Moi dix Mois - Lamentful Miss

Künstler: Moi dix Mois
Titel Lamentful Miss
Typ: Maxi-Single
Stil: Gothic Metal / Gothic Rock / Darkwave / Klassik
Veröffentlichung: 04.10.2006

Böse Zungen lästerten im Vorfeld, dass sich der Kauf dieser CD allenfalls des First Press-Posters wegen lohne, da es sich bei den B-Seiten um Neuaufnahmen zweier bereits veröffentlichter Songs handelt. Tatsächlich jedoch entpuppt sich Moi dix Mois' vierte Single als eine sehr positive Überraschung.

Der Titelsong, der anhand der Geschichte eines traurigen Engels die Verkommenheit der Welt beklagt, ist eine melodische mid-tempo Nummer, die um Manas und Ks "twin guitars" herum aufgebaut ist. Sie wird von einer typisch ominösen Intro eröffnet - dem Säuseln von wehendem Wind - bevor Seths samtige Stimme einsetzt, gefolgt von soliden Riffs. Diese stellen denn auch gleich das Thema des Songs vor: "Lamentful Miss" ist nicht das Symphonic Metal-Opus, das wohl so mancher erwartet hätte. Stattdessen werden die eleganten Harmonien der beiden Gitarren betont und der Synthesizer dafür zurückgenommen, sodaß er nur im Refrain stärker in den Vordergrund tritt. Auf die sonst für Moi dix Mois typischen symphonischen Elemente wird hier ganz verzichtet. Traditionalisten mögen enttäuscht sein, doch ich finde die stetig wachsende Vielfalt in Manas Kompositionen erfrischend und der Song funktioniert bestens ohne sie. In Seths Gesang schwingt viel Gefühl mit und man hat, anders als auf "Beyond the Gate", keine Schwierigkeiten, ihn über der Musik zu hören. Insgesamt verfeinert und vertieft "Lamentful Miss" den auf "Beyond the Gate" vorgestellten neuen Metal-Sound, bewahrt dabei jedoch die vertraute Moi dix Mois-Atmosphäre.

Nun zu den B-Seiten. Beide Songs wurden ausgewählt, da sie wichtige Bestandteile von Moi dix Mois' Live-Konzerten sind. Ich bin kein Fan von Remixes, die meiner Erfahrung nach in 95% aller Fälle überflüssig sind, und so waren meine Erwartungen für die beiden neu aufgenommenen und neu arrangierten Versionen eher niedrig. Doch auch hier wurde ich positiv überrascht.

Das neue "Perish" ist gehaltvoller als die wunderschöne, jedoch leicht anämisch klingende Originalversion. Der Gitarrenpart, der mit einer Fender Stratocaster anstatt Manas Jeune Fille eingespielt wurde, ist klarer und Seths Stimme klingt abwechselnd einschmeichelnd und verrucht. Ein starker Hall-Effekt erweckt den Anschein, als käme der Song aus weiter Entfernung, was ihn geheimnisvoll, aber leider auch etwas verschwommen klingen läßt, und so verliert er ein wenig von seinem Pep. Schade, dies hätte die definitive Aufnahme von "Perish" sein können, doch obwohl ich sie dem Original auf "Nocturnal Opera" vorziehe, bleibt sie hinter der Live-Aufnahme auf "Scars of Sabbath" zurück.

"Forbidden", der Fan-Song, war nie einer meiner Favoriten - bis jetzt. Diese neue Version ist viel kraftvoller als das Original und fängt die geballte Energie von Moi dix Mois' Live-Auftritten ein. Vergessen ist der mechanisch klingende Drum-Computer; stattdessen eifert der warme, organische Sound der Gitarren und Live-Drums mit einem überraschend frisch und lebhaft klingenden Spinett um die Wette. Seth bewältigt die Death Voice deutlich sachgemäßer als sein Vorgänger Juka, läßt jedoch auch die melodischen Tremoli nicht zu kurz kommen.

In bewährter Moi dix Mois-Tradition finden sich alle drei Songs auf der Single zusätzlich auch noch als Instrumentalversionen, insgesamt also großzügige sechs Titel.

Alles in allem erfüllt der Silberling vielleicht nicht jedermanns Erwartungen, doch er ist beileibe kein Füller. Im Gegenteil, er macht Appetit auf mehr. Ja, die B-Seiten sind Remakes, aber "Lamentful Miss" ist eine charmante Ergänzung zu Moi dix Mois' Repertoire und alles in allem steckt in dieser Single mehr Energie als in allem, was die Japaner seit "Nocturnal Opera" herausgebracht haben. Daumen hoch! (9/10)

Tracklist:
01. Lamentful Miss
02. Perish
03. Forbidden
04. Lamentful Miss (Instrumental)
05. Perish (Instrumental)
06. Forbidden (Instrumental)