Interview

Electric Eel Shock: Transworld Ultra Rock Interview

29/03/2008 2008-03-29 12:00:00 JaME Autor: Juu & Kay Übersetzer: finix + curi

Electric Eel Shock: Transworld Ultra Rock Interview

Wir führten ein Interview mit den beiden Mitglieder von Electric Eel Shock und sprachen über ihr neues Album.


© JaME
Am 1. Oktober 2007 veröffentlichten Electric Eel Shock das Album "Transworld Ultra Rock" über ihr brandneues Label Double Peace Records. Der Tonträger wird außerdem über ausgewählte Plattenläden europaweit vertrieben (z.B. Townsend Records).

Grund genug für JaME mit Sänger und Gitarrist Aki und Bassist Kazuto davor in einem Amsterdamer Café über das neue Album und mehr zu quatschen.


Ihr habt gerade eine kurze Tour mit Auftritten auf diversen Festivals wie z.B. dem Wacken Open Air beendet. Wie ist es gelaufen?

Aki: So weit so gut, aber wir haben noch zwei Shows, eine in den Niederlanden und eine im UK, vor uns.
Kazuto: Auf dem Wacken hatten wir ein wirklich gutes Publikum. Mehr als 2000 Leute waren da und wir bekamen ein gutes Feedback.
Aki: Wisst ihr, das Wacken Open Air ist ein wirklich großes Festival dessen Hauptaugenmerk auf Heavy Metal liegt. 99,9% der Leute dort trugen schwarze Shirts und wir haben diese (Aki deutete auf sein eigenes T-Shirt) knallgelben T-Shirts verkauft. (lacht)
Kazuto: Wir spielten zur selben Zeit wie Saxon auf der Hauptbühne. Die sind recht berühmt deshalb waren wir erfreut zu sehen, dass wir dennoch so ein gutes Publikum hatten.
Aki: Wir spielen nicht nur Heavy Metal. Wir mixen Heavy Metal mit anderen Stilrichtungen, flexiblerer Musik. Ich denke es war an der Zeit, den Heavy Metal Leuten mal andere Musik zu zeigen.

In letzter Zeit scheinen die Dinge richtig gut zu laufen für die Band; Ihr performt auf größeren Festivals, spielt zusammen mit bekannteren Bands wie der The Bloodhound Gang, nehmt eure Alben mit bekannten Produzenten auf und so weiter. Hab ihr mit so was gerechnet als ihr angefangen habt?

Kazuto: Ahhh, niemals! Unsere erste Tour im Ausland war eine Amerika-Tour. Wie hatten einen alten Van, altes Equipment, dass wir uns in Amerika gekauft haben und wir sind auf eigene Faust getourt, also nur die Band. Unsere Freunde halfen uns die Shows zu organisieren und diese waren eher klein. Zum Beispiel in einem größeren Café. Also, ich habe nie erwartet, dass es sich so entwickelt.
Aki: Wir fuhren ein kack Auto, einen scheiß Van mit mistigen Verstärkern, beschissenen Drums und scheiß Musik... (lacht)
Kazuto: Aber ich bin glücklich damit. Irgendwie können wir stolz darauf sein, weil wir immer weiter gemachten haben und heute hier stehen. Wir haben niemals aufgegeben.

Ihr werdet bald euer neues Album "Transworld Ultra Rock" veröffentlichen. Was haben wir zu erwarten?

Kazuto: Uhhh... mehr? Mehr Rock! (lacht)
Aki: Wir gehen immer noch den gleichen Weg, aber wir haben uns bemüht mehr Flexibilität, mehr Vielfalt in unsere Musik zu legen. Natürlich spielen wir gewissermaßen Oldschool-Rock, aber wir scheuen die moderne Technik nicht. Wir haben auch einiges an Technik benutzt für dieses Album.
Damit waren wir flexibler und es hat auch Zeit gespart. Es war entspannter und mehr aufs eigentliche Spielen konzentriert. Für dieses Album war das Musik machen unsere Arbeit. Ich denke, man fühlt unser Rock'n'Roll-Feeling.

Inwiefern unterscheidet sich das von euren vorherigen Alben?

Kazuto: Wir haben Computer benutzt um auf andere Art und Weise aufzunehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob man es fühlt oder nicht. Unsere Musik ist immer noch unsere Musik, aber dieses Mal haben wir etwas Neues einfließen lassen. Ich kann nicht einmal genau sagen was, aber das war das erste Mal, dass wir unsere Instrumente einzeln eingespielt haben: Erst die Drums, dann die Gitarre, Bass... wie Schichten.
Aki: Vor den Aufnahmen hatte ich ein wenig Bedenken diesen neuen Weg zu gehen, aber unser Produzent wusste wirklich, wie man guten Rock'n'Roll macht und das war großartig.
Kazuto: Es war eine bedeutende Erfahrung für uns. Ich denke beide Wege sind gut, Liveaufnahmen und auch das einzelne Aufnehmen. Jetzt wissen wir welche Möglichkeiten wir haben und das ist sehr gut.

Wie ging der Prozess des Songschreibens voran?

Aki: Die Texte und die Musik entstanden zur selben Zeit in meinem Kopf. Ich habe immer eine gewisse Idee, aber nicht den kompletten Song. Ich denke mir einen Gitarrenriff oder eine Melodie aus und bringe diese Basis mit ins Studio, wo wir dann das Lied von Grund auf aufbauen und erst einmal Sachen hinzufügen.

Welcher Track war für euch am einfachsten fertig zu stellen, welcher am schwersten und aus welchen Gründen?

Kazuto: (lacht) Das ist eine schwierige Frage.
Aki: Alle Lieder sind einfach zu machen und alle sind auch schwer zu machen (lacht). "Transamerica Ultra Rock" hab ich in drei Minuten hinbekommen und an "Joe" habe ich zwei Wochen lang herum geschrieben (lacht). Das hat sehr lange gedauert. Aber es kommt nicht wirklich drauf an, wie lange man dafür braucht.

Welches sind eure Lieblingslieder des Albums?

Kazuto: Das ist eine schwierige Frage!
Aki: Ich liebe alle Songs... aber meine Favoriten sind "Joe" und "DICE De Try!"... und "Kill the Weekend".
Kazuto: Ich liebe sie alle.

Der Titel des Lieds "Transamerica Ultra Rock" stammt von der japanischen Fernsehserie Transamerica Ultra Quiz?

Kazuto: (lacht) Ja. Das ist eine Show aus den 70ern... total alt.
Aki: Man kann sie in Europa sehen, vor allem im UK. Ich hab' keine Ahnung, warum die Engländer das mögen (lacht).

Der Titel reflektiert die Probleme, die ihr hattet, als ihr in den Staaten wart. Welche waren das?

Kazuto: (lacht) Oh, lasst mich überlegen...
Aki: Bei unserer ersten Tournee im Ausland hatten wir natürlich einige Probleme, aber es hat Spaß gemacht, diese dann auch wieder zu lösen.
Kazuto: Ja, diese Schwierigkeiten auch zu überwinden. Es ist, wie wenn man etwas erforscht. Wir hatten Probleme mit unserem Lieferwagen, da er schon alt war und Aki musste das ganz allein reparieren, weil wir eben weitertouren mussten. Wir konnten den Wagen nicht in einer Werkstatt lassen, also versuchte Aki das Ganze zu meistern.

Also waren es nur Kleinigkeiten.

Kazuto: Ja, eher klein, aber sie passierten jeden Tag und wir wussten damals nicht, wie groß Amerika eigentlich ist. Natürlich hatte ich eine Vorstellung davon im Kopf, aber wir hatten noch nicht richtig realisiert, wie lang manche Strecken eigentlich sind. So sind wir einmal eine ganze Nacht lang bis zur nächsten Stadt gefahren.
Aki: Das Transamerica Ultra Quiz ist wie ein Überlebensquiz. Der Verlierer muss zurück nach Japan.

Also ging es darum, in den Staaten zu überleben.

Aki: Wir sind noch am Leben, wir haben gewonnen (lacht). Wir haben das Quiz geschlagen!

Also hattet ihr keine Probleme damit, dass ihr aus einem anderen Land wart? Wie zum Beispiel Verständigungsschwierigkeiten oder Leute, die dann meinten: "Oh, ich will keine japanische Band live sehen"?

Kazuto: Wir trafen noch nie jemanden, der gesagt hat: "Wir wollen keine Japaner sehen!", aber natürlich gab es oft Verständigungsschwierigkeiten. Ich kämpfe immer noch damit.
Aki: Es gibt keine Länder, die Japaner hassen. Sie sind alle sehr nett zu uns.
Manager: Und was ist mit Süd-Korea? (alle lachen)
Aki: Wir haben ein englisches Auto und nach technischen Schwierigkeiten in Deutschland mussten wir es in Reparatur geben. Aber die deutschen Leute scheinen die englischen Autos nicht zu mögen, also haben sie es NIE repariert. Das war immer so ein "Ich kenne das Auto nicht, nie gesehen..."!
Kazuto: Ich erinnere mich da an unsere erste Tour, da gab es auch einige Verständigungsprobleme. Ich hab mir ein Handy gekauft, aber konnte es nie wirklich benutzen, da ich das englische Menü nicht verstand. Von da an nahm ich immer einen Laptop mit um jederzeit E-Mails schreiben zu können.
Aki: Alle sind immer sehr nett zu Japanern. Das nächste Mal besorgen wir uns einen japanischen Tourbus (lacht)! Der wird dann repariert (lacht)!

Was ist mit den anderen Songs auf dem Album? Wovon handeln sie? Wer ist "Joe", beispielsweise?

Aki: "Joe" und "Joe II" sind aus einem Anime. Der japanische Manga heißt Joes Morgen, wir sagen Ashita no Joe und es ist wie eine Art Bibel für die Leute in unserem Alter, unserer Generation. Das ist recht bekannt, es geht ums Boxen.
Kazuto: Ein wenig wie Rocky nur etwas dreckiger, "Joe" hat eine sehr niederträchtige Seite. Manchmal nimmt er einen Stein und kämpft mit dem Stein in seiner Hand.

Und was ist mit dem Song "I Want War"? Das klingt schon etwas schräg.

Aki: Na ja, jetzt haben wir wohl Ärger mit Nordkorea (lacht). Nein, das war ein Fehlgriff. Wir sollten eigentlich schreiben: "I don't want war". Das ist es auch, was der Song aussagen soll aber unser Titel ist provokativer.
Kazuto: Wenn ihr den Text lest, werdet ihr sehen, dass es ein Anti-Kriegslied ist.

Das Album wird über euer eigenes Label, Double Peace Records, veröffentlicht. Ihr hattet doch auch vorher schon einmal ein Label (MICRO MUSIC). Was hat euch dazu bewegt, wieder eins zu gründen?

Aki: Das war das Label von Kazuto und einem Freund.
Manager: Als sie das erste Mal ein Label gründeten, hatten sie keine andere Wahl, da sie kein anderes Label fanden, welches ihre Musik veröffentlichen wollte. Die letzten beiden Alben wurden über europäische Plattenfirmen veröffentlicht und dieses Mal bekamen wir sogar Angebote von verschiedenen Firmen. Wir hatten also die Wahl und fragten uns: "Was sollen wir tun? Was sollen wir tun?" und diskutierten hin und her; das Label in Deutschland oder doch eher ein europaweites? Wir hatten einige Optionen. Dann dachten wir über den Vertrieb nach und was wäre, wenn die Vertriebe unsere Alben direkt von uns beziehen würden. Wir waren eigentlich immer zufrieden mit der Art und Weise, wie unsere Labels unsere Alben veröffentlicht haben, aber manchmal dachten wir uns schon: "Man hätte das auch so und so machen können."
Und da wir finanziell mittlerweile etwas besser dastehen als noch vor ein paar Jahren war es auch möglich, die Idee eines Labels umzusetzen. Es war schon eine schwierige Entscheidung all die guten Angebote abzulehnen, um es auf eigene Faust zu versuchen. Aber es funktioniert und wir sind glücklich damit. Und bis jetzt haben wir auch nur positives Feedback bekommen.

Werdet ihr auch andere Bands über euer Label veröffentlichen?

Aki: Wir hatten noch gar keine Zeit da drüber nachzudenken.
Kazuto: Unsere erste Priorität ist immer unsere Band (lacht). In Zukunft werden wir es vielleicht tun.
Aki: Wenn wir erfolgreich sind mit unserem Label..... Wisst ihr, wir kennen eine Menge guter japanischer Bands, die aber auch nur in Japan bekannt sind. Wir würden diese gerne nach Europa bringen.

Eines eurer Alben wurde während eurer Welttournee von euch an verschiedenen Orten aufgenommen, die letzten beiden Alben dagegen im selben niederländischen Studio mit dem gleichen Produzenten. Kann man das vergleichen?

Aki: Wir haben noch mehr Alben aufgenommen aber nur in Japan veröffentlicht. Die Lage sieht in jedem Land anders aus. Professionalität und Musikbezogenheit gaben uns da ein gutes Gefühl.
Aber trotz der Aufnahmen in ordentlichen Studios mit professionellen Produzenten haben wir nie unseren ursprünglichen, rotzigen Sound verloren.
Manager: Na ja, das stimmt so nicht ganz. Es gab Zeiten, da ging er schon verloren.
Sie haben mit verschiedenen Produzenten gearbeitet, nur ein, zwei Tage zur Probe. Einige von denen waren echt furchtbar (lacht). Aber ihr werdet diese Aufnahmen niemals zu hören bekommen.
Einmal arbeiteten wir mit einer Plattenfirma und die meinten: "Oh, wir haben einen großartigen Produzenten und wir denken das passt perfekt. Er hat euch schon spielen gesehen und versteht euch!". Also gingen wir hin und waren total aufgeregt, aber dann waren da Bilder an der Wand von Sachen die er produziert hat und eines davon war Die Schlümpfe!!! (lacht)
Kazuto: Attie Bauw, der dieses Album jetzt produziert hat, versteht uns sehr gut und war auch vorher schon oft auf unseren Konzerten. Also fiel es uns sehr leicht mit ihm aufzunehmen und das zweite Mal lief es sogar noch besser.

Ihr seid ja praktisch weltweit aufgetreten. Wie hat es sich angefühlt, nach so einer Erfahrung wieder zuhause in Japan zu spielen?

Aki: Die Resonanz zu Hause war gut.
Kazuto: In Europa haben wir zwar unser eigenes Label, aber in Japan sind wir vertraglich an eine Firma gebunden. Ich denke, die Leute dort haben eingesehen, dass wir in Europa und Amerika gute Arbeit geleistet haben.
Aki: Vorher haben wir nie Angebote für Festivals oder Hallen bekommen und nun bekommen wir so viele Angebote, dass wir es uns aussuchen können. Ich hoffe, dass es dadurch von nun an gut für uns laufen wird.

Was war die wichtigste Lektion die ihr gelernt habt, während ihr im Ausland auf Tour wart? Oder habt ihr einen Tipp für japanische Bands, die zum ersten Mal im Ausland touren?

Kazuto: Scheut euch nicht davor mit den Leuten zu reden. Ich erinnere mich, dass wir am Anfang starke Probleme mit der Kommunikation hatten. Aber da die Leute in Amerika und Europa wussten, dass wir Schwierigkeiten mit der Sprache hatten, waren alle sehr freundlich. Ihr braucht euch also nicht zurück zu halten!
Aki: Wenn ich einer Band einen Tipp geben würde, dann Folgenden: "Trinkt nicht zuviel Bier!" (lacht). In Japan bekommt man als Band kein Freibier wenn man auftritt (lacht). Aber in Amerika schon.
Kazuto: Ja, bei japanischen Bands sorgt das für Freude; "Freibier! Freibier!" (lacht).

Für das Musikvideo zum Song "Transworld Ultra Rock" wurden vier verschiedene Videos gedreht und anschließend wurden diese in einem Splitscreen zusammengefügt. Wie entstand die Idee dazu?

Manager: Na ja, auf MySpace gibt's so eine Art Liste für Youtube Videos (von Electric Eel Shock u.a.) und ein paar Kids haben mir das per Mail geschickt. Ich hab dann bei allen auf "Start" gedrückt und irgendwie war das echt cool. Vier Electric Eel Shock Videos auf einmal. Gesagt, getan, aber dann dachte ich mir: "Doch nicht so cool". Also suchten wir einen anderen Weg und von da an entstand die Idee. So von wegen: "Lasst uns das drehen und zusammen schneiden". Na ja, so einfach war's dann doch nicht. Wir haben dann SECHS MONATE dafür gebraucht.

Und wie war es bei "How 2 Fish Rock & Roll Style"? Wer hatte die Idee zu dem Video?

Manager: Ich bin einfach besessen von Videos und benutze die Band zu meinem eigenen Vergnügen (lacht). Aber Aki hatte die Idee. (Er versucht sich an dieser Stelle zu erinnern, wie es genau war, bevor er fortfährt.) Na ja, es fing wohl damit an, dass ich Online diesen Laden fand in dem man billige Plastikfische kaufen konnte, worauf wir uns dann alle fragten: "Ok, und was machen wir jetzt damit?"

In letzter Zeit erlebt japanische Musik in Europa so etwas wie einen Hype und es wird immer populärer. Was denkt ihr darüber?

Kazuto: Ich denke es ist super, dass den Japanern mehr Aufmerksamkeit zuteil wird, aber wirklich merken tun wir das nicht.

Passiert es jemals, dass Leute tatsächlich nur zu euren Konzerten kommen, weil ihr Japaner seid?

Kazuto: Es passiert. Ein kleiner Teil des Publikums kommt wohl aus diesem Grund.
Aki: Na ja, heutzutage sind wir nicht mal mehr sicher, ob wir Japaner sind. Für einige Konzerte in Japan wurden wir auf Flyern und Postern folgendermaßen angekündigt: "Electric Eel Shock (USA)." (lacht)

Habt ihr zum Abschluss des Interviews noch eine Nachricht an unsere Leser?

Aki: Wir sind eine japanische Manga Band (lacht). Wenn ihr Mangas mögt, werdet ihr auch uns mögen! (lacht sich über seinen eigenen Witz schlapp)
Kazuto: Aber ja, kommt zu unseren Konzerten und checkt unsere neue CD aus. Sie wird euch gefallen! Hoffe ich! (lacht)

Danke für das Interview!

Beide: Danke! Dankjewel!


Wir danken Electric Eel Shock, Jessica von It's All Happening Promotion, Bob Slayer und Wayne Charlton für die Bilder.
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Album CD 2007-10-01 2007-10-01
Electric Eel Shock
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