Interview

Interview mit Aoi vor der Japan Expo

30/10/2008 2008-10-30 12:00:00 JaME Autor: Non-Non Übersetzer: Yuu

Interview mit Aoi vor der Japan Expo

Ein Interview mit dem Rockkünstler Aoi über seine vergangenen und gegenwärtigen Werke, sowie sein bevorstehendes Konzert auf der Japan Expo.


© AOI
Mitte Juni hatte JaME die Gelegenheit, den Rockkünstler Aoi zu interviewen und ihn so besser kennenzulernen. Im Interview sprach er über sein Debütalbum, seine Arbeit mit BOUNTY und sein Soloschaffen, außerdem über sein baldiges Konzert auf der Japan Expo in Frankreich.

Könntest du dich bitte den Lesern vorstellen?

Aoi: Ich bin Aoi, ich bin sowohl als Solosänger als auch in der Band BOUNTY tätig.

Du bist bei BOUNTY seit März 2007, wie hast du KAZUYA (ex. FANATIC◇CRISIS) kennengelernt?

Aoi: KAZUYA war beim gleichen Managementbüro wie ich und als ich anfing, solo zu arbeiten, fragte mich jemand, ob ich nicht mit KAZUYA zusammenarbeiten wolle. Also traf ich mich mit ihm und wir entschlossen uns zu einer Zusammenarbeit.

Du hast ihn vor einem Jahr getroffen?

Aoi: Ja, im März letzten Jahres.

Hat es musikalisch sofort gefunkt?

Aoi: Ich bin mir nicht sicher, ich kannte ja seine frühere Arbeit mit FANATIC◇CRISIS überhaupt nicht. Bevor ich ihn traf, kannte ich nur seine Arbeit für andere Musiker und baute darauf meine Vorstellung von ihm auf.

Aoi, du warst schon immer Sänger, richtig?

Aoi: Ja, und immer solo.

Wie ist die Beziehung zwischen euch, wenn ihr zusammen im Studio arbeitet?

Aoi: Wir sagen nicht so etwas wie "Lass es uns so machen". Normalerweise passen unsere Gefühle für Musik sehr gut zusammen. Wenn es um Songschreiben geht, komponiert meistens KAZUYA und ich füge dann meine Lyrics hinzu. Wir kennen uns gut genug, um zu wissen was der andere will, also müssen wir es nicht einander erklären, nach dem Motto "Ich will es so machen" oder "Bitte mach es, weil ich es so haben will".

Ist KAZUYA mit den Lyrics zufrieden, die du für die Demotapes geschrieben hast?

Aoi: Ja, er sagt oft, dass sie ziemlich gut sind.

Nehmt ihr im Studio zusammen auf?

Aoi: Ja, aber auch mit Tohru, der ein Mitglied von FANATIC◇CRISIS war und meine Soloarbeiten arrangiert hatte. Meistens arbeiten wir zu dritt.

Dein Soloprojekt beinhaltet Elemente von Gothicmusik. Was hat dich dazu bewegt, das in deine Arbeit mit einfließen zu lassen?

Aoi: Ich habe es nicht explizit beschlossen; es war eher ein Zufall, dass die Elemente, die ich mochte, ausgerechnet aus der Gothicszene waren.

Bei deinem Soloprojekt schreibst du sowohl die Lyrics als auch die Musik, richtig? Welcher Unterschied besteht für dich zwischen der gemeinsamen Arbeit mit KAZUYA und deiner eigenen?

Aoi: Ich bin mir nicht wirklich eines Unterschieds zwischen BOUNTY und meinen Soloaktivitäten bewusst, aber BOUNTY ist etwas, das aus meiner Arbeit mit KAZUYA entstand und beinhaltet daher eine Mischung unserer Gefühle und Charaktere, während meine Soloarbeit etwas Eigenes ist, denke ich.

Wenn du deine eigenen Songs komponierst, kommen zuerst die Melodien oder die Gitarrenriffs? Oder schreibst du die Lyrics zuerst?

Aoi: Wenn ich alleine arbeite, dann kann ich von jedem Punkt aus anfangen. Wenn ich, zum Beispiel, die Texte zuerst habe, dann kann ich mit ihnen recht schnell anfangen; wenn mir eine Melodie in den Kopf kommt, dann fange ich natürlich mit ihr an. Ich komponiere auf die unterschiedlichste Art und Weise. Da gibt es keine Reihenfolge, ich fange an, wie mir danach ist.

Wenn du komponierst, benutzt du da bevorzugt Gitarre oder Keyboard?

Aoi: Ich mache es unterschiedlich.

Wenn du Lyrics schreibst, kommt die Inspiration aus der Umgebung oder lässt du persönliche Angelegenheiten mit einfließen?

Aoi: Noch eher als ich von irgendwoher die Inspiration beziehe, kommt sie einfach zu mir. Wenn ich an nichts denke, kommt es plötzlich. So geht es mir mit Lyrics. Ich fange mit einem Song vom beliebigen Punkt an, aber ich glaube, dass dieser Punkt sich mir unterbewusst anbietet... Es ist kompliziert. Ich glaube nicht, dass ich Inspiration von Dingen beziehe.

Gibt es Momente, in denen du dich beim Fernsehen von sozialen Problemen anregen lässt und deiner Wut über die Gesellschaft oder persönlichen Erfahrungen in Lyrics Platz machst? Denkst du in bestimmten Bildern?

Aoi: Ja, ich habe bestimmte Vorstellungen im Kopf.

Wann hast du diese Art von Bildern im Kopf, wenn du nichs tust und dich ausruhst?

Aoi: Wenn diese Bilder im Kopf auftauchen, dann stürmen sie richtig auf mich ein. Du magst vielleicht denken, dass es komisch ist, aber diese Bilder - und wenn ich sie zu dem Zeitpunkt gut finde - kann ich nicht immer konkrete Formen annehmen, da ich nicht die ganze Zeit eine Möglichkeit zum Aufnehmen habe. Es passiert oft, dass ich diese Eindrücke gut finde, aber sie dann vergesse.

Viele benutzen ihr Handy zum Aufnehmen von momentanen Eindrücken.

Aoi: Das mag ich nicht besonders. Wenn sie weg sind, dann denke ich, dass es ihr Schicksal war. Und wenn ich sie eines Tages wieder entdecke, dann ist es ebenfalls Schicksal. So mache ich es.

Also machst du sie nicht nach dem Motto "Ich setze mich jetzt hin und komponiere"?

Aoi: Doch, manchmal mache ich Lieder diese Weise. Wenn ich es versuche, schaffe ich es ab und zu.

Du hast für den 25. Juni die Veröffentlichung deines Debüt-Albums angekündigt. Wie lange hast du an dem Album gearbeitet?

Aoi: Die Songs sind unterschiedlich alt. Ich habe das Album aus einer Kollektion, die ich bereits hatte, zusammengestellt.

Du meinst, da gibt es sowohl neue als auch alte Songs?

Aoi: Ja, auf "Veil" sind "Alone" und "GHOST IN THE SHELL", die ich schon vor einer ganzen Weile geschrieben und auch auf einem der BOUNTY Konzerte gespielt habe. Als ich vorhatte, ein Solokonzert zu geben, hatte ich das Gefühl, dass sie gut passen würden, also nahm ich sie mit rein.

Also kannst du nicht so genau sagen, wie lange du schon an dem Album gearbeitet hast?

Aoi: Genau.

Wann hattest du den Plan, ein Soloalbum zu veröffentlichen? Hast du dein eigenes Projekt zum gleichen Zeitpunkt wie das BOUNTY-Album aufgenomen?

Aoi: Ja, ich habe beide zum gleichen Zeitpunkt gemacht. Aber zuerst habe ich im Dezember letzten Jahres meine erste Single, "VISION", veröffentlicht, dann hat BOUNTY am 14. Februar diesen Jahres eine internetlimitierte Single auf den Markt gebracht. Ich veröffentliche nicht simultan, sondern eher abwechselnd.

Was war für dich der herausforderndste Aspekt beim Aufnahmeprozess von "Veil"?

Aoi: Das "meine Seele hinein stecken". Ich weiß, dass es nicht echtes Fleisch und Blut ist, aber ich habe die Vorstellung, dass jeder Song eine Geschichte hat, und alle miteinander verbunden sind, bedeckt von einem Schleier. Ich wollte den Charakter von jedem Song gut herausbringen.

Du machst auch die künstlerische Leitung für die CD-Hüllen.

Aoi: Ich mache es sowohl für BOUNTY als auch für meine Soloarbeit.

Woher kommt die Vorstellung von "EDEN"?

Aoi: Das Image des Songs ist, dass ein Mann und eine Frau ihre Liebe zueinander nicht verhindern können, obwohl sie wissen, dass es sie zerstören wird... Und ich dachte über ein Eden nach, dass in einer Flasche gefangen ist. Diese Metapher ist wie ein Bund, in dem sie sich nicht einfach lieben können. In etwa, dass sie ihre Gefühle in der Gedankenwelt verstecken können, das ist ihr Eden. Einander zu lieben, bedeutet Glück und sie fühlen dort ihr Paradies... Das wollte ich ausdrücken.

Hast du dich lange mit dem Designer unterhalten, der das Artwork des Albums kreiert hatte?

Aoi: Ja, ich hatte ursprünglich diese Vorstellung von Eden in einer Flasche, also haben wir über Eden geredet, ob es eine Insel oder ein Paradies oder ein Feenreich sein könnte, das durch bestimmte Sachen ausgedrückt werden kann.

Hast du auch für "Veil" die künstlerische Leitung übernommen? Welche Metaphern hast du dort benutzt?

Aoi: Es ist wie eine Story, die in einen Schleier gehüllt ist. Ich fühle mich selbst in dieser Metapher. Ich werde "Veil" als mein erstes Album veröffentlichen, aber das ist nicht alles. Von jetzt an will ich viele Sachen auf verschiedenste Arten ausdrücken. Ich werde weiterhin Songs schreiben und das bedeutet "Du wirst meinen Schleier öffnen und einen Blick auf mich erhaschen".

Im Gegensatz zu deiner Soloarbeit scheint sich BOUNTY eher auf Soft- und Hard-Rock zu konzentrieren. Ist die Annäherung an Gothic in deinem Soloprojekt ein Weg, dich von der Band zu unterscheiden oder ist es einfach der Stil, mit dem du dich am wohlsten fühlst?

Aoi: BOUNTY hat das Album "Tribal" veröffentlicht, für das ich die meisten Lyrics geschrieben und KAZUYA das meiste komponiert hatte, also ist es unsere gemeinsame Arbeit. Ich habe einfach nur das Feeling der Songs aufgegriffen, von daher ist klar, dass unsere gemeinsamen Veröffentlichungen anders klingen, als meine Solosachen, denke ich. So etwas konnten wir nur gemeinsam produzieren. Für "Tribal" konnte ich ganz neue Sachen für mich entdecken.

Du bist relativ neu in der Musikbranche, was denkst du, ist der wichtigste Aspekt, um ein erfolgreicher Musiker zu werden?

Aoi: Ich versuche, mir selbst treu zu bleiben. Wenn ich an etwas dran bleibe, muss ich wohl oder übel weiter daran arbeiten, ob es mir gefällt oder nicht. Ich will etwas ausdrücken und in die richtige Form bringen. Wenn ich den Menschen meine Arbeit präsentieren kann und sie akzeptiert wird - das bedeutet Erfolg für mich.

Glaubst du, dass du sowohl musikalisch als auch mit anderen künstlerischen Mitteln etwas ausdrückst?

Aoi: Ja, aber ich glaube, dass Künstler sich nicht nach dem richten, was andere sagen. Ein Töpfer, zum Beispiel, zerbricht die Ware, mit der er unzufrieden ist. So ähnlich geht es mir. Ich will mir die ganze Zeit treu bleiben und den Leuten zeigen, was ich als gut empfinde. Wenn es verschiedene Menschen erreicht und gut ist, dann bin ich zufrieden, denke ich.

Wen würdest du gerne mit deiner Arbeit erreichen?

Aoi: Menschen aus der ganzen Welt. Ich habe vor kurzem eine Sendung gesehen, in der ein Zoopfleger sagte: "Ich will nur, dass die Tiere in meinem Zoo glücklich sind." Seine Erklärung, dass er sich nicht um die Tiere der ganzen Welt kümmern kann, aber zumindest um seine, blieb bei mir hängen. Mir geht es genauso, insofern, dass ich mit meiner Arbeit verschiedene Leute erreichen will, aber weiß, dass ich nie alle erreichen werde. Ich bin glücklich, wenn einige meine Musik hören und sich dadurch glücklich und heiter fühlen.

Wirst du dich in Zukunft irgendeiner Herausforderung stellen?

Aoi: Ich höre verschiedene Arten von Musik und ich habe darüber nachgedacht, ein Album zu machen, dass all die verschiedenen Elemente der ganzen Musikwelt beinhaltet.

Welche Musik hörst du gerne?

Aoi: Eine Menge, ich kann sie nicht alle aufzählen. Dazu zählen unter anderem Ragtime und Kecak, das nur aus Geräuschen besteht. Wenn ich aus einem der Länder, wie diese Musik kommen würde, würde ich etwas sehr Globales machen...

Du hörst eine Menge verschiedener Musik, fließt das in deine Arbeit mit ein?

Aoi: Ich bin mir nicht sicher. Wie ich schon sagte, die Lieder kommen einfach zu mir - wenn also irgendetwas von dem was ich höre miteinfließt, dann merke ich es nicht bewusst.

Nicht nur, dass du dein Soloalbum im Dezember herausgebracht hast, du hast dir auch ein Konzert in Frankreich sichern können. Wie fühlen sich diese Errungenschaften für dich an?

Aoi: Das ist mein erstes Live im Ausland, auf der Japan Expo. Ich bin mir dessen noch nicht so ganz bewusst, dass ich in Frankreich spielen werde, und ich fühle mich, als müsste ich mir selbst treu bleiben. Es macht für mich keinen Unterschied, wo ich bin, solange ich den Leuten meine Botschaften vermitteln kann, also will ich das gemeinsame Konzert einfach genießen.

Hast du irgendwelche Erwartungen an das Konzert und gibt es etwas Bestimmtes, das du dem europäischen Publikum nahebringen willst?

Aoi: Da gibt es viele Sachen, zum Beispiel Kultur, aber das Gefühl, etwas zu genießen, ist allen Ländern gleich. Ich erwarte nichts, ich will einfach nur zusammen genießen. Ich will, dass sie meine Botschaften verstehen.

Wenn dein Konzert in Frankreich erfolgreich sein wird, gibt es dann eine Möglichkeit, dass du eine Tour in Europa machst?

Aoi: Ich würde sehr gerne zurückkehren. Nach Frankreich natürlich, an verschiedene Orte, ich würde wirklich gerne wiederkommen.

Glaubst du, dass es irgendetwas in dir verändern wird?

Aoi: Ich denke schon. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, das vor mir zu sehen, was ich bislang nur in Bücher sehen konnte. Und wenn Leute aus Frankreich oder Europa nach Japan kommen, denken sie das gleiche. Ich glaube, dass es da viele Anregungen gibt.

Bitte gib eine Botschaft an die Leser von JaME weiter.

Aoi: Es ist nicht lange her, dass Aoi in die Welt kam und die Zeit und die Erinnerungen, die wir bislang geteilt haben ist noch nicht groß, aber ich will meine Gefühle und meine Erinnerungen mit euch teilen. Ich bin sehr glücklich, wenn meine Arbeit euch in irgendeiner Weise berühren kann.
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