File

Jahresrückblick 2006 (Teil 3 von 3)

11/01/2007 2007-01-11 12:00:00 JaME Autor: Finja + Geisha

Jahresrückblick 2006 (Teil 3 von 3)

Zu guter Letzt das Jahr 2006 in Reviews von Finja und Geisha.


© JaME
Finja

2006 hielt die japanische Musikszene wieder einmal einige wunderbare, einige weniger wunderbare Songs für das Publikum bereit, das Jahr war gerade für mich musiktechnisch sehr prägend, während ich mich 2005 nämlich eher in der japanischen Undergroundszene bewegte und vorallem New Age und Rockmusik mich begeisterten, entdeckte ich Anfang 2006 endlich die japanische Hip Hop und Popsparte für mich, so wurden die vergangenen 12 Monate für mich ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle, von spaßigem Dudelpop über psychedelische Elektromusik, bis hin zu düsterem Metal und hartem Rap, nie zuvor habe ich innerhalb von einem Jahr so viele verschiedene Genres kennen und lieben gelernt und binnen von 365 Tagen ist meine iTunes Musikbibliothek erheblich gewachsen.

Einen Platz Nummer 1 zu definieren fällt mir persönlich sehr schwer, da es dieses Jahr sehr viele Künstler gibt die mich begeistert und inspiriert haben und diese meiner Meinung nach alle verdient haben, diese Krone von mir aufgesetzt zu bekommen. Da waren dieses Jahr Plastic Tree die mit ihrem Album Chandelier einige wunderbar frisch klingende Rocksongs (GHOST!!) und mit Kûchû Blanco meine persönliche Herbstrockballade veröffentlicht haben, Dragon Ash, deren neu entdeckter Latinorockerstyle mich zwar etwas spät erreicht aber dafür völlig umgehauen hat (Rapper KJ mit Akkustikgitarre und übersäht von allerlei abenteuerlichen Tattoos in der staubigen, spanischen Wüste und dabei herrliches Phantasiespanisch singend, DAS war überzeugend!), da waren m-flo die mit ihrem Summer Time Love (feat. Hinouchi Emi & Ryohei) den idealen Soundtrack für den heißen Sommer geliefert haben, die Heartdales die es immer wieder schafften mich mit ihren melodischen Pop/Hiphopsongs zu begeistern, dieses Jahr vorallem mit dem Winterkitschsong fuyu gonna love, Alice Nine, die ich dieses Jahr zum ersten Mal nicht nur als irgendeine random Indieband sondern (zumindest jedes dritte Lied) als gute Musiker wahrnahm und deren Q. mich stets auf meinem iPod begleitete. Zu guter letzt waren da auch noch Jack Or Jive (Lights?!), deren abgedrehte Sängerin Chako ich dieses Jahr kennen und lieben gelernt habe, die New Age Band die sich schon weit vor sämtlichen Visual Kei Acts nach Europa (auch Deutschland) gewagt und dort leider nur geringfügig etabliert hat, die Band die sich vorallem durch verrückte Texte (Eine Mischung aus gebrochenem Englisch, Japanisch und Phantasiesprache) und den furchtbar schiefen doch wie die Faust aufs Auge passenden Gesang der zierlichen Sängerin auszeichnen, die ein bisschen wie ein kleiner glücklicher Alien wirkt (und mich dadurch teilweise ziemlich an die wunderbare Björk erinnert.)

Überraschungen gab es dieses Jahr auch - sowohl positive als auch negative. Eine böse Vorahnung kam in mir auf, als ich das PV zu der letzten Single der Hip Hop Combo Heartsdales sah, eine Hymne an ihre Freunde und Familie, es hatte etwas von Abschiedsstimmung und tatsächlich: Wenige Wochen später wurde das Disbanding bekannt gegeben und Rum & Jewels wollen von nun an getrennte Wege gehen. Außerdem gab es für alle kuRt-Fans ein ganz unschönes Weihnachtsgeschenk, als Sänger Tenten am 24. Dezember seinen Ausstieg bekannt gab, damit hätte ich nicht gerechnet und auch für mich persönlich war es eine negative Neuigkeit, denn auch wenn kuRt dieses Jahr bei mir etwas zu kurz kamen - ich mochte die Band immer gerne und .. ohne den Vocal ist es eben nicht mehr wirklich kuRt.

Doch auch positive Überraschungen gab es, den oben aufgeführten Stylewechsel von Dragon Ash natürlich, die Zusammenarbeit von m-flo und Bonnie Pink und einige tolle Animesoundtracks, die ich für mich entdeckt habe. Desweiteren zeigte mein Vater mir an einem verregneten Novembertag die Jazzcombo Tsuyoshi Yamamoto Trio, deren Musik mich vom ersten Moment an gefesselt hat, ich liebe Jazz und die angenehme Klaviermusik hat mich durch einige schwere Stunden begleitet und immer wieder aufgemuntert.

Doch die schönste Nachricht war für mich als alteingesessenen Fan, dass Plastic Tree ein Konzert in Deutschland geben würden, und der 07.07.2006 war demnach für mich einer der schönsten Tage des Jahres. Auch das Dir en grey Konzert war ein Höhepunkt von 2006, nicht wirklich überrascht aber wenig begeistert hat mich dafür ihre aktuelle Single (Agitated Screams of Maggots) der ich beim besten Willen nicht sonderlich viel abgewinnen kann.

Künstler des Jahres:
1. m-flo
2. Plastic Tree
3. Akira Yamaoka

Album des Jahres:
1. Plastic Tree - Chandelier
2. Heartsdales - Ultra Foxy
3. Jack Or Jive Lights - A Solo Exhibition (Ignorieren wir die Tatsache, dass die Scheibe schon uralt ist, dieses Jahr habe ich sie kennen gelernt, Oldie but Goldie!)

Single des Jahres:
1. Plastic Tree - Ghost (Und Sanbika, schwere Entscheidung .. und nun haben sie auch noch Kuchuu Buranko rausgebracht, zwischen diesen drei Songs kann ich mich nicht entscheiden!)
2. m-flo loves Hinouchi Emi & Ryohei - Summer Time Love
3. Dragon Ash - Ivory

Song des Jahres:
1) Heartsdales - STAY
2) Dir en grey - Ryojoku no ame
3) RIP SLYME - Super Shooter

“Newcomer“/Entdeckung des Jahres:
1) Jack or Jive Lights
2) Alice Nine
3) RIP SLYME

Überraschung des Jahres:
1) Plastic Tree in Deutschland!
2) Dragon Ash goes Latinorocker

„Enttäuschung“/Schock des Jahres:
2. Ende von Heartsdales
3. Ausstieg von Tenten bei kuRt



Geisha

Künstler des Jahres sind für mich eindeutig Moi dix Mois. Nach einem Jahr erzwungener Schaffenspause meldeten sie sich mit nahezu komplett neuer Besetzung, vor allem aber einem würdigen Nachfolger für ihren ausgeschiedenen Sänger, und einem frischen, neuen Sound zurück, der ihr bestehendes Universum um neue und mitunter überraschende Elemente (Elektronik!) bereichert, dabei jedoch die vertraute Moi dix Mois-Atmosphäre bewahrt. Auf dem Mini-Album Beyond the Gate klang das noch etwas ungeschliffen, doch mit der Single Lamentful Miss kehrten sie zu ihrem gewohnt hohen Standard zurück und lieferten für mich eins der Highlights des Jahres ab. Ferner bekannte sich Mana mit seiner Entscheidung, seinen Geburtstag (sonst ein wichtiges Ereignis für den heimischen Fanclub) in Berlin zu feiern, deutlich zu seinem internationalen Publikum, und schließlich konnte die Band als Headliner auf dem Wave-Gotik-Treffen, dem weltgrößten Gothic-Festival, einen beachtlichen Erfolg verbuchen und bewies damit, daß sie über Genregrenzen hinaus auf internationaler Ebene konkurrenzfähig ist.

Platz zwei geht an Vidoll, die sich diese Ehre erst gegen Ende des Jahres, dafür aber umso nachdrücklicher eroberten. In Anbetracht des nicht abreißenden Stroms von Singles in A-, B- und C-Type-Versionen hatte ich im Lauf der Zeit nicht nur den Überblick über ihre Veröffentlichungen, sondern letztendlich auch das Interesse an der Band verloren. Daß sie eines Tages ein volles Album herausbringen würden, hätte ich jedenfalls nicht erwartet, und noch weniger, daß dieses derart solide ausfallen und solche Perlen wie u.a. Sister enthalten würde. V.I.D. ~Very Important Doll~ stellte eine rundherum positive Überraschung dar, ebenso wie das Tour-Finale in Tokio, das eins der am schönsten in Szene gesetzten und technisch perfektesten Konzerte war, die ich je gesehen habe. Es hat eine Weile gedauert, doch Vidoll haben sich zu einer überzeugenden und reifen Band gemausert, dabei aber ihren unverwechselbaren Stil bewahrt – höchste Zeit also für ein Wort der Anerkennung.

Platz drei sicherte sich Kaya (ex Schwarz Stein). Während mich das Output seines ehemaligen Partners Hora wenig beeindruckt, stimmt mich seine junge Karriere umso hoffnungsvoller. Mit ANOTHER CELL wurde zunächst die alte Magie noch einmal heraufbeschworen, doch während Hora danach sein Publikum mit einer weiteren Sammlung wenig origineller Instrumentals langweilte, lieferte Kaya mit GLITTER ein Album ab, das kompositionstechnisch zwar etwas durchwachsen ist, dessen stilistische Vielfalt aber seine außergewöhnliche Stimme in all ihren Facetten zur Geltung bringt. CDs werden ihm übrigens kaum gerecht. Ob Chanson oder treibende Club-Hymne, live entwickelt er eine Stimmgewalt, die man seiner zierlichen Person kaum zugetraut hätte und beeindruckt durch die Ernsthaftigkeit seiner Performance. Sofern er seine Songwriter zu inspirierten Leistungen anspornen kann, hat er eine grosse Zukunft vor sich.

Nun zu den weniger erfreulichen Ereignissen. Im Oktober wurde nach mehr als 11 Jahren mit LAREINE eine der letzten Großen des Visual Kei "zur ewigen Ruhe gebettet". In einer Welt, die zunehmend von Nu Metal und Punk dominert wird, war ihre World of Romance ein rarer Lichtblick, und ich werde Ihre schönen Melodien ebenso vermissen wie ihre phantasievollen Kostüme und die liebevolle Sorgfalt, mit der sie beides in ihrem Konzept vereinten. Mit dem atmosphärischen Live-Album Deep Forest hinterliessen sie einen würdigen Schwanengesang – für mich ein weiteres Album des Jahres.

Damit wären denn sowohl meine Künstler und Alben des Jahres, als auch die Top-Single vorgestellt. Auf Platz zwei und drei liegen RENTRER EN SOI, die mit PROTOPLASM und Karasu iro no taiji zwei der schönsten und musikalisch interessantesten Songs ihrer bisherigen Karriere ablieferten (zugegeben, die B-Seiten von Karasu iro no taiji waren mehr als schwach, aber dafür ist der Titelsong umso erstaunlicher). Leider folgte dann mit RENTRER EN SOI eins der enttäuschendsten Alben des Jahres, auf dem besagte Singles die einzigen wirklich einprägsamen Songs waren, aber das ist eine andere Geschichte.

Meine Newcomer bzw. Entdeckungen des Jahres schließlich heißen Sugar und emmur'ee. Beide Bands beeindrucken durch stimmgewaltige Sänger sowie ihre ungewöhnliche, düstere, leicht jazzig angehauchte Musik, und beweisen damit für mich einmal mehr, daß das ungeliebte Niemandsland zwischen Visual Kei und Gothic oft die interessantesten Blüten hervorbringt.

Künstler des Jahres:
1. Moi dix Mois
2. Vidoll
3. Kaya

Album des Jahres:
1. Vidoll – V.I.D. ~Very Important Doll~
2. Moi dix Mois – Beyond the Gate
3. ANOTHER CELL – ANOTHER CELL
4. LAREINE – Deep Forest

Single des Jahres:
1. Moi dix Mois – Lamentful Miss
2. RENTRER EN SOI – PROTOPLASM
3. RENTRER EN SOI – Karasu iro no taiji

Enttäuschung/Schock des Jahres:
1. Das Ende von LAREINE

Newcomer bzw. Entdeckungen des Jahres:
1. Sugar
2. emmur'ee
WERBUNG

Jahresrückblick 2006

Jahresrückblick 2006 (Teil 3 von 3) © JaME

File

Jahresrückblick 2006 (Teil 3 von 3)

Zu guter Letzt das Jahr 2006 in Reviews von Finja und Geisha.

Jahresrückblick 2006 (Teil 1 von 3) © JaME

File

Jahresrückblick 2006 (Teil 1 von 3)

Das Jahr 2006 war in jeder Hinsicht ereignisreich, wenn man die japanische Musikszene betrachtet. Hier das Ganze mal aus der Sicht des deutschen JaME Teams, genauer gesagt YURA-sama und finix.

Jahresrückblick 2006 (Teil 2 von 3) © JaME

File

Jahresrückblick 2006 (Teil 2 von 3)

Zwei weitere Kommentare zum vergangenen Jahr, diesmal von yoosh und curi

WERBUNG