ONE OK ROCK im SHIBUYA-AX

Das SHIBUYA-AX war bis zum Bersten gefüllt, so voll gepackt, dass einige Zuschauer in der zweiten Etage stehen mussten. Die versammelten Fans von ONE OK ROCK waren ein Gedränge aus Mädchen und Kerlen, viele von ihnen mit Handtüchern von früheren Gigs der Band um den Hals. Die Bühne war für eine junge, wilde Band wie ONE OK ROCK ziemlich einfach gehalten, ohne viel Schickschnack und mit lediglich einem Poster, auf dem der Name des aktuellen Mini-Albums und der Tour zu lesen war.

Als der spacige Sound von "Abduction-Interlude" das AX erfüllte, wurde die gesamte Bühne von Scheinwerfern erleuchtet. Die Band betrat die Bühne und wurde mit lautem Geschrei begrüßt, besonders Sänger TAKA, welcher, bekannt als unglaubliches Energiebündel, den Abend mit einer wilden Show begann. Er rannte auf der Bühne auf und ab und schleuderte dabei sein Mikro über seinem Kopf herum. "Hitsuzen maker" war ein extrem energiegeladener Opener, sowohl Band als auch Publikum genossen die tolle Stimmung. "Melody Line no Shibouritsu" folgte, TAKA, Toru und Ryota brachten die Menge zu Tomoyas donnerndem Drumbeat zum Springen. TAKAs Gesang war besonders klar und zeugte von Selbstbewusstsein und Charisma, was gegen Ende des Songs mit ohrenbetäubendem Applaus belohnt wurde.

Vor "Yoru ni shika sakanai mangetsu" fand die Band kurz Zeit, um in einem kleinen MC* "Danke" zu sagen ehe man zur Musik zurückkehrte. Dieses Mal mit einem markanten Ska-Punksound, der das AX im wahrsten Sinne des Wortes erbeben ließ. Die ansteckende Energie von TAKA ermutigte sogar zum Mitsingen, sodass er eine Weile schwieg, um das Publikum singen hören zu können. Mit "San san dama" ging es punkig weiter, TAKA lieferte englische Lyrics im Stil von The Offspring, begleitet von besonders wuchtigen Bassklängen. In "Karasu" erhielten die Gitarren eine Chance, um mit fade-in/fade-out Effekten zu glänzen, untermalt von einer stetigen Bassline.

Entgegen seinem Selbstvertrauen auf der Bühne, gab TAKA zu, dass er vor dem Gig im AX fast krank vor Nervosität war - ein unerwartetes Geständnis, das Publikum hatte von Lampenfieber und Ähnlichem nichts bemerkt. "Borderline" brachte einen neuen heftigen Soundsturm und die Gitarristen und der Bassist kamen für ein kleines Tänzchen an den vorderen Rand der Bühne. Als Alex' Gitarre am Ende des Liedes widerhallte, fragte TAKA das Publikum, ob sie nicht ein neues Lied hören möchten. Nach der lautstarken Antwort wartete er einen Moment auf Ruhe und kündigte schließlich "Koi no aibou kokoro no cupid" an. Dieser neue Song verband Ryotas dumpfen Bass mit präzisen, hohen Melodien von Alex' Gitarre, darunter auch ein äußerst beeindruckendes Solo.

Darauf folgend nahmen sich ONE OK ROCK Zeit für ein längeres MC*, indem TAKA über diverse Neuigkeiten informierte, unter Anderem über die Veröffentlichung ihres dritten Albums im November. Er sprach auch über das Gefühl, in einer Band zu sein. Seit der Highschool, so erzählte er, wollte er immer in einer Band sein. Vor Kurzem wurde er 20 und nun fühlte er sich gefangen zwischen dem Erwachsensein und dem Wunsch, ein Kind zu bleiben. Er machte darauf aufmerksam, wie schwer es sein kann, so jung in einer erfolgreichen Band zu spielen. TAKA verweilte nicht allzu lange in der Vergangenheit, kündigte stattdessen die Aufnahmen für eine Live DVD an und schnappte sich eine Kamera, um das Publikum zu filmen. Das Spiel mit der Kamera wurde er scheinbar bald müde, man stürzte sich mit "Kemuri" und "Et cetera" wieder in die Musik. Letzterer Song, eine wunderschöne, flotte Rockballade wurde mit Jubel begrüßt. Es war atemberaubend, dem Gitarrenspiel von Toru und Alex zu lauschen, das Lied endete mit einem geflüsterten "Bye Bye". Der Rest der Band bekam in der nachfolgenden Pause die Chance, ein paar Worte zu sagen. TAKA machte Witze über Toru, der in der Vorstellung des Sänger selbst im Schlaf auf der Gitarre übte. Anschließend kam auch Ryota zu Wort und schließlich auch Tomoya, der ein freudiges "Ich bin glücklich!" quer durch den Saal brüllte.


Das Mikrofon kehrte zu TAKA zurück, sodass dieser das nächste Lied "(You can do) everything" mit ein paar Worten vorstellen konnte. Die Menschenmenge sprang zum Beat und Ryota und Alex trafen sich vor dem Schlagzeug, um ihre Gitarren zusammen zu spielen. Ohne Hemmungen stürzte man sich in die Performance von "100%". Als der Song endete, erklang eine süchtig machenden Melodie vom "Beam of Light" Mini-Album und schließlich kündigte ein heller Blitz aus Flutlichtern den Beginn von "Koubou" an. TAKAs selbstsichere Präsenz nahm die Bühne ein, welche inzwischen in gleißend weißes Licht getaucht das AX wie eine Sonne erhellte.

Wo "Et cetera" das balladeske Highlight des Abends bildete, so war "Crazy Botch" definitiv einer der interessantesten Songs der wilderen Sorte. Dank einer funkigen, basslastigen Einleitung und Torus verzerrt gescratchtem Gitarrensound klang das Ganze besonders cool. TAKA schien ganz besonders kraftvoll zu singen, hielt die letzten Noten solange an, bis Ryota und Alex in beeindruckende Soli zum explosiven Finale starteten. Dieser Höhepunkt bedeutete, dass erneut eine kurze Pause folgen würde und Alex erhielt nun die Chance, etwas zu sagen. Er erzählte, wie viel Angst er zuvor vor dem Auftritt im AX hatte und wie sehr er es nun genoss. Er versuchte auch auf Englisch zu sprechen (Alex ist Halbamerikaner), aber er brachte nur zwei Worte heraus. Tomoya fügte hinzu, dass er einfach nicht glauben könne, gerade ein Konzert dieser Größenordnung zu spielen, aber auch, dass bald größere Aufgaben auf ONE OK ROCK zukommen würden. Toru begann in der Zwischenzeit ein Ruf-und-Antwort-Spiel bestehend aus "Hey hey heys" mit dem Publikum, begleitet von einem beständigen Beat von Tomoyas Drums, ab und an mit hohen Tönen zur allgemeinen Bespaßung.

Es war auch die Zeit für neue Ankündigungen und die Menge drehte durch, als TAKA die nächsten Konzerte im Zepp Tokyo und im Yokohama BLITZ erwähnte. "Es ist verrückt", sagte er und er konnte sicher sein, die Energie, die durch diese News losgetreten wurde, würde den nachfolgenden letzten Songs einen extra Kick geben. Wieder einmal sang das Publikum in "Yume yume" mit, begleitet von Torus fachkundigem Rap, welcher auch in "Kako wa kyoukasho ni mirai wa shukudai" zu hören war. "Yap" outete sich als Live-Kracher, klang definitiv besser als auf der CD und das Publikum schwang die Fäuste zu der verrückten Melodie. Die Zeit war gekommen, TAKA brüllte ein obligatorisches "LAST!" und das Publikum antwortete mit lauten "Hey"-Rufen zum Beat, “Naihi shinsho“ war eine perfekte Abschlussnummer. Ryota begab sich zum Bühnenrand, um dem Gesang des Publikums zu lauschen. Auf TAKAs Wunsch hin sang die Menge noch lauter, er hielt ihr sogar sein Mikro entgegen. In der Mitte des Liedes hörte TAKA auf zu singen und brüllte seinen Dank hinaus. "AX!", schrie er, "Vielen Dank für den heutigen Abend. Wir werden niemals aufhören, für euch werden wir niemals aufhören." Als das Lied in einem Crescendo der Gitarren zu seinem Ende kam, erfüllte donnerndes Gebrüll der Dankbarkeit das AX und Jubel folgte den Jungs bis hinter die Bühne.

Die Zugabe ließ nicht lange auf sich warten und die Rückkehr der Band auf die Bühne wurde mit lautem Applaus belohnt. TAKA sprach kurz bevor sie zu spielen begannen. "Mehr und mehr", sagte er "wir werden unser Bestes geben und eine starke Band werden. Aber von hier an wird es viele Herausforderungen geben." Es folgte die Bekanntgabe der anstehenden Veröffentlichung ihres dritten Albums. Das erste Lied der Zugabe stammte von besagtem neuen Album - "CONVINCING". Die Lichter auf der Bühne verfärbten sich rot, als ONE OK ROCK diese heftige Nummer performten, welche große Erwartungen in das neue Album weckte. Ein Song mit einer harten Melodie, gehüllt in einen interessanten Schlagzeugbeat mit TAKAs Stimme, die immer wieder von rauen Tönen zu soften Klängen wechselte.

Das letzte Lied war schließlich der Evergreen "Keep it Real", welcher dem AX einen abschließendem Höhepunkt bescherte. Torus Rap wurde von roten und blauen Lichtern begleitet, die um ihn herum im Rhythmus der Musik aufblitzten. Diese verlangsamten sich dann schließlich, als TAKA weiter sang. In einem stillen Augenblick, indem nur Torus Gitarre spielte, fing das Publikum unter TAKAs Führung an zu singen, ehe alle Instrumente für einen powervollen Abschluss wieder ertönten, begleitet von aufflammenden Lichtern. Als sie einer nach dem anderen abgingen, dankten sie der Menge, TAKA war der letzte, der die Bühne verließ. Er verbeugte sich, schaute etwas verdutzt und schien stark beeindruckt von der riesigen Menge, die nach der Band schrie. Auch das Publikum war wie betäubt, geblendet von der unglaublichen Energie, die ONE OK ROCK in ihre Konzerte steckten. Diese Band entpuppt sich als wahre Größe in der japanischen Rockmusikszene. Man sollte die Jungs besser nicht aus den Augen lassen, denn von hier aus ist der einzig mögliche Weg der nach ganz oben.


Setlist:

Hitsuzen Maker
Melody Line no Shibouritsu
Yoru ni shika sakanai mangetsu
San san dama
Karasu
-MC*-
Borderline
Koi no Aibou Kokoro no Cupid
-MC*-
Kemuri
Et cetera
-MC*-
(you can do) everything
100% (hundred percent)
Koubou
Crazy Botch
-MC*-
Yume yume
Kako wa kyoukasho ni mirai wa shukudai
Yap
Naihi shinsho

Encore:

CONVINCING (neues Lied)
Keep it real


Anmerkung des Übersetzers:
*MC = Member Comment - Ein Mitglied der Band spricht zu den Fans.