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Wasabi Records

14/09/2006 2006-09-14 12:00:00 JaME Autor: Curi

Wasabi Records

JaME durfte das erst kürzlich gegründete deutsche Label Wasabi Records Interviewen. Noch dazu gibt es Reviews zu ihren Veröffentlichungen.

Wasabi Records – ein Interview und CD Reviews

„Wasabi ist ein japanischer, sehr scharfer, poppig-grüner Meerrettich. Er wird zum Beispiel dazu benutzt, Sushis aufzupeppen. Wasabi Records möchte den europäischen Musikmarkt mit japanischer Musik beleben und den Fans ein spritziges Angebot an J-Pop bieten.“, heißt es und das klingt ja schon mal gar nicht schlecht. Aber was kann man von dem Label Wasabi Records (www.wasabi-records.de) erwarten, das im März 2006 seine ersten Veröffentlichungen herausgebracht hat? Darüber haben wir uns auch unsere Gedanken gemacht und nach einem Interview gefragt, damit sie uns das gleich selbst beantworten können.


Könntet ihr unseren Lesern kurz Wasabi Records und euer Konzept dahinter vorstellen?
Wasabi Records: Wasabi Records ist ein junges, frisches CD-Label für japanische Popmusik. Wasabi Records wurde Anfang 2006 gegründet und hat im März 2006 die ersten Releases veröffentlicht. Um die Bandbreite des Programms gleich von Anfang an auszuzeigen, haben wir mit vier sehr unterschiedlichen Alben begonnen:
• Akino Arais 20th Anniversary Album Sora no uta,
• dem modernen Hip-Hop Soundtrack zu der Animeserie Tenjo Tenge,
• dem elektrolastigen Pop-Soundtrack zur Hitserie Gravitation (die die Erlebnisse einer japanischen Pop-Band zum Inhalt hat)
• und den Sampler J-Pop Manga, der zur Hälfte Titelsongs aus aktuell erfolgreichen japanischen TV-Serien und aktuelle Songs japanischer Pop-Stars enthält.
Als fünfte „Geschmacksrichtung“ haben wir in diesem Monat das klassisch orientierte Album Ghibli – Die Klassiker nachgeschoben: Die schönsten Melodien, die Joe Hisaishi für das Studio Ghibli komponiert hat, auf dem Cello interpretiert.
Diese Auswahl illustriert unser Konzept aufs trefflichste.

Steckt ein größeres Label (zum Beispiel wie Universal bei Gan Shin) dahinter?
WR: Hinter Wasabi Records stehen zwei Anime-Verlage, nämlich Anime Virtual aus Deutschland und Kaze aus Frankreich. Anime Virtual und Kaze arbeiten schon seit vielen Jahren erfolgreich auf dem Gebiet der Anime-Serien zusammen; da lag es nur nahe, die Partnerschaft in den Musikbereich auszudehnen.

Auf einen so großen Partner wie Universal sind wir glücklicherweise nicht angewiesen. Die Art Musik, die wir mögen und vertreiben, ist (noch?) ein Nischenmarkt. Wir haben einen eigenen, sehr erfahrenen Vertrieb, der überall dort vertreten ist, wo das Thema Anime gefragt ist.

Wie kamt ihr zu dem Namen? Vor allem, da eher nur diejenigen damit etwas anfangen können, die etwas mit der japanischen Kultur/Küche am Hut haben.
WR: An der Namensfindung waren beide Firmen beteiligt. Die Bedingung war: Der Name soll in ganz Europa verstanden werden, ein deutscher oder französischer Begriff schied damit aus. Und er soll auf das Ursprungsland der Musik hinweisen.
Wer den Namen tatsächlich gefunden hat, weiß ich gar nicht. Als er auf dem Tisch war, wussten wir nur: das ist es. Frisch, knackig, scharf, genau wie die Musik, für die wir stehen wollen.

Im Übrigen schleicht sich der Begriff gerade in die westliche Partykultur ein. Ich habe gerade am letzten Wochenende im Supermarkt Kartoffelchips (oder ähnliche Snacks) mit Wasabi-Geschmack von zwei verschiedenen Herstellern gesehen. Wasabi beginnt auch westliche Gaumen zu umschmeicheln – genau wie die Ohren.

Werdet ihr Werbekampagnen starten um japanische Musik näher an die Allgemeinheit zu bringen oder verlasst ihr euch anfangs auf die alteingesessene Fangemeinde?
WR: Musik funktioniert über das Gehör – daher können traditionelle Werbekampagnen wie etwa Litfasssäulen oder Anzeigen in Zeitschriften die Besonderheit unseres „Produktes“ kaum adäquat vermitteln.

Da der Titelumfang deutscher Releases (nicht nur von uns, sondern insgesamt) noch keine kritische Masse erreicht hat, gibt es in den Media Märkten und Kaufhäusern aber noch keine mit „J-Pop / J-Rock / J-Music“ betitelte Regalsektion. Obwohl alle unsere Titel von den großen Ketten geführt werden, ist es insgesamt sehr schwierig, japanische Musik im Mainstream sichtbar zu machen.

Daher werden wir uns, zumindest bis unser Programm einen gewissen Umfang erreicht hat, auf zielgruppenspezifische Werbung beschränken.

Haltet ihr euch (eventuell auch bedingt durch eure enge Zusammenarbeit mit Anime Virtual) eher an Künstler, die ihre Lieder schon zu Anime und Soundtracks beigesteuert haben oder habt ihr auch vor, Artists zu unterstützen, die nichts mit der Anime- und Mangaszene zu tun haben?
WR: Sowohl, als auch. Auf Akino Arais Album Sora no uta ist nur grob die Hälfte der Lieder aus Animes, der Rest ist eine Auswahl ihrer Lieblingslieder von ihren persönlichen Alben.
Andererseits ist es gar nicht so leicht, einen Künstler zu finden, der noch nie mit der Animeszene zu tun hatte. Die Anime-Studios greifen gerne auf populäre Bands und Sänger zurück, um Titelsongs und Endings einzuspielen.

Wenn ja, habt ihr eher größere Pop Acts wie zum Beispiel Hikaru Utada oder Ayumi Hamasaki im Sinn oder auch eher unbekannte wie Rie Fu oder Bonnie Pink?
WR: Dazu kann bzw. darf ich nichts sagen. Internationale Verhandlungen sind wie sie sind; bevor nichts unterschrieben ist, darf man nichts verraten. Dafür muss ich um Verständnis bitten.

Die nächsten beiden Alben, die schon in der Produktion sind, werden jedenfalls wieder Soundtracks sein: Gunslinger Girls und Love Hina.

Warum habt ihr als „Einstieg“ neben den Soundtracks und dem J-Pop Sampler Akino Arai gewählt?
WR: Zum einen natürlich weil es eine schöne Scheibe ist (das letzte Stück „Utsukushii Hoshi“, nur Arais Stimme und ein minimalistisches Piano: traumhaft), aber es war auch ein wenig Glück dabei. Das Album ist Kaze angeboten worden und wir haben zugeschlagen.
Es ist eine schöne Rundreise durch Akino Arais Karriere und passt gut zu unserem Anspruch, eine gewisse Bandbreite japanischer Musik aufzuzeigen, z.B. das ätherische „Voices“ (aus Macross Plus), das mainstreamige „Kakusei Toshi“ (aus Tokyo Underground), das poppige „Natsukashii Umi“ (aus Kurau Phantom Memory). Um die Scheibe ganz rund zu machen, fehlt mir persönlich noch eines von den experimentellen Stücken, die Akino Arai auf ihrem Konzert in Berlin gespielt hat, aber man kann nicht alles haben…
Akino Arai hat übrigens den Titelsong des gerade in Japan angelaufenen neusten Ghibli-Films Gedo Senki / Tales of the Earthsea komponiert. Als ich den Trailer das erste Mal gesehen habe, wusste ich das noch nicht; aber es erklärt, warum er mir so gut gefallen hat.

Glaubt ihr, dass es schwieriger ist, japanische Pop-Musik hierzulande an den Mann zu bringen als Rock-Bands und warum?
WR: Ja, es ist schwieriger. Ein Grund ist das eben schon angesprochene Problem mit der Einordnung in den Plattenläden. Japanische Popmusik geht in den Regalen schlicht unter. Da muss man schon genau wissen, was man sucht. Aber das versuchen wir zu ändern.

Rock-Bands sind ihrer Natur gemäß lauter und sichtbarer – und die Optik japanischer Bands spielt ihnen in die Hände. Um bei Akino Arai zu bleiben: Wenn ein TV-Boulevardmagazin über entweder eine stille, zurückhaltende Künstlerin oder eine schrille, bunte oder düstere Band mit stacheliger Exotik berichten kann, wird sie das bildgewaltigere Thema wählen.

Welche Chancen seht ihr für J-Pop auf dem deutschen Musikmarkt?
WR: Gute Chancen, sonst hätten wir uns nicht in das Unterfangen gestürzt. Wir sind mit den Verkäufen der ersten 8 Alben jedenfalls zufrieden.

Wie groß seht ihr die Gefahr in Konkurrenz-Produkten à la Anime Nation, die zum Teil bekannte Openings als Sampler vertreiben?
WR: Die Gefahr einer Überschneidung sehe ich nur bei etwaigen Compilations wie unserer J-Pop Manga-Serie, von der Volume 2 jetzt am 25. September erscheint.
Sampler sind aber nur ein Teil unseres musikalischen Spektrums.

Ihr arbeitet ja mit Kaze aus Frankreich zusammen, die zum Beispiel erst kürzlich CDs von Animetal herausgebracht haben. Wird man die Veröffentlichungen für das französische Publikum auch hier in Deutschland zu sehen bekommen? Wie eng ist da eure Zusammenarbeit?
WR: Animetal werden wir nicht herausbringen. Rock-Parodien auf Titelsongs zu Serien, die in Deutschland kaum jemand kennt – das ist schon ein sehr spezielles Genre. Für den französischen Markt mag das gehen, weil die Franzosen uns im Bereich Manga und Anime gute 10 Jahre voraus sind. Als bei uns Biene Maja und Heidi im Fernsehen gelaufen sind, wurde der japanische Ursprung der Serien unter den Teppich gekehrt. In der gleichen Zeit haben französische Kinder Die geheimnisvollen Städte des Goldes, Goldorak und noch ganz andere Animeserien gesehen. Sowas prägt eine ganze Generation. Diese Durchdringung mit japanischen Bildern hat bei uns bewusst erst mit Pokémon begonnen (vorbereitet durch Sailor Moon).

Die Zusammenarbeit mit Kaze ist sehr eng. Wir entscheiden bei jedem Album gemeinsam, für welchen Markt der Titel geeignet ist. Dann teilen wir uns den Arbeitsaufwand – Übersetzungen, Recherchen für Booklet-Texte, Cover Grafik, usw.

Was können wir in Zukunft von Wasabi Records erwarten?
WR: Noch mehr gute Musik. Die nächsten beiden Releases habe ich ja eben schon genannt.

Und bitte noch einige Worte zum Abschluss an die Leser:

WR: Viele Grüße an alle, die unser Debüt auf der Leipziger Buchmesse mitgemacht haben. Teilweise war der Stand so voll und die CD-Player so umlagert, dass wir aus unserem eigenen Stand vertrieben wurden. Das hat Spaß gemacht. (Und nein, das Gravitation-Plakat gibt es nicht zu kaufen.)

Vielen Dank an Dirk Remmecke von Wasabi Records für dieses Interview!



Freundlicherweise haben uns Wasabi Records auch ihre Veröffentlichungen zur Verfügung gestellt, so konnten wir uns ansehen, was dieses Label schon geleistet hat. Im Anschluss gibt es also eine kleine Bewertung der bisherigen Erscheinungen:


Gravitation Soundtrack (20. März 2006):
Der von Daisuke Asakura produzierte Soundtrack zu „Gravitation“ enthält 15 Lieder, mit denen Szenen der OVAs hinterlegt wurden, sowie drei Songs der fiktiven Band BAD LUCK (dahinter stehen eigentlich Kenichi Itou von Iceman und Daisuke Asakura) und “Shining Collection“ von Iceman. “Blind Game again“ ist dabei fast der größte Ohrwurm, aber auch die instrumental Lieder dürften Fans dieser Serie sowohl an schöne als auch traurige Momente in der Geschichte rund um Shuichi Shindou und Yuki Eiri erinnern. Musikalisch gesehen kann man das Ganze – typisch Asakura eben – in die Synth-Pop / Elektropop Ecke einordnen.
Das Booklet enthält kurze Infos zu „Gravitation“, Daisuke Asakura und BAD LUCK, sowie Romaji der Lyrics und deutsche Übersetzungen – das alles passend mit Bildern der Hauptcharaktere von Gravitation hinterlegt.


J-Pop Manga 1 (20. März 2006):
Bei J-Pop Manga handelt es sich um eine 14-Track starke Compilation, die trotz des Namens sicherlich nicht nur Anime und Manga Begeisterten gefallen wird. Es ist kein Gemisch aus Openings und Endings, verfasst von zahlreichen J-Pop Sängerinnen, sondern eine CD mit einigen „must haves“ in Sachen japanische Künstler. Den Anfang machen Siam Shade mit “1/3 pure heart emotion“ („1/3 no junjou na kanjou“, wurde für „Rurouni Kenshin“ verwendet), weiter geht es mit ZONE (“true blue“) und weiteren bekannten Titeln von Interpreten wie T.M. Revolution, Mika Nakashima, Chemistry und HYDE. Kurz: Namen, die einem vertraut sein sollten, wenn man von sich behauptet sich mit japanischer Musik auszukennen.
Im Booklet findet man Romaji und Übersetzungen, sowie jeweils ein kleines Bild des jeweiligen Künstlers.


Tenjo Tenge – Great Disc (20. März 2006):
Auf dem Soundtrack zu „Tenjo Tenge“ findet man nicht nur alle Lieder, die Fans des Anime wahrscheinlich mehr als gut kennen, sondern auch die zweiteilige Drama Sonderausgabe „Das letzte Lunchpaket“ - im Prinzip ein Hörspiel der japanischen Seiyuu (Synchronsprecher). Für alle diejenigen, die dem Japanischen nicht mächtig sind, gibt es im Booklet noch mal eine kleine Zusammenfassung des Inhalts (sowie die Übersetzungen der Songtexte + Romaji). Um wieder auf die Musik zu sprechen zu kommen: den Anfang macht das Anime Opening “Bomb A Head !“ vom m.a.A*T, HipHop wie man ihn bei Anime doch eher seltener findet als Pop/Rock. Den Abschluss bildet passender Weise “Aishitene Motto“ von Kayo Aiko, das auch als Ending der Serie verwendet wird.


Akino Arai – Sora No Uta (20. März 2006):
Wer ruhigen, instrumentalen Pop, unterlegt mit einer sanften Stimme, mag, der ist bei Akino Arai schon einmal sehr gut aufgehoben. Passend zu dieser Art von Musik sind auch die tiefsinnigen Texte geschrieben (ein Hoch auf die beigefügten Übersetzungen!). Auch das Booklet ist dementsprechend gestaltet (Bilder vom Meer, von einem besonderen Lichteinfall auf Wolken).
Wunderschön sind eigentlich alle der Songs, meine persönlichen Favoriten sind und bleiben jedoch “VOICES“ und “Silent Stream“.


Gravitation – TV Tracks (26. Juni 2006):
Neben den beiden OVAs gibt es eine 13-teilige TV Serie, deren Soundtrack wieder von Daisuke Asakura produziert wurde. Neben vielen anderen Songs gibt es auf der CD dazu das bekannten Intro “Super Drive“ (gesungen von Yosuke Sakanoue) und Outro “Glaring Dream“ (Kotani Kinya) in verschiedenen Remixen. Kurz: eigentlich alles, was das Fanherz begehrt noch dazu wieder mit einem schönen Booklet mit Bildern aus der Serie versehen, das - nach üblicher Wasabi Records Manier -sowohl Romaji als auch deutsche Übersetzungen enthält.


Ghibli – Die Klassiker (21. August 2006):
Bisher die Veröffentlichung von Wasabi Records, die mir persönlich am meisten gefällt. Auffällig ist zuerst mal das zusätzliche schwarze Papp-Cover, mit goldener Schrift versehen, „klassisch“ eben. Auch sonst ist das Layout in schwarz Gehalten, nur die Innenseiten des Booklets (in dem man Bilder und Infos zur Cello Künstlerin Kaoru Kukita findet) sind im Kontrast dazu weiß hinterlegt.
Und die Lieder? Wie der Titel schon sagt, Klassiker der Studio Ghibli Filme durch und durch, interpretiert von Kaoru Kukita auf ihrem Cello, wie zum Beispiel das Thema zu „Mononoke Hime“ (Prinzessin Mononoke), “Itsumo Nandodemo“ aus „Sent to Chihiro no Kamikakushi“ (Chihiros Reise ins Zauberland), “Tonari No Totoro“ (Mein Nachbar Totoro) und “Kaze no Tani no Naushika“ (Nausicaä aus dem Tal der Winde) aus den gleichnamigen Filmen, “Home Sweet Home“ aus „Hotaru no Haka“ (Die letzten Glühwürmchen) und und und.
Man muss nicht Klassik begeistert sein um diese Interpretationen der bekannten Ghibli Themen zu mögen - diese Veröffentlichung ist für jeder etwas, der die Filme kennt, mag und sich beim Anhören dieser Lieder gern an die ein oder andere Szene zurückerinnert.


Wer sich weiter über dieses Label uns seine Veröffentlichungen informieren will, oder sogar die CDs bestellen möchte, der kann das auf der offiziellen Homepage www.wasabi-records.de tun!



Ein großer Dank geht an Wasabi Records für das Interview, die Materialien und die gute Zusammenarbeit!
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2006-03-20 2006-03-20
Akino Arai

Zugehörige Events

Datum Event Spielort
  
24/03/20062006-03-24
Konzert
Akino Arai
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Berlin
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