Interview

Interview mit lynch.

12/03/2009 2009-03-12 12:00:00 JaME Autor: Non-Non Übersetzer: Viktor Hemminger

Interview mit lynch.

Die Rockgruppe lynch. erzählt über die aktuellen Aktivitäten der Band.


© marginal works - lynch.
Nach dem erfolgreichen Start ihrer Oneman Tournee THE DIFFUSING IDEAL im Jahr 2008, hatte JaME die Chance, die noch recht junge, aber überaus erfahrene Nagoya-kei Band lynch. zu interviewen. Wir sprachen über die aktuellen Singles "Adore" und "Ambivalent Ideal", sowie über die Arbeiten der Band und ihre Ziele.


Könntet ihr euch bitte vorstellen?

Hazuki: Ich bin Hazuki, Sänger.
Reo: Ich bin Reo, Gitarrist.
Yusuke: Ich bin Yusuke, Gitarrist.
Asanao: Ich bin Asanao, Schlagzeuger.

Zuerst würden wir euch gerne ein paar Fragen zu eurer Single "Ambivalent Ideal" stellen, die am 15. November veröffentlicht wird. Der Titelsong, "Ambivalent Ideal", beginnt mit einer mysteriösen Stimmung und entwickelt sich dann zu einer harten und schönen Nummer mit zahlreichen Kontrasten. Der Sound ist typisch für lynch.. Hazuki, als du den Song geschrieben hast, woran dachtest du?

Hazuki: Ich schrieb ihn, nachdem wir ein Treffen hatten, bei dem wir planten, wie unsere nächste Single klingen soll. Wir einigten uns auf ein Lied, das eine düstere Stimmung mit einem nachlassenden Gefühl haben würde, etwas, was wir vorher schon oft gemacht haben, was aber dennoch nicht einfach schnell zusammengeschustert sein sollte. Ich habe anfangs nicht so viel über Kontraste nachgedacht, aber als die Arbeit daran voranschritt, entschlossen wir uns dazu, an einigen Stellen zurückhaltend zu sein, uns dafür aber an anderen Stellen, an denen es unserer Meinung nach besser passte, gehen zu lassen.

Eure vorherige Single "Adore" war Rock mit viel Wucht, aber dieses Lied ist anders, nicht wahr?

Hazuki: Ja. "Adore" war so eine Art von Lied, und dieses Mal haben wir es anders gemacht. Offen gesagt ist "Adore" ein Lied, dessen Manier wir gerade sehr gut beherrschen. Aber man sollte nicht zwei Mal hintereinander das Gleiche machen, also haben wir uns für etwas differenzierteres entschieden.

Was ist diesmal das Konzept der Lyrics?

Hazuki: Zu den Liedtexten; der Titel ist "Ambivalent Ideal", also dachte ich an "ambivalent" (Anm.: Synonym für hintergründig, doppeldeutig) und wollte die Botschaft vermitteln, dass wenn wir die Sachen aus verschiedenen Perspektiven betrachten, wir diese sehr unterschiedlich wahrnehmen können. Das Lied handelt von einem Mord. Mord ist ein kriminelles Vergehen und ich meine, die allgemeine Assoziation damit ist "Jemand hasst jemanden anderes und töten ihn". Aber es gibt auch Fälle, in denen dieser Jemand die andere Person nicht hasst. Ich dachte, dass es möglich ist, jemanden aus Liebe zu töten, also habe ich einen Hauptdarsteller erschaffen und schrieb über die ihn vergleichenden Betrachtungen von außen und von innen.

Oh, davon handelt der Text!?

Hazuki: Auf diese Weise ist die Hauptmelodie eine Liebesbekundung, aber tatsächlich ist es eine Mordszene.

"Ich tötete dich, weil ich dich liebte"?

Hazuki: Nein, nicht für die betrachtete Person im Song. Mord ist für ihn nichts anderes als Sex.

Ihr habt ein Video gedreht, man sieht dort unter anderem eine Frau, die in einem Rollstuhl sitzt, und Asanao mit sehr viel Make-up. Steht das in Verbindung mit dem Text?

Hazuki: Ja. Und die Frau im Rollstuhl war in Wirklichkeit ich. (lacht) Ich habe die Idee eingebracht und wir haben darüber diskutiert, was wir machen wollen.
Reo: Ich habe von Hazuki den Verlauf der Geschichte erzählt bekommen und wir beschlossen eine reibungslose Verknüpfung mit den Lyrics.

Hattet ihr die Idee mit der Frau im Rollstuhl von Anfang an?

Hazuki: Ja. Es war bereits in der Planung und in den Skizzen vor dem Dreh.
Reo: Als Hazuki den anderen Mitgliedern die Zeichnungen präsentierte, waren darunter viele eindrucksvolle Szenen und ich meinte, sie würden den Inhalt des Textes sehr gut darstellen. Dieses Mal habe ich nicht wirklich Ideen eingebracht, also brachte er seine ein. Es liegt an uns, was wir in den Videos machen und ich denke, dass das, was Hazuki uns zeigte, dem Inhalt entsprach.

Wie war es, das Video zu drehen?

Asanao: Ich selbst war überrascht. Es stellte sich als sehr schön heraus. (lacht) Und genau so waren auch die Bilder, die wir machten.

Ich habe gehört, du hast dein Make-up selbst gemacht.

Asanao: Ja, ich gestaltete mein Make-up nach der Stimmung des Liedes und ich stellte mir mich "schmutzig" vor, inspiriert von Hazukis Lied.

"Schmutzig" also.

Asanao: Ja. Aber die Bilder, die wir drehten, waren unerwartet schön, also dachte ich mir "Ich leuchte". Während der Planung gab es zahlreiche Ideen, von denen wir einige machen konnten und andere wiederum nicht. Tatsächlich hatten wir einige unheimliche Schwierigkeiten beim Dreh...

Könnt ihr was darüber erzählen?

Asanao: Nun, es waren zum Großteil Probleme mit den Maschinen. Es ist etwas schade, dass wir nicht all unsere Ideen verwirklichen konnten, weil wir eine Zeitbeschränkung hatten. Aber als wir das komplette Video sahen, war es sehr gelungen, deshalb bin ich sehr zufrieden damit.

Das Video ist sehr kraftvoll. Der Kontrast der Gewalt in den Liveaufnahmen und der Stille der Krankenhausszene ist großartig.

Yusuke: Ich hatte mir vorgenommen, anders aufzutreten als bei richtigen Lives. Es ist das zweite Mal für mich, in einem Video aufzutreten und ich versuchte zu spielen, während ich mich an das erinnerte, was ich zuvor gemacht habe... aber man kann mein Gesicht nicht wirklich erkennen, wegen meinen Haaren.
Hazuki: Ich wusste nicht, dass dich das beschäftigte. (lacht)
Yusuke: Asanao sagte, wir hätten einige Probleme gehabt. In meinem Fall riss mein Gitarrengurt beim Dreh. Der Ort gab einem das Gefühl, als ob etwas anderes dort war...

Glaubt ihr an so etwas?

Yusuke: Ähm... Ich versuchte nicht an so was zu glauben, und ich kann diese Dinge auch nicht sehen, also bin ich in Ordnung. Es war halt so, wir hatten viele Probleme beim Dreh, also dachte ich mir: "Es ist etwas hier..." (lacht)

Hast du gedacht "Wir sollten geläutert werden"?

Yusuke: Ja.

Nun zur B-Seite, "DOZE". Es ist ein harter Song, eine Art von Punkrock. Er hat auch einen ruhigeren Teil mit klarem Gitarrenspiel und endet wiederum hart. Wie ging diese Entwicklung vonstatten?

Hazuki: In der ursprünglichen Idee war kein ruhiger Mittelteil vorhanden und es war nur ein irrer Song. (lacht) Als ich ihn einbrachte, dachte ich mir "Er ist gut so wie er ist!".. Jedoch sagten die anderen Mitglieder nach dem ersten hören, dass sie daraus etwas machen wollten, was nur lynch. machen können. Also einigten wir uns auf die ruhigere Stelle in der Mitte.

Ich verstehe. Auf einer Single sind zwei verschiedene Arten von Liedern und in einem davon ist auch noch eine Variation.

Hazuki: Umm, ja. Sie sind absolut gegensätzlich.

Diese Tournee begann mit dem Auftritt im Ebisu LIQUIDROOM am 24. Oktober. Das Konzert war so aufregend, dass man nicht das Gefühl hatte, es habe sich um ein Auftaktkonzert der Tour gehandelt.

Hazuki: Ja, der Auftritt verlief wie ein Tourfinale. Dennoch hatten wir hinterher ein Treffen, bei dem wir verbesserungsbedürftige Dinge besprochen haben. Üblich ist das erste Konzert recht schwierig, da sich die Setlists noch nicht so eingeprägt haben, da Proben dafür nicht ausreichen. Ehrlich gesagt war die Halle viel zu groß für einen Tourauftakt. (lacht)

Das Publikum war sehr wild.

Hazuki: Es war eine Art Revanche-Konzert. Deshalb war das, was wir planten, recht umfangreich. Wir hatten eine gewisse ideale Vorstellung. Aber ich denke, um die zu erreichen, müssen wir noch ein wenig mehr arbeiten.
Asanao: Letztes Mal spielten wir ebenfalls im Ebisu LIQUIDROOM in Tokio. Daher kam wohl das Gefühl "Es wird schon gut gehen", weshalb wir auch nicht so nervös waren. Bei näherer Betrachtung denke ich nicht, dass das Ergebnis gut war. Beim Konzert war nichts sonderlich schlecht. Wenn es aber das Tourfinale gewesen wäre, denke ich, wäre es ein wenig anders gewesen.
Yusuke: Ich fühlte mich, als ob das Publikum uns besiegte. Es war unsere Aufgabe, ihnen einzuheizen, aber sie war bereits auf Hochtouren, bevor wir sie dazu brachten.

Diesmal wussten die Fans, dass euer erstes Konzert im Ebisu ein Revanche-Auftritt sein würde. Hattet ihr daher nicht das Gefühl, dass sie es ebenfalls versuchten?

Hazuki: Das ist auch der Grund, warum es so gut lief, denk ich. Wenn wir einfach nur gut spielen würden, wären Konzerte nicht so gut. Während wir nicht die vollen 100% bringen konnten, bewegte sich das Publikum zwischen 120 und 200%. Zudem erzählten die Leute, dass das Konzert gut war, also war’s im Endeffekt in Ordnung. Was unseren Bühnenauftritt betrifft, so denke ich, dass wir nicht schlecht waren, aber dass wir es dennoch besser machen könnten.

Ihr habt von der Tournee nun vier Konzerte beendet. Wie waren diese?

Reo: Nach unserem Auftritt im LIQUIDROOM setzten wir uns zusammen und diskutierten über unsere Konzerte. Yusuke sagte, wir sollten darüber nachdenken, wie wir unsere Darbietungen entwickeln könnten, sodass das Publikum auf uns reagiert. Danach änderten wir die Setlist des ersten Tages und begaben uns zum zweiten Konzert in Sapporo. Von da an spürten wir ihre Resonanz uns gegenüber.

Ändert ihr viel an der Setlist?

Reo: Nein, wir verändern nicht sehr viel. Denn selbst eine kleine Veränderung kann den Fluss des Konzerts beeinflussen. Auch wenn ich sagte, dass die Konzerte besser wurden, meine ich nicht, dass die Shows in der ersten Hälfte der Tour schlecht waren. Wir geben jedes Mal 100 Prozent bei jedem unserer Konzerte. Aber wir entwickeln uns auch, deshalb verändert sich unsere Performance.

Und jedes Mal, wenn ihr einen neuen Song live spielt, gewöhnt ihr euch an ihn.

Reo: Ich denke, dass sie in einer gewissen Weise vom Publikum erzogen werden. Sie haben diese gehört und verstanden.

Gibt es bestimmte Lieder, die von den Leuten in unterschiedlichen Regionen mehr als andere präferiert werden? Bedenkt ihr den Ort wo ihr spielt, wenn ihr die Setlist entwerft?

Hazuki: Hmm, seit unserer Gründung haben wir bereits in ganz Japan gespielt. Und es gibt Orte, in denen die Leute auf harte Lieder mehr abgehen. (lacht) Also fügen wir dort mehr harte Lieder der Liste hinzu.
Reo: Wir denken darüber nach, wie das Publikum reagieren wird, aber ich denke auch über den Aufbau der Halle nach. Wir variieren je nach dem wie die Halle aufgebaut ist. Wenn sie groß ist und über eine gute Beleuchtung verfügt, spielen wir Lieder, die dazu passen. Und wenn der Club klein und die Luft dünn ist, spielen wir eher härtere Songs. Wir entscheiden über die Setlist mit Bedacht der Qualität der Auftrittsorte.

Ist etwas amüsantes passiert?

Hazuki: Am ersten Tag. (lacht) Einen Moment... in der Mitte des Auftritts wollten wir ein neues Lied spielen, das zuvor noch nicht veröffentlicht wurde. Wir begannen mit 1-2-3... aber Asanao kam irgendwie nicht in Gang. (lacht)

Ah, ich erinnere mich! (lacht)

Asanao: Och nö... Ich möchte mich nicht daran erinnern... (lacht)
(Alle brechen im Gelächter aus)
Hazuki: Es war in der Mitte des Konzerts, als die Stimmung grade sehr intensiv und schwermütig war, da konnten wir die Sache nicht vertuschen. (lacht) Es war in dem Moment, als wir gerade die Stimmung ändern wollten und das Konzert richtig abgehen sollte... und dann macht er einen Fehler. (lacht)

Ich wusste das nicht, bis ihr es erzählt habt.

Hazuki: Aber danach konnte ich mich entspannen.

Gab es andere interessante Ereignisse?

Hazuki: In Niigata, an Reos Geburtstag, hat man einen Geburtstagskuchen vorbereitet!
Reo: Und da gab es noch was... wenn die Halle dunkel wird und die Sound Effects vor unserem Auftritt beginnen, kann man die Leute hören, die nach Hazuki rufen... aber es sind meistens Männer. (lacht)
Hazuki: Genau, überall waren es Männer. Ich habe darüber auch schon in meinem Blog geschrieben. (lacht)
Reo: Männer reagieren schneller, wenn die Lichter in der Halle ausgehen. Sie rufen in etwa so "Hazukiiiiii---!!!" (lacht) (Reo imitiert eine tief grollende Stimme, wie beim Death Metal üblich, die nach Hazuki ruft)

Das ist cool!

Reo: Ich denk auch, dass das gut ist!

Was mögt ihr mehr, Oneman Konzerte oder Events zusammen mit anderen Gruppen?

Hazuki: Wenn ich mich entscheiden müsste, denke ich, dass ich Oneman Auftritte eher mag, da wir länger spielen können. (lacht)

Ich meine, dass es auch gute Gründe für Konzerte mit mehreren Bands gibt.

Hazuki: Hmm, es ist meine persönliche Meinung, aber ich denke dann "Ich bin ein Geschäftsmann" bei solchen Konzerten. Es fühlt sich an wie eine Pflicht, nach dem Motto "Ich muss mehr Fans anwerben!" Deshalb denke ich, dass ich bei Onemans die Dinge mit mehr Freiheit machen und mich richtig entfalten kann.

Bei Onemans kommt das Publikum nur, um lynch. zu sehen. Bei Multiband Konzerten gibt es verschiedene Fans, die sehr unterschiedlich reagieren.

Hazuki: Nun, ich denke über so etwas nach, zum Beispiel wie ich mich auf der Bühne verhalten sollte und wie ich singen sollte. Ich weiß, dass solche Gedanken notwendig sind und so, aber ich will nicht darüber nachdenken müssen. Ich mag aber eigentlich beide Arten von Konzerten. (lacht)

Ist es für euch schwierig, mit sehr unterschiedlichen Gruppen zu arbeiten?

Reo: Ganz im Gegenteil, ich finde, dass ich dann so richtig loslege!
Hazuki: Für mich ist es wie mit einem Auswärtskonzert. Meine Gedanken sind dann in etwa "Okay, das ist es! Legen wir los!"

Mit wem ist es einfacher zu arbeiten: Bands die euch ähnlich sind oder solche, die sehr anders sind?

Reo: Ich denke nicht darüber nach, mit wem man einfacher arbeiten kann. Aber mich regen Gruppen auf, die nicht rechtzeitig auftauchen. (lacht)

Und Bands, die zu lange bei einem MC reden? (lacht)

Reo: So was ist gegen die Regeln denk ich. Es ist, als würde man seinem Gegner nach dem Gongschlag noch schnell einen Kinnhaken verpassen! (lacht)

Der aktuelle Titel der Tour ist "THE DIFFUSING IDEAL". Wer entscheidet jedes Mal über den Namen?

Reo: Der Name war bereits beschlossene Sache, noch bevor der Titel "Ambivalent Ideal" fest stand. Während unserer Herbsttournee durch das Land überlegten wir uns, was wir bei unserer Oneman Tour, die zwölf Konzerte umfasst, machen sollten. Also beschlossen wir, unser Ideal der Nation zu erläutern, indem wir es zum Namen machten.

Also habt ihr euch überlegt, das Wort "Ideal" für einen Song zu benutzen, nachdem ihr den Tournamen festgelegt habt?

Hazuki: Ich dachte das wäre eine gute Idee. (lacht)
Reo: Hazuki dachte über die Weltanschauung des Liedes und das Konzept der Lyrics nach, da er den Text vor dem Liednamen erfand.
Hazuki: Ich mache so was mit Liedern, deren Titel noch nicht feststeht.
Reo: Am Ende entschieden wir uns für "Ambivalent Ideal". Und was den Namen der Tour angeht... Als wir im Sommer und Herbst bei Events auftraten, dachten wir über die Oneman Tournee nach, bei der wir keine Zeitbegrenzung haben würden und zu welcher nur die Fans auftauchen würden, die lynch. kennen und mögen. Wir malten uns auch aus, wie die Auftritte aussehen würden und wählten dann den Titel, weil wir einen idealen Weg finden wollten, landesweit das Ideal von lynch. zu verbreiten (auf Englisch: to diffuse).

Hazuki, du bist DJ bei Radio Sendungen, Live Cast und ähnlichem. Wie läufts?

Hazuki: Ich genieße es. Es ist eines der Dinge, die ich schon sehr früh machen wollte. Ich mag es, zu reden.

Aber dein Image ist eher das von jemandem, der nicht gerne redet.

Hazuki: In Wirklichkeit bin ich nicht so. Ich denke, ich bin sehr gesprächsfreudig, aber nur mit Leuten, die ich gut kenne. Ich spreche überhaupt nicht mit Leuten, die ich nicht kenne.

Ach, bist du so? Reo, du hast eine Menge Freunde, deshalb redest du mit allen Arten von Menschen, richtig?

Reo: Nun, wenn ich angesprochen werde, rede ich, weil ich es mag zu reden. Und ich denke es ist gut für mich, verschiedene Leute zu treffen und über Unterschiedliches zu reden.
Hazuki: Was Live Cast angeht, so nehmen wir das selbst auf. Wir machen es komplett selbstständig. Als Beispiel: Magazine haben Beschränkungen, beispielsweise bei der Anzahl an Buchstaben und andere Radioprogramme haben Zeitlimits. Wir müssen darüber nicht nachdenken und wir können reden, worüber auch immer wir wollen. So kann ich Sachen sagen, die ich normalerweise nicht sagen kann.

Reden Asanao und Yusuke dort auch?

Asanao: Wenn man mich fragen würde, ich würde es machen. Aber... ich weiß nicht, wie es laufen würde, da ich nicht sehr viele Freunde habe. (lacht)
Hazuki: Keine Angst, ich rede die letzte Zeit mit mir selbst. (lacht)
Reo: Letztes Mal hab ich das gemacht. Ich redete die ganze Zeit mit mir selbst. (lacht) Aber es war besser.

Zeichnet ihr während der Tour viele Programme auf?

Reo: Nein, ich nehme sie in Hotels auf. Ich zeichne es im Hotel auf, bearbeite es alleine, so dass es in etwa 30 Minuten lang ist und liefere es selbst ab. (lacht)

Kaine, einer der Gitarristen von SIX-R, war mal als Gast dabei. Ist er ein Freund?

Hazuki: (lacht) Er war einige Stufen über mir, als ich in der Mittelstufe war. Er ist eine wichtige Person in meiner musikalischen Karriere, was sehr unerwartet kam. Als wir eine öffentliche Halle mieteten um dort einfach so aus Spaß zu spielen - wir spielten noch nicht in Konzerthallen -, sagten wir uns: "Lass uns Geld zahlen und gemeinsam auftreten". Als ich das erste Mal auf der Bühne stand, war Kaine der tatsächliche Organisator. (lacht) Als ich dann aufgetreten war, mochte er mich mehr und ich kam in einen größeren Freundeskreis. Und dann entwickelte es sich zu dem, was es jetzt ist... Wenn er also damals nicht da gewesen wäre, wäre ich heute nicht hier.

Wie fühlt es sich an, zu wissen, dass sechs von den zehn bisherigen Veröffentlichungen vollständig ausverkauft sind?

Hazuki: Ich weiß nicht. Wirklich. Hm, das umfasst die ersten limitierten Pressungen. Aber ehrlich gesagt fühle ich nichts.

Habt ihr es nie realisiert oder ein Gefühl bekommen, etwas erreicht zu haben? Wart ihr nicht darauf aus, ausverkaufte CDs zu machen?

Hazuki: Ich denke gar nichts. Die, die ausverkauft sind, sind zu großen Teilen unsere ersten limitierten Auflagen. Es ist nicht gut, wenn die limitierten Editionen nicht ausverkauft sind. (lacht) Die regulären Versionen sind noch kaufbar. Es ist keine Zahl, die man einfach so mitnehmen kann, deshalb denke ich, dass es recht normal ist.

Was ist die Bedeutung hinter dem Englischen Ausdruck "Monster Barker" im Song "The Universe" vom Album "THE AVOIDED SUN"?

Hazuki: Meine Antwort könnte dich enttäuschen, aber ehrlich gesagt hat es keinen besonders hintergründigen Sinn. Normalerweise denke ich viel über den Chorus nach und ich hasse es, Wörtern seltsame Bedeutungen anzuhängen, nur damit sie böse klingen, da man sie schwer singen kann. Diejenigen, die den Chorus singen müssen, müssen auch spielen, weshalb sie sich nicht nur auf den Refrain konzentrieren können. Also denke ich über Wörter nach, die einfacher zu schreien sind. Und die Termini "Monster" und "Barker" sind eine Zeile im Japanischen, was einfach zu sagen und zu schreien ist. Zudem vergleiche ich sie mit dem Rest des Textes und wähle jene, die sich nicht zu stark von diesem unterscheiden. Daher ist der Klang ein wichtiger Faktor, auch wenn ich den Sinn aller Wörter nicht so gut verstehe. (lacht) Aber es gibt andere Sachen neben den Bedeutungen, auf die ich mehr Wert lege.

Früher hast du erzählt, dass die englischen Titel besser zur Thematik von lynch. passen. Ist das auch der Grund, warum du in den Texten so viele englische Wörter einbaust?

Hazuki: Meine Art zu singen passt oft nicht zum Japanischen. Es ist ein wenig seltsam wenn ich es anhöre und ich habe einige Schwierigkeiten, auf Japanisch zu singen. Es ist beispielsweise sehr hart, auf Japanisch zu shouten. In dieser Hinsicht ist Englisch viel einfacher zu nutzen, deshalb verwende ich es oft.

Es gibt also keine Intention die Musik stärker zu betonen, dadurch, dass man englische Texte benutzt?

Hazuki: Nein. Es ist einfach nur leichter anzuhören.

Yusuke, du bist lynch. später beigetreten. Gibt es etwas, worauf du seither aufmerksam geworden bist?

Yusuke: Mit meinem Spiel bin ich mir nicht sicher, ob ich auf irgendetwas aufmerksam achte. Meine Vorteile waren bekannt, als ich eingeladen wurde einzutreten. Als ich also beigetreten war, wollte ich meine Fähigkeiten so einsetzen, dass es der Band helfen würde, sich nach vorne zu entwickeln. Vor meinem Eintritt hatte ich die Band einige Male live gesehen und verstand den Grundton der Gruppe. Deshalb dachte ich, ich könnte neue Aspekte und Nuancen einbringen, wenn ich beitrete.

Genau wie Reo bist auch du Gitarrist. Was hältst du von Reo?

Yusuke: Ich kenne Reo aus seiner früheren Gruppe, bevor er bei lynch. angefangen hatte. Daher war ich zunächst etwas nervös. Ich fragte mich, ob es richtig für mich wäre, sein Partner zu sein. (lacht)

Nun, Reo, was hast du von Yusuke als Gitarrist gedacht?

Reo: Er ist das komplette Gegenteil von mir. Er fragte zuvor: "Wenn ich beitrete, wie könnte ich die Band voranbringen?". Und ich fühlte, dass er wirklich etwas bewirken würde, da er viel Erfahrung besitzt und schon einiges erreicht hat. Wir wechselten von einer Drei-Mann Band zu einem Quartett, und nun machen wir also Musik über vier Mitglieder. Ich möchte nicht, dass er das Gefühl hat, er müsste sich zurückhalten, sondern dass er frei aufspielt und so Sachen sagt wie "Ich denke, diesen Teil könnte man so und so spielen..." oder ähnliches.

Also hast du ihm nicht nahegelegt, dass ihr bestimmte Elemente teilt, sondern ihr habt beide die Einstellung "Ich möchte es so und so spielen...", richtig?

Reo: Wir zeigten uns gegenseitig unser "Ich möchte es so spielen" und diskutierten dann darüber, wie es zusammenpassen und nicht im Lied konträr aufeinanderprallen würde. Aber von Beginn an haben wir niemals über etwas gestritten.

Asanao, dein Schlagzeugspiel ist ruhig und abgeklärt. Bist du dir dieses Stils bewusst?

Asanao: Nein, nicht wirklich. Ich spiele so bereits seit langer Zeit. lynch. haben ein Image von Gewalt, aber ich werde nicht so ungestüm sein. Und das denke ich bereits seit der Gründung von lynch.. Ich werde es auch nicht ändern. Aber Konzerte sind was ganz anderes...

Wirklich?

Asanao: Nun, nicht wirklich. (lacht)
(Alle brechen im Gelächter aus.)
Reo: Wir machen jeweils das, was wir wollen. Und dieser Mix ist lynch., denk ich. Wenn wir alle unseren jeweiligen Vorteile einbringen, werden wir uns entwickeln. Deshalb spielt er sein Schlagzeug nicht "ruhig", aber die Art wie er spielt erscheint ruhig im Vergleich zu anderen. Das selbe können wir von Hazuki sagen. Er schreibt die Art von Songs, die er mag, und der Zuhörer empfindet sie als eingängig, melodisch oder hart. Wir machen einfach das, wovon wir denken, dass es cool ist. Alle Zusammen.

Ich denke, dass deine Einstellung zu deiner Musik cool ist.

Asanao: Ich denke, wir alle wissen, wo wir in Bezug auf Musik jeweils stehen.
Reo: Wir haben etwa vier Jahre zusammen gearbeitet, also wissen wir, was wir tun sollten. Und wir arbeiten daran und entwickeln uns nach vorne.

Gibt es für euch eine bestimmte Herausforderung?

Asanao: Ich möchte mich nicht sonderlich verändern. Ich möchte diese Stimmung beibehalten und dauerhaft gute Konzerte und gute Lieder spielen.
Yusuke: Ich persönlich bin ein Gitarrist und spiele derzeit nur Gitarre. Aber wenn wir Lieder haben würden, wo ich außer der Gitarre noch andere Instrumente spielen müsste, ich würde in Zukunft auch andere Instrumente spielen. Ich könnte mich am Synthesizer oder etwas Speziellem versuchen. (lacht) Aber dies ist nur mein persönliches Interesse.

Bereitest du dich darauf vor?

Yusuke: Nein, nicht wirklich. (lacht) Aber wenn ich die Gelegenheit hätte so etwas zu machen, denke ich, dass es sehr interessant wäre.
Reo: Nun, da wir zu viert sind, fühle ich mich sicherer. Ich glaube, dass wir deshalb unseren Umfang der Songs erweitern könnten... Das habe ich gerade festgestellt... (lacht)

Derzeit macht Hazuki fast alle Lieder. Gibt es eine Möglichkeit, dass die anderen Mitglieder auch Songs schreiben werden?

Reo: Vielleicht. Es könnte seltsam klingen, aber es wäre interessant, auch andere Arten von Liedern zu spielen. Zum Beispiel R&B, Surf Rock, Melo-Core; es gibt so viele Genres in der Musik. Wenn wir sie so arrangieren müssten, dass sie der Musik von lynch. entsprächen, denke ich, wären die Möglichkeiten für die Band viel größer. Wir sind überzeugt, dass, wenn wir so etwas machen würden, niemand sagen würde "Das ist nicht lynch.".

Aber das wäre schwieriger für den Sänger. (lacht)

Hazuki: Ja. (lacht) R&B ist schwierig... (lacht) Ich mache was ich mag, deshalb gibt es nicht wirklich was Neues, das ich probieren möchte. Ich denke, ich werde weiterhin das machen, was ich will. Es ist so, ich würde gerne irgendwann ein Photo ohne Make-up machen. Ich hasse Make-up überhaupt nicht und ich nutze es, weil ich es möchte. Aber ich liebe Künstler, die Photos ohne Make-up machen. Und da ich das noch nie gemacht habe, wäre es schön, es in der Zukunft zu tun.

Du könntest über diese Stimmung ein Lied schreiben.

Hazuki: Ja. Ich denke, dass wir das sogar bei den aktuellen Songs machen können. Aber ich denke auch, dass wir auf den Fluss der Dinge achten müssen.

Empfindet ihr es als Vorurteil, wenn Leute euch als "Visual Kei" bezeichnen?

Hazuki: Ich weiß nicht, was genau Visual Kei ist. Es ist kein musikalisches Genre und ob du dem VK angehörst, wird davon abhängig gemacht, ob du Make-up trägst oder nicht... Scheint also so, als wären wir eine Visual Kei Band. Aber es kümmert mich nicht, da wir ja wirklich Make-up nutzen. (lacht)
Reo: Wenn Leute uns wegen unserer Musik dem Visual Kei zurechnen, dann macht mich das wütend. (lacht)
Hazuki: Wenn Leute im Allgemeinen von Visual Kei sprechen, denken sie an niedrige musikalische Qualität. Und dann meine ich, dass es eine Schande ist, wenn Leute uns damit assoziieren. Wenn wir aber dem Genre wegen unseres Aussehens zugerechnet werden, müsste ich dem zustimmen.

Eure CDs werden in Plattenläden in der Visual Kei Abteilung verkauft. Wie denkt ihr darüber?

Reo: Derartige Genres werden von den Hörern rein willkürlich kategorisiert. Wir machen einfach das, wovon wir denken, dass es cool ist und wenn sie uns dem Visual Kei zuordnen, werden wir nichts dagegen sagen. Ich meine es ist so: Eine Band, die vom Rest der Welt für Punk gehalten wird, könnte im Herzen von sich selbst denken eine Heavy Metal Band zu sein. (lacht) Eine Band, deren CDs in der Abteilung mit Loud Rock gestellt werden, könnte Hard Rock sein. Eine Band, deren CDs zum Heavy Metal gestellt werden, könnte von sich selbst denken "Nein, wir sind Power Metal!" (lacht). Es wird von Leuten irgendwie zugeordnet, deshalb sagen wir nichts. Ich denke, dass es besser wäre, diese Energie für andere Sachen zu nutzen. (lacht) Meiner Meinung nach könnten solche Mauern nach und nach bröckeln, je konsequenter wir gute Musik und Konzerte spielen.

Sagt doch zum Abschluss bitte noch etwas zu eurer kommenden Tournee und richtet eine Nachricht an eure Fans im Ausland.

Yusuke: Die Inhalte unserer Konzerte werden besser und besser. Ich hoffe, die Band wird nach dem Abschluss der Tour bereit sein, die nächste Stufe zu betreten. Daher möchte ich jedes Konzert genießen. Wir könnten eine Möglichkeit haben, in Zukunft nach Übersee zu kommen und dort Konzerte zu spielen. Ich denke, dass die Konzerte sehr spannend sein würden. Bitte wartet auf uns. Wir freuen uns auf den Tag, an dem wir euch endlich treffen können.
Asanao: Wir beteiligen uns an den Konzerten jedes Mal mit der ganzen Seele und wachsen sicherlich mit jedem Auftritt, daher möchte ich, dass diese Tour ein Erfolg wird. Ich habe noch nie ein Konzert im Ausland gespielt, aber ich höre von Leuten, die es gemacht haben "Die Luft ist anders als in Japan". Ich kann darüber nichts sagen, da ich es noch nie gefühlt habe, aber ich würde es eines Tages gerne tun. Ich kann nicht aufhören, mir vorzustellen, wie lynch.s Konzerte in Übersee sein könnten, aber ich bin sehr gespannt, wie sie sein würden.
Reo: Ich meine, dass jedes Mitglied sich auf dieser Tournee konzentrieren kann, deshalb wollen wir die Anspannung vom ersten Tag bewahren und 200% oder gar 300% in unsere Auftritte stecken. Ich habe gehört, dass die Luft in Übersee anders ist und so weiter. Aber ich möchte einfach ins Ausland fahren und für euch spielen. Wenn ihr eine Chance habt, unsere Konzerte zu sehen, kommt und seht uns. Ich bin mir sicher, dass ihr ein lynch. Konzert genießen werdet.
Hazuki: Diese Tour ist unsere Oneman Tournee in zwölf verschiedenen Sälen und eine Menge Leute werden kommen, um uns zu sehen. Daher denke ich, dass wir im Stande sein werden, jedes Mal einen guten Auftritt hinlegen zu können. Ich fühle, dass die aktuelle Situation in etwa dem sehr nahe kommt, was ich mir vorstellte, als ich die Band gründete. Ich freue mich darauf, diesen Traum zu verwirklichen. Ich hoffe, ich kann ein wenig Zeit mit euch verbringen bei unserem Abschlusskonzert, also bitte kommt und seht uns live. Was eine Reise ins Ausland angeht, so sagen mir die Leute immer öfter "Kommt bald zu uns!" (lacht). Ich kann nicht sagen wann, aber ich kann sagen, dass ich wirklich gerne kommen würde. Unsere nächste Arbeit wird sehr umfangreich sein. Wenn ihr es euch anhören werdet, bin ich mir sicher, dass ihr verstehen werdet, dass lynch. sich vom Visual Kei sehr unterscheidet. Haltet also danach Ausschau, wenn wir es veröffentlichen.

JaME möchte lynch. danken, dass sie das Interview ermöglichten.
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