wurde, während Loki langsam und verführerisch dahintanzte. Als "Kunou to yuuutsu ni oborete" auf dem Plan stand, animierte der Sänger die zuvor bewegungslose Menge zum Klatschen und als Shingo und SIZNA ihre Soli spielten, veränderte sich die Stimmung und die Harmonie des Liedes so sehr, als ob es nicht nur ein Song wäre, sondern eine Kombination aus verschiedenen Stücken. "swim like a butterfly", ein ruhiges Lied mit ungewöhnlichem Rhythmus, folgte und während atsuto die Background-Vocals sang und weiter trommelte, fiel Loki, von Gefühlen übermannt, auf seine Knie. Das Konzert ging mit "Hone to hane" weiter, in welchem Loki sein volles Gesangstalent zum Ausdruck brachte - als sich das Tempo und die Töne des Liedes veränderten, wandelte sich seine Stimme von düster, tief und kraftvoll in ein höheres, zarteres und bezauberndes Geflüster. Als das Lied auf seinen Höhepunkt zusteuerte, hoben die Musiker das Tempo an, bis es fast außer Kontrolle geriet.

Als die Lichter SIZNA erleuchteten, der einen leicht verrückten Gesichtsausdruck zur Schau trug, dankte er der Menge, indem er einen Arm in die Luft streckte. Das Publikum folgte seinem Beispiel und mit seiner quietschenden Stimme begann er unbegreifliche Wortfetzen herauszuschreien, die ein bisschen wie Englisch klangen - so gestaltete er zumindest dieses lustige "MC". Die Stimmung im nachfolgenden "Kogoe yureru honoo" war düster und kraftvoll mit einem plötzlichen Wechsel zur Heiterkeit und im Zentrum des Ganzen war SIZNA, mit einem sonderbaren Charisma, der seine Gitarre mit den Zähnen spielte, laut ins Mikrofon atmete und ein wahres Pantomimenspiel des Wahnsinns zum Besten gab. Einmal mehr grüßte er das Publikum und dann setzte die Band mit dem dynamischeren und schnellen "Togabito no sora" fort, in welchem die Menge zu tanzen begann, während die Mitglieder auf der Bühne umherliefen. Für "Jakou tadayou naka de" tauchten ein Keyboarder und Saxofonist auf der kleinen Bühne links von der Hauptbühne auf. Sich voll und ganz auf die wunderschöne musikalische Performance konzentrierend, bewegte sich die Band nicht allzu sehr in die jazzigen Gefilde, aber es war dennochschön, dem zuzusehen und wurde vom stürmischen Applaus der Menge honoriert.

Im ersten richtigen MC des Abends begrüßte Loki die Menge und dankte ihnen für ihr Kommen zum Abschlusskonzert ihrer ersten One-Man-Tour, ehe er die Support-Musiker vorstellte. Danach setzte die Band mit der Darbietung von "rotten words for dear." fort, was frisch und mit seinen kunstvollen Klaviermelodien so anders als die sonstigen Sugar-Kreationen klang; die seichten Teile und Dialoge kontrastierten stark mit den Bass- und Schlagzeugsoli. In "Memento-Mori" gesellten sich noch mehr Support-Musiker zur Band hinzu: zwei Frauen mit elektrischen Violinen verliehen dem Lied einen so misstönenden, faszinierenden Sound, dass es mehr nach einem symphonischen Orchester als nach einer Rockband klang. Während sie ein weiteres jazziges, positives Stück namens "Kanashimi ni nemuru hi damari" spielten, das die Atmosphäre in hellen Farben aufleuchten ließ, strahlten die Mitglieder über das ganze Gesicht.

Nach ein paar Soundeffekten setzten Sugar das Konzert mit "JAM" ohne die Support-Musiker fort - atsuto trommelte energetisch und das Publikum tanzte und formte mit den Händen lauter Herzen. Unterdessen saß Loki vor SIZNA und flirtete mit ihm, während er ein Gitarrensolo spielte. "Biyaku" war besonders schön anzuschauen: Während Loki in Kreisen umherlief, sich suggestiv um einen Lautsprecher herumschlich und auf seine Knie fiel, sang er zuerst in Shingos Richtung, ehe er sich wieder SIZNA zuwandte. Und als Loki dann an SIZNAs Haaren zog, hastete der Gitarrist mit einem amüsanten, ängstlichen Gesichtsausdruck davon. "Afterglow" war noch dynamischer mit seinen Schreien und dem Headbanging, "candy" ließ dann alle in die Hände klatschen, die Fäuste in die Luft schlagen und tanzen. Die Atmosphäre wurde in "Jifu" am heißesten - Loki lachte auf dämonische Art und alle Mitglieder bewegten sich umher und interagierten mit der Menge, wärmten sie für das stetig steigende Tempo des Liedes auf. Das Publikum sprang und einige moschten sogar, als das Tempo anstieg. Das Set wurde mit "berry" geschlossen, einem Lied, dass das meiste Furitsuke in sich barg, welches von Loki mit großem Enthusiasmus vorgeführt wurde. Alle Mitglieder schienen einen Riesenspaß zu haben, rannten über die ganze Bühne und interagierten miteinander und natürlich mit dem Publikum - diese positive und spaßige Atmosphäre war das perfekte Ende für das Konzert. Die Mitglieder verließen die Bühne und Loki blies dem schmachtenden Publikum einen Kuss zu, dem das sofortige Schreien nach einer Zugabe folgte.

atsuto, Shingo und SIZNA kehrten als erste auf die Bühne zurück: atsuto grüßte und dankte der Menge und sprach anschließend über Dinge wie ihre Reise in die USA. Dabei hatte er einen gespielten Streit mit dem Bassisten. Als wenn es offensichtlich gewesen wäre, dass SIZNA ungewöhnlich still gewesen ist, fragten ihn die anderen Mitglieder danach. Es stellte sich heraus, dass er einen Fehler in der Setlist gemacht hatte und ein Song vergessen wurde - aber die Art und Weise wie er dies sagte, mit diesem schuldbewussten Gesichtsausdruck und der Quietschstimme, machte es einem verdammt schwer, böse mit dem charismatischen Gitarristen zu sein.

Als nächstes wurden die Support-Musiker vorgestellt und gemeinsam startete die Band in das langatmige instrumentelle Cover von Jazz-Fusion-Komponist Chick Coreas berühmtem Stück "Spain", welches die Zuhörer vollkommen vergessen ließ, dass sie auf dem Konzert einer Band eines ganz anderen Genres waren. Dem Lied folgte eine weitere längere Runde von Gesprächen, dieses Mal sprach meist Shingo, der ein Schmuckstück präsentierte, das von der Band entworfen wurde: Eine Halskette, die man auch als Ring und Ohrring tragen konnte. Diese konnten in limitierter Stückzahl zu einem beeindruckenden Preis erworben werden. Und einmal mehr gerieten atsuto und Shingo in einen gespielten Streit und am Ende fand das Publikum heraus, dass das Schmuckstück einzig von Shingo entworfen worden war, als er zu der Meinung gelangt war, dass seine Idee zu dem Accessoire besser als die von SIZNA und atsuto war.

Und endlich rief SIZNA, unterstützt von den Fans, nach Loki und die Zugabe wurde mit dem langsamen und stillen "Sleepy" fortgesetzt. Das düstere und unheimlichere "in pain" folgte gleich im Anschluss - atsuto steuerte die Background-Vocals für das Lied bei. Das letzte Lied der Zugabe war "Snow White" und alle Support-Musiker schlossen sich der Band an, erschufen einen äußerst sättigenden Sound, der sich sehr von den sonstigen Auftritten der Band unterschied. Mit einem abschließenden Dankeschön an die Menge, verließen Sugar erneut die Bühne.

Doch schon bald darauf erschallten neue Rufe nach einer Zugabe und dank dem Publikum begann die Band mit dem atmosphärischen und ruhigen "Hakujitsu ni dakareta aishiki kage". Die Stimmung änderte sich in "Toikimeku shitsudo", in welchem Loki erotisch zu den schnellen Drummings und der verzerrten Gitarre tanzte, während SIZNA weiterhin seine durchgeknallten Pantomimenspiele und seine exzentrischen Gesichtsausdrücke zeigte. "Tsuki ni naki, asa wo warau hana to" war das letzte Lied dieses Abends - die stille und langsame Melodie ermöglichte es Loki seine makellosen Gesangsfähigkeiten zu demonstrieren, welche mit einer tiefen Halb-Falsett-Stimme begannen und damit endeten, dass er sein Herz heraus sang. Die drei anderen Mitglieder sangen ebenfalls und hinterließen einen starken Eindruck. Langsam verabschiedeten sich die Mitglieder, warfen ein paar Plektren und Drumsticks in die Menge und Loki schloss das Ganze, indem er einen letzten Kuss in das Publikum pustete.

Obwohl nicht alles glatt gelaufen war, konnten Sugar erfolgreich ihre erste One-Man-Tour mit einem starken, atmosphärischen und beeindruckenden Konzert abschließen. Die Auswahl des Spielortes, der Sound, der von den Support-Musikern kreiert wurde und die Setlist - alles war perfekt aufeinander abgestimmt worden, um diese superbe Show zu inszenieren. Diese einzigartige Band konnte ihr Publikum beeindrucken und hat es geschafft, einen großartigen und unvergesslichen Abend zu erschaffen.

Setlist:

01. malicious
02. Blossom
03. Kunou to yuuutsu ni oborete
04. swim like a butterfly
05. Hone to hane
06. Kogoe yureru honoo
07. Togabito no sora
08. Jakou tadayou naka de
09. rotten words for dear.
10. antilion
11. Memento-Mori
12. Kanashimi ni nemuru hi damari
13. JAM
14. Biyaku
15. afterglow
16. Candy
17. Jifu
18. Berry

Zugabe 1:
01. Spain (Chick Corea Cover)
02. Sleepy
03. in pain
04. Snow White

Zugabe 2:
01. Hakujitsu ni dakareta aishiki kage
02. Toikimeku shitsudo
03. Tsuki ni naki, asa wo warau hana to
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