Konzertbericht

BLOODs letzte Tour: La Fin de la Journée in Boston

21/11/2009 2009-11-21 06:31:00 JaME Autor: Connie Übersetzer: Jasy

BLOODs letzte Tour: La Fin de la Journée in Boston

Echostream, GPKISM, DJ SiSeN und BLOOD kamen am 1. Februar zu einem bewegenden Konzert im Middle East Downstairs zusammen.


© BLOOD - JaME
Die Schlange draußen vor dem Middle East Downstairs erstreckte sich bis um die Ecke des Blocks. Die Fans hatten sich in einer Vielzahl von Stilen herausgeputzt: manche in normalen Kostümen, andere als Gothic-Lolitas und ein paar wenige als bunte Cyberpunks. Die Erwartung an BLOODs letzte Tour war entsprechend hoch - selbst Leute, die die Musik der Band nur ein paar Mal gehört hatten, kamen, weil es deren letzte Chance sein würde, diese live zu erleben. Nachdem sie die Stufen in die geräumige Halle hinab gestiegen waren, versammelten sich die Fans vor der Bühne, um den besten Blick zu bekommen; ein paar wenige gingen hinüber zu dem Merchandising-Tisch, um mal zu schauen, was es so gab.

Die Ersten waren Echostream, die aus Sängerin Ryoko, Gitarristen Tomo, Synthesisten Tony und den Perkussionisten Jen und CJ bestanden. Mit "Rip Me Down" eröffneten sie eine ziemlich kraftvolle Show. Echostreams Performance war ein exquisiter Mix aus Kraft und Zartheit, gleichzeitig unzähmbar und kontrolliert. Ryoko sagte ein paar Worte, meist "Dankeschön" am Ende eines jeden Songs, aber ihre Dankbarkeit und ihre Gefühle waren offensichtlich - in härteren Songs wie "Contagious" sang sie ihr Herz heraus, in der wunderschönen Klavier-Ballade "CREEP" reagierte sie sehr emotional und bei ihrer aktuellen Single "Dragon" äußerst dramatisch.

Ruckweise aber dennoch enthusiastisch bewegte das Publikum die Köpfe zu den Beats, antwortete auf diese Weise auf Tonys und Tomos Aufwiegelungen, bei denen sie sich nach vorne lehnten - sehr zur Freude ihrer weiblichen Fans. In "Why You Are" standen Tomo und Ryoko Seite an Seite während ihres Auftrittes. Echostream beendeten ihr Set aus acht Songs und als sie die Bühne verließen, küsste Tomo ein paar seiner Plektren, ehe er diese ins Publikum schnipste.

Nur wenige Augenblicke später kamen GPKISM auf die Bühne - Kiwamu mit seiner Gitarre und GPK mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Das Duo trug das anspruchsvolle Schwarz der eleganten Gothic-Aristokraten: Kiwamu trug leuchtend schwarze Kopfhörer und über seinem Top und Rock noch ein Korsett. GPK hatte eine burgunderfarbene Rose in seinem Haar, trug lange schwarze Lederhandschuhe, ein langärmeliges schwarzes Top und einen Faltenrock. "Wie geht's euch?", fragte GPK das Publikum. "Genießt ihr alle die Show?"

Voller Enthusiasmus antwortete das Publikum, und dann läuteten die barocken Violinen - die selbstverständlich von GPK "dirigiert" wurden - "Illuminatum" ein. Nach dem Lied gönnte sich GPK eine kurze Pause und erkundigte sich nach Kiwamus Zustand. Sehr zur Freude der Menge stammelte Kiwamu: "Ich bin beschäftigt!", und tunte gleich im Anschluss wieder seine Gitarre für die nächste Nummer. Nach einem Set von hellen und schnellen Liedern rief GPK: "Lasst uns etwas düsterer und härter werden!", und "Sublimis" folgte. GPKISM beendeten ihr Set mit dem himmlisch-barock beeinflussten "Abaddon". Die Hände der Menge erhoben sich in die Luft, sie wedelten gemeinsam mit GPK und erwiderten das Herzzeichen, das er mit seinen Händen formte.

Als Nächster war DJ SiSeN dran und die Menge jauchzte, als die Bühne umgebaut wurde und die Tänzer, die an den Seiten der Bühne standen und auf den Beginn warteten, ihnen zuwinkten. DJ SiSeN begann mit einem Song, der für die Stammgäste der Bar im Middle East Downstairs, die nicht gekommen waren, um das Konzert zu sehen, vermutlich etwas schockierend war. Hier und da erschallten in den Techno-Beats des Liedes Schreie wie: "Onii-sama dame! Onii-sama!"

Dennoch hatten Publikum wie Auftretende einen ungeheuren Spaß. DJ SiSeNs Set war eine gigantische Party auf und fernab der Bühne. Er tanzte mit einer Spielzeugbombe in seiner Hand auf der Stage umher und bot eine großartige Show für die Fans, als er sich seinen Tänzern anschloss. An einem Punkt zog einer seiner Tänzer ein gelbes Stofftier aus dem Schritt seiner neongelben Unterhose hervor (was irgendwo hinter seinen Knien gehangen hatte) und ließ es für einige Augenblicke umherbaumeln. Ein paar Leute im Publikum zogen Leuchtstäbe heraus und ravten zu den donnernden Beats, die von der Bühne drangen. Für das zweite Lied ersetzte DJ SiSeN seine Spielzeugbombe durch ein leuchtendes Spielzeug, dessen oberer Teil umherwirbelte. Später tauschte er dieses mit einem Sonnenschirm mit Kuhmuster aus und drehte ihn herum. Für sein letztes Lied trug DJ SiSeN einen Sack voller Süßigkeiten herbei, die er und seine Tänzer in die Menge warfen. Immerzu der Spaßvogel, lehnte er sich mit einem Lolli als Köder zwischen den Zähnen in die Menge und als sie vorwärts drängte, in der Hoffnung der künftige Besitzer der Leckerei zu werden, hob er es mit seinen Zähnen noch höher.

Die Sekunden vor dem Haupthighlight waren erfüllt von Aufregung - von den vorherigen Sets wie auch vor BLOODs unmittelbar bevorstehendem Auftritt. Erneut gab sich der Präsident von Tainted Reality die Ehre und dann erfuhr das Publikum, dass weder kaede noch Ryo (BLOODs Bassist und Keyboarder) für diese letzte Tour anwesend waren. Trotzdem, erfreute die Nachricht, dass GPK BLOOD als ihr Keyboarder unterstützen würde. Endlich tauchten Fu-ki, Kiwamu und GPK auf der Bühne auf. Kiwamu trug nun ein anderes Kostüm und zwar ein schulterfreies Top und einen langen Rock - alles schwarz, sein Haar war zu Dutzenden kleiner schwarzer und blauer Zöpfe geflochten worden, während GPK weiterhin sein Gothic-Aristrokraten-Kostüm trug. Fu-kis Kostüm war das einfachste der Gruppe: ein schwarzes Maschen-Tank-Top und enge schwarze Hosen, sein langes Haar war glatt und offen.

BLOOD eröffneten ihre Show mit "CRIMSON", dessen elektronisches Gothic-Intro schnell das Publikum fesseln und erneut die Aufmerksamkeit der Stammgäste der Bar auf sich ziehen konnte. Im Kontrast dazu war das nächste Lied "morphine" zwar ebenso schnell, gab dem Publikum aber die Chance, um endlich einmal tief Luft zu holen, ehe der Saal in der letzten Hälfte des Liedes und durch "CHAIN" erzitterte. Als Fu-ki schrie: "Lasst mich eure Fäuste sehen!", wurden diese in die Luft gestoßen.

Nach "Oboro" legte sich der Ausbruch ein wenig und Fu-ki nutzte die Gelegenheit um mit dem Publikum zu reden. "Vielen Dank, dass ihr zu unserer Beerdigung gekommen seid", sagte er, leicht außer Atem, aber noch immer voller Energie: "Als Nächstes werden wir ein Lied über Beerdigungen spielen. Macht euch bereit zum Ausflippen!"

Die Stakkato-Gitarrenklänge von "THE FUNERAL FOR HUMANITY" verwandelte die Menge in ein schlagendes und headbangendes Meer, welches die Backvocals im Song mitgrölte. Nach "BLIND" wurde den Fans mit "I remember you" wieder etwas Zeit gewährt, um zu Atem zu kommen - gemeinsam mit Fu-ki bewegten sie ihre Hände zur Musik. Nach "byakuya" und einem kurzen MC, in welchem Fu-ki die Menge bat, ein paar BLOOD CDs zu kaufen, wurde ihre neue Single "Lost Sky" gespielt. Fu-ki ging hinüber auf die linke Seite der Bühne zu GPK und beide sangen gemeinsam den Chorus.

An diesem Punkt waren Fans wie Zuschauer vollkommen von der Show gefesselt. Sogar einige der älteren Erwachsenen standen bei den Lautsprechern an den Seiten des Saales um zuzuschauen, bewegten ihre Köpfe hin und her und wippten ihre Füße im Takte der Musik. Auf dem Boden headbangten die Fans und stießen ihre Fäuste nach oben, ein paar wurden in "WALL OF GRIEF" nass durch das Wasser, das Fu-ki aus seiner Wasserflasche heraus in die Menge spritzte. In ihren letzten drei Liedern befanden sich Band wie Menge auf dem Höhepunkt ihrer Energie. Kiwamu und Fu-ki interagierten mit dem Publikum so viel sie konnten, was dieses selbstverständlich erwiderte. Kiwamu lehnte sich in "ESCAPE" mit seiner Gitarre nach vorne zur Menge, und während diesem und dem letzten Lied "sweetest disease" hielt Fu-ki sein Mikrofon in den Choruspassagen zu den Fans und ermutigte sie zum mitsingen.

Obwohl "sweetest disease" das Ende von BLOODs Setlist markierte, war die Show noch gar nicht vorbei. BLOOD gingen Backstage, aber nur wenige Augenblicke später lief Kiwamu wieder nach draußen - mit einem von DJ SiSeNs Haarteilen auf seinem Kopf. Das Publikum musste noch nicht einmal nach einer Zugabe schreien, da BLOOD nach noch nicht einmal fünf Minuten wieder auftauchten - nachdem Tourmanager Roger Shackleford "La fin de la journée" vorgestellt hatte. DJ SiSeN und Tomo von Echostream hatten sich für die Zugabe Fu-ki, Kiwamu und GPK angeschlossen, performten neben ihnen. DJ SiSeN ergriff die Chance, um mit Fu-ki zu tanzen und bot dem Publikum einen opulenten Anblick. Ihr allerletztes Lied, das klassische "D.T.M.H", war heftiger und verrückter Industrial-Metal, der einen wahren Sturm an Faustschlägen und Headbanging heraufbeschwor. Trotz der kleinen Bühne liefen alle umher, als wäre sie ein Fußballfeld, hielten hier und da an, beugten sich dann nieder und posten für die Fotos mit ihren Fans. Fu-ki und Kiwamu warfen sich beide in die Menge, die sie sprichwörtlich mit offenen Armen aufnahm.

Das Konzert endete auf einer absolut spaßigen Note. Die Perücke, die Kiwamu entwendet hatte, tauchte wieder auf und der Tourmanager bot sie jedem, der willig war, sie zu erstehen, ehe er alle in Richtung Merchandising-Stand dirigierte, wo BLOOD und GPK Autogramme geben würden. Kiwamu, Fu-ki und GPK begaben sich in die gezeigte Richtung und die Menge folgte ihnen willig.

Trotz der traurigen Tatsache, dass dies BLOODs letzte Tour war und dass die Band nach deren Ende aufhören würde, zeigte das Konzert keinerlei Anzeichen davon. Die Band spielte so hart, wie sie konnte, wie sie es immer getan hatte und das Publikum hatte beim Springen, Headbangen, Faustschlagen und bei dem Mitsingen der Lieder sehr viel Spaß gehabt. Auch wenn einige kein Autogramm von der Band und GPKISM bekommen haben, wird dennoch ganz sicher die andauernde Erinnerung an diesen Abend bleiben.

BLOODs Setlist:

1. CRIMSON
2. morphine
3. CHAIN
4. Oboro
MC
5. THE FUNERAL FOR HUMANITY
6. BLIND
7. I remember you
8. byakuya
MC
9. Lost Sky
10. WALL OF GRIEF
11. ESCAPE
12. sweetest disease

Zugabe:
1. La fin de la journée
2. D.T.M.H
WERBUNG

Galerie

Zugehörige Künstler

WERBUNG