Interview

Ein Interview mit miyavi

19/09/2006 2006-09-19 12:00:00 JaME Autor: Non-Non Übersetzer: Curi & Finja

Ein Interview mit miyavi

JaME wurde vor Kurzem dazu eingeladen, ein exklusives Interview mit miyavi in Japan zu führen. Während des Gesprächs konnten wir ihm viele Fragen stellen, darunter auch in Bezug auf sein neustes Album.


© PS COMPANY
MIYAVI Interview(4. August, 2006)

An einem schwülen Augusttag in Tokio, machte ich mich auf den Weg von der JR Gotanda Station zum Haneda Flughafen um mich mit Tessa, einem JaME Mitglied aus Holland, zu treffen. Nachdem wir uns gefunden hatten, beeilten wir uns um zum Interview nach Shibuya zu kommen, dass um 18 Uhr in einem Büro stattfinden sollte. Nachdem wir die Keiou-Inogashira Linie verlassen hatten, riefen wir den Manager an und es wurde uns gesagt, dass das eigentliche Interview in einem Restaurant gegenüber des Bürokomplexes gehalten werden sollte. Als wir dem Manager schließlich in das Restaurant folgten, war MIYAVI schon da und genehmigte sich ein Abendessen bestehend aus Brot und Suppe.

Kannst du dich zuerst einmal vorstellen?
MIYAVI: Ich bin MIYAVI, ein Gitarrist, der Singen, Tanzen und Witze reißen kann! Ich arbeite sehr hart und gebe zusammen mit Musikern meiner Generation mein Bestes um die visuelle Musikwelt aufzurütteln!

Warst du schon einmal in Europa?
MIYAVI: Ich war schon einmal aufgrund von Fotoshootings in Frankreich und England. Es hat mich überrascht dort ausländische Fans zu treffen. In Frankreich war ich in einem Club namens „Queen“. Als ich etwas angetrunken um 4 in der Früh herumging, war da ein Fan und rief „Ahhhhhh----!“. (lacht) In Japan mache ich normalerweise keine Fotos mit Fans, da es Gerüchte in de Welt setzen könnte, von denen ich keine Ahnung habe und das würde Probleme geben. Aber ich war zu dem Zeitpunkt betrunken und aufgeregt, also haben wir gesagt „Lass uns ein Foto zusammen machen!“ (lacht)

Wann hast du damit angefangen, dich für Musik und Gitarren zu interessieren? Wann hast du mit dem Gitarrespielen angefangen? Wer hat dich inspiriert?

MIYAVI: Als ich 15 war. Ich habe Fußball gespielt und wollte ein professioneller Spieler werden. In der Mittelstufe bin ich daran aber ehrlich gesagt gescheitert, aber ich habe zufällig jemanden darüber reden gehört, eine Band zu starten und besorgte mir eine Gitarre. Zu der Zeit hatte ich kein Vorbild, ich wollte einfach spielen und die ganze Zeit Lieder mit Gitarren schreiben. Obwohl ich verschiedene Arten von Musik hörte, haben mich Visual Kei Künstler wie X-JAPAN und LUNA SEA sehr bewegt. Genauso gut mochte ich Blues und hörte Hardrockbands wie Metallica, L.A. Guns und Marilyn Manson, Industrial Sachen wie die Nine Inch Nails und sogar etwas Motown (Blues, Soul, Rhythm and Blues) wie Ray Charles. Dadurch bekam ich verschiedene Inspirationen von überall her, aber den größten Einfluss hatten immer noch Visual Kei Künstler.

Welche Art Band war deine erste Gruppe „Loop“?
MIYAVI: Es war nichts als Visual Kei! (lacht) Es war eine Band, in der ich im letzten Jahr der Junior High School gespielt habe. Dabei erkundete ich, wie man Make-Up benutzt, wie man an Lives herangeht und wie man Lieder schreibt.

Warum hast du dich dafür entschieden als Solokünstler weiterzumachen anstatt nach dem Bruch von Due le quartz eine neue Band zu gründen? Hast du je daran gedacht, einer neuen Gruppe beizutreten, bzw. eine zu gründen?
MIYAVI: Als die Band sich getrennt hatte, gab es schon Fans, also hatte ich keine Zeit um sofort Mitglieder für eine neue zu suchen. Ich hatte keine Erfahrung im Singen, also war mein Gesang am Anfang etwas komisch. Dennoch glaubte ich, dass alles im Laufe der Zeit besser werden würde, also fing ich als Solokünstler an.

Du hattest vorher keinerlei Erfahrung was das Singen angeht?
MIYAVI: Ich habe nur geschrieen. (lacht) Einfach nur laute Geräusche im Hintergrund. Ich habe nie den Hauptgesang übernommen um etwas durch einen Song auszudrücken.

Schreibst du die Texte allein?
MIYAVI: Ich schreibe beides die ganze Zeit, Texte und Lieder. Ich habe auch das ganze Programmieren alleine gemacht. Bis ich Solo ging und als Major-Artist debütierte, habe ich den Bass, die Gitarren und Teile des Refrains programmiert, die Pre-mixes vorbereitet und all das mit ins Studio genommen.

Woher kam die Idee zu „Mintaishi“? Hast du vor, noch einmal mit dieser Sessionband zusammenzukommen und mit ihnen zu spielen?
MIYAVI: Das war nur zum Spaß. (lacht) Es war nur etwas Kleines, für eine kurze Zeit lang, also hatte ich es bis jetzt sogar vergessen. (lacht) Als ich in Osaka war, mochte ich japanische Hardcore Bands total. Als ich dann nach Tokio kam, traf ich die Mitglieder der Bands und wir sagten uns „Lasst uns zusammen spielen!“. Eigentlich war unser musikalischer Stil ganz anders, ich trug Visual Kei Make-Up und Klamotten, aber die Band spielte Hardcore. Wie kann ich das beschreiben? ... Sie kamen nah an The Ramones oder die Sex Pistols und so weiter heran, aber schienen irgendwie etwas gefährlicher zu sein und ich versuchte das nicht zu erreichen (lacht). Aber wir spielten zusammen, da ich sie mochte.

Haben Mintaishi eigentlich Lives gegeben?
MIYAVI: Nur einmal! (lacht) Wir haben einen Song aufgenommen und sind einmal auf einer Bühne aufgetreten. (lacht)

Wie hast du Leute wie Pata (Ra:IN, ex. X-Japan), Shinya (ex. Luna Sea) oder auch Chirolyn (ex. hide with Spread Beaver) als Support bekommen?
MIYAVI: Alles durch Beziehungen. (lacht) Ich respektiere sie eigentlich sehr. Ich wollte zugunsten meines eigenen Erfahrungsschatzes von ihnen lernen, obschon wir auf der selben Bühne standen und zusammen spielten.

Wie hast du die eigentlich dabei gefühlt, als du mit ihnen zusammen gespielt hast?
MIYAVI: es war natürlich super! Sie zeigten schließlich eine große Präsenz. Jeder von ihnen hatte eine lange Karriere hinter sich und viel Erfahrung, also waren sie sehr ruhig, gesammelt und cool. Es war eine gute Erfahrung, mit ihnen zusammengearbeitet zu haben.

Wieso tendiert dein Musikstil nun so sehr zum Pop? Hast du vor, auch wieder mehr rockige Sachen zu spielen? Warum hat deine Musik auf einmal einen sanfteren, romantischeren Weg eingeschlagen, eine große Veränderung seit deinem älteren Rockimage?
MIYAVI: Ich habe mich nicht dem Pop zugewandt weil ich major wurde. Wenn man die Idee umdreht, kann ich das Gefühl der Künstler verstehen, die poppiger werden, sobald sie major gehen. Wenn ein Artist bei einem Majorlabel unterzeichnen, wird die Vielzahl and Zuhörern, denen man seine Message zeigen will, natürlich unaufhaltsam größer, also müssen wir einfache Worte, Melodien und Lieder wählen. Ich selbst ging zum Pop über, um Erfahrungen zu machen, der gleiche Grund, warum ich mit erfahrenen Musikern auf der Bühne stehen will. Der Hauptgrund ist, dass ich Pop Grooves untersuchen mochte, da ich sowieso nur Rockmusik mache werde. Rock zum Beispiel, hat geradlinige Beats, aber Pop, R&B und Bossa Nova haben anders verlaufende Variationen und es gibt verschiedene Grooves und Stilarten wie diese. Ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit solche Dinge zu lernen und in meinen eigenen Rockstil einzubringen, um profundere Beats und Grooves zu schaffen.

Kam die Idee von dir?
MIYAVI: Natürlich!

Du kannst Lieder in vielen verschiedenen Stilen schreiben, also hast du eine große Bandbreite and musikalischen Fähigkeiten, nicht wahr?
MIYAVI: Ich denke schon. Eigentlich ist meine Musik ‚oberflächlich und ausgedehnt’. (lacht) Ich versuche verschiedene Arten von Musik zu hören, zum Beispiel aus den 70ern und 80ern. Auch wenn ich dann nicht jedes Detail davon kenne, suche ich den eigentlichen Kern und übernehme das. Dadurch kommt mein eigener Stil ganz von selbst zustanden, denke ich...

Wenn du einen südländisch angehauchten Song schreibst, nimmst du das dann aus deinem Innersten?
MIYAVI: Ich weiß es nicht... Ein Satz wird von selbst zu dem, was er ist. Selbst wenn ich versuche einen südlichen Song zu schreiben, glaube ich nicht, dass ich ein gutes Lied schreiben könnte, da es in einem Song immer einen Text, eine Message und ein Thema gibt.

Bei deiner Solokarriere war alles, was vor „Kekkonshiki no Uta ~Kisetsu hazure no WEDDING MARCH~“ und „Are you ready to ROCK?“ (Single, 2005) veröffentlicht worden war, von dir selber geschrieben und aufgenommen worden. Warum das?
MIYAVI: Ich schreibe jetzt immer noch alle Lieder selbst, aber ich lasse sie von anderen Leuten arrangieren. Das kommt daher, dass ich mich selbst als Sänger, Musiker und Komponist von Anderem trennen möchte. Wenn ich einen Song in meinen Computer eingebe, bin ich Komponist. Wenn ich Lieder singe, bin ich ein Sänger. Wenn ich spiele, bin ich ein Künstler. Ich habe also schon all diese verschiedenen Blickwinkel, also dachte ich mir, dass ich andere Dinge anderen Leuten überlassen sollte, sofern das möglich ist. Ich möchte meine Lieder einfach als Sänger und Künstler schaffen.

Das neue Album “MIYAVI UTA~DOKUSOU~”, das im September erscheint, ist ein tolles Werk, das alles von dir in sich vereint.
MIYAVI: Ja, es ist anders als die Anderen. Es ist mein Ego. (lacht)

Ist es wahr, dass der Song „Coin Lockers Baby“ auf dem berühmten Buch von Ryu Murakami basiert? Wenn ja, warum hast du ein Lied nach einem Buch geschrieben?
MIYAVI: Ich werde oft danach gefragt... ich lese gern Bücher, vor allem von bekannten Autoren wie Kou Machida und Masaya Nakahara, aber ich habe keine Ryu Murakami-Romane gelesen bis nachdem ich dieses Lied geschrieben habe. Vor langer Zeit habe ich fern gesehen und sah die Nachrichten über ein Baby, dass in ein Münzschließfach (Eng.: „coin-locker“) eingeschlossen worden war. Das hat mich sehr beim Schreiben inspiriert.
Zu der Zeit habe ich auch zusammen mit Gara, dem Sänger von Merry, gespielt und wir coverten einen Song von Sads, der auch von einem Baby handelte. Das hat mich wieder inspiriert und ich stellte das Lied fertig, also hatte es nichts mit dem Buch zu tun. Danach wollte ich den Roman allerdings lesen und habe ihn gekauft, aber ich habe ihn noch nicht gelesen. (lacht)
In meinem Bücherregal sind viele Werke von Banana Yoshimoto, Randy Taguchi, Eimi Yaada und Ryu Murakami, de ich noch nicht gelesen habe. Ich versuche sie zu lesen, aber ich finde keine Zeit. Ich lese sie nur, wenn ich im Bad bin. (lacht)

Das wusste ich nicht, ich dachte das Lied hätte etwas mit dem Buch zu tun.
MIYAVI: Nun ja, das ist eine verzwickte Situation, denn wenn beides nicht zusammenpasst, versteht es niemand. Ich muss also eine Art Fortsetzungslied schreiben, nachdem ich den Roman gelesen habe. (lacht)

Wieso veröffentlichst du deine 6. Single „Kimi ni Negai wo“ im Juli, dein Album “MYV☆POPS” im August und dein drittes Album “MIYAVI UTA~DOKUSOU~” im September, alles hintereinander?
MIYAVI: Da ich von Natur aus ein fleißiges Bienchen bin! (lacht) Bei “MYV☆POPS“ bin ich eher ein Songschreiber, bei “MIYAVI UTA~DOKUSOU~” bin ich mehr ein Künstler, also wollte ich beide separat veröffentlichen. Auf "MYV☆POPS" wollte ich die Idee der Popularität ausdrücken. Ich glaube, dass sich Liebe und Popmusik ähneln; Liebe braucht einen Partner und Popmusik braucht Zuhörer. Was die Liebe angeht, handeln wir meist indem wir an die Gefühle unseres Partners denken und bei Popmusik denke ich an die Zuhörer. Ich will populäre Musik auf meine eigene Art untersuchen und das wurde zu „MYV☆POPS".
Gleichzeitig wollte ich mich für „MIYAVI UTA~DOKUSOU" auf die Qualität der Songs konzentrieren und in meiner Performance aufgehen, allein die Akustikgitarre zu spielen. Normalerweise kann ich beides auf ein Album bringen, aber ich habe es gewagt, das zu trennen und Eines nach dem Anderen zu veröffentlichen, da ich in diesem Jahr im Gegensatz zu den Lives viele Lieder herausbringe.

Den Eindruck den man beim Hören beider Alben bekommt, ist total unterschiedlich.
MIYAVI: Natürlich!

Hast du die Lieder für die beiden Alben etwa zur selben Zeit geschrieben?
MIYAVI: Ja. Aber da CD Veröffentlichungen normalerweise ein Stilgemisch beinhalten – ein Zwischenlied wäre zum Beispiel im Solostil geschrieben, während der Titelsong zum Pop tendiert, was zwei total verschiedene Styles sind – wollte ich diese beiden Dinge trennen. Deshalb sind diese beiden Alben auch total anders als mein vorheriges Album „MIYAVISM", das speziell für mein Image als Solokünstler gemacht wurde. Diesmal habe ich allerdings ein klares Konzept und ein Thema für jedes Werk geschaffen (ein Album im Pop- das andere im Solostil). Es war mir möglich das auf diese Art und Weise zu machen, da ich ein Soloartist bin und ich es ganz einfach mag, meine Arbeiten so zu kreieren.

Der Song "We love you" ist auf beiden Alben, die Art des Liedes ist jedoch sehr unterschiedlich.
MIYAVI: Bei "MYV☆POPS" habe ich die beste Richtung für diesen Song gewählt, denn bei diesem Album war meine Rolle eher die des Komponisten.
Dem Lied habe ich alles was es brauchte, hinzugefügt: Einen Chor, eine Conga, verschiedene Schlagzeuge, Keyboardsequenzen ..
Nach "MIYAVIZM]", welches viel von meinem Charakter inne hat, habe ich viel mehr als Komponist gearbeitet, im Gegenteil zu "MIYAVI UTA~DOKUSOU~", wo es vor allem um mein Gitarrenspiel ging.

Du bist als Künstler sehr talentiert.
MIYAVI: Danke sehr! Aber ein Blickpunkt, von dem gesehen ich vielleicht nicht so gut bin (lacht) ist die Antwort, wenn jemand fragt “Was ist MIYAVI?”
Niemand kann wirklich sagen, was genau ich bin. Ich spiele Akustik-Gitarre, Gitarrenpop, angeordneten Pop und sogar Industrial-Songs wie damals in meiner Indiezeit. Diese Eigenschaften haben auch Solokünstler wie David Bowie und Prince. Ich kann mich verändern, weil ich empfindlich auf meine Gefühle reagiere, aber für meine Fans sind diese Veränderung nicht immer wünschenswert. Wenn ich ein Fan wäre, würde ich wahrscheinlich aufhören, einer zu sein (lacht), denn ich würde die Musik mögen und den Künstler deshalb bejubeln, allerdings würde ich kein Fan mehr sein, wenn sich die Musik verändern würde. Ich denke das ist natürlich, und wenn es einer Band passiert, sollte diese Band sich auflösen (lacht)! Das sage ich, weil das Image der Band dann ja völlig verkehrt wäre. Ich denke es ist völlig unmöglich, den Style und das Image einer Band mit 4 oder 5 Mitgliedern zu ändern.

Du kannst das aber, denn du bist ein Solo-Künstler.
MIYAVI: Ja.

Wenn das neue Album "MIYAVI UTA~DOKUSOU~" veröffentlicht wird, wird sicherlich jeder sehr überrascht sein. Das Image der CD ist sehr ernst.
MIYAVI: Das denke ich auch. Ich mag es (lacht), ich mag die Tatsache, dass ich zuerst "MYV☆POPS" und danach "MIYAVI UTA~DOKUSOU~" veröffentlicht habe (lacht erneut).

Meinst du damit, dass du es magst, die Welt zu überraschen oder geht es dir darum, dich selbst zu verändern?
MIYAVI: Ich mag beides. Wie ich bereits sagte ist es nicht unbedingt gut für den Umsatz, aber aus der Perspektive des Künstlers gesehen ist es gut, weil ich reifer werde. Ich riskiere es also, so zu sein. Etwas Anderes ist die Sache mit der Überraschung, was die Basis von shock rock im Visual Kei ist. Ich mache Musik und Entertainment, ich bin eher ein Künstler als bloß ein Musiker mit visuellen und musikalischen Einflüssen. Ich bin froh, es frei tun zu können.

Auf dem "MIYAVI UTA~DOKUSOU~" spielst du sehr gut Gitarre. Übst du sehr hart?
MIYAVI: Natürlich übe ich sehr viel. Aber das macht nichts, denn für mich ist es nicht nur Üben sondern vielmehr Vergnügen. Manchmal spiele ich auch überhaupt nicht. Ich weiß, dass es sicherlich Millionen Gitarristen gibt, die besser sind als ich. Aber das macht mir nichts, mir geht es nicht darum, besser oder schlechter zu sein. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass sie besser wären als ich, wenn wir auf der gleichen Bühne stehen und miteinander performen würden. Ich denke das wichtigste ist, was ich mit meinem Spielen ausdrücken/vermitteln will. Meiner Meinung nach hat die Musik keine Bedeutung, wenn sie die Menschen nicht erreicht, auch, wenn die Musiker talentiert sind und gut spielen können. Ich denke, technisch gesehen bin ich nicht überragend gut, aber ich möchte meinen eigenen Stil und meine Gefühle zum Ausdruck bringen.

Der Song "We love you" ist sehr cool! Wenn du ihn bei einem Konzert außerhalb von Japan spielen wirst, wird das Publikum ihn sicherlich lieben.
MIYAVI: Danke vielmals!

Besonders die Version vom Album "MIYAVI UTA~DOKUSOU~" gefällt mir sehr, weil du mit einer sehr tiefen Stimme singst und das besonders gut klingt.
MIYAVI: Es war sehr schwer, in dem Groove zu bleiben! Ich mag es, meine Stimme zu benutzen wie es mir gefällt, ob schrill oder ruhig. Ich mag provokante Musik, die populär, vulgär und albern ist und ich mag auch solche Texte (lacht), aber ich finde auch reifere Musik gut. Für mich als Künstler wäre es das schlimmste, eingeschränkt zu sein und sich beherrschen zu müssen, ich möchte mich selbst nicht binden.

Kommen wir zu deinem Live-Auftritt im September. Du wirst Akustikgitarre spielen und singen?
MIYAVI: Ja, um das Budget zu reduzieren (lacht)

Wo nimmst du die Inspiration für deine Texte und Musik her?
MIYAVI: Immer, überall und jeden Tag (lacht)! Natürlich bekomme ich Inspiration, wenn ich im Studio bin, aber ich kann auch durch etwas anderes inspiriert werden.
Zum Beispiel in diesem Moment: Wenn ich über die Unterschiede unserer Kulturen reden würde, dann könnte ich etwas spüren und ein Lied darüber schreiben. Normalerweise bekomme ich ständig Einfälle, die mich zu neuen Texten und neuer Musik inspirieren, immer wenn ich dusche, im Bad bin, etwas esse, mich in einem Auto befinde.. na ja, ich kann natürlich keine Musik schreiben, wenn ich schlafe (lacht), aber ich werde von meinen Träumen inspiriert. Musiker die lange schon im Geschäft sind (es ist hierbei abhängig davon, wie sehr Musik sie in ihrem Leben beschäftigt), sind, wenn Musik sie zu 90% oder mehr im Alltag beschäftigt, ständig zwangsläufig in einer kreativen Phase und können neue Musik kreieren.

MIYAVI, es scheint, als wären deine Texte alle über spezifische Ideen entstanden, so zum Beispiel ein Lied für einen britischen Freund, einen Animesong und so weiter. Schreibst du deine Lieder, weil du inspiriert von Bildern und Ideen bist, oder versuchst du sie in ein gewisses vorgefertigtes Schema passen zu lassen?
MIYAVI: Ja, ich mag abstrakte Bilder nicht sonderlich. Besonders wenig kann ich Wortspiele leiden, in denen nichts mehr als ein Wortspiel zu sehen ist (lacht). Mir gefällt mehr die Art und Weise des Ausdrucks, die mich simpel an die Eindrücke erinnern kann, und ich denke das ist wichtig.

Magst du Anime?
MIYAVI: Nein, überhaupt nicht. Ich wurde kürzlich erst gefragt, etwas anlässlich eines Animes zu schreiben.

Welche Künstler inspirieren dich derzeit?
MIYAVI: Keziah Jones, Raul Midon, Ani DiFranco die alle Akustikgitarre spielen und alleine singen. Neuerdings finde ich es unglaublich cool, alleine zu sein.

Ziehst du die akustische Gitarre mittlerweile der Elektronischen vor?
MIYAVI: Nur im Moment (lacht). Akustischer Stil und elektrischer Stil wechseln sich bei mir periodisch ab (lacht). "MIYAVIZM" war ein Album mit sehr elektronischem Stil, und nun habe ich den akustischen. Aber hin und wieder spiele ich Sessions mit elektronischer Gitarre mit einem befreundeten DJ in einem Club.

Interessierst du dich auch dafür, andere Instrumente, zum Beispiel Schlagzeug, zu spielen?
MIYAVI: Hmm, das ist schwer zu sagen, weil ich viele Instrumente gerne spielen würde, aber wegen meiner Fingerfertigkeit würde ich als Schlagzeuger wahrscheinlich kläglich versagen (lacht). Das Leben ist kurz und meine Möglichkeiten begrenzt. Wenn ich meine Zeit damit verbringen würde, Drums zu erlernen und zu spielen, oder Gitarre zu spielen, würden sich meine Fähigkeiten verbessern. Also versuche ich was ich kann, allerdings interessiere ich mich für verschiedene Instrumente.

Miyavi, du zeigst das Konzept von "Neo Visualism". Was denkst du über deinen äußeren Style? Hast du jemals Leute mit deinen vielen Piercings und Tattoos erschrocken?
MIYAVI: Das glaube ich nicht. Piercings und Tattoos sind nichts, wovor man Angst zu haben braucht, es gibt viel schlimmere Dinge: Zum Beispiel, wenn man sich die Zunge in zwei Teile spalten lässt oder Implantate hat (lacht). Der Grund, warum ich mit "Neo Visualism" weitermache ist mein Wunsch, seine Anwesenheit und Existenz auf meine eigene Art und Weise zu zeigen. Ich möchte zeigen, dass Visual Kei nicht nur etwas mit Make-Up und ausgefallenen Frisuren zu tun hat, um graziös, dekadent und narzisstisch zu sein. Im Moment suche ich einen Weg für mich, ich möchte ein gutes Image haben, weil ich von vielen Vorgängern auf positive Art und Weise beeinflusst wurde. Ich möchte lediglich die neue Art und Weise meiner Existenz zeigen.

Hast du wegen deinem Style jemals leiden müssen oder gar Vorteile daraus gezogen?
MIYAVI: Taxis halten für mich (lacht) und niemand legt sich mit mir an (lacht erneut).

Fällst du zu sehr auf?
MIYAVI: Hmm .. Ja, das tue ich! Ich bin nicht konservativ. Für mich ist es unmöglich, ganz normal zu sein. Ich würde eher zu Hause bleiben um das zu tun (lacht)! Wo wir schon bei Piercings und Tattoos sind: Ich mag feste Verhaltensmuster nicht sonderlich. Ich bin bloß Ich und niemand Anderes, was jeder der mich kennt sofort sehen kann (lacht). In diesem Sinn habe ich viele Vor- und Nachteile (lacht erneut).

Warum sind all deine Tattoos schwarz?
MIYAVI: Alle anderen Farben sind wegen dem Regen verschwunden (lacht).

Warum denkst du, bist du in diesem Alter schon berühmt geworden? Wurdest du dadurch in deinem Blick auf das Leben und dein Umfeld beeinflusst?
MIYAVI: Ich denke, das hier ist definitiv noch überhaupt keine richtige Berühmtheit. Wie soll ich es sagen.. Ich fühle mich, als hätte ich noch nicht mal richtig angefangen. Ich bin meinen Fans sehr dankbar für alles, ich will es ihnen zurückgeben. Ich habe bisher noch gar nicht über meinen Status und meine Berühmtheit nachgedacht, weil ich mit dem was ich erreicht habe zufrieden bin.

Was denkst du darüber, dass du sehr berühmt bist und überall in der Welt Fans hast?
MIYAVI: Selbstverständlich bin ich sehr glücklich darüber.

MIYAVI, du bist in Asien sehr aktiv.
MIYAVI: Ja. Ich war kürzlich in Korea.

Wie war das?
MIYAVI: Es war sehr heiß, die Fans ebenso! Sie waren mehr als aufgeregt, fast schon verrückt (lacht)!

Das Verhalten der Fans war genauso wie zu Hause in Japan?
MIYAVI: Das ist wahr. Shanghai wirkte wie Osaka und so etwas inspiriert mich. Es scheint als gäbe es einen Unterschied zwischen hoch entwickelnden Ländern und denen, die sich gerade erst entwickeln. Die Menschen schauen zu einem hoch, was zu Lebensfreude führt. Die Beatles zum Beispiel kamen vor 30 Jahren nach Japan, das war bevor ich geboren wurde, aber ich stelle mir vor, dass die Leute damals genauso reagiert haben. Unschuld ist schön weil in den Augen der Leute alles frisch ist. Diese Menschen sind unschuldig und rein, für sie ist es etwas Neues. In fortgeschrittenen Nationen kennen die Menschen viel und scheinen in gewisser Hinsicht ausgebrannt zu sein. In Shanghai spürte ich die ganzen Ausmaße, die gesamte Kraft von menschlichem Geist und die Freude der Menschen. Ich möchte nicht behaupten, dass zum Beispiel japanische oder amerikanische Fans sonderlich anders sind, aber ich habe definitiv die Kraft der Fans in Shanghai gespürt, als ich dort aufgetreten bin.

Du warst wegen dem Fotoshoot für dein photo book "Je Vous Souhaite Un Bon Anniversaire" kürzlich in Paris. Warum hast du dich dazu entschieden, das Shooting in Frankreich stattfinden zu lassen? Wie fandest du Paris?
MIYAVI: Bezüglich dem photo book war es genauso wie mit "MYV☆POPS". Ich machte mir Gedanken über Ausdrücke, die ich nicht habe und entschied mich schließlich dazu, die gesamte Initiative anderen zu überlassen. Normalerweise produziere ich nahezu alles, aber diesmal bekam ich die Anweisungen, anstatt sie zu geben. Frankreich wurde als Ort für das Shooting vorgeschlagen, es wurde beschlossen und als die Location gewählt, das ist alles.

Wie war Frankreich?
MIYAVI: Ich war im Juni dort, aber es war sehr kalt (lacht)! Ich reiste zu vielen verschiedenen Orten und besichtigte die verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Am Louvre traf ich einen Fan, das hat mich überrascht. Ich besuchte den Louvre übrigens zweimal, aber konnte im Endeffekt dennoch nicht hinein (lacht). Einmal war ich so spät dort, dass der Louvre bereits geschlossen war, ein anderes Mal war er aus anderen Gründen zu (lacht erneut). Allerdings wirkte Paris auf mich wie eine sehr fröhliche Gegend, obwohl es ein wenig kalt war (lacht).

Willst du noch mal hin?
MIYAVI: In der Tat bin ich noch nie in Europa oder Amerika aufgetreten, aber ich denke nun ist die Zeit gekommen, dass wir überall auf der Welt Konzerte geben können. Ich würde nach wie vor nach Tokyo, Osaka, Nagoya und Hokkaido gehen und dann auch nach Paris, mit dem gleichen Gefühl wie bei einer Tour in meiner Heimat. Ich würde sagen “Nun, ich gehe auf eine Livetour!” und keinen Unterschied machen.

Du hast viele Fans außerhalb von Japan, von daher ist es kein Wunschtraum sondern durchaus möglich.
MIYAVI: Nun, ich möchte wirklich gerne! Ich habe noch keinen Plan, aber nächstes Jahr würde ich gerne außerhalb von Asien auftreten.

Im September wirst du ein Akustikkonzert geben, warum tust du das nicht auch im Westen?
MIYAVI: Oh! Du drängst mich (bricht in Lachen aus)!

Akustik Lives brauchen wenige Instrumente und Material, also ist es billig.
MIYAVI: Nein, eigentlich kostet es mehr als du glaubst (lacht)! Aber ich werde mit meiner Gitarre zum Radio gehen um dort für eine Liveübertragung zu spielen.

Kannst du uns etwas über deine Zukunftspläne sagen?
MIYAVI: Dieses Jahr sind Lives für den September geplant, das ist alles. Nachdem ich vielleicht aus Japan geflohen bin (lacht) werde ich vielleicht irgendwo nach Europa gehen (lacht).

Bitte gib uns eine Nachricht an deine ausländischen Fans.
MIYAVI: Ich liebe euch so sehr, mehr als ihr wisst! Dieses Jahr bereite ich mich vor, und nächstes Jahr möchte ich Konzerte in Europa, Amerika und Asien geben. Wenn ich Lieder singe, möchte ich gleichzeitig das Gefühl vom lebendig sein vermitteln. Ich will die Gefühle von anderen Menschen nachempfinden können und sie durch das Leben begleiten. Lasst uns gemeinsam alle beliebigen Probleme verbessern und bewältigen!


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Besonderer Dank geht an die PS Company, die das Interview möglich gemacht und uns Bilder von MIYAVI bereitgestellt haben.

Nach dem Interview präsentierte MIYAVI einen besonderen "MYV☆POPS" Becher auf dem ein Spruch geschrieben steht. Der Becher ist nicht verkäuflich und auf ihm ist ein originales Autogramm von MIYAVI. Den Becher kann später ein glücklicher Gewinner bei einem Wettbewerb erhalten.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2006-09-13 2006-09-13
MIYAVI
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