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Jahresrückblick 2008

16/01/2009 2009-01-16 12:00:00 JaME Autor: Finja

Jahresrückblick 2008

Unser etwas verspäteter Jahresrückblick, ein kleines Best/Worst Of 2008 für Euch.


© JaME
Viktor

Kaum, dass man sich von seinen nächtlichen Eskapaden eines Silvesterabends erholt hat, ruft einen das Gewissen sich an den lang geplanten Jahresrückblick zu setzen, den man stets mit der Begründung "Aber es könnte ja noch was passieren!" vor sich hin schob. Nun aber hat man keine Ausreden mehr und/oder man will seine Vorsätze zumindest die ersten paar Tage einhalten. Deshalb jetzt mein, wohlmöglich in musikalischer Hinsicht etwas arg eingeschränktes, Best of.

Wie bereits in den letzten Jahren vorherzusehen, ist die fast schon inflationäre Auftrittsanzahl japanischer Künstler in unseren Gefilden natürlich ein gern gesehenes Element. Dass ich es in diesem Jahr tatsächlich geschafft habe auch einige davon zu besuchen, leider nur in der ersten Jahreshälfte, war aber nur dem guten Willen und einer Liquidität zu verdanken, die nicht jeder hat, und die bei der Menge an Optionen pro Jahr auch nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten sind. Wie schon letztes Jahr fällt aber auf, dass die Organisatoren hierzulande stets 1000 Mal auf Nummer sicher gehen und nur die bereits etablierten Klubs zum gefühlten 500sten Mal auswählen. Wer in Berlin, Köln, Hamburg, Bochum oder München wohnt, fragt sich sicherlich: "Na und?". Und daran merkt man, dass diese Leute "net aus dem Schwabenländle komme!" Hierzulande, also in Baden-Württemberg, darf man sich geradezu glücklich schätzen, wenn es mal jemand nach Frankfurt schafft. Man sehe sich bitte nur die Touren in den USA und auch in England an. Welchen Unterschied stellt man fest? Richtig, dort werden "Provinzialstädte" bespielt und das offenbar noch mit Erfolg. Warum also kann hierzulande nicht wie anno 2007 eine größere MUCC Tour gestartet werden, gerne auch mit lokalen Vorbands, oder so etwas wie die Taste of Chaos Konzertreihe, um auch mal neue Kundschaft anzulocken?? Dieser Punkt ist (wie man merkt) das, was mich am meisten gestört hat am letzten Jahr. Und hier sehe ich mich leider gezwungen den Schwarzen Peter den Organisatoren zuzuschieben, die meiner Ansicht nach von vornherein die Entwicklung suboptimal gemanagt haben. Metaller verlieren eben nicht freiwillig ihre Street Credibility für Gruppen die aus Männern bestehen, "die sich wie Frauen kleiden", egal was die Musikmagazine über die Musik sagen. Aber das ist ein zu weites Feld, und wohl eh mittlerweile unumkehrbar. Verbesserungsvorschlag: lynch. oder auch MUCC auf eine Klubtour mit regionalen Bands schicken, die hätten definitiv das Potential in einer größeren Szene Fuß zu fassen. Und unter Klubtour verstehe ich eine Aktion wie sie die Jungs von Dio im Frühling diesen Jahres durchführten.

Und wenn wir schon dabei sind, bringen wir gleich das gesamte Negative vorneweg durch. Das große Comeback von X JAPAN, das nach und nach fast zu einer Farce gerät, zumindest was Europa angeht, ist mit deutlichem Abstand zum ersten und dritten Platz vorzufinden. Glücklich jene, die aufgrund mangelnder finanzieller Mittel nicht nach Paris gepilgert sind, es kann halt auch seine Vorteile haben. Schade um eine großartige Band und man kann nur hoffen, dass es nicht zu einem japanischen "Chinese Democracy" Treppenwitz kommt.

Platz drei ist für mich leider die deutsche Szene an sich. So manche Beobachtung vor den Konzerten oder in den gängigen Foren zeigt das schiere Unvermögen mancher Anhänger, sich kultiviert an der Entwicklung zu beteiligen. Dass die Diskussionen noch nicht in einem ständigen "Mother Mother here, Mother there" enden ist beinahe schon verwunderlich. Das Konzert von Dio im MTC in Köln war dann auch in Sachen Gesundheit ein großartiges Beispiel. Während man bei MUCC im Moshpit erst eins in die Fresse bekommt, dann auf den Boden fällt und von dem Verursacher aufgehoben wird, fühlten sich bei Dio einige Personen dazu berufen, Diamanten herzustellen. Nachdem ich mir das Versailles Konzert aus sicherer Entfernung angetan hatte, weiß ich, dass man ein Konzert auch aus der hinteren Reihe genießen kann. Sollten vielleicht ein paar Leute auch ausprobieren.

Bei den obligatorischen Verlusten in der Szene waren dieses Jahr einige sehr prominente Namen vertreten. Allem voran steht natürlich die Nachricht der Pause von ELLEGARDEN. Kaum, dass man sich auf eine Revolution für japanische Musik in Deutschland einigt, zerfällt diese. Die Auflösung von Größen wie RENTRER EN SOI oder bis tangierte mich allerdings ziemlich peripher. Stattdessen schürte der Verlust dreier Sänger Ängste ob der zukünftigen Entwicklung der jeweiligen Bands. Nachdem im Sommer die geradezu erschütternde Nachricht von JUNs Ausstieg aus SIX-R kam, folgten in der zweiten Jahreshälfte noch der Ausstieg von YAMA-B aus Galneryus, sowie der stille Abgang von PIASSTetsuya. Auf dem dritten Platz steht stellvertretend für alle kleineren und weniger bekannten Bands, das vorläufige Aus von KLACK. Man musste die Band nicht mögen, aber einen gewissen Flair hatten die Jungs doch.

Nun aber genug des Negativen. Immerhin hat das letzte Jahr sehr viel Neues geboten. So war die Ausweitung des Band-Angebotes im CD-Regal eine sehr erfreuliche Tatsache. Mit lynch. und D=OUT hatte man auch einige sehr gute Investitionen gemacht. Zu hoffen ist, dass nun die Zusammenarbeit zwischen Mix Speaker's,Inc. und Gan-Shin, sowie CLJ und einiger ihrer "J-Visual[ism]" Gruppen ausgeweitet wird. Dementsprechend ist das Auftauchen neuer Namen in den Tourkalendern einen gesicherten zweiten Platz wert. Dio waren herausragend, und so kann man hoffen, dass noch weitere junge Bands ihren Weg nach Deutschland finden. Eigentlich völlig unterbewertet auf dem dritten Platz gelandet ist die großartige musikalische Rückkehr von DIR EN GREY. Nachdem die Jungs im vergangenen Jahr so viel gescholten wurden für ihr sehr mittelmäßiges "THE MARROW OF A BONE", waren sie anderthalb Jahre später wie ausgetauscht. Plötzlich klappte wieder das Songwriting, auch wenn das eher ruhige Grundthema nicht jedem gefiel. Für mich aber dennoch mit Abstand auch das Album 2008!

So sind wir also schon bei den Veröffentlichungen angelangt. Den zweiten Platz bei den Alben haben die Jungs von 9GOATS BLACK OUT mit ihrem atemberaubenden "devils in bedside" mehr als verdient. Ein derart atmosphärisches Album suchte man im Verlauf des gesamten Jahres vergebens. Platz drei bekommen obligatorisch die Jungs von MUCC. Auch wenn "Shion" wohlmöglich nicht die Offenbarung war wie einige ihrer früheren Alben - alleine wegen dem genialen "FUZZ" kam man an der Platte einfach nicht vorbei. Bei den Singles wird die Auswahl deutlich schwieriger; es gab einfach zu viele interessante Veröffentlichungen. Deshalb nehme ich mir die Freiheit, so einfallslos zu sein und die drei von mir reviewten CDs aufzuzählen. Demnach waren lynch. mit ihrem "Adore" eindeutig die Sieger. Das Comeback von D’ERLANGER, wenn es auch deutlich dezenter ausfiel als zu erwarten war, bekommt die Silbermedaille für ihr kongeniales "Zakuro". Und zu guter Letzt die Demo-Single der Newcomer, die sich Anfang 2009 der Öffentlichkeit präsentierten: XodiacK. Weckt Erwartungen, die sie hoffentlich auch einlösen werden.

Dies wiederum führt mich zu den TOP 3 Newcomern, also Bands, die weniger als ein Jahr aktiv sind, und TOP 3 Neuentdeckungen. Bei den Newcomern liegt an erster Stelle die Messlatte recht hoch für XodiacK. Den zweiten Platz bekommen die Jungs von Hi:BriD. Sie als Newcomer zu bezeichnen, ist allerdings eine ziemliche Lachnummer, da die Mitglieder seit Jahren die Szene erfolgreich bearbeiten. Ihr Mini-Album "DICE" hatte ordentlich was zu bieten und so kann man noch mehr erwarten. Den dritten Platz bekommt eine Pop-Rock Band, die sich teilweise der visuellen Szene zugehörig fühlt: Genotype Asian Lover, vorher bereits mit talentierten Projekten aktiv, besitzt das Quintett eine gute Grundlage wie einst Bands a la L’luvia zu enden, sprich mit einem Major-Vertrag in der Tasche.

Nun zu einem kleinen Kuriosum, das ich weder im obigen noch im folgenden Ranking aufführen wollte, da sie in beides nicht direkt reinpassen: Croix Chevalier. Einerseits sind sie Newcomer, da sie erst ein halbes Jahr existieren, aber der fürs Songwriting zuständige Gitarrist Rumina war vorher bereits aktiv. Und zwar mit einem Großteil dessen, was jetzt bei der Band an Liedgut vorzufinden ist. Die Lieder hatte er einst für sein herrlich übertriebenes Projekt Kreuz+Schwert geschrieben. Andererseits ist es eben deswegen keine 100%-ige Neuentdeckung, obwohl ich die Rückkehr des Gitarristen ausdrücklich begrüße.

Jetzt die drei wirklichen Neuentdeckungen des letzten Jahres. Auf Platz eins landet mit Abstand die Gruppe unfade. Über sie stolperte ich beim Durchhören des interessanten Samplers "JUDGMENT #001" und prompt bereiten die Jungs einem Sorgen und verlieren Bassist und Schlagzeuger. Hoffen wir, dass die Band Ersatz findet und das angekündigte Album veröffentlicht. Auf dem zweiten Rang landet die Gruppe G-zas, einfach nur, weil die Band mit ihrem Style sich deutlich hervorhebt. Und zu guter letzt bekommen THE RODS Bronze. Die Jungs spielen angenehmen Punk-Rock und wären eine ideale Option, hierzulande die Klubs aufzumischen.

Zusammenfassung:

TOP-Nachrichten/Ereignisse:
1. lynch.s CDs in Europa
2. Dio in Europa
3. UROBOROS

TOP-Künstler: (die jeweiligen Begründungen sind in verschiedenen Abschnitten gegeben)
1. DIR EN GREY
2. Dio
3. lynch.

TOP-Alben:
1. DIR EN GREY - "UROBOROS"
2. 9GOATS BLACK OUT - "devils in bedside"
3. MUCC - "Shion"

TOP-Singles:
1. lynch. - "Adore"
2. D’ERLANGER - "Zakuro"
3. XodiacK - "Free Demo-Single"

TOP-Newcomer:
1. XodiacK
2. Hi:BRiD
3. Genotype Asian Lover

TOP-Neuentdeckungen:
1. unfade
2. G-zas
3. THE RODS

NEGATIV-Ereignisse:
1. Geringe Konzertbearbeitung deutscher Großstädte im Osten und Süden
2. X JAPANs Konzert-Organisation
3. unverbesserliche Mitglieder der deutschen Fanszene

NEGATIV-Nachrichten:
1. Pause von ELLEGARDEN
2. Ausstieg der Sänger von SIX-R, Galneryus und THE PIASS
3. KLACKs Pause


Jasy

Im letzten Jahr lehnte ich noch höflich ab, als ich gefragt wurde, ob ich denn nicht auch einen Jahresrückblick schreiben wolle. Das lag keinesfalls daran, dass ich keine Lust hatte, sondern hatte vielmehr mit der Tatsache zu tun, dass ich zum Jahr 2007 nur sehr wenig hätte zusammenfassen können. Am 2008-Rückblick wollte ich unbedingt mitwirken, also machte ich mir meine Notizen dazu - als ich diese später durchsah, musste ich mit Schrecken feststellen: "So sonderlich viel ist das auch nicht, dieses Jahr!"

Einsteigen möchte ich mit meinem absoluten Top-Highlight des Jahres 2008. Denn wirklich erfreut und überrascht hat mich dieses Jahr die schier unglaubliche Produktivität von D'espairsRay, nicht nur die massiven Tourneen (auch wenn davon nur die USA und Japan profitieren konnten), sondern auch die vielen neuen Releases seit Mai ließen mein Herz höher schlagen. Selbstverständlich gab es da aber noch ganz andere Sachen, die mich bewegt haben.

Im ersten Quartal des Jahres gab es nur relativ wenige Lichtblicke. Es kamen zwar die "Spiral Staircase #15 Final" DVD von D'espairsRay, "Rikkaboshi + α" von ayabie und "Goku-Tama ROCK CAFE" von An Cafe in unseren Breiten heraus, aber mal abgesehen davon insgesamt wenig Spannung. Anders sah da schon der April aus, dank L'Arc~en~Ciels europäischer Veröffentlichung von "KISS"! Endlich gab es ein erstes, echtes Highlight im Jahre 2008 für mich. Der schiere Abwechslungsreichtum des Albums und dessen Charme verleiten mich selbst heute noch dazu, die CD aus ihrem Plastikgefängnis zu befreien und in einem Player zur vollen Entfaltung zu bringen. Der Mai war geprägt von zwei Ereignissen: Zum einen vom Konzert ayabies in Berlin (zu meiner Schande muss ich aber auch gestehen, dass es auch mein einziges Konzert in diesem Jahr gewesen ist) und zum anderen vom Release "BRILLIANT"s. Lange habe ich auf CD Nachschub von D'espairsRay gewartet und musste mich letztendlich sogar noch etwas länger gedulden, da mein Händler die Platte erst gut zwei Monate später hereinbekommen hatte. Die Verwandlung der Industrial-Gothicrocker in eine zunehmend alternativere Richtung, mit dem einen oder anderen Pop-Rock Element gespickt, gefällt mir sehr gut. Zumal sie dadurch einmal mehr beweisen, dass man nicht unbedingt einen Mitgliederwechsel braucht, um seinen Stil zu verändern. Und ayabie einmal live zu erleben, nachdem ich bisher nur die DVDs kannte, war die Erfüllung eines Wunsches. Und es hat sich gelohnt und wurde für mich unvergesslich.

Im Juli erschien mit Ds "Follow me" eine sehr atmosphärische Live DVD, die mich wirklich sehr begeistert hat (Review hierzu wie immer auf unserer Seite). Ich habe zwar in diesem Jahr auch etliche ältere DVDs erstanden, aber von den Neuerscheinungen haben mich D mit Abstand am meisten begeistert. Und gegen Ende des Monats fand dann noch ein persönliches Highlight von mir den Weg in die Plattenläden Japans - Tsukiko Amanos "Zero no Choritsu"! Diese Single steckt voller Leidenschaft. Ich kann es kaum erwarten, das neue Project Zero zu zocken und dann im Abspann diesen Meilenstein aus ihrer Feder zu hören. Mehr hatte ich mir jedoch von der Europressung von Versailles' "NOBLE" erwartet. Im Gegensatz zum vorangegangenen Mini-Album konnte mich das Album nicht so stark in seinen Bann ziehen. Sehr schade...

Der August barg etliche Überraschungen in sich, angefangen mit der Europressung der "STACKED RUBBISH REPEATED COUNTLESS ERROR" DVD von the GazettE. Ebenfalls Anfang August erschien "KAMIKAZE" - die zweite Neuerscheinung D'espairsRays. Ich muss gestehen, im Vorfeld war ich skeptisch. "Bringen sie wirklich nur wenige Monate nach "BRILLIANT" schon wieder etwas heraus? Und wie wird sich diese Single anhören?" Solche und ähnliche Gedanken beschäftigten mich solange, bis ich die Releasenachricht dann schließlich auch auf ihrer offiziellen Webseite las und die Skepsis prompt der Vorfreude wich. Erfreulicherweise musste ich dieses Mal nur eine Woche warten, um sie in Händen halten zu können - meine absolute Nummer 1 Single des Jahres. Nur wenige Wochen später entdeckte ich jedoch eine nicht ganz so erfreuliche Message. Tsukiko Amano, eine meiner liebsten Rockkünstlerinnen, kündigte mehr oder weniger ihren Abschied an. Dass sie in Zukunft nur noch für andere Künstler schreiben und nicht mehr selbst auf der Bühne stehen wird, hat mir schon ziemlich zugesetzt. Mir wird sie sehr fehlen, hoffentlich bleibt es nur eine vorübergehende Geschichte.

Im September erschien dann auch schon ihr vorerst letztes eigenes Album "ZERO", und als wenn Tsukikos Rückzug noch nicht genug wäre, gaben in jenem Monat auch RENTRER EN SOI bekannt, dass sie im Dezember 2008 getrennte Wege gehen werden. Erfreulicher hingegen die Eröffnung des JaME-Channels und ayabies Meldung darüber, dass sie im kommenden Jahr einen Schritt weitergehen und zum Majorstatus aufsteigen werden. Im Oktober dann schon wieder eine Nachricht über eine neue D'espairsRay Single, die im Dezember den Weg in die Regale finden solle. Dass ich da erneut skeptisch und zugleich auch verwundert gewesen bin, könnt ihr euch ja sicher vorstellen. Zumal die Band für gewöhnlich nicht für derartige Marathon-Releases bekannt ist. Abschied nehmen dürfen wir 2009 auch von BLOOD, kiwamu möchte sich nach der Abschiedstour um sein neues Projekt kümmern. Diese Nachricht machte im November die Runde und sorgte bei mir schon für etwas Wehmut. Ich bin zwar nicht unbedingt der Gothic-Fan, aber dennoch mochte ich ihre Musik und ihren Stil sehr gern. Schließlich erschien im Dezember "HORIZON". Da ich auf mein persönliches Exemplar aber auch hier etwas warten muss, wird das Review nachgeholt.

Tja, so sah mein Jahr aus. Konkrete Neuentdeckungen gab es für mich nicht. Nicht, dass ich nicht offen dafür wäre, aber so wirklich in den Bann gezogen haben mich 2008 nun einmal wieder nur meine Favoriten. Ich bin ja sehr gespannt, ob sich das im kommenden Jahr etwas ändern wird und ob ich es dann auch auf mehr als nur ein Konzert schaffen werde.

Künstler des Jahres:
1. D'espairsRay
2. Tsukiko Amano
3. ayabie

Album des Jahres:
1. L'Arc~en~Ciel - "KISS"
2. Tsukiko Amano - "ZERO"
3. ayabie - "Rikkaboshi + α"

Single des Jahres:
1. D'espairsRay - "KAMIKAZE"
2. Tsukiko Amano - "Zero no Choritsu"
3. D'espairsRay- "BRILLIANT"

DVD des Jahres:
1. D - "Follow me LAST INDIES TOUR 2008 Follow me~05.05 FINAL Akasaka BLITZ"
2. the GazettE - "TOUR 2007-2008 GRAND FINAL STACKED RUBBISH REPEATED COUNTLESS ERROR at National Yoyogi Stadium Dai Ichi Taiikukan"

Konzert des Jahres:
ayabie in Berlin

Enttäuschung/ Schock des Jahres:
1. Tsukikos Aufgabe ihrer eigenen Musikkarriere
2. Versailles - "NOBLE"
3. BLOODs und RENTRER EN SOIs Auflösung

Überraschung des Jahres:
1. D'espairsRays lobenswerte Produktivität
2. Die Eröffnung des JaME-Channels


Geisha

Als ich hier an meinem PC sitze und auf das Jahr 2008 zurückblicke, erstreckt sich dieses vor meinen geistigen Auge wie eine endlose, trockene Wüste. Dabei hatte es so gut angefangen: mit Versailles, Matenrou Opera und The Candy Spooky Theater wagten sich ein paar interessante neue Namen nach Deutschland und Moi dix Mois lieferten mit "DIXANADU ~Fated "raison d'étre"~ Europe Tour 2007" eine Live-DVD ab, die man sich immer wieder gerne anschaut. Doch dann versiegte der labende Strom und zurück blieben nur ein paar vereinzelte Oasen.

Den Künstler des Jahres zu wählen fiel mir nicht leicht, aber schließlich kam ich nicht an Versailles vorbei, deren Karriere sich im Zeitraffer zu entwickeln scheint. Seit ihrer Gründung vor nicht einmal zwei Jahren haben sie mehr erreicht als andere Bands in ihrer gesamten Laufbahn: Veröffentlichungen und Tourneen in Europa und den USA, ein Auftritt auf dem hide Memorial Summit, der ihnen viele neue Fans einbrachte, Kollaborationen aller Art und demnächst ein Major-Vertrag mit Warner Music Japan. Man darf hoffen, dass ihr Erfolg auch andere Bands dazu inspiriert, Mut zum Übermut zu zeigen und ein wenig frischen Wind in die derzeit recht langweilige Visual Kei Szene zu bringen. Andererseits gibt dieses Tempo jedoch auch Anlass zur Sorge. Sind zwei Alben und drei Singles in etwas über eineinhalb Jahren eine ausreichend solide Basis, um darauf eine Majorkarriere aufzubauen? Zumal ihre jüngsten Releases deutlich schwächer ausfielen als ihre Vorgänger. Die mit Abstand eingängigsten Songs auf "NOBLE" - "Aristocrat's Symphony" und "zombie" - waren bereits einige Monate zuvor auf "A Noble was Born in Chaos" veröffentlicht worden und das hervorstechendste an "PRINCE & PRINCESS" war, dass die Einleitung zu "PRINCESS" von Malice Mizers "Bara no Seidou" abgeschaut war. Wie wollen sie dem Leistungsdruck einer Majorkarriere standhalten, wenn ihnen schon jetzt die Ideen ausgehen?

Platz zwei erspielten sich Sugar mit ihrer einzigartigen Mischung aus Rock, Jazz und Gothic. Auch diese Band hat sich in den vier Jahren seit ihrer Gründung beachtlich entwickelt und kann mittlerweile auf einen Auftritt in den USA zurückblicken. Zwar hat mich ihr Album "SWEETEST" dann doch nicht wirklich mitgerissen, aber sie sind noch nie der Versuchung erlegen, Inspiration bei anderen Bands zu suchen, und mit ihrem antlion style-Konzert, bei dem sie sämtliche Musikstile des 20. Jahrhunderts verarbeiteten, bewiesen sie große musikalische Vielseitigkeit. Allein das verdient schon ein dickes Lob.

Für Platz drei hatte ich eigentlich Kaya im Auge, dessen Major-Debüt mich positiv überraschte und der dieses Jahr ebenfalls einen Auftritt in den USA verbuchen konnte. Seine Releases haben mich dann aber ziemlich enttäuscht. Zwar gefiel mir auch die Neuaufnahme von "Glitter" wieder sehr gut, aber letztendlich ist das Album schon zwei Jahre alt, und sowohl "Chocolat" als auch "Last Snow" waren musikalische Leichtgewichte. Auch von der DVD "Salon de Chocolat" hatte ich mir mehr erhofft. Bild- und Soundqualität waren mittelmäßig, der Kameraführung gelang es nicht, die Choreographie einzufangen, und als jemand, der Kaya mehrere Male live gesehen hat, fand ich seine stimmliche Leistung erstaunlich durchwachsen. Da mir auch sonst kein etablierter Künstler wirklich positiv aufgefallen ist, bleibt Platz drei leider unbesetzt.

Gleiches gilt für das Album des Jahres. Auch dort konnte mich niemand beeindrucken und daher entfällt diese Kategorie.

Bei den Singles hatte ich dagegen die Qual der Wahl, was unter anderem daran lag, dass einige interessante Newcomer auf der Szene erschienen und die Auswahl vergrößerten. Platz eins geht an die junge Sängerin und Cellistin Kanon Wakeshima, der mit Moi dix Mois-Chef Mana ein talentierter Komponist und Producer zur Seite steht. Zusammen schaffen sie eine faszinierende Mischung aus Klassik, Elektronik, Gothic und Pop, die zwar deutlich Manas Handschrift trägt, ansonsten aber einzigartig ist. Auf Platz zwei liegen Versailles mit "A Noble was Born in Chaos" und Platz drei sicherten sich Art Cube mit der wunderschönen Ballade "Suna no hana".

Und damit wären wir bei den Newcomern des Jahres angekommen. Platz eins geht erneut an Kanon Wakeshima, dicht gefolgt von Matenrou Opera, die zusammen mit Versailles durch Europa tourten. Auf Sänger Sono war ich schon in seiner früheren Band Jeniva aufmerksam geworden und auch mit der härteren Gangart von Matenrou Opera kann seine aussergewöhnliche Stimme mühelos mithalten. Platz drei geht an Art Cube, die eigentlich keine echten Newcomer sind, denn bis auf Drummer S (ex THE PIASS) waren alle Mitglieder jahrelang als Brain Hacker aktiv. Mit Art Cube scheinen sie jedoch eine neue, extravagantere Richtung einzuschlagen und mal ehrlich, wieviele Sänger können selbst mit einer Albinoschlange um den Hals noch überzeugende Arbeit leisten?

Aber auch jene Newcomer, die sich nicht platzieren konnten, sollen nicht unerwähnt bleiben. Sito Magus sind seit 2004 unterwegs und damit ebenfalls nicht mehr ganz taufrisch, fingen aber erst Ende letzten Jahres an, CDs zu veröffentlichen, die dafür umso mehr Potenzial zeigen. Optisch sind sie deutlich von Moi dix Mois inspiriert, doch ihre Musik ist eigenständig und Sänger Sybila hat eine beeindruckende Stimme. Nachdem Metis Gretel sich im März leider getrennt hatten, tauchten Sänger Sui und Gitarrist Mizarii einige Monate später mit Megaromania wieder auf, wo sie sich anschicken, ebenso melodische, wenn auch etwas rockigere Musik unters Volk zu bringen. Rumina, der ehemalige Gitarrist und Songwriter von Kreuz+Schwert, meldete sich seinerseits mit Croix Chevalier zurück und schließlich gelang gegen Ende des Jahres der blutjungen Band Ellseed mit "Missing Tears" eine viel versprechende Debüt-Single.

Nach diesem Lichtblick wird es mit den Enttäuschungen des Jahres noch einmal weniger erfreulich. Außer Konkurrenz auf Platz eins landeten X Japan, deren Konzerte in Europa nicht nur einmal, sondern gleich zweimal kurzfristig abgeblasen wurden. Dass eine Band dieses Kalibers derart amateurhaft organisiert ist, hat selbst mich als Nicht-Fan schockiert. Wie viel größer muss die Enttäuschung bei den Fans gewesen sein, von denen nicht wenige auf ihren bereits gekauften Flugtickets sitzen blieben? An zweiter Stelle ist das Ende des traditionsreichen Musikhändlers Third Stage zu nennen, dem Sammler von obskurem Visual-Krimskrams noch lange nachtrauern werden. Und Platz drei geht an das noch immer sehr einseitige Musikangebot hierzulande. Ja, es werden neue Bands unter Vertrag genommen und nach Deutschland geholt, aber in den meisten Fällen verbirgt sich hinter der frohen Botschaft dann doch wieder die gleiche Art von Musik und Image, mit denen uns schon ihre diversen Vorgänger beglückten. Natürlich geht man als Veranstalter nicht gerne unnötige Risiken ein und was hundert Mal gut gegangen ist, wird sicher auch ein hunderterstes Mal funktionieren, aber in Frankreich oder den USA wird ein weitaus breiteres Spektrum angeboten, das ebenfalls Abnehmer findet. Man sollte nicht vergessen, dass viele Fans in die exotischeren Gefilde der J-Musik abgetaucht sind, weil sie an dem hiesigen "safen" Angebot nichts gereizt hat. Eine J-Musikszene, die genauso wenig experimentierfreudig ist wie die westliche Musikszene, die sie ergänzen soll, wird sich letzten Endes als genauso unbefriedigend erweisen. Aber vielleicht zeigt sich ja mit den eingangs erwähnten weniger typischen Kandidaten, oder auch Mix Speaker's Inc. und ihrem abgefahrenen Konzept, endlich ein Silberstreif am Horizont?

Künstler des Jahres:
1. Versailles
2. Sugar
3. -

Single des Jahres:
1. Kanon Wakeshima: "still doll" / "Suna no oshiro"
2. Versailles: "A Noble was Born in Chaos"
3. Art Cube: "Suna no hana"

DVD des Jahres:
1. Moi dix Mois: "DIXANADU ~Fated "raison d’étre"~ Europe Tour 2007"
2. -
3. -

Newcomer des Jahres:
1. Kanon Wakeshima
2. Matenrou Opera
3. Art Cube

Enttäuschung des Jahres:
1. X Japans Comeback
2. Third Stage macht zu
3. Einseitigkeit des Musikangebots in Deutschland
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