Interview

Interview mit BAAL

08/12/2006 2006-12-08 12:00:00 JaME Autor: Tessa & Kay Übersetzer: Geisha

Interview mit BAAL

JaME interviewte die Industrial-Rock-Band BAAL in den Niederlanden im Rahmen ihrer Europatour.


© JaME
Die 'Native-Cybernetic-Heavy-Industrial-Rocker' BAAL traten am 4. November in Utrecht in den Niederlanden auf. Am Nachmittag gab die Band eine Autogrammstunde in einem Laden in einer benachbarten Stadt. Leider war diese nur spärlich besucht, da sie unzureichend promotet worden war, aber die Fans, die daran teilnahmen, freuten sich sehr über diese Gelegenheit, die Band zu treffen. Den Musikern schien die Autogrammstunde ebenfalls zu gefallen und die Atmosphäre war sehr entspannt.

Einige Stunden vor dem Konzert hatte JaME die Gelegenheit, die Band zu interviewen, um sie besser kennenzulernen und mit ihnen über ihre Europatour zu sprechen.

Könnt Ihr uns etwas über die Geschichte der Band erzählen? Wann habt Ihr CHRONOTRIGGER gegründet und wie habt Ihr Euch kennengelernt?
MIKITO: Wir begannen vor fünf Jahren unter dem Namen CHRONOTRIGGER. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann war CHRONOTRIGGER der Prototyp von BAAL. Ich wollte damals schon mein Projekt gründen, aber…
U-tarou: Er konnte keine passenden Bandmitglieder finden. Ich kannte MIKITO bereits seit zehn Jahren. Als meine Band sich trennte, suchte er nach einer Sängerin, und ich habe mich beworben.
MIKITO: Wir haben miteinander eine Session abgehalten und das Feeling war sehr gut.

BAAL ist keine Visual Kei-Band, legt aber ebenfalls großen Wert auf ihr Äußeres. Was denkt Ihr darüber, daß einige Leute Euch als Visual Kei-Band sehen?
U-tarou: Mir macht das nichts aus.
MIKITO: Visual Kei oder nicht, das ist unwichtig. Ich trage jetzt auch Makeup.
U-tarou: Das ist lediglich eine Kunstform, eine andere Art und Weise, sich auszudrücken. In Zukunft werden wir uns vielleicht verändern. Wer weiß.
MIKITO: Dieser Look ist nur für die Bühne. Es ist eine Möglichkeit für uns, uns auszudrücken. Dieses Makeup (er zeigt auf sein Makeup und dann auf seine Körperbemalung) ist nicht "niedlich". (Alle lachen, denn MIKITOs Makeup sieht zusammen mit seinen Tätowierungen ziemlich furchterregend aus). In unseren Songs geht es um den Kampf zu leben, den Kampf gegen Traurigkeit, Verzeiflung und so weiter. Wir müssen nicht schön oder niedlich sein, aber das scheint auf die meisten Visual Kei-Bands zuzutreffen.

Eurer Meinung nach ist also bei Visual Kei das Aussehen am wichtigsten, aber bei Euch ist es die Musik? Das Aussehen ist nur eine andere Art, sich auszudrücken?
MIKITO: Genau.

Wie komponiert Ihr Eure Songs?
MIKITO: Ich bin der Hauptverantwortliche für unsere Kompositionen.
U-tarou: Und er ist auch der Produzent. Zuerst wird die Musik geschrieben und dann schreibe ich die Texte dazu. Aber Musik und Texte entstehen beinahe gleichzeitig.

Woher bekommt Ihr die Inspiration für die Songs?
U-tarou: Seine Gefühle sind wichtig, wenn er Musik macht.
MIKITO: Wenn ich wütend oder traurig bin, höre ich ein Geräusch in meinem Kopf. Dann versuche ich dieses Geräusch am Keyboard nachzuspielen.
U-tarou: Ich glaube mit meinen Texten ist es genauso – sie sind ich, sie sind meine Gefühle. Sie sind meine Gefühle, die ich für mich selbst, meine Familie oder Freunde habe. Wenn mein Körper voller Wut oder Traurigkeit ist, dann muß ich all meine Wut aus mir herauskotzen. Wenn meine Gefühle nicht stark genug sind, dann kann ich nicht schreiben.

Steckt in Eurer Musik eine Botschaft?
MIKITO: Keine direkte Botschaft für die Regierung oder das Volk, aber wenn Leute unsere Musik hören, dann hoffe ich, daß sie etwas fühlen – ob etwas positives oder negatives, ist dabei egal.
U-tarou: In erster Hinsicht geht es um meine Gefühle, meine Freunde, meine Arbeit, alle Leute, und darüber schreibe ich. Aber vielleicht sprechen meine Texte auch andere Leute an, die diese Dinge ebenso empfinden.

Ihr seid von vielen westlichen Bands beeinflusst worden, aber gibt es auch japanische Künstler, die Euch beeinflusst haben?
MIKITO: Unser Sound ist eigentlich nicht von japanischen Künstlern beeinflusst, aber natürlich habe ich als ich jung war viele japanische Bands gehört. Von denen hat mich nur ein Künstler beeinflusst: hide. Ach nein, noch mehr: THE MAD CAPSULE MARKETS auch.

Wie ist die japanische Industrial-Szene? Ist sie sehr anders als die europäische?
MIKITO: Ich kenne die europäische Industrial-Szene nicht sehr gut, aber es gibt viele gute Industrial-Bands in Europa, zum Beispiel Punish Yourself aus Frankreich. Und auch nicht-Industrial-Bands, zum Beispiel Rammstein, Atari Teenage Riot, KMFDM und so weiter, die mich ebenfalls beeinflussen. Aber die japanische und die europäeische Industrial-Szene haben auch einiges gemeinsam und es gibt Bands, die einen "mixed touch" haben. Schwarz Stein zum Beispiel sind eine coole Band. Ein großer Unterschied zwischen der japanischen und der europäischen Industrial-Szene ist, dass die japanische Szene sehr, sehr klein und sehr abgekapselt ist.
U-tarou: Und sehr unbekannt.
MIKTIO: Industrial-Musik ist in Japan nicht populär, aber es gibt ein paar Bands.
U-tarou: Die Bands kennen sich untereinander. Meine Freunde spielen in anderen Industrial-Bands. Die Mitglieder von Despair sind zum Beispiel sehr gute Freunde von uns. In Japan spielen wir oft zusammen mit Despair auf Festivals und wir organisieren gemeinsame Events. Heute Nacht wird auf der Bühne eine Fahne von BSL, Brain Scan Laboratry, wehen.
MIKITO: Das ist mein eigenes Label, mit BAAL und Despair.

Gestern seid Ihr in Köln aufgetreten. Wie war es?
MIKITO & U-tarou: Oooh, großartig!
U-tarou: Es war toll. Die europäischen Fans sind etwas schüchtern, aber leidenschaftlich. Als ich "hey" gerufen habe, haben sie zurückgerufen. Japaner sind etwas engstirnig, aber Europäer sind süß, auch wenn sie etwas schüchtern sind. Zuerst dachte ich, dass nicht viele Leute zu unserem Konzert kommen würden, aber dann kamen viele Leute und ich war sehr froh darüber. Es macht mir aber auch nichts aus, wenn nur zehn Leute kommen. Ich will nur Musik machen. Die Zahl der Zuschauer ist mir egal.

Was denkt Ihr über diese Chance, durch Europa zu touren?
MIKITO: Zuerst hat mein Freund Astan (das deutsche Magazin, das die Tour organisiert hat) kontaktiert.
U-tarou: Er hat Astan unsere Band empfohlen und sie haben uns per Email um ein Interview gebeten und uns dann gefragt, ob wir nach Deutschland kommen und eine Europatour machen wollen. Es hat lange gedauert und war harte Arbeit. Und wir mussten einander vertrauen.

Welche anderen Länder würdet ihr gerne besuchen, um dort aufzutreten?
MIKITO: Ich würde gerne wieder nach Deutschland gehen. Frankreich...
U-tarou: New York und London.
MIKITO: In London gibt es eine gute Industrial-Szene, aber es ist schwer...

Diesmal macht Ihr eine Ein-Mann-Tournee. Wärt Ihr daran interessiert, auf Festivals zusammen mit anderen europäischen Bands aufzutreten?
MIKITO: Ich würde gerne auf Festivals wie dem Amphi-Festival spielen, wo auch Calmando Qual aufgetreten sind.
U-tarou: Wir mögen Combichrist. Wir hoffen, mit ihnen zusammen spielen zu können. (MIKITO wendet sich an den Veranstalter und sagt lachend, dass er nächstes Mal in Europa zusammen mit Combichrist auftreten will).

Spielt Ihr noch in anderen Projekten ausser BAAL?
MIKITO: Nein, nur BAAL. Etwas anderes ist nicht erlaubt. (lacht)
U-tarou: Das ist unmöglich. Wenn ich nicht BAAL meine volle Energie gebe, dann wird er (zeigt auf MIKITO) aggressiv. Er wird auch aggressiv, wenn ich auf der Bühne einen Fehler mache.
MIKTIO: Wenn sie einen Fehler macht, werde ich sehr wütend! (alle lachen)

Auf dieser Tour verkauft Ihr Euer Album TERRITORY OF "BAAL", das nur in Europa erhältlich ist. Warum habe Ihr Euch entschieden, es nur in Europa zu verkaufen und nicht in Japan?
MIKTIO: Diese Europatour ist unsere erste…
U-tarou: Das ist sehr wichtig für uns. Wir wollten sie wie eine Erinnerung, ein Souvenir veröffentlichen.
MIKITO: Bisher haben wir nur in Japan gespielt, immer nur in Japan, und für Leute in Europa ist es sehr schwer, japanische CDs zu kaufen. BAAL sind nicht sehr berühmt, also kann man unsere CDs nicht in normalen Läden kaufen, sondern nur übers Internet.

Wird es dieses Album in einer anderen Version in Japan veröffentlicht werden?
MIKITO: Wenn wir zurück nach Japan kommen, werden wir eine andere Version veröffentlichen.

U-tarou, Du hast in einem Interview gesagt, dass Du Ballet machst. Hat das die Art und Weise, wie Du Dich auf der Bühne bewegst, beeinflusst?
U-tarou (lacht): Nein. Ich stehe gerne auf der Bühne und ich mag Ballett, aber wenn ich auf der Bühne stehe und singe, dann ist das etwas ganz anderes. Aber ich liebe die Kostüme des klassischen Balletts.

Viele Industrial-Bands benutzen einen Drum-Computer, aber Ihr habt einen "richtigen" Schlagzeuger gewaehlt. Warum habt Ihr Euch so entschieden?
Chihiro: (der Schlagzeuger, der nur wenig Englisch spricht, hatte sich bisher still verhalten, aber nun versucht er es zu erklären) Mein Schlagzeug hat Würze, es ist sehr energiegeladen.
MIKITO: BAALs Sound ist Industrial und normalerweise ist der Drum-Sound bei Industrial-Musik programmiert. Aber BAAL ist eine Industrial-Rock-Band, die Live-Drums sind sehr aggressiv und unsere Band braucht einen aggressiven Drum-Sound.
U-tarou: Rock-Musik braucht einen Schlagzeuger.
MIKITO: Und Chihiro kann bei der Arbeit Kopfhörer tragen. Normalerweise mögen Schlagzeuger keine Kopfhörer.

Was sind Eure Zukunftspläne für die Band? Werdet Ihr Euch weiterhin auf Europa konzentrieren oder nur auf Japan?
MIKITO: Wir werden uns nicht nur auf Japan konzentrieren – wir wollen unseren Sound in die Welt hinaustragen. Vielleicht ist unser Sound dem europäischer Bands ebenbürtig.

Habt Ihr nach Eurer Rückkehr nach Japan schon Konzerte geplant?
MIKITO: Ja, wir werden in zwei Events auftreten.
U-tarou: Diesen Monat werden wir in einem Event mitwirken und im Dezember werden wir bei Tokyo Dark Castle auftreten.

Vielen Dank für das Interview!


JaME dankt Steff vom Astan-Magazin und natürlich BAAL.

Fotos: Tessa
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