Review

9GOATS BLACK OUT - devils in bedside

03/06/2008 2008-06-03 12:00:00 JaME Autor: YURA

9GOATS BLACK OUT - devils in bedside

Review zur ersten Veröffentlichung der Band um den ehemaligen GULLET Sänger ryo

Mini-Album CD

devils in bedside

9GOATS BLACK OUT

Künstler: 9GOATS BLACK OUT
Titel: devils in bedside
Typ: Album
Veröffentlichung: April 2008
Stil: Melodiöser Rock
Bewertung: 9,4 / 10

Tracks:

01. sink
02. 690min
03. yasoukyoku -nocturne-
04. Den lille Havfrue
05. raw
06. float


Lange Zeit hatte man nun nichts mehr vom guten ryo gehört. Mit seiner Rückkehr überraschte er nicht nur die Fans, sondern auch irgendwie sich selbst, da sich der Erfolg sofort einstellte. Die erste Pressung dieser Scheibe war laut offiziellen Angaben noch vor Emission mehrfach überzeichnet, wie man eine übermäßige Nachfrage in der Aktienwelt so schön tituliert. So musste also die zweite Edition, die ihren Weg in mein Wohnzimmer fand, gepresst werden. Ich weiß nicht, ob es von vornherein schon so war, aber in der stylischen Aufmachung - das Artwork ist einfach nur atemberaubend - findet man unter anderem die Texte in englischer Übersetzung. Was aber schockt ist, dass bei all dem düsteren Artwork, die CD-Oberfläche mit einem fast schon widerlichen Erdbeereisrosa bedruckt wurde.

Zur Musik kann ich vorab eines sagen: Es gab ein paar Häppchen auf der Myspace Seite der Band, aber man hat schon oft erlebt, dass Filetstückchen den Rest des Steaks nicht annähernd widerspiegeln. In diesem Fall waren die Aperitifs jedenfalls durchaus ansprechend.

"sink" startet gemütlich, aber geheimnisvoll. Nachdem eine gewisse Grundstimmung aufgebaut wurde, wird das Lied im Refrain ein wenig aktiver. Danach gibt’s wieder die ruhigere Melodie. So im Zusammenklang mit der Stimme kommt es ziemlich dem nahe, was man unter Nagoya-kei versteht. Vor allem bei der Intonierung der Stimme kann man einige Referenzen zu Phobia oder deadman kaum verschweigen. Dafür sind die Gitarren einzigartig. Angenehm abwechslungsreich.

"690min" ist gegenüber dem ersten Stück deutlich härter. Die Riffs sind einfach nur genial. Man stelle sich ein Pop-Punk Riff vor und füge dem Ganzen Schwere und Kraft hinzu. So ungefähr scheint auch dieses wiederkehrende Glanzstückchen entstanden zu sein. Der Gesang ist leider nicht so ganz perfekt gelungen, auch wenn die Verzerrung der Stimme durchaus mit der Melodie zusammenpasst. Ab der Mitte wird das Lied kurzzeitig fast zum Metalkracher, jedoch bewahrt man es zum Glück vor diesem Schicksal und schaltet in den Leerlauf. Der stetige Stilwechsel ist das, was das Lied ausmacht. Kurz vor Ende aber knallen sie das Brett doch noch raus. Und interessanterweise ist es nach dem gediegenen Part sogar perfekt platziert. Und gerade weil es nur recht kurz dann noch das Lied abschließt, ist es so genial.

"yasoukyoku -nocturne-" schwankt irgendwo zwischen den düsteren, langsamen Liedern von Dir en grey und den langsamen, stimmungsvollen Stücken von BUCK-TICK. Aber im Gesamten geht es dann doch eher in die Richtung der hierzulande bekannteren Gruppe. Das Lied ist gelungen, sieht man davon ab, dass man es spontan ein zweites Mal hören muss, um es zu genießen, da man beim ersten Hören mit sich selbst streitet, woran das einen nun erinnert. Und noch ein kleines Problem hat es: Es ist viel zu kurz.

Auch "Den lille Havfrue" hat vor allem gesanglich einige Anleihen beim oft zitierten Kyo, wobei ryo definitiv seine eigene Note hat, die sehr stark im langsam gesungenen Mittelteil zum Vorschein kommt. Knapp am Titel "Powerballade" scheiternd, überraschen einen die Pianoklänge im Hintergrund. Die geben dem Stück die richtige Prise an Kraft und Stimmung um es aus dem Alltäglichen zu erheben.

Wenn man den Titel "raw" hört, stellt man sich zunächst einen ziemlich ungehobelten Metaller vor. Tatsächlich ist das Intro sehr stimmig und dennoch ungewöhnlich. Zur Mitte hin kommt ein kurzer, düster gesprochener Monolog, dem ein herzliches Rock-Solo folgt. Dann dümpelt es wieder ein wenig vor sich hin, während ryo mit etwas zu hoher Stimme singt. Und plötzlich, geradezu aus dem Nichts, wird die zuvor aufgebaute Lethargie durchbrochen. Im folgenden Teil präsentiert der Sänger fast die gesamte Breite seines Stimmvermögens und auch der Bassist darf sich noch ein wenig austoben.

Ich glaube es gibt kaum noch ein Wort, welches eine atmosphärische Stimmung mit Hang zum Düsteren umschreibt, welches ich im Verlauf des obigen Textes nicht erwähnt habe. Zum Glück für meinen Wortschatz, ist das Album beim letzten Stück angekommen. Und wie die Vorgänger baut es natürlich erst mal schön eine Art schützenden Raum um sich selbst, damit es nicht vor lauter schwermütiger Leichtigkeit im Nichts verdampft. Und kaum das die Wände stehen, fängt die Band an auf diese von innen einzuschlagen. Mit deutlich härteren Riffs haut es erst mal ein Loch, aus welchem es dann in einem atemberaubenden Klangfluss in die Welt entweicht. Und wenn dann auch noch die Gitarre einem kurz vor Ende an der Seele zerrt, dann weiß man, dass sich die Band das Beste zum Schluss aufbewahrt hat. "float" (zu dt.: Floß) ist definitiv der richtige Titel für das Stück. Bis es in Fahrt kommt dauert es etwas, dann geht es eine Weile gediegen den Fluss entlang und schließlich gerät man an die ein oder andere Stromschnelle. Und genauso ist das Lied aufgebaut.

Fazit: Das Warten hat sich definitiv gelohnt. So ein unglaublich abwechslungsreich-eintöniges Album gab es schon lange nicht mehr. Schon gar nicht aus der Visual Kei Szene. Entweder hab ich schon alles gesagt, oder es fehlen mir einfach die Worte, weiter darauf einzugehen. Es lässt einen geradezu sprachlos zurück. Freilich ist es zu kurz geraten, aber wenn es noch ein oder zwei Stücke mehr enthalten hätte, wäre es ein Anwärter auf eine sehr hohe 9,X Note. Es ist einfach nur großartig gelungen und jeden Yen, beziehungsweise sonstige Geldeinheit, die man in das Album investiert, wert. Wenn die Band so weiter macht, dürfte das noch eine sehr einprägsame Karriere werden.
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