Review

9GOATS BLACK OUT - Sleeping Beauty

14/01/2009 2009-01-14 12:00:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

9GOATS BLACK OUT - Sleeping Beauty

Die freie Interpretation von "Japan - ein Wintermärchen" vom Trio aus Tokio

Single CD

Sleeping Beauty (Regular Edition)

9GOATS BLACK OUT

Künstler: 9GOATS BLACK OUT
Titel: Sleeping Beauty
Typ: Single
Release: September 2008
Stil: Rock
Bewertung: 9,2


Trackliste:
01. Sleeping Beauty
02. Lestat


Es ist zwar bald ein halbes Jahr her, dass die Single veröffentlicht wurde, aber wie allseits bekannt, war das Alter einer CD noch nie hinderlich, um als Review verwurstet zu werden. Und da heut wieder der Schnee zurückkehrte, kramte ich die mit einer Schneelandschaft verzierte CD aus dem Regal, um sie mir endlich einmal anzuhören. Wo die Jungs Schnee mitten im Spätsommer fanden, wird wohl Betriebsgeheimnis bleiben, aber die Aufmachung im Papier-Case ist nicht nur ein Blickfang, sondern auch noch extremst edel. Für Sammler also wärmstens zu empfehlen. Nun aber zur Musik.

Das Titelgebende Lied beginnt mit einem sanften Akustikgitarren-Intro. Der alsbald einsetzende ruhige Gesang fällt auf fruchtbaren Boden. Das Zusammenspiel der zwei dominierenden Bestandteile der ersten Hälfte ist deutlich optimiert und harmoniert bestens. Die eingeworfenen, etwas forscheren Refrains bilden eine angenehme Abweichung. Interessant ist, dass man den Bass und das Schlagzeug während der Strophen kaum wahrnimmt. Die zweite Hälfte ist im Stile der Refrains gehalten und findet sich, abgesehen vom Gesang, im Fahrwasser von älteren DIR EN GREY Werken. Die Stimme ist dennoch einzigartig genug, dem Ganzen mehr als nur eine Nuance von Eigenständigkeit zu verleihen. Insgesamt ein sehr gelungenes Lied, bei dem man nicht wirklich was auszusetzen hat.

Ein Titel wie "Lestat" lässt Böses erahnen. Haben die drei Jungs einen Hang zum Theater-Märchen gefunden und wollen sich auf den Spuren von Versailles oder Lareine bewegen? Gut, ihre Stücke grenzten schon immer an eine märchenhafte Idylluntermalung - man erinnere sich an "Den lille Harvfue". Aber muss man da gleich den wohl am zweithäufigsten zitierten Vampir ausgraben? Der musikalische Anfang ist zumindest nicht unbedingt die ideale Hörbuchmusik, der Gesang umso mehr. Mit einer betörenden Stimme möchte der gute ryo wohl den Erlkönig spielen. So wie sich der Rest gestaltet, nämlich leicht jazzig (im Sinne von improvisiert), würde ich kein Problem haben, dem Lockruf zu folgen. Der Refrain ist dann genau das, was man erwartet: Eine leicht psychedelisch gesynthesizerte Stimme, mit ebensolcher Musik. Also meilenweit von Kamijos Schaffen entfernt. Und wenn man denkt, dass die Jungs das Ganze dann irgendwie über die Runden bringen, der irrt. Gemäß "Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt", zeigt der Sänger seine düstere Seite und malträtiert einen mit Drohgebärden, bevor der Rest mit einsteigt und ein ordentliches Hardrock Outro liefert.

Fazit:
Es ist selbstverständlich schwer, den Stil des Trios mit dem Wort Rock ausreichend zu beschreiben. Ein passender Zusatz findet sich jedoch nicht so leicht. Im Gegensatz zum offensichtlichen Theatralik-Rock, wie man ihn von Lareine kannte, oder dem übertriebenen Epochal-Rock der amerikanischen Band The Killers, lässt sich hier kein Wort einsetzen. Freilich gilt diese Einstufung für Werke wie "Lestat", da man vom anderen Track etliche vergleichbare Songs vorfindet, alleine im aktuellen Repertoire einiger aktiver VK-Bands. Umso mehr begeistern einen solch avantgardistischen Vorstöße, wobei das Adjektiv wohl im Bezug auf Musikbeschreibung falsch gewählt ist. Dennoch ist den Jungs erneut ein außerordentliches Werk gelungen, und man ist geneigt, sich auch den Nachfolger trotz geringer finanzieller Reserven zu bestellen. Gute Musik darf nicht am Wechselkurs scheitern! Auch wenn es nur eine Single ist; bei über zehn Minuten Laufzeit und einer solchen Aufmachung ist der Preis ein Geschenk.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Single CD 2008-09-09 2008-09-09
9GOATS BLACK OUT
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