Review

Gackt - Drug Party - Training Days 2006

04/08/2008 2008-08-04 12:00:00 JaME Autor: Conny

Gackt - Drug Party - Training Days 2006

Eine Review zur im Juli 2007 erschienen Live-DVD von Gackt.

Künstler: Gackt
Titel: Drug Party - Training Days 2006
Typ: DVD
Stil: J-Rock, J-Pop
Veröffentlichung: 04.07.2007 (Japan)
Wertung: 10/10

Setlist
1: Cube
2: Maria
3: uncontrol
4: emu ~for my dear~
5: seven
6: Redemption
7: Ash
8: Nine Spiral
9: Speed Master
10: Lu:na
11: Storm
12: Papa lapped a pap lopped
13: Kalmia
14: mind forest
15: Metamorphoze
16: Birdcage
17: Mirror
18: Another World
19: Kimi ga oikakete yume

Nach dem imposanten Finale seiner "Diabolos ~Aien no shi to seiya no namida~"-Tour im Tokyo Dome am 24.12.2005 und seiner erfolgreichen Tour durch Asien zu Beginn des Jahres 2006 nahm sich Gackt eine Auszeit. Keiner weiß genau, was er in diesen paar Monaten geplant und verwirklicht hat. Er meldete sich zumindest gegen Ende desselben Jahres mit der Tour "Drug Party - Training Days" zurück. Ein Konzert dieser Tour wurde im Zepp Tokyo aufgenommen und im Juli 2007 auf DVD veröffentlicht. Doch im Gegensatz zu den bisherigen Tour-DVDs erwartet den Fan hier nicht die Aufzeichnung des durchchoreographierten und perfekt inszenierten Tourfinals, sondern ein ganz gewöhnliches Konzert.

Auf dem Cover sieht man Gackt mit geneigtem Kopf, die Farben sind in warmen Rot- und Grüntönen gehalten, leicht verschwommen sieht man an Gackts Rücken ein Paar Engelsflügel. Aber nicht davon irritieren lassen - Gackt macht sich auf dieser DVD mal nicht in übertriebenen Kostümen ein wenig lächerlicher, als er das eigentlich ist. In der Hülle der DVD befindet sich ein Booklet mit Bildern und ein extra Heft mit den Songtexten. Legt man die DVD ein, erwartet einen wie bei den anderen Gackt DVDs ein kleiner Vorspann, der auf Gackts bisherige Karriere zurückblickt. Während im Hintergrund das Opening "Ares" des "Mars" Albums zu hören ist, werden Bilder der bisherigen Tourfinals gezeigt. Dieser Vorspann geht ohne große Überleitungen in das eigentliche Konzert über. Und hier erwartet den Zuschauer gleich die erste Überraschung: Die Band eröffnet mit dem Song "Cube", der als B-Seite auf der 1999 erschienenen Single "Nine Spiral" zu finden war. Ein ziemlich altes Stück, das selten live zu hören ist. Der Vorhang öffnet sich erst, als das Schlagzeug einsetzt und der Blick auf die Bühne wird frei. Nicht nur die Kostüme der Band sind schlicht gehalten, auch auf der Bühne fehlt die so gewohnte, große Dekoration. Nicht einmal Gackt selbst sieht übermäßig gestylt aus – zumindest für seine Verhältnisse. Schwarze Lederhose, ein irgendwie fragwürdiges, halbdurchsichtiges Hemd und ein langer, glänzender Mantel. Aber das eigentlich wichtige, was einem sofort auffällt, ist Gackts Stimme. In den letzten Jahren hat diese sich immer künstlicher, gezwungener angehört, irgendwie wurde die Klarheit und Tiefe von dem übertriebenen Vibrato immer übertönt. Aber bei "Cube" hört sich Gackts Stimme fast schon wie zu Beginn seiner Karriere an, irgendwie natürlich. Und diese Natürlichkeit schafft es, den Zuschauer wirklich in den Bann dieser Musik zu ziehen. Und die Tatsache, dass keine Horde von Tänzern über die Bühne heizt, erleichtert es dann doch um einiges. Auch die Bandmitglieder scheinen losgelöster, entspannter als auf den anderen DVDs. Das ist direkt zu bemerken beim zweiten Song, "Maria" vom Album "Rebirth". Die Gitarristen YOU und Chachamaru verlassen auch mal ihre Plätze, an denen sie sonst aus Choreographie- und Performancegründen immer wie festgewachsen schienen. Neu im Bund des GacktJOBs ist übrigens Jun-Ji (Bullzeichen88, ex-Siam Shade), der Drummer Ryu ersetzt hat. Das kleine Energiebündel passt ziemlich gut in die Band, zumindest wenn man ihn auf dieser DVD betrachtet. Nachdem noch ein Lied von "Rebirth", nämlich "uncontrol" gespielt ist, erklingen die Töne von "emu ~for my dear~" von Gackts erstem Album "Mars". Gerüchten zufolge hat er dieses Lied dem verstorbenen Drummer von Malice Mizer, Kami, gewidmet. Die Performance dieses Liedes ist bei diesem Konzert besonders ergreifend. Die mystische Stimmung, die klare Musik und die weiche Stimme von Gackt ergeben eine perfekte Kombination und das A-capella in der Songmitte lässt einen selbst kurz den Atem anhalten. Egal was Gackt in seiner Pause gemacht hat, er sollte es definitiv öfter tun. Denn so, wie seine Stimme dort klingt, zeigt sie ihr ganzes Potential. Nach "seven", einem weiteren älteren Song folgt die 2005 veröffentlichte Single "Redemption". Man kann hier eigentlich ziemlich gut die Performances von der Diabolos Tour und der Drug Party Version vergleichen. Bei Diabolos ist das Lied majestätisch, erhaben und geheimnisvoll, während bei Drug Party eher eine richtig rockige Performance daraus wird. Nach "Ash", das auch auf Diabolos zu finden ist, folgt die nächste Überraschung: "Nine Spiral". Ein Song, der bis jetzt nur als Bonus auf der Mars Tour DVD zu sehen war und vor Energie und Kraft nur so strotzt. Was für eine Art von Energie das nun ist, kann sich der Zuschauer selbst aussuchen. Jedenfalls hatte ich beim ersten Ansehen das Gefühl, dass sich jedes Streichholz in Bildschirmnähe sofort entzünden würde. Dieser irgendwie gehässige, höhnische Sprechgesang kombiniert mit den dunkel, rauchig gesungenen Passagen zwischendrin, lässt einem ganz schön kalte Schauer über den Rücken laufen. Wirklich erholen kann man sich von der Stimmung nicht, da als nächster Song "Speed Master" auf der Setlist steht. Hier überzeugt vor allem Bassist Ju-Ken mit seinen Riffs, Lines und seiner Performance - er nennt sich wahrscheinlich nicht umsonst The Bass, denn er hat das Ganze ziemlich gut drauf. Wirklichen Fanservice gibt es ja bei Gackt auf der Bühne schon lange nicht mehr, aber wenigstens ein bisschen etwas, was in diese Richtung gehen könnte, kriegt man bei diesem Song. Ohne die üblichen Tanzeinlagen und Uniformen schafft es der GacktJOB wirklich einmal, als Rockband herüberzukommen und nicht, wie manche die Band leider abstempeln, als Hintergrundmusiker eines Popstars.
Ein Highlight jeder Gackt DVD bisher war die Performance des Songs "Lu:na": Aufwändige Choreographien, Schwertkämpfe und spektakuläre Stunts - auch von Gackt - waren hier jedes Mal Programm. Doch statt das zu steigern, entschied sich der Perfektionist für eine einfache Performance und rückt so das Lied, die Musik in den Vordergrund. Und das hat dieser Song wirklich verdient, denn er gehört zu den besten Livesongs, die Gackt je geschrieben hat.
Erst bei "Storm" und "Papa lapped a pap lopped" kriegt Gackt Unterstützung von zwei maskierten Tänzerinnen im Gothic-Lolita Kostüm. Warum er eigentlich immer noch denkt, er könne tanzen, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben. Denn in der Pause hat er wohl viel gemacht, aber keinen Tanzunterricht genommen. Hier also die zwei einzigen Lieder mit Schwachstellen – wenn auch nur in der Performance, nicht in der Realisierung der Musik. Nach "Kalmia" folgt der Song "Fragrance", der mit ruhigen Akustik Klängen und seinem anmutigen Rhythmus überzeugt. Bei diesem, aber auch bei den nächsten zwei Songs "mind forest" und "Metamorphoze" steht – zumindest teilweise - die Band mehr im Vordergrund als der Sänger. Schade ist, dass bei "Birdcage" die Geigenklänge vom Band und nicht von Gitarrist YOU kommen. Nichtsdestotrotz ist dieses Lied eines der Highlights dieser DVD. Die Dynamik des Liedes reißt einen schon auf der CD so wahnsinnig mit, aber live wirkt das einfach noch besser. Der leise, gehauchte, zurückhaltende Anfang und dann das Aufbrausen der Melodie - jedes Mal wieder ein Genuss.
Weiter geht es auf der zweiten DVD – und beim ersten Anschauen wird man dann doch etwas verwirrt. Die DVD fängt in der Liedmitte von "Mirror" an, bzw. bei dem typischen "Yeah, yeah yeah" - "Yeah, yeah, yeah" Spiel zwischen Gackt und seinen Fans. Aber gut, lassen wir das einfach mal so stehen. "Mirror" ist wohl mit Abstand das beliebteste Lied bei der Band selbst. Denn so wie bei diesem, gehen sie eigentlich bei keinem Song ab. Obwohl bei "Another World" auch noch ziemlich viel von dieser Energie übrig ist. Es herrscht richtig positive Stimmung und eine mitreißende Performance. Als letzter Song folgt "Kimi ga oikakete yume", der ja auch auf keinem Konzert fehlen darf. Die Mischung aus Akustik und E-Gitarren und der optimistische Text bilden einen gelungenen Abschluss für das Konzert.

Jetzt aber zu den Extras, denn zumindest eines ist bei dieser DVD mehr als sehenswert. Man findet im Menü auf der zweiten DVD unter "Presents" die Drug Party Version von "Mirror" und schnell wird klar, warum bei eigentlichen Konzertfilm dieser Teil fehlt - er ist nämlich wirklich ein wenig... anders. Am Anfang gibt es zwar das typische Frage-Antwort spiel (die Gitarren spielen die Anfangsriffs und die Fans antworten mit einem ziemlich lautem "GAKUTO!"), als aber der Vorhang aufgeht, muss man zweimal hinschauen: Die Bandaufstellung ist ein bisschen anders, als sonst. Gackt sitzt am Schlagzeug, Jun-Ji spielt Bass (und das mit einem schicken Kleidchen), Ju-Ken spielt Gitarre und nur Chachamaru bleibt seinem Instrument treu. Am Mikro steht Rhythmusgitarrist YOU mit Afro-Perücke und jeder Menge Kuscheltieren. Die Performance ist zwar gesanglich und auch musikalisch nicht wirklich perfekt, aber ziemlich amüsant. YOU versteht es ziemlich gut, seinen besten Freund zu parodieren und die Fans zu unterhalten.
Als weitere Extras gibt es Werbeclips für verschiedene Singlecollections und Alben.

Bild:
Es handelt sich um ein kleines Konzert, ohne aufwändige Beleuchtung oder Effekte. Spektakulär ist das nicht, aber das Bild ist absolut in Ordnung und die Schnitte passen perfekt zum Ryhthmus und der Dynamik der Musik. Das Format ist 16:9.
Bei den Extras und den MCs gibt es leider keine Untertitel, dafür gibt es die Werbeclips in Japanisch, Mandarin und Koreanisch.

Ton:
Der DTS 5.1 Sound überzeugt und bietet sowohl in den Höhen als auch in den Tiefen perfekten Hörgenuss.

Dauer:
Die Konzertlänge beträgt etwa 130 Minuten.

Fazit:

Eine sehr gelungene DVD, ich persönlich finde, dass es die beste ist, die Gackt bis jetzt veröffentlicht hat. Die Natürlichkeit und das Verzichten auf große Showeinlagen lässt die beeindruckende Musik in den Vordergrund treten und gibt dem Zuschauer endlich einmal die Gelegenheit, diese auch zu genießen, anstatt von ständigen Performances, Tanzeinlagen oder eingeblendeten Clips abgelenkt zu werden. Die "Mirror" Version ist ziemlich amüsant, man kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Desweiteren hat man auf dieser DVD mehr das Gefühl, dass es sich um eine Band handelt, als um einen Einzelkünstler, und das haben diese Musiker wirklich verdient.
10/10 Punkten, da ich wirklich keinen gravierenden Schwachpunkt finden kann.
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Konzert DVD 2007-07-04 2007-07-04
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