Kaum haben die vier Rocker von
MUCC ihre neueste Single
Libra auf dem Markt, schicken sie direkt ein weiteres dickes Paket für ihre Fans hinterher:
Psychedelic Analysis nennt sich ihr offiziell erstes Livealbum, welches dem lobenswerten
Roppongi-Live und den raren LIVE BOOTLEGS 1 bis 3 folgt. Gemeinsam haben sie alle vor allem eins: grandiose Musik, die auch auf der Bühne nichts von ihrer Faszination einbüßt.
Geboten wird das volle Gokusai-Album, gemeinsam mit den B-Seiten der daraus ausgekoppelten Singles. Klassiker oder Überraschungen finden sich keine auf dem Live, welches vermutlich irgendwann im Dezember oder Anfang 2007 ihren Weg auf diese Scheibe gefunden hat. Die Aufnahmen sind durchweg befriedigend - nicht herausragend, aber gut. Besonders oft wird das Publikum eingebunden, dessen Freude und Begeisterung unüberhörbar sind und die gelegentlich in Form von Hey hey!-Rufen richtig mitmachen dürfen.
Nach dem beschwingten
Rave Circus-Intro geht der Song direkt über zu dem, was auch schon auf dem Studioalbum der furiose Höhepunkt war:
Gokusai, der Titeltrack, legt frenetisch und prall los, als gäb’s kein Morgen mehr. MUCC haben es zwar seit jeher verstanden, ihre Eröffnungen fesselnder als den Rest einer CD oder eines Konzerts zu gestalten, aber Gokusai gehört zweifelsohne zu den ganz großen Stücken der Band. Auch
Nageki no kane direkt im Anschluss darf sich dank grandioser Instrumentalarbeit und dem starken Gesang zu den absoluten Highlights zählen.
Apropos Gesang: Vocalist
Tatsurou kann einem bei diesem Beginn fast schon Leid tun, kommt es einem doch vor, als stünde der Gute nicht nur einmal kurz vorm Ende seiner Stimme. Das schmälert manchmal vielleicht dem Gesamteindruck, ganz sicher aber nicht die Stimmung. Und die muss ohne Frage fantastisch gewesen sein. Anlass für Kritik gibt es auf Psychedelic Analysis kaum - man könnte höchstens die Setlist kritisieren, aber da haben sich Tatsurou und Co. schon auf dem Studioalbum mit Songs wie
Panorama selbst ein paar faule Eier ins Nest gelegt.
Kinsenka hingegen gehört zu den richtig tollen Titeln und gibt Bassmann
YUKKE so richtig viel Zeit im Rampenlicht. Es ist wahrhaft beeindruckend, wie perfekt diese Band zusammen harmoniert - Fans wissen das natürlich bereits. Auch das folklorisch angehauchte
Gerbera, das wohl speziell für Lives geschriebene
Risky Drive und das geradeaus stürmende
D.O.G. gehören zu den Songs, die man gerne einmal live genießt.
Schön entspannt und funkig wirds bei
Shinshiki und dem basslastigen, arg psychedelischen
Nijuugoji no yuuutsu, während moderne Klassiker wie
Ryuusei gegen Ende des Konzerts so richtig zur Geltung kommen. Gar nicht anfreuden kann ich mich jedoch weiterhin mit dem viel zu nichtssagenden, auf über zehn Minuten ausgedehnten Trallala-Dadada-Trällerstückchen
Yasashii uta, welches wieder am Ende steht, mit ein bisschen Mundharmonika aufgemotzt wurde und das Publikum mehr einbezieht als guten Geschmack.
Psychedelic Analysis ist ein tolles Livealbum - ob man es braucht, sei dahingestellt. Gokusai gehört nicht unbedingt zu den besten Alben der Band, obwohl es vier, fünf absolute Bomben bietet. Diese Songs sind live auch wieder absolut bombig, doch der Rest gewinnt nicht sehr viel. Fans können sich das Ding ohne schlechtes Gewissen kaufen, alle anderen bevorzugen es möglicherweise eher aus dem CD-Player auf lauten Outdoor-Parties im Sommer.
Wertung: 8,3 von 10
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