Review

SIX-R - niNe.

06/11/2007 2007-11-06 12:00:00 JaME Autor: YURA

SIX-R - niNe.

Review zum ersten Mini-Album der Gruppe SIX-R aus Nagoya

Mini-Album CD

niNe.

SIX-R

Künstler: SIX-R
Titel: niNe.
Typ: Mini-Album
Veröffentlichung: Oktober 2007
Stil: Rock / Nagoya-Kei
Bewertung: 9.0

Tracks:

01. Lost... Days instant
02. after [9]
03. 'Sixth'
04. kakera
05. -MOSQUITO-
06. MARRY –album ver.-


Die nunmehr dritte Veröffentlichung der Nagoyaner um Sänger JUN überrascht mit einem Cover Novum. Während die Singles stets mit destruktiv depressiven Fotografien bebildert wurden, verzichtete man beim Mini-Album darauf. Stattdessen wurde ein undefinierbares Gewirr aus schwarz und weiß auf das Cover gedruckt, welches man wohl erst nach einem munteren Abend mit Freunden interpretieren kann. Wirkt seltsam aber interessant zugleich.

Wer auf der Seite die neuen Kostüme des Quartetts mit Argwohn betrachtete und bereit war, der Gruppe die Wendung hin zum allgemeinen Buntsein vorzuwerfen, wird eines besseren belehrt. Entfernt man den Hintergrund hinter den Musikern und erhöht den Kontrast der Fotos, wie es auf der Rückseite gemacht wurde, kommt gleich ein sehr viel düsterer wirkendes Auftreten zustande als davor. Bleibt nur noch festzustellen, ob die neuen Farben sich auch in der Musik wiederfinden und der Text wird erwartungsgemäß wieder zu lang.

Wenn man das Wort SE (kurz für: Sound Effects) hört, krümmt sich einem fast schon der Magen. Greife man aus der Vergangenheit belanglose Werke diverser durchaus talentierter Bands heraus, käme einem auch das komplett sinnfreie Bonus Lied auf der ersten Single von Vizell in den Kopf. Und das gehörte noch zu den Besten unter den sinnfreien Kompositionen. Nun erwartet einen mit "Lost... Days instant" eben ein SE, und in Erwartung eines weiteren Gestöhnes, Geheules oder Gekreisches verbringt man dann auch die ersten knapp 30 Sekunden zwischen Himmel und Hölle. Man trifft sich auf halbem Wege, so viel sei gesagt. Was da aus der Feder des eigentlich als Fotografen engagierten EDWARDA, mit textlicher Begleitung des Sängers, zu Ohren kommt ist bodenständiger Industrial. Kann man mögen, muss man nicht.

Auf zum ersten Werk aus dem Repertoire des Junggitarristen Yuu. Und was man jetzt geboten bekommt, hätte man so auch nicht erwartet. Für einen ersten Versuch ist das sehr ordentlich. Man kriegt hier nämlich feinsten Metalcore um die Ohren geschreddert. Bei so etwas kommt dann natürlich gleich der Gedanke "Sind die ebenfalls auf den Auch-wir-sind-Dir-en-grey-Zug aufgesprungen?". Antwort: Definitiv nicht. Eher wieder bei Phobia oder bei den Kollegen von lynch. Der Gesang in der Strophe ist sehr Oldschool gehalten, mit verzerrter Stimme, die ins Unverständliche abgleitet um dann spontan zum klaren Klang zurückzukehren. Nur das Nebengegröle bleibt dennoch auf den unteren Dezibelrängen stecken. Unvergleichbar bleiben JUNs Ausflüge in höhere Tonlagen im weiteren Verlauf und sie geben dem Ganzen die Nuance Eigenständigkeit die man bis dahin misste. Klares Urteil: Highlight!

Es folgt ein weiteres Novum: Vertauschte Lieder! So etwas hat es in der Szene, wenn überhaupt, lange nicht mehr gegeben. So wurden beim Aufzeichnen der CD die Lieder 3. und 4. auf falsche Positionen gesetzt, ohne das Booklet anzupassen. Und das ist irgendwo sogar amüsant, solange es bei diesem einen Mal bleibt.

Es folgt eine längere Einleitung auf das sehr jazzige "'Sixth'". Das hätte man so dem eher konventionellen Kaine als Songschreiber nicht zugetraut. Und so schwingt man zum Jazz-Rock munter mit, selbst wenn sich der Refrain dann doch anhört, als ob der Gitarrist einen seiner älteren Entwürfe ausgegraben hat. Nach zwei Minuten noch ein nettes Gitarrensolo eingepfeffert, welches so mancher gehypten Band, mit ihren unmotivierten Saitenklampfern, durchaus gut zu Gesicht stehen würde. Einziger Wermutstropfen: Das Lied hätte auch paar Sekunden Länge mehr vertragen. Trotzdem: Highlight Nummer Zwei und ein guter Beweis, das nicht alles Jazzige im "Happy Happy Joy Joy"-Land enden muss.

Wenn man sich mit der Geschichte des Sängers ein wenig auseinandergesetzt hat, dann wird einem das vierte Lied "kakera" ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Er tut es wieder! Gemeint ist sein wunderbar sinnloser Versuch Sprechgesang zu kultivieren. Nostalgie kann herrlich sein. Und da das Lied dann; wie auch schon die des ki=ga Projektes; in einem ordentlichen Refrain endet, muss man nicht befürchten, das man auf ein "Yo Yo" stößt. Was einem die engrish Zeile "I want to see to you" sagen will, kann man interpretieren wie man will, hört man das aber von JUN weiß man, dass er wohl irgendwen vermisst. Noch ein wenig mehr Traurigkeit bis zum Schluss und fertig ist die etwas andere Ballade.

"-MOSQUITO-" ist dann wieder ein wenig typischer Nagoyaner Rock, mit ähnlich viel Jazz wie in "'Sixth'". Ab der Mitte regiert das Phobiaesque mit einer Art musikalischem Dialog, bei dem sich in abwechselnder Reihenfolge Strophen zugeworfen werden. Und erst gegen Ende bekommt man den Verdacht, dass sich da zwei das Mikrofon teilen. Stellt sich dann aber die Frage, wem denn die andere Stimme gehört, die einem da so verraucht entgegenkommt. Wenn es sich trotzdem um den Sänger handeln sollte, dann wird dieses Lied auf Konzerten sicherlich ein deutliches Highlight darstellen. Aber wozu bis zum Konzert warten. Doppel-Highlight!

Zum Schluss noch die überarbeitete Version von "MARRY". Man ist gespannt, was man aus dem ohnehin schon etwas zu lange wirkenden Song gemacht hat, bedenkend, dass hier sogar noch eine weitere viertel Minute hinzugefügt wurde. Ganz einfach: Man spart sich überflüssige zehn Sekunden an Intro und singt gleich los. Wo soll das enden... Der Refrain ist so trivial wie die Entscheidung zwischen Strauch- oder Rispentomaten. Hätte man mehr draus machen können, vor allem wenn Strophen und obligatorisches Gitarrensolo derart überzeugen. Und nach 3:30 weiß man, wo man die Zeit versteckt hat. Ein zweites Solo, welches wie bei der Single Version auch das Ende bildet, diesmal aber deutlich länger und deutlich besser. Reicht trotzdem nicht zum Highlight.

Fazit:
Experimentierfreude pur. Erfrischend neue Ideen, zumindest für die Band. Bis auf ein paar verbesserungsfähige Kleinigkeiten überzeugt das Mini-Album auf voller Strecke. Und die Frage, ob sich die farbigen Klamotten auf die Musik auswirken: Keine Ahnung! Das wird einem dann doch so was von egal, das glaubt man gar nicht. Das Werk setzt für die Jungs die Messlatte dann wieder höher. Einziges Manko ist: Die Wartezeit auf einen Nachfolger hat wieder begonnen, und man hofft, dass nicht wieder ein halbes Jahr vergehen muss um neues Material zu bekommen. Kompositorisch ist das Maximum noch lange nicht erreicht und man traut der Gruppe durchaus zu, dass da noch der ein oder andere Hammer kommen wird.
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Zugehörige Veröffentlichungen

Mini-Album CD 2007-10-06 2007-10-06
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