Interview

Interview mit DJ SiSeN auf der Anime USA

01/03/2009 2009-03-01 12:00:00 JaME Autor: Jess & Jane Übersetzer: Geisha

Interview mit DJ SiSeN auf der Anime USA

Anlässlich seines Auftritts auf der Anime USA Convention gab DJ SiSeN JaME ein exklusives Interview


© JaME - DJ SiSeN
Bei seinem zweiten Besuch in Amerika war Gothic/Fetisch/Alternative DJ SiSeN überall auf der Anime USA 2008 Convention anzutreffen. Er nahm an zahlreichen Events teil und hatte außerdem sein eigenes DJ Set auf dem Convention-eigenen Rave. Trotzdem nahm SiSeN sich einen Moment lang Zeit, um mit uns über seine Meinung zu Musik und Mode, sowie der Verbindung zwischen beiden, zu sprechen.

Vielen Dank, dass Du Dich mit uns getroffen hast. Kannst Du Dich bitte unseren Lesern vorstellen?

DJ SiSeN: Hallo! (lacht) Mein Name ist SiSeN. Dies ist das zweite Mal, dass ich in den USA bin.

Bist Du diesmal wenigstens dazu gekommen, Dir ein paar Sehenswürdigkeiten anzusehen?

DJ SiSeN: Ah, noch nicht. Aber ich möchte gerne!

Was möchtest Du Dir gerne ansehen?

DJ SiSeN: Ich möchte keine konventionellen Sehenswürdigkeiten und so weiter sehen, sondern den Underground. Seltsame Sachen!

Was denkst Du als DJ, der es gewöhnt ist, in Clubs aufzulegen, über die Anime-Convention-Szene hier in den USA?

DJ SiSeN: Anime Conventions sind keine Clubs, insofern denke ich nicht, dass viele der Leute hier in Clubs gehen würden. Ich glaube, das sind einfach nur Otaku. (lacht) Entschuldigung! (lacht)

(lacht) Wie würdest Du also Dein Set gestern und die Reaktion des Publikums einschätzen?

DJ SiSeN: Es war echt toll und ich war sehr zufrieden damit. Ich habe auf MySpace Tänzer für AUSA rekrutiert und was sehr zufrieden mit ihrer Performance.

Apropos MySpace, auf Deinem MySpace hast Du geschrieben, dass Du mit der derzeitigen Clubszene in Japan nicht zufrieden bist. Was ist es, das Dich daran stört?

DJ SiSeN: Ah! (lacht) Die Underground-Szene in Japan ist nicht wirklich groß. In Japan tragen Leute Gothicmode, aber sie gehen nicht in Gothic-Clubs. Als ob die Gothic-Szene in den Clubs einfach irgendwie... uncool ist. (lacht) Ich denke, dass nur die Mode cool ist. (lacht) Die Verbindung zwischen Mode und Musik ist wichtig. Ich denke, dass die Mode die Musik reflektieren sollte.

Auf Deinem MySpace steht außerdem, dass Du nicht berühmt werden, sondern lediglich der japanischen Club-Szene helfen willst. Möchtest Du nicht für Deine Arbeit bekannt sein?

DJ SiSeN: Nein, das meine ich damit nicht. Es ist, wie ein Idol zu werden. Ich möchte nicht, dass die Leute mich so sehen, ich will nichts Extravagantes. Aber wenn ich für irgendetwas berühmt sein muss, dann bitte dafür, dass ich der Clubszene helfe. Wenn nicht, dann ist es auch OK.

Was ist das für ein Gefühl, Fans in Europa und Amerika zu haben?

DJ SiSeN: Fantastisch! (auf Englisch) Ich bin wirklich überrascht! (lacht)

Wann hast Du angefangen, Dich für Musik zu interessieren?

DJ SiSeN: Als ich etwa fünf Jahre alt war, fing ich an, klassische Musik zu hören. Ich habe einfach immer diese Art von Erwachsenenmusik gehört. (lacht)

Du bezeichnest Dich selbst als Gothic/Fetisch/Alternative Club DJ. Könntest Du das näher erklären für diejenigen unter unseren Lesern, die noch nie mit dieser Art von Musik in Kontakt gekommen sind?

DJ SiSeN: Viele seltsame Industrial-Sounds! (lacht) Aber auch wenn es sich seltsam anhört, der Club Sound ist wirklich cool. Ich liebe diese Art von Industrial-Musik. Im Augenblick ist die Visual Kei Szene in Japan nicht so gut. Weißt Du, die meisten Fans interessieren sich eine kurze Zeit lang für Visual Kei und dann interessieren sie sich für Industrial. Natürlich gibt es auch Leute, die sich sehr lange für Visual Kei interessieren. Es ist OK, wenn man 35 Jahre alt ist und immer noch zu Visual Kei Konzerten geht. (lacht) Entschuldigung... Entschuldigung, wenn Du Visual Kei magst... aber Industrial ist die nächste Stufe!

(lacht) Deiner Meinung nach ist Industrial also die nächste Stufe nach Visual Kei?

DJ SiSeN: Ja! (lacht) Es ist schwer, heutzutage Individualität in Visual Kei zu finden. Viele Bands gibt es ohnehin nur kurz, weil das Interesse schnell abflaut.

Was für Musik hörst Du also selbst heutzutage?

DJ SiSeN: Außer klassischer Musik höre ich Industrial. Viele verschiedene Industrial-Künstler aus aller Herren Länder.

Letztes Jahr hast Du an der Internetshow Tokyo Gothic Loliku Night teilgenommen. Kannst Du uns mehr über dieses Programm verraten?

DJ SiSeN: Ah, ja. Also im Grunde genommen ist es ein Internet-Programm für Gothic Lolita und Visual Kei Fans. Verschiedene Künstler und Clubs werden vorgestellt und werben für ihre Events und so weiter.

Du arbeitest schon seit einiger Zeit mit Takuya Angel zusammen. Wie kam es dazu?

DJ SiSeN: Takuya ist nicht nur Designer, sondern auch DJ. Er ist genau wie ich der Meinung, dass Mode die Musik reflektieren sollte, also haben wir beschlossen, zusammenzuarbeiten. Das (zeigt auf seine Hand) ist etwas, was wir entworfen haben. Ich wollte niedliche Dinge mit erschreckenden Dingen mischen. Verstehst Du, niedliche Optik mit einer seltsamen, abstoßenden Optik. Vielleicht war das keine gute Idee. (lacht)

Ist der Schnuller, den Du oft trägst, nur Teil Deines Images oder ist er eine persönliche Notwendigkeit?

DJ SiSeN: Es wäre seltsam, wenn er eine persönliche Notwendigkeit wäre. (lacht) Viele Raver tragen Schnuller um den Hals oder am Handgelenk und so. Es ist einfach nur Clubmode.

Wusstest Du, dass in der Clubszene hier in den 60er Jahren Schnuller dazu benutzt wurden, LSD einzunehmen?

DJ SiSeN: Wirklich?! Stimmt das?! Nein, das wusste ich nicht!

Ja, wirklich!

DJ SiSeN: Mir gefällt diese Vorstellung nicht! Vielleicht sollte ich keinen mehr tragen! (lacht)

(lacht) Nein nein, heutzutage ist das doch nur Mode, das ist OK!

DJ SiSeN: (lacht) OK!

Was für ein Gefühl war es, zusammen mit DJ Chihiro im A La Mode Magazin zu sein?

DJ SiSeN: Es hat Spaß gemacht. Da wir beide DJs in der selben Szene sind, könnte man denken, dass wir Rivalen sind. Rein optisch ist er das genaue Gegenteil von mir, aber in Wirklichkeit sind wir gute Freunde.

Wie kam es, dass Du angefangen hast, Dich für die farbenfrohere Seite der Clubmode zu interessieren, anstatt der Gothicmode, die Du früher getragen hast?

DJ SiSeN: Ich mag beides. Ich mag den schwarzen Gothicstil, aber die Gothicmode in den Clubs ist spärlich und eintönig. Ich mag aber auch seltsame, niedliche Dinge. Ich bin ein großer Fan davon und sie sind meistens bunt, also bin ich auch bunt.

Dein Look sieht kompliziert aus. Wie lange brauchst Du etwa, um Dich für eine Show zu stylen?

DJ SiSeN: Dreißig... etwa dreißig Minuten. Früher hat es länger gedauert, aber ich mache das sehr oft, also geht es jetzt schneller.

Glaubst Du, die Clubszene könnte stark sein ohne dabei auch visuell zu sein?

DJ SiSeN: Nein, das glaube ich nicht. Die Musik ist zu eng mit der Mode verwachsen.

Du bekommst gerne Bilder von Deinen Fans, aber leider hast Du keine Zeit, die Geste zu erwidern. Könntest also Du zum Schluss bitte etwas für alle Deine Fans zeichnen?

DJ SiSeN: Ja, natürlich! (fängt an zu zeichnen) Ich zeichne "Binbou-chan". Binbou... was heisst das auf Englisch?

"Mittellos." (lacht)

DJ SiSeN: (zeichnet immer noch) Binbou-chan ist niedlich. (lacht) Was ist "kinki" auf Englisch?

"Versaut". (lacht)

DJ SiSeN: Und "Hentai"?

"Pervers". Jemand, der eine schmutzigen Fantasie hat. (lacht)

DJ SiSeN: Ah, schmutzige Fantasie! (zeigt auf sich)

(alle lachen)

DJ SiSeN: Binbou-chan ist fertig!

Vielen Dank!

DJ SiSeN: Danke ebenfalls!

JaME dankt Tainted Reality, AUSA und natürlich DJ SiSeN dafür, dass sie dieses Interview ermöglicht haben.
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