Interview

Interview mit der Band lynch.

09/01/2008 2008-01-09 12:00:00 JaME Autor: Non-Non Übersetzer: YURA

Interview mit der Band lynch.

JaME hatte die Möglichkeit mit dem Sänger Hazuki und dem Gitarristen Reo der kraftvollen und höchstenergischen Gruppe lynch. ein Interview zu führen.


© marginal works
lynch. sind eine hochmotivierte und auftrittsfokussierte Gruppe aus Nagoya. In der letzten Zeit stieg die Popularität der Gruppe enorm und sie bekommen eine Menge Aufmerksamkeit in Japan. Und auch für Übersee scheinen lynch. derzeit einer der aussichtsreichsten Geheimtipps zu sein.

Um diese bekannte besser kennen zu lernen, hat JaME ein Interview mit Sänger Hazuki und Gitarrist Reo geführt. Der zweite Gitarrist Yusuke und Schlagzeuger Asanao waren beim Interview nicht dabei. Dennoch kann man einzelne Antworten der beiden in unserem Weblog nachlesen. Asanaos Antworten findet man auf Englisch hier, die von Yusuke hier.


Könntet ihr euch bitte vorstellen?

Reo: Ich bin Gitarrist Reo. Es ist schön sie zu treffen.

Hazuki: Ich bin der Sänger, Hazuki. Angenehm.

Warum habt ihr den Namen lynch. ausgewählt? Kommt es vom englischen Verb „to lynch“ (zu Deutsch: lynchen)?

Reo: Ja, ich habe den Namen von dem Verb und dessen gewalttätiger Bedeutung hergeleitet. Das Wort klingt in Japan eher asozial (Anm.: im Sinne von gegen die Sozialität einer Gesellschaft gerichtet). Deshalb denke ich, dass wenn Leute den Namen lynch. hören, sie damit zuerst dessen brutale Bedeutung verbinden. Jedoch möchte ich, dass die Leute wenn sie unseren Namen hören, nicht den gewaltsamen Sinn hinter dem Wort auffassen, sondern sich an unsere Musik und unsere Auftritte erinnern. Deshalb war es meine Absicht die Band so intensiv auf die Menschen einwirken zu lassen, dass sie beim Wort „lynch.“ zu aller erst an uns denken.

Haben die Gründungsmitglieder die Gruppe benannt?

Reo: Ich schlug das Wort vor, weil ich die Buchstaben und den Klang mochte, und fragte, was denn die anderen davon denken.

Gibt es einen bestimmten Grund für den Punkt nach dem Namen?

Hazuki: Es hat keine spezielle Bedeutung, aber ich hatte das Gefühl, dass es mit dem Satzzeichen besser und einfach cool aussehen würde.

Warum habt ihr euch entschieden eure alten Lieder auf „THE BURIED“ noch einmal zu veröffentlichen?

Reo: Unsere frühen Werke sind mittlerweile schwer zu finden, und es gibt viele Fans, die diese nicht kaufen können, einfach weil diese nicht mehr produziert werden. Die Lieder auf „THE BURIED“ sind uns wichtig. Wir hatten das Gefühl, die Songs unbedingt auf das Album zu bringen. Wir wurden vor Kurzem gebeten die Stücke noch einmal aufzunehmen, weil wir sie auf unseren Konzerten oft spielen, diese aber in keinem Geschäft mehr zu kaufen sind. Wir hätten theoretisch die Alben einfach noch einmal auflegen lassen können, aber die Situation in der Band hat sich durch unseren neuen Gitarristen Yusuke geändert. Er trat uns bei, und außerdem haben wir Erfahrung durch die Konzerte gesammelt. Unser Verständnis für die Lieder und deren Performance ist besser geworden. Und da ich denke, dass wir nun viel mehr Kraft haben, haben wird die Lieder neu aufgenommen.

Die Gruppe hat sich verändert, dadurch dass nun zwei Gitarristen dabei sind, nicht wahr?

Reo: Ja. Früher habe ich zwei oder drei Gitarrenspuren aufnehmen müssen. Aber nachdem Yusuke hinzugekommen ist, brachte er was mit sich, was die Lieder an sich gleich beließ, ihnen aber auch zeitgleich einen veränderten Touch gab.

Hazuki, hast du deine Art zu singen verändert?

Hazuki: Ja. Ich habe zu der Zeit meine Stimme auf dem Original Album gehasst. Deshalb habe ich hart an mir selbst gearbeitet, und fokussierte mich dabei vor Allem auf dass, was ich hasste. Bei den neuen Aufnahmen konnte ich mich über diese negativen Aspekte hinwegsetzen. Deshalb fühle ich mich als ob ich mich gerächt habe, wenn man es so nennen kann, dadurch dass ich die Lieder mit mehr Behaglichkeit singen konnte. Wenn man sie vergleicht, merkt man, dass sie recht unterschiedlich sind.

Als ihr die Lieder ausgesucht habt, habt ihr die Lieder gewählt, die ihr auf Konzerten spielt?

Reo: Jedes Mitglied hat eine eigene Liste von Liedern aufgeschrieben, die er auf das Album bringen würde, und wir haben darüber diskutiert. Unsere Meinung war fast die Gleiche: Die Lieder die wir oft in unseren Setlists haben, waren auch die, die wir am Meisten auf das Album bringen wollten. Demnach war das Ergebnis, dass wir die Lieder anhand der Konzerte ausgewählt haben.

Waren der Terminplan für die Aufnahmen anstrengend?

Reo: Als wir aufnahmen, hatten wir bereits einen feststehenden Konzertkalender, und so haben wir stets aufgenommen, wenn wir mal ein wenig Zeit übrig hatten. Üblicherweise nehmen wir am Stück auf, aber dieses Mal hatten wir halt die bestätigte Tournee und mussten den Terminkalender nach dem Motto „Hier hätten wir einen Tag für die Aufnahmen“ oder „Hier hätten wir sogar zwei“ durchforsten.

Also konntet ihr die Energie von euren Konzerten mehr als üblich in die Aufnahmen einfließen lassen?

Reo: Nun, es hängt von der jeweiligen Person ab. Aber im Allgemeinen haben wir unterschiedliche Gefühle gegenüber Konzerten und Aufnahmen. Es war schwer den Schalter von Auftritt auf Aufnahme zu stellen, vor Allem, da wir die Lieder von unseren Lives aufnehmen mussten.

Auf eurem Album „THE AVOIDED SUN“ gibt es einen Song, der „I’m sick, b’coz luv u“ heißt. Der Titel klingt eher nach einer intensiven Ballade, aber musikalisch ist es dann das komplette Gegenteil. Wie kam es dazu?

Hazuki: Als wir das Album gemacht haben, wollten wir etwas Originelles machen. Anstatt einfach zu tun was wir wollten, haben wir ein paar Erneuerungen eingebracht und ein paar komplett neue Kombinationen gewagt. Wir haben zudem versucht interessante Namen für die Songs zu finden, wodurch wir offensichtliche harte Songs als augenscheinliche Balladen tarnen konnten. Ich dachte mir, dass wenn ich harte Lieder mit einem ähnlich starken Image versehen würde, diese an Kraft verlieren würden. Ich mag den Kontrast zwischen Titel und eigentlichem Lied.

Also hast du Kombinationen zusammengestellt, die wir uns als Hörer nicht direkt vorstellen könnten, nicht wahr?

Hazuki: Ja. Ich dachte mir, dass es was Neues bringt. Und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.

Im Sommer 2006 habt ihr eine Single mit dem Titel „a grateful shit“ veröffentlicht. Was steht hinter dem Namen? Was wolltet ihr damit aussagen?

Hazuki: (lacht) „a grateful shit“ ist ein Begriff in der Musikszene für Menschen die junge Musiker ausnutzen und diese dann wie Spielzeug fallen lassen, sowie für die jungen Musiker, die in ihren Köpfen nicht richtig sind, und diesen Leuten tatsächlich folgen. (lacht) In diesem Lied warne ich sie: „Seid ihr wirklich so?“. Wir werden nie so sein, es wäre besser „Scheiße“ zu sein. Ich habe ein wenig Sarkasmus in das Lied gebracht und uns als „die dankbare Scheiße“ beschrieben. (lacht)

Habt ihr je darüber gesprochen?

Hazuki: Wahrscheinlich nicht. (lacht)

Reo: Nun, wir wurden bis jetzt nicht danach gefragt. (lacht)

Wie schreibt ihr Lieder und Texte? Spielt ihr die Musik gemeinsam ein?

Hazuki: Ich bin für die Songs zuständig. Ich beginne die Lieder zu schreiben, und wenn es Form annimmt, bring ich sie ein. Im Grunde verfasse ich die Musik, aber so, dass die anderen Mitglieder die Freiheit haben in ihren instrumentellen Parts eigene Ideen einzubringen. Wenn die Mitglieder dann die Songs hören und sich diese grob einprägen, spielen wir sie zusammen in einem Studio. Dort kann jeder seine eigene Welt im Song platzieren, wodurch die Wirkung dese Liedes zunimmt.

Schreibst du die Songs in dem du Gitarre spielst?

Hazuki: Ja, das mache ich. Zudem benutze ich eine Rhythmus Maschine, mit der ich unter anderem Bass und Schlagzeug einfüge. Manchmal füge ich auch die Stimme hinzu.

Und die Texte, kommen sie später über die Musik?

Hazuki: Ja. Das Letzte was ich einbringe sind die Lyrics. Wenn die anderen Mitglieder Musik schreiben, dann entwickeln sie die Melodien meist während wir an anderen Liedern arbeiten. Und als letzter Schritt kommen von mir die Texte dazu.

Wann kommt dir die Inspiration zu den Liedern? Wenn du sie schreibst, stellst du dir besondere Bilder oder Geschichten vor?

Hazuki: Ich habe keine bestimmten Zeiten, zu denen mir die Ideen kommen, und ich weiß nie, wann sie das nächste Mal kommen. Jedes Mal, wenn mir was durch den Kopf geht, selbst wenn ich bei Freunden sitze, möchte ich Heimgehen und möglichst schnell die Lieder schreiben. (lacht) Klar, wenn ich die Songs dann zu Hause mache, werden sie konkreter. Was die Bilder und Vorstellungen angeht, so hängt es vom jeweiligen Stück ab. Zum Beispiel bei schnellen und harten Liedern benutze ich üblicherweise die Idee eines Auftrittes und denke mir: ‚wenn ich das Ganze so oder so schreibe, wie wird das Publikum reagieren?’. Bei Balladen habe ich eher abstraktere Vorstellungen, aber eigentlich habe ich nur selten konkrete Bilder.

Was sind euere musikalischen Einflüsse?

Reo: Ich bin Japaner, deshalb komme ich von populärer Musik oder japanischem Rock. Gelegentlich habe ich aber eine 4AD Phase, das ist ein britisches Indie Label, bei dem Gothic inspirierte Bands wie Bauhaus, Cocteau oder Dead Can Dance unter Vertrag stehen. Sie unterscheiden sich von der Musik von lynch., aber ich denke trotzdem, dass unsere Gruppe im derzeitigen Zustand die Grundstimmung solcher Gothic Bands aufgreift.

Hazuki: Meine sind relativ breit gefächert... nun ja... ich bin mir nicht sicher ob es weit oder nicht doch eher enger ist. (lacht) Ich wurde auf Rock Musik aufmerksam, als ich mir das erste Mal LUNA SEA angehört habe. Danach habe ich mich als Teenager in schweren und lauten Rock vertieft... Und jetzt bin ich sehr wechselhaft. Ich höre nur das, wovon ich denke dass es zu dieser Zeit gut ist. Ich wage es die Musik dem Genre des New School Hardcore zuzuordnen, was bis vor einer Weile Screamo genannt wurde. Ich denke, das ist Musik die schöne Melodien und sehr chaotische Stellen haben kann.

Bezieht ihr eure Inspiration für das Design der Alben von irgendeinem bestimmten Künstler?

Reo: Unser Drummer Asano ist dafür zuständig.

Zeichnet er das selbst?

Reo: Ich habe gehört, dass er Kollagen macht, die er uns aber während des Entstehens nicht zeigt. Deshalb ist es unbekannt. (lacht)

Was habt ihr gedacht, als ihr die von ihm entworfenen Booklets für die Alben gesehen habt?

Reo: Im Vergleich zu dem, außenstehende Künstler zu bitten etwas für uns zu entwerfen, hat er ein besseres Verständnis von unserer Arbeit, deshalb ist es oft besser. Wir mussten seine Arbeiten noch nie kritisieren.

Hat er mehrere Entwürfe vorgebracht, aus denen ihr dann ausgewählt habt?

Reo: Er fragte uns: „Ich stelle mir ungefähr so etwas vor, was haltet ihr davon?“. Aber im Grunde lassen wir ihm alle Freiheiten.

Also kann man sagen, dass eure Musik und eure Kunst gleichzeitig entwickelt wird?

Reo: Ja.

Warum habt ihr englische Titel erst nach dem Erscheinen eures Debüt Albums benutzt?

Hazuki: Das kommt davon dass ich davon überzeugt bin, dass englische Buchstaben zum Image von lynch. als Band besser passen. Das ist zwar nur meine Meinung, aber ich denke, dass englische Buchstaben wie Codes wirken und zu uns besser passen, als japanische Schriftzeichen.

Also ist es nicht wegen der Absicht, euere Message gezielt den ausländischen Fans zukommen zu lassen?

Hazuki: Nein, ich denke nicht wirklich viel darüber nach. (lacht)

Was sind eure persönlichen Lieblingslieder von lynch.? Und warum sind gerade diese Titel eure Favoriten?

Reo: Mein Liebling ist „pulse_“ von „THE BURIED“. Wir spielen dieses Stück als erstes oder letztes, und deshalb verspüre ich eine Art Identifikation mit dem Publikum. Ich mag es sehr dieses Lied zu spielen, deshalb wähle ich „pulse_“.

Hazuki: Ah... Es wechselt so häufig. (lacht) Aber „liberation chord“, was das erste Stück auf unserem zweiten Album „THE AVOIDED SUN“, ist das was ich gerade am meisten mag. Wie ich bereits erwähnt habe, war unser zweites Album das, in welches wir unsere ganze Originalität einbrachten. Alleine deshalb konnte das erste Lied auf dem Album nicht ohne enorme Wirkung auskommen. Und wir haben uns da eine hohe Messlatte gesetzt. (lacht) Als wir diesen Song aufnahmen gab es stellen, die selbst mich überraschten. Und letztendlich bin ich mit dem Endergebnis sehr zufrieden.

Im Booklet zu „THE AVOIDED SUN” steht geschrieben, dass die elf Stücke aus 205 Liedern ausgewählt wurden, was eine beachtliche Zahl ist!

Hazuki: Ah, ja. (lacht) Aber eigentlich hab ich gar nicht so viele Songs zum Besprechen gebracht. Ich habe 205 verschiedene Stücke geschrieben, aber in eigener Selektion bereits die meisten aussortiert. Am Ende waren es vielleicht 20 oder 30 Lieder, die ich den anderen zum Hören mitbrachte.

Und du schreibst auch jetzt fleißig neue Stücke?

Hazuki: Ja. Ich komponiere jederzeit neue Lieder.

Ihr habt nun bereits zwei Alben und mehrere Singles veröffentlicht, aber noch kein einziges PV. Wärt ihr denn daran interessiert mal einen Videoclip zu drehen?

Hazuki: Ehrlich gesagt, sind wir daran interessiert. (lacht) Bei „THE BURIED“ haben wir der First Press eine Live DVD beigelegt. Wir sind stolz auf uns als Live Band, und wenn wir Bilder mit uns veröffentlichen sollten, wären es die Mitschnitte der Konzerte, keine PVs. Deshalb denken wir, dass die Auftritte als Videos an erster Stelle stehen. Jedoch wären die Aufnahmen eines Videos, nach der Veröffentlichung der Live DVD eine Möglichkeit.

Eure Konzerte sind sehr kraftvoll und ich empfehle jedem euch Live zu sehen.

Reo: Auf jeden Fall!

Ihr seid einer der Top Gruppen dessen, was man als ‚Dritte Generation’ des Nagoya kei (2003 - jetzt) bezeichnen könnte. Und die meisten von euch haben Erfahrungen gesammelt bei Gruppen, die in die von Fans definierten Zeit der ‚zweiten Generation’ (1997 - 2002) fallen. Wurdet ihr von Bands der ‚ersten Generation’ beeinflusst? Also frühen Vorreitern wie ROUAGE oder KUROYUME?

Reo: Ich habe bereits zum Ende der ersten Generation angefangen zu spielen, deshalb war ich natürlich sehr von ihr inspiriert. Ich habe die Auftritte von Künstlern wie ROUAGE oder KUROYUME, die später Major wurden, gesehen, noch zu der Zeit als diese Indies waren. Also Zeiten, wo sie noch in kleinen Hallen vor wenig Publikum auftraten, und ich war einer vom Publikum. Ich denke nicht, dass ich mir dessen bewusst war, aber wahrscheinlich wurde ich sehr stark beeinflusst, als sich meine musikalische Persönlichkeit ausbildete.

Hazuki: Mein Wunsch eine Band zu gründen wurde von Kiyoharu von KUROYUME angespornt, nachdem ich Bilder von ihm gesehen hatte. Als ich seine Band das erste Mal sah, waren sie keine Nagoya Band mehr, sondern bereits ziemlich berühmt und hatten ihr Major Debüt bereits hinter sich. Einige Jahre später fand ich dann heraus, dass sie aus Nagoya stammen. (lacht) Wurde ich von Nagoya kei beeinflusst… Wahrscheinlich nicht. (lacht) Was die zweite Generation angeht, so gab es eine Band, bei der Reo aktiv gespielt hat. Da ich diese Band sehr mochte bin ich oft auf deren Konzerte gegangen. Vermutlich wurde ich dadurch eher von der zweiten als von der ersten Generation musikalisch beeinflusst. (lacht)

Könnt ihr euch vorstellen, warum gerade Nagoya der Geburtsort für einen eigenen “-kei” Stil ist? Die meisten anderen Stile sind eher nach der Art der Kleidung oder so definiert, aber euere Heimatstadt hat ihre eigene. Was ist der Unterschied?

Reo: Ich bin nun sehr lange in Nagoya aktiv. Ich denke dass die Verbindung zwischen den älteren und jüngeren Musikern und Kollegen an sich viel stärker ausgeprägt ist als in anderen Regionen. Wir gehen häufig auf die Konzerte von Freunden, älteren und jüngeren Künstlern und sind so automatisch durch diese beeinflusst. Ich glaube, dass wir mit den Menschen in unserer Umgebung eine eigentümliche Atmosphäre schaffen. Selbst wenn wir denken, dass wir was komplett eigenständiges machen, so sind wir doch unbewusst von anderen inspiriert. Wir werden aber nicht nur in musikalischer Hinsicht beeinflusst, deshalb denke ich das wir uns da den Bands aus anderen Regionen ähneln. Die Bevölkerung von Nagoya ist aber viel kleiner als die von Tokio oder Osaka, deshalb ist die Musikszene viel dichter beisammen. Da wir in Nagoya aktiv sind, kennen wir fast alle Bands und der Spielraum für unsere Aktivitäten ist klein. Deshalb sind die Beziehungen zwischen den einzelnen Musikern sehr viel stärker, unabhängig davon ob sie bereits lange dabei sind oder gerade erst anfangen.

Auf den ersten Blick gibt es viele coole ältere Bands.

Reo: Ich glaube dass der Einfluss der ersten Generation von coolen düsteren Bands wie Kuroyume oder Rouage immer noch nachwirkt. Ich habe damals ihre Konzerte besucht und mich mit ihnen unterhalten, und so ist die Wertschätzung dieses Stils und der Coolness ein Erbe, welches von Generation an Generation weitergereicht wird.

Was ist eure Meinung bezüglich der Visual Kei Szene in Japan? Und was denkt ihr darüber, dass Visual Kei in Europa so populär ist?

Reo: Ich bin froh, dass die Musikkultur des Visual Kei wahrgenommen wird. Jedoch denke ich dass der Ansporn abgenommen hat. Die Zahl der Bands deren Konzerte ich aus dem Publikum verfolge und deren CDs ich kaufe sind immer noch gering. Zur Konzerthalle zu gehen ist nicht so einfach, aber da ist immer ein großer Ansporn dazu. Aber auf der anderen Seite muss ich sagen, dass die Persönlichkeit und die Kraft aller Bands abnimmt.

Hazuki: Um ehrlich zu sein, ich bin nicht sehr interessiert an der Situation um mich herum. (lacht) Klar gibt es viele Bands mit eigenen Ideen und Taktiken, und es sind auch respektierte Gruppen. Aber manchmal gibt es Leute, die einfach nur Unterhalter oder Idols sein wollen. Meiner Meinung nach ist aber unklar, ob sie dabei Rocker oder etwas anderes sein wollen.

Ihr beide scheint nicht sehr erpicht darauf zu sein euch im Aussehen der Visual Kei Szene anzupassen? Mein Eindruck von eurem Konzert war, dass ihr euch des Visual Kei nicht sehr bewusst seid, sondern, wenn man es so nennen könnte, euch aus der Szene heraus entwickelt habt.

Reo: Ich habe kein Problem damit, wenn mich Leute dem VK zuordnen. Es hängt davon ab, wie uns die Menschen beurteilen. Wir machen einfach nur Musik, tragen Kostüme, benutzen ein wenig Make Up, was wir für cool halten, und wenn wir dann dem Visual Kei zugeordnet werden, haben wir kein Problem damit. Auf der anderen Seite, ist es auch kein Problem für uns, wenn das Ganze nicht als Visual Kei aufgefasst wird.

Ihr habt gesagt, dass der Ansporn der Szene abgenommen hat. Dadurch, dass immer mehr darauf aufmerksam werden wird es immer mehr zum Mainstream, die Knappheit an Bands sinkt und damit wohl auch der Ansporn.

Reo: Nun, ich denke so. Es wird immer mehr zum Standard.

Nun zu eurer Zusatz Tournee „involve the universe“, welches der Anhang zu „TOWARD THE AVOIDED SUNRISE“, ist. Könnt ihr uns eure Eindrücke von bereits gespielten Konzerten schildern?

Reo: Wir haben unsere letzte Tournee wenige Zeit nach erscheinen des Albums „THE AVOIDED SUN“ begonnen, und dies ist nun die Encore Tour. Ich denke, dass dieses Mal sehr viele unsere CDs anhörten und dann zu unseren Konzerten kamen, und die kommen auch zu den Zusatzkonzerten. Ich fühlte, dass das Publikum, welches bei unseren Konzerten war, uns und unsere Musik verstanden hat, was mir von der Bühne aus auffiel. Deshalb denke ich, dass es eine gute Entscheidung war diese zusätzlichen Konzerte zu geben.

Hazuki: Diesmal ist es die Encore Tournee, und gleichzeitig die zweite im Rahmen von „THE AVOIDED SUN“, also war das Publikum viel aufgeregter und energischer als beim letzten Mal.

Was wollt ihr bei den kommenden drei Konzerten machen?

Reo: Die nächsten drei Auftritte sind Onemans, und deshalb werden sie keine Zeitbeschränkung haben, was mich wiederum motiviert all die Kraft zu gebrauchen, die lynch. derzeit hat. Was die Musik angeht, so können wir sowohl mit Metal als auch mit Balladen auftrumpfen, was wegen dem zeitlichen Rahmen nur bei Onemans möglich ist. Ich möchte all unsere Facetten vorzeigen.

An Silvester werdet ihr mit etwa 25 anderen Gruppen beim „stylish wave COUNTDOWN ’07-’08“ auftreten. Wie steht ihr zu den Auftritten mit anderen Künstlern?

Hazuki: Ich brenne darauf bei solchen Konzerten mit Anderen aufzutreten. Der Titel dieser Zusatztournee, „involve the universe“ (zu Deutsch: beziehe das Universum mit hinein) ist von den tai-ban Konzerten (Anm.: Konzerte bei denen mehrere Bands unterschiedlicher Genres jeweils etwa eine halbe Stunde Spielzeit haben) inspiriert und bedeutet: „lasst uns das Publikum der Konkurrenz abstauben!“. Ich denke wir haben mehr Bewusstsein als andere Bands, deshalb bin ich umso motivierter, je mehr Bands an unseren Konzerten teilnehmen.

Wenn man euch aus dem Publikum beobachtet, so stellt man fest, dass ihr souverän als eigenständige Band auftretet, was cool ist.

Hazuki und Reo: Vielen Dank!

Ihr habt vor kurzem beim deutschen Label CLJ Records unterzeichnet. Was erhofft ihr euch davon, bei einem deutschen Label unter Vertrag zu sein?

Reo: Nun, es ist nicht so, dass wir uns ausschließlich um Europa kümmern würden, aber wir wollen überall auftreten, wo Leute uns sehen wollen. Wenn das Label unsere CDs veröffentlicht, werden Leute es hören und unsere Konzerte sehen wollen, deshalb möchte ich so viel wie möglich Live auftreten.

Wie seht ihr euch selbst in zehn Jahren, individuell und als lynch.?

Hazuki: Ich frage mich, ob ich dann immer noch am Leben bin? (lacht)

Reo: Das ist eine sehr persönliche Sache, aber da ich in Nagoya lebe und verschieden Bands beobachte, werde ich mich sehr viel um Nagoya kümmern. Auf diese Weise möchte ich daran teilnehmen etwas aus Nagoya in der ganzen Welt bekannt zu machen. Das beinhaltet natürlich auch die Band lynch. .

Hazuki: Nun, das könnte sehr schwierig werden, aber ich möchte einfach nur cool bleiben, unabhängig davon, ob wir bekannt sind oder nicht. Ich wäre ein alter Mann der nicht unwürdig wäre (lacht), würde tun was ich möchte und immer noch etwas schöpfen, mit dem ich zufrieden bin, was meine Glückseligkeit ist.

Ich bin froh das zu hören. Egal wie bekannt ihr werdet, ich freue mich darauf eure Konzerte zu besuchen. Wir möchten, dass ihr euch nicht verändert, für den Fall dass ihr sehr berühmt werdet, und stets dieses hungrige Gefühl, welches ihr gerade habt, beibehaltet.

Reo: Ja. Wir wollen immer unsere Bestes mit 100% Motivation machen, jederzeit.

Ihr seid in relativ kurzer Zeit sehr berühmt geworden. Welchen Ratschlag würdet ihr jungen Musikern mit auf den Weg geben?

Reo: Ich kann euch nur eines sagen: ‚Beeilt euch nicht. Nehmt lieber den längeren Weg!’. (lacht) Es ist alles da. Der lange Weg ist der schnellste Weg, und ich meine, das kein weiterer Pfad existiert. Alle früheren großen Künstler haben diesen Weg beschritten. Man braucht Zeit um sich zu entwickeln. Wenn man aber einfach drauf los stürmt, ohne klares Ziel, dann wird das nicht sonderlich gut funktionieren. Und das gilt nicht nur für Musik, sondern für das Leben an sich gilt dies genau so.

Hazuki: Zu aller erst, denke ich persönlich nicht, dass ich hierher in kurzer Zeit gekommen bin. Ich habe sehr hart an mir gearbeitet, erfuhr diverse Schwierigkeiten, spürte sehr oft Frustration und erst danach kam ich da an, wo ich jetzt bin. Deshalb denke ich, dass es bei mir eine längere Weile gedauert hat. Ich stimme ihm zu und denke, dass es nicht optimal ist sich für den einfachen Weg zu entscheiden. Ohne Anstrengung können wir nichts machen.

Bitte noch eine Nachricht an die Leser von JaME.

Reo: Wir lernen von Konzerten sehr viel und werden von unseren Auftritten unterstützt. Deshalb sind wir auf uns selbst stolz, eine Live-Band zu sein. Wenn ihr uns darum bittet mehr Konzerte zu machen, dann werden wir mehr und mehr auftreten. Wenn ihr lynch. also sehen wollt, teilt es uns mit!

Hazuki: In Übersee aufzutreten ist mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht in den Sinn gekommen. Aber ich habe diese Möglichkeit und ich würde mich freuen, wenn ich nach Übersee gehen könnte. Wenn ihr uns also einladet, werden wir kommen und euch treffen.


JaME möchte der Band lynch. und ihrem Management für die Ermöglichung dieses Interviews danken.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD + DVD 2007-11-07 2007-11-07
lynch.
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