Interview

Interviews mit Aural Vampire und Sins of the Flesh

15/03/2007 2007-03-15 12:00:00 JaME Autor: Tessa & Kay Übersetzer: Geisha

Interviews mit Aural Vampire und Sins of the Flesh

Im Rahmen ihrer "Japanese Gothic Blizzard" Tour hatte JaME ein Interview mit zwei japanischen Goth-Bands: Sins of the Flesh und Aural Vampire.


© JaME
Im Februar fand eine kleine Tournee namens "Japanese Gothic Blizzard" in Deutschland und den Niederlanden statt. Zwei japanische Goth-Bands, Aural Vampire und Sins of the Flesh, nahmen daran teil und wurden dabei von der deutschen Band The Pussybats unterstützt.

JaME hatte die Gelegenheit, sich mit den beiden Bands zu unterhalten und führte ein kurzes Interview mit der New Wave/Goth-Band Sins of the Flesh aus Osaka. Die Band besteht aus zwei britischen Musikern, die beide Erfahrungen in der japanischen und der britischen Gothic-Szene gesammelt haben.

SINS OF THE FLESH

Sins of the Flesh wurden in den späten 80er Jahren in Großbritannien gegründet. Warum habt Ihr Euch entschieden, die Band wiederzubeleben und warum in Japan und nicht in Großbritannien?

Jude: Ich war in Japan und traf dort eine Menge guter Musiker, mit denen ich arbeiten wollte. Als wir neues Material schrieben, haben wir deshalb Musiker aus den besten Bands rekrutiert. Sins of the Flesh hatten seit den 90er Jahren in England so gearbeitet, also war es das gleiche, nur in Japan. Als ich nach Japan kam, verbrachte ich viel Zeit damit, nach der Gothic-Szene zu suchen und als ich sie gefunden hatte, begann ich mit den Leuten zu kommunizieren. Canaria von Psycho Dream ist ein großartiger Sänger bei Live-Konzerten, ebenso Sadie von Jubilee und SPEECIES, und dann fand ich heraus, VERDAMMT, er kann Schlagzeug spielen! [lacht] "Ich brauche keinen zweiten Sänger, aber ich brauche einen Schlagzeuger." Ai von Jet Pepper Tower ist ein großartiger Bassist und ihn [zeigt auf John] habe ich irgendwo in einem Schrank gefunden [lacht] – nicht in Japan.

John: In einem Schrank aus den 80er Jahren. [lacht]

War John auch ein Mitglied der alten Besetzung?

John: Nein, wir haben uns in den 90er Jahren getroffen und zusammen gearbeitet. Ich habe Jude einen Job in dem Musikladen verschafft, in dem ich arbeitete. So haben wir uns kennnengelernt.

Jude: Genauer gesagt, er war mein Chef. [lacht]

John: Aber wir wurden beste Freunde und blieben weiterhin in Kontakt nachdem Jude nach Japan ging. Ursprünglich kam ich zu Besuch, nur um Jude zu besuchen, und dann sagte er: "Hättest Du nicht Lust mitspielen, nur ein wenig Gitarre, etwas aushelfen, sehen wohin es führt..." und das war's dann.

Jude: Wir gaben unser erstes Konzert in Japan mit verschiedenen Mitgliedern der alten Besetzung und dann kam er hinzu, um Gitarre zu spielen. Dann sind alle anderen gegangen, aber er ist geblieben und sie kamen. [zeigt auf die anderen Bandmitglieder]

Was ist der Unterschied zwischen Sins of the Flesh der 80er/90er Jahre und Sins of the Flesh heute?

Jude: Es besteht ein Unterschied, denn in der Musikszene hat sich seither viel getan. Unser jetziger Sound ist von den Leuten beeinflußt, die ihn spielen und von all den Veränderungen im Musikgeschäft. Als wir anfingen war Industrial nicht die Tanzmusik, die wir heute kennen. Also denke ich es war eine Art Kombination von Leuten und Ereignissen. Unser neues Album stellt eine Art Rückblick auf diese Zeit dar indem es moderne Produktion und alte Sounds miteinander verbindet. Das ist der Hauptunterschied. Und es hat einen japanischen Beigeschmack.

John: Es hat ein bißchen von allem. Jude hat moderne Techik, auch neue Technik, vorteilhaft eingesetzt. Als wir anfingen, waren Computer eine Neuheit. Vielleicht ist unser Sound heute heavier als früher, aber es besteht noch immer eine Verbindung zur Vergangenheit.

Jude: Die Leute tragen auch mehr dazu bei als früher. Früher war es so, daß ich alles geschrieben haben, aber jetzt fügt er etwas hinzu, sie fügen etwas hinzu [zeigt auf die anderen Bandmitglieder] und bei Live-Auftritten fügt jeder etwas hinzu. Ebenso bei den Aufnahmen.

Jude, Du hast ein eigenes Label, Deathwatch Asia, auf dem Du Songs verschiedener japanischer Goth-Bands veröffentlichst. Kannst Du uns etwas mehr über das Label erzählen, zum Beispiel was Du damit erreichen willst?

Jude: So ziemlich das gleiche, was ich damit erreichen will, indem ich diese Gruppe von Leuten jetzt nach Europa bringe: ich will die J-Goth-Szene promoten, die außerhalb von Japan nicht sehr bekannt ist. Es ist eine Gelegenheit, Leute aus anderen Bands herzubringen, damit die Leute sich dann den Website von SPEECIES ansehen und sich Sadies eigene Musik und Jet Pepper Tower und so weiter anhören. Die gleiche Idee steckt hinter dem Label: den Bands eine Plattform zu verschaffen, die vielleicht keine haben. Es gibt eine Menge GROSSARTIGE Bands in Japan! Bitte hört sie Euch an!

Jude, Du schreibst die Texte für Eure Songs, die teilweise recht schaurig und makaber sind. Was inspiriert Dich dazu, solche Texte zu schreiben?

Jude: [lacht] Ich weiß, ich bin ein schauriger Geselle. Es kommt drauf an, welche Texte Du meinst. Wenn Du zum Beispiel die Texte auf dem neuen Album meinst, die beziehen sich alle speziell auf die vergangenen 15 Jahre.

Nun, zum Beispiel der Song Cutter.

Jude
: Cutter ist eine Warnung vor Selbsverstümmelung. Es ist ironisch gemeint. Sins of the Flesh haben eine gehörige Portion schwarzen Humor, es ist nicht so ernst. Dieser Song beinhaltet, wie viele Songs auf dem Album, ein Märchen und eine Warnung. Also: "Wenn Du das tust, dann wirst Du sterben". Wenn Du alles wegschneidest, dann ist am Ende nichts mehr von Dir übrig.

Hast Du eine bestimmte Inspirationsquelle, zum Beispiel Filme oder Dinge, die in Deinem Leben passieren?

Jude
: Naja, die Texte auf dem Album drehen sich ums älter werden und so. Also ja...es geht um Veränderung. Ich habe dreimal in den vergangenen 15 Jahren versucht, dieses Album zu schreiben. Es hat nie geklappt, weil ich nicht alt genug war.

John: Aber wenn man sich Jude so von außen anschaut, dann ist er schon ein sehr schauriger Geselle. [lacht]

Sadie, Du bist auch der Sänger der Band SPEECIES. Warum spielst Du bei Sins of the Flesh Schlagzeug?

Sadie: Weil ich Schlagzeug spielen kann. Ich habe als Schlagzeuger angefangen, in Bands zu spielen. Als der Schlagzeuger von Ais Band Jet Pepper Tower ausstieg, tat mir mein Freund leid und dann bat er mich: "Bitte spiel Schlagzeug in meiner Band." Und dann sah Jude unsere Show.

Jude: Natürlich bin ich auf ihr Konzert gegangen. "HEYYY! Du bist Schlagzeuger!? OK, ich habe einen Job für Dich!" So ist das gewesen.

In letzter Zeit kommen mehr und mehr Bands der japanischen Gothic-Szene nach Europa (zum Beispiel BAAL, Euthanasie und Calmando Qual). Wie denkt Ihr darüber, daß diese Bands hier auftreten?

Sadie: Ich persönlich denke nicht, daß Japan separat vom Rest der Welt ist. Es ist uns egal. Jude: Wir fühlen uns nicht separat, aber andere Leute scheinen das so zu sehen. "Oh, Japaner!" Wir sind Musiker. Wir sind Menschen wie alle anderen. [lacht] Menschen sind gleich.

Die Gothic-Szene in Japan ist sehr klein und die meisten Bands stehen einander sehr nahe. Glaubt Ihr, daß durch die wachsende Popularität dieser Bands in Europa auch die Szene in Japan größer wird?

Jude: Das ist schwer zu sagen. Die Gothic-Szene in Japan ist nicht sehr groß weil sich die Plattenfirmen in Japan nicht für sie interessieren. Sonst hätten wir nicht Deathwatch Asia gründen müssen. Visual Kei ist ein Major Label-Geschäft, aber Gothic nicht, sie sind nicht daran interessiert. Wenn die Major Labels sehen würden, daß das außerhalb von Japan sehr beliebt ist, dann würden sie vielleicht anfangen, sich dafür zu interessieren und dann würde vielleicht mehr Geld zur Verfügung gestellt und es gäbe mehr Bands...ja...das könnte schlecht sein. [lacht] Wir hätten dann vielleicht eine Menge beschissene Bands!

John: Die Szene ist jetzt sehr undergound. Wenn sie eine gewisse Größe erreicht, dann werden die Leute auf sie aufmerksam. Leute von Plattenfirmen, der Presse, Magazinen und so weiter. Und von da an wird es dann größer und größer. Also besteht die Gefahr, daß es nicht mehr underground ist und könnte seinen besonderen Charme verlieren.

Ja, denn wenn eine Band bei einem Major Label unter Vertrag ist, dann will das Label oft mehr Mitsprache in der Band haben.

John: In Japan ist die Szene noch sehr isoliert. Sie hat ihre eigene Mode, ihren eigenen Stil. Jeder kennt jeden in Japan und daß die Bands sich untereinander alle kennen ist genauso wie damals in England in den 80er Jahren als es begann. Die Leute kannten Joy Division und New Order, all diese Bands kannten sich untereinander. Es ist am besten so. Und es ist eine gute Gemeinschaft, da wird nicht gelästert oder gestritten. Jeder hilft jedem.

Heute wird das erste Konzert Eurer Europa-Tour stattfinden. Was erwartet Ihr und was kann das Publikum von Euch erwarten?

John: Wir möchten wirklich gerne live spielen. Wir lieben es auf der Bühne zu stehen und wir möchten eine gute Show abliefern.

Canaria: Heute abend ist unser erstes Konzert in Europa. Ich hoffe, alle haben Spaß mit Sins of the Flesh.

Jude: Wenn wir alle Leute im Publikum glücklich machen können, dann sind auch wir glücklich.

Ai: Wir lieben das Publikum. Bitte genießt unsere Show!

John: Von unserem Standpunkt aus möchten wir nur eine gute Show abliefern, sowohl was die Musik als auch was das Spielen betrifft. Und vielleicht sehen wie es sich entwickelt und es als ersten Schritt benutzen.

Habt Ihr eine Message für Eure europäischen Fans?

Jude: Ritzt Euch nicht! [lacht] [mit Verkäuferstimme] Unser neues Album ist sehr gut, eine spezielle limitierte Auflage. Ja, es ist ein Doppel-Album, unglaublich preiswert!

John: Danke dafür, daß Ihr das Interview gelesen habt und für Euer Interesse. Wir hoffen, daß sie in der Zukunft die Gelegenheit haben werden, Sins of the Flesh zu sehen, und hoffen, daß sie das Album kaufen und es sich anhören und es ihnen gefällt.

Jude: Und bitte schaut Euch die J-Goth-Szene allgemein an.

John: Zum Beispiel mit Hilfe der Links auf dem Website von Sins of the Flesh.

Jude: Denn wir sind ebenso hier, um sie zu promoten, wie um die Band zu promoten.

Vielen Dank für das Interview!

Mehr Informationen zu Sins of the Flesh und die Projekte der Bandmitglieder findet Ihr hier:

Sins of the Flesh official site
Sins of the Flesh MySpace
Jet Pepper Tower official site
Speecies official site
Torikorito (Canaria)


AURAL VAMPIRE

Der Sound von Aural Vampire ist eine Mischung aus New Wave, Industrial, Bubblegum Pop und EBM. Die Band besteht aus EXO-CHIKA in der Rolle der Vampirin und Raveman als Schlächter aus einem B-Movie. Vor ihrem ersten internationalen Konzert haben wir uns mit ihnen unterhalten.

Eure Musik klingt wir Synthpop, aber gleichzeitig dunkel und gothic. Wie würdet Ihr Euren Musikstil beschreiben?

Raveman: Ich mag Horrorfilme und elektronische Musik. Das ist die Welt von Aural Vampire.

Die Gothic-Szene in Japan ist sehr klein, besonders im Vergleich zur europäischen Gothic-Szene. Was denkt Ihr darüber? Hättet Ihr gerne ein größeres Publikum in Japan oder ist es Euch lieber so wie es jetzt ist?

Raveman: Das ist eine schwierige Frage. Die japanische Gothic-Szene besteht aus sehr wenigen Leute, also denke ich sie ist nicht sehr populär.

EXO-CHIKA: Es ist schwierig. In Japan gibt es nur wenige Leute, aber sie sind mit großer Leidenschaft dabei. Wir möchten aber die japanische Gothic-Szene in Europa populärer machen.

EXO-CHIKA, Deine Zähne sehen aus wie die eines Vampirs. Hast Du sie von einem Zahnarzt modifizieren lassen?

EXO-CHIKA: Nein, sie sind so gewachsen.

EXO-CHIKA, Du schreibst die Texte zu Euren Songs. Was inspiriert Dich dabei?

EXO-CHIKA: Ich schreibe Texte, nachdem ich einen Horrorfilm gesehen oder eine Geschichte gelesen habe.

Raveman, warum trägst Du eine Maske? Hast Du sie selbst entworfen?

Raveman: Ja, ich habe sie selbst gemacht. Ich habe vier verschiedene Modelle. Bei dem Konzert heute Abend werde ich eine neue Maske tragen. Ich bin schüchtern, deshalb trage ich Masken.

EXO-CHIKA: Raveman ist so schüchtern, daß er nicht auf der Bühne tanzen kann, wenn er keine Maske trägt.

Raveman: Ich bin sehr schüchtern.

Ihr habt anno 2004 ein Album herausgebracht. Arbeitet Ihr an einer neuen CD?

Raveman: Ich möchte viele Songs schreiben. Wir hoffen, dieses Jahr eine neue Single oder ein neues Album herauszubringen.

Heute wird das erste Konzert Eurer Europa-Tour stattfinden. Was erwartet Ihr und was kann das Publikum von Euch erwarten?

EXO-CHIKA: Wir wissen nicht, was wir von den europäischen Fans erwarten können, wir wissen nicht was sie über unsere Musik denken.

Raveman: Der Auftritt heute Abend wird deshalb vielleicht etwas anders sein als unsere Auftritte in Japan.

Habt Ihr eine Message für Eure europäischen Fans?

EXO-CHIKA
: Dies ist unser erster Auftritt in Europa und wir würden gerne wissen, wie Euch unser Konzert gefallen hat, also bitte schickt uns Eure Kommentare.

Vielen Dank für das Interview und viel Glück heute Abend!


Aural Vampire official site

Aural Vampire MySpace

Danke an die Bands, Astan und Igor von JGoth.
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