Interview

HIDEKI Interview

01/07/2006 2006-07-01 12:00:00 JaME Autor: KimKim + NonNon Übersetzer: Curi

HIDEKI Interview

Ein Interview mit dem ehemaligen Frontman von SIAM SHADE, in dem er über seinen Sologang und ACID spricht


© J-ROCK
Im J-ROCK Office in Setagaya hatten wir die Gelegenheit HIDEKI (ex. SIAM SHADE) am 23. September 2005 zu interviewen. Er ist ein großer, gut aussehender Mann und tauchte zusammen mit seinem Manager auf. Nachdem sie sich gesetzt hatten, fing er auch schon an zu reden. Er erzählte leidenschaftlich von seiner Musik und wie er sich nach der Trennung von SIAM SHADE gefühlt hatte, als er seine Solokarriere begann, ACID gründete und schließlich weiter an seinen eigenen Sachen arbeitete. Er redete auch über einzigartige Szenen aus der Zeit von SIAM SHADE.
Normalerweise ist man sich anfangs eher fremd und etwas distanziert, aber HIDEKI ist ehrlich und zeigt jedem was er denkt. Diese Offenheit scheint verletzlich und gefährlich zugleich, dennoch – oder eher gerade deshalb – sollten mehr Menschen von seinem leidenschaftlichen Leben, seinem „rock spirit“ und seiner Art sich auszudrücken erfahren.

Erst einmal einen herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung des Albums “Toki ga owaru tada...“! Könntest du dich bitte den nicht-japanischen Fans vorstellen?
HIDEKI: Ich höre viel nicht-japanische Musik, also finde ich es komisch mich vorzustellen. Aber schön euch kennen zu lernen!

Wann hast du diesmal angefangen deine Soloaktivitäten zu planen?
HIDEKI: Das war kurz vor ACIDs Tour im März 2005.

Es hat mich überrascht, dass du vom Posten des Frontmans bei ACID an das Keyboard gewechselt hast.
HIDEKI: Natürlich hat es dich überrascht, dass ich Keyboard spiele, nicht wahr? Ich denke, das war gut so. Wenn ich als Frontman von ACID Lieder singe, fällt es nicht auf. Aber wenn jemand fragt „Was macht HIDEKI eigentlich im Moment?“ und meine Songs anhört, dann wird derjenige sich fragen „Wer singt diese Lieder?“ sobald er herausfindet, dass ich nicht der Sänger bin. Sicher heißt es dann „Ich kenne den Namen des Sängers ja gar nicht.“ und die Leute finden heraus, dass alle Bandmitglieder unbekannte Musiker sind. Irgendjemand sagt dann „HIDEKI spielt Keyboard“ und ich bin mir sicher, dass jeder überrascht sein wird. „Was----?!“ Meint ihr nicht? Ich finde es gut, wenn man von vielen Leuten beachtet wird. Ich möchte die Band stärker machen und es ist auf diese Art und Weise einfacher als im Mittelpunkt der Gruppe.

Viele Leute bevorzugten HIDEKI als Sänger im Mittelpunkt der Band, also waren sie verwirrt.
HIDEKI: In der Realität sind die Dinge nicht immer so einfach. Meine Jugend ging mit SIAM SHADE zu Ende. In Japan kennen mich viele Menschen und jedes mal wenn ich irgendwo singe, denken sie, dass die Band SIAM SHADE ist. Ich habe gewisse Grenzen gesetzt nachdem sich SIAM SHADE getrennt haben. Ich warne mich immer selbst: „Ich mach das nicht noch mal! So einfach ist das nicht, Frontman einer Band zu sein!“.

ACID ist ganz anders als SIAM SHADE.
HIDEKI: Was SIAM SHADE angeht kennen die Namen der Bandmitglieder nur die Leute, die selber Instrumente spielen. Viele wissen nichts über die Mitglieder einer Gruppe. Ich gründete ACID und spielte mit ganz anderen Menschen, aber wir wurden immer wieder mit meiner ehemaligen Band verglichen. Also entschied ich mich dazu, meinen Platz innerhalb der Band zu wechseln, sodass man sie nicht mehr so einfach vergleichen kann.

Du hast allerdings eine sehr starke Aura und die Leute sehen dich an, auch wenn du im Hintergrund spielst, HIDEKI.
HIDEKI: Ich weiß, dass sich die Mitglieder von ACID noch nicht genug gezeigt haben und wenn ich so richtig mein Bestes gebe, sehen mich alle an. Deswegen gehe ich nun etwas anders damit um. ACID sind jetzt ziemlich cool geworden und haben mehr Selbstbewusstsein. Etwa wie „Das Publikum kam um UNS zu sehen!“. Dann haben sie auch diese Aura, die von dem Selbstbewusstsein kommt schon auf großen Bühnen gespielt zu haben. Also ist es besser, wenn sie für sich handeln und ich mein Bestes geben kann, dann funktioniert auch alles. Ich denke, wir brauchen noch etwas Zeit, ein Jahr vielleicht.

Der Grund, warum du wieder zu deiner Solokarriere zurückgekehrt bist war also, weil du wolltest, dass ACID selbstständig werden, wie du sagtest?
HIDEKI: Um ehrlich zu sein bin ich kein Mensch, der seine Meinung noch einmal ändert, wenn er sich für etwas entschieden hat, aber ich hatte ein Angebot einer Plattenfirma auf dem Tisch liegen, als ACID sich nicht so gut entwickelte. Kurz davor gaben sie alleine ein Konzert im ‚LOOK’ in Chiba. Gleich danach kamen sie zu mir und berichteten mit zufriedenen Mienen „Hey! Es war so toll!“. Zu der Zeit dachte ich mir “Das ist es, was ich vermisst habe!”. Mit mir in der Band gab es eigentlich sowohl Vorteile als auch Nachteile. Ich fand „Sie haben genug über die Vorteile gelernt, die es bringt mich in der Band zu haben. Jetzt müssen sie die Nachteile sehen, die es hat, wenn ich dabei bin.“

Wir haben uns erst kurz davor mit den Mitgliedern von ACID unterhalten. Sie wollen verschiedenes ausprobieren und von nun an ihre Persönlichkeiten besser ausdrücken, wie es scheint.
HIDEKI: Ja! Das werden sie! In der Musikszene sollte eine heranwachsende Band immer eine Geheimwaffe im Ärmel haben. ACID braucht etwas mehr und das erwarte ich auch von ihnen.

Also kannst du dich jetzt austoben, HIDEKI.
HIDEKI: Ja. Und das werde ich auch tun, wie Ga-tsun, Ga-tsun! (Anm.: „gatsun“ beschreibt einen Knall oder das Geräusch, wenn man sich mit der Faust in die flache Hand schlägt) (lacht)

Warum hast du Herrn Masahide Sakuma als Produzenten für dieses Album ausgesucht?
HIDEKI: Vor sieben Jahren, bei SIAM SHADE, sagte ich mal „Ich möchte mir Herrn Sakuma arbeiten!“ Zuvor haben wir alles selbst produziert, aber wir haben uns mit den Leuten der Plattenfirma unterhalten und sind kurz vor dem Release unserer Hitsingle „1/3 no Junjo na Kanjo“ zu dem Schluss gekommen“Es wäre besser, einen Produzenten zu haben.“ Ehrlich gesagt waren unsere Verkaufszahlen zu der Zeit nicht gerade toll, also stimmten wir zu und als wir gefragt wurden „Wenn wollt ihr haben?“, sagte ich nur „Ich möchte mit Herrn Sakuma zusammenarbeiten!“

Warum wolltest du das?
HIDEKI: Ich habe Musik von BOOWY und L’Arc~en~ciel gehört und fand die Vocals dabei besonders gut hervorgehoben. Ich dachte, dass solche hervorgehobenen Gesangsspuren bei SIAM SHADE fehlten, also wollte ich mit Herrn Sakuma spielen. Aber das hat nicht geklappt und ich war ziemlich frustriert. Jetzt habe ich mit meiner Solokarriere angefangen und ihn noch einmal gefragt. Er sagte zu, nun möchte ich auch mit ihm arbeiten. „Ich kann etwas realisieren, was ich sieben Jahre zuvor noch nicht tun konnte“, das ist für mich im Moment am wichtigsten.

Für dieses Album sind Makoto Takahashi, der einmal ein Mitglied von BOOWY gewesen war, und Toshimitsu Nagai, ein Supportmember von Glay, hinzugekommen.
HIDEKI: Sie gehören alle zur „Sakuma Familie“.

Wie liefen die Aufnahmen?
HIDEKI: Zuerst war ich ziemlich erschrocken, da alle so ruhig gewesen waren! (lacht) Niemand sagte irgendwas und ich dachte „Oh, nein! Hab ich was falsch gemacht!?” (lacht) Ich war am Anfang völlig von dieser Atmosphäre geplättet.

Beherrschte jeder seine Scores schon perfekt, sodass ihr im Studio schnell arbeiten konntet?
HIDEKI: Ja. Wir haben zwei Songs am Tag aufgenommen und spielten alle nach dem Motto „3, 2, 1, go!“ zusammen. Es war schon etwas anderes, das habe ich gespürt. Was kann ich dazu sagen... sie waren es echt wert, da sie schon lange Musiker waren und einen tollen Groove haben, das ist richtig ungewohnt. Ehrlich gesagt würde ich viel bessere Musik machen, wenn ich noch einmal mit Herrn Sakuma arbeiten könnte, da ich mich ihm besser öffnen kann. Sie waren alle ziemlich ruhig und sehr artistisch und kreativ.

Redest du viel während der Aufnahmen, HIDEKI?
HIDEKI: Ich rede sehr viel! (lacht) So bin ich immer, sehr angespannt. Ich zieh mich aus und singe Songs während ich „Dowaaaaaahhh----!!!“ rufe (lacht). Bei diesen Aufnahmen kauerte ich also allein in einer Ecke des Raumes. (lacht).

Drückt der Text zu „START“ auf diesem Album deine momentane Gedankenwelt aus?
HIDEKI: Ja.

Dieses Album beinhaltet die Ballade „Toki ga owaru made tada...“ und den Song „Koe ni...“ deines ersten Albums „Punk Drunker“. Es sind sehr verschiedene Lieder, war es also schwierig sie zu schreiben und auszusuchen?
HIDEKI: Ich habe viele Songs zur Auswahl und als ich anfing mit Herrn Sakuma zu arbeiten, spielte ich ihm alle meine Lieder vor und ließ ihn auswählen. Ich bin ein Musiker und habe Songs, die ich gerne singe, aber sobald wir zusammen arbeiteten, wollte ich eine gute Atmosphäre mit ihm aufbauen. Ehrlich gesagt mag ich alle Lieder, die ich geschrieben habe, also sind alle okay für mich. Mein größtes Konzept für dieses Projekt war es, diesmal mit Herrn Sakuma zu arbeiten. Wenn ich seine Meinung nicht angehört und nur für mich selber Musik gemacht hätte, wäre es umsonst gewesen mit ihm gearbeitet zu haben.

Du hast damit einen deiner Träume war gemacht, nicht wahr?
HIDEKI: Ich wollte schon immer das machen, was ich nicht konnte. Wenn du zum Beispiel kein Eis essen kannst, weil du nicht genug Geld hast, würdest du ganz viel Eis essen, sobald du dein Gehalt bekommen hast! (lacht) Ich glaube jeder macht das mal so, oder etwa nicht? (lacht) Wenn du das erste mal Geld bekommst isst du Kuchen und Pommes Frites bis du voll bist! (lacht) Dann weißt du, was du für das alles gebraucht hast. (lacht)

Hat Herr Sakuma also das Lied “Koe ni...” ausgesucht?
HIDEKI: Um ehrlich zu sein fühlte ich eine Art Reue als ich mein erstes Album „Punk Drunker“ gemacht habe. „Mein erstes Demotape ist besser!“ (lacht) Also versuchte ich es diesmal erneut... aber „Mein Demotape ist immer noch besser!“ (lacht) Es gibt Zeiten, da mache ich nichts besser als die Demo. „Koe ni...“ ist ein sehr wichtiger Song für mich und ich wollte ihn genauso gut machen wie auf der Demo, aber es ist schwierig so etwas noch mal exakt hinzubekommen. Es ist am besten dabei in einer Band zu spielen, weil ich da Dinge zu den Leuten sagen kann wie „So eher nicht! Mach es lieber so!“ (lacht) Aber wenn so viele bei den Aufnahmen mitarbeiten ist das schwieriger. Zum Beispiel sage ich manchmal etwas, bin dann aber wieder still. Das ist die Bedeutung von “Zusammenarbeit”. Ich habe „Koe ni...“ zwei Mal aufgenommen, da ich wusste, wie es von Herrn Sakuma verändert werden würde.

Das Arrangement von „Koe ni...“ änderte sich zu einem richtigen Live Sound.
HIDEKI: Tja, das war ganz das Arrangement von Herrn Sakuma.

Der erste Song „Outsider“ ist sehr laut und heavy mit schreienden Parts, ähnlich wie „Flight Advisor“ vom Album „Punk Drunker II“, nicht wahr?
HIDEKI: Ja. Ich mag Hardcore, da ich mich um nichts weiter kümmern muss als zu schreien, was meiner Natur am ehesten entspricht. Ich möchte jedes mal meine Limits, wie „hart“ ich singen kann, erhöhen. Ich denke, nur wenige Menschen können diesen Song so singen – die ganze Zeit schreien und dann die Hauptmelodie singen. Nicht einmal Ausländer mit starken Stimmbändern. Das ist mein Limit, aber ich will die Messlatte immer höher ansetzen.

Singst du diesen Song auch live bei Konzerten?
HIDEKI: Natürlich! ... aber ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn singen kann! (lacht) Bei Konzerten helfen mir die Atmosphäre und einige andere Dinge, damit alles gut läuft. Aber ich möchte das Lied nicht als Übung singen, da ich mir und meinen Stimmbändern damit nur wehtun würde.

Das zweite Lied „Mujun Panorama“ hat ähnlich wie Popsongs eine eingehende Melodie. Das dritte, „DNA“, ist ein eher dramatischer Song, bei dem sich deine Stimme sehr gut entfaltet. Wirst du diese Tracks als Singles veröffentlichen?
HIDEKI: Ich denke nicht. Ich fange bald mit „Gekkan HIDEKI“ (dt. „monatlicher HIDEKI“) an und werde jeden Monat eine Single veröffentlichen.

Machst du dafür ganz neue Lieder?
HIDEKI: Meine Verkaufsstrategien werden ”harter Sound & mitreißende Melodie“ heißen, also werde ich mich wieder in diese Richtung bewegen.

Ich finde, dass der vierte Song „Sensou Hantai“ einen anderen Eindruck als deine bisherigen Lieder hinterlässt, auch deine Stimme klingt etwas anders.
HIDEKI: Eigentlich war ich einmal ein Punkrock liebender Junge, so was wie LAUGHIN’ NOSE oder Willard, ich mag diese Art von Musik einfach. Punkartige Musik wie die Lieder „Fine Weather Day“ und „Jumping Junkie“ von SIAM SHADE zum Beispiel passen zu meinem Charakter. Als ich bei ACID meinte, dass ich „Sensou Hantai“ spielen will, wurde ich abgewiesen, da dieses Lied einfach nicht zu deren Image passt. (lacht) Als der Golfkrieg begann, fand ich das ganz und gar nicht gut, aber was ich dagegen tun konnte war nicht hinzugehen und die Panzer zu stoppen. Also schrieb ich diesen Song mit einem kleinen Traum und der Hoffnung, dass man dieses Lied zusammen bei Lives singen kann und so etwas verändert. Leider konnte ich das nicht einmal ACID zu verstehen geben bevor ich es mit der ganzen Welt versuchte. (lacht)

Die Leute von ACID haben ja beim Chorus des Lieds mitgemacht.
HIDEKI: Ja. Natürlich hatten alle die gleiche Hoffnung, aber die Musik passte nicht zu ihrem Image, also konnten wir das nicht machen.

Wirklich? Ich dachte, dass du diesen Song von ACID beeinflusst geschrieben hast.
HIDEKI: Tja, bei ACID gibt es einen Punk Typen, der was diese Art von Musik betrifft den selben Geschmack hat wie ich. Sein Name ist Masa (Anm.: Masamitsu). (lacht)

Der fünfte Track, „Maria“, ist ein Liebeslied, oder?
HIDEKI: Ja. Zu der Zeit habe ich mir um Junpei (Anm.: Sänger von ACID) Sorgen gemacht. (lacht) Ich weiß nicht warum, aber es gibt viele kranke Leute um mich rum. (lacht)

Meinst du geistig krank? (lacht)
HIDEKI: Ja. Leute die im Kopf genauso krank sind kommen immer zu mir. (lacht) Vielleicht weil ich den gleichen Schaden habe – gleich und gleich gesellt sich gern. (lacht).

Eine Frage am Rande: „Toki ga owaru made tada...“ wurde am 3. August 2005 veröffentlicht und entgegen deines sonstigen Musikstils eine Ballade. Hast du diese Abwechslung einfach gebraucht?
HIDEKI: Zu der Zeit habe ich mir so viele Gedanken gemacht – ob das, was ich mit ACID gemacht habe gut oder schlecht war - sodass ich meinen eigenen Weg überhaupt nicht mehr gesehen habe. Ich gehe immer geradeaus, aber wenn ich vor mehreren Hürden stehe und mir Sorgen mache, reagiere ich immer impulsiv und mache das Gegenteil. Also dachte ich schon einmal daran, ACID zu verlassen. Aber als ich ein Konzert von ihnen sah, fand ich es so cool, dass ich fand, dass das was ich getan hatte ganz und gar nicht falsch gewesen war. Ein anderer Grund ist, dass ich zu den Personen gehöre, die die J-ROCK Company ins Leben gerufen haben und ich dachte, dass ich auch etwas dafür tun sollte. Viele Dinge haben mir die Möglichkeit dazu gegeben – außer die Musik. Das Ergebnis war dann, dass das überhaupt nicht das war, was ich wollte! Aber ich meinte damit nicht, dass es ein Fehler gewesen ist, da ich alles sehr ernsthaft angegangen bin. Selbst als ich herausgefunden hatte, dass das gar nicht das war, was ich eigentlich machen wollte, und selbst wenn es nicht erfolgreich sein würde, so würde ich doch in Zukunft wieder auf meinen richtigen Weg kommen. Ich würde sagen, dass es besser ist sofort einen solchen Fehler zu begehen, als dann, wenn er noch viel größer ist.

Es war überhaupt kein Fehler.
HIDEKI: Ja. Die Single kam auf den ersten Platz der Indies Charts, aber die Art, wie sie verkauft wurde, war ganz und gar nicht „Rock“ oder „cool“. Ich weiß, dass ich den Meinungen um mich herum Glauben schenken sollte, aber wenn ich diesen Erfolg wiederholen könnte, dann doch lieber mit meinem eigenen Rockstil. Dennoch bin ich zufrieden mit Herrn Sakuma arbeiten zu können. Ich kam nicht weiter als bis Platz 2 in den Indies Charts und konnte mit SIAM SHADE weder in den Yu-sen noch in den Major Charts den ersten Platz erreichen. Bei SIAM SHADE fragten wir uns of „Warum kommen wir nicht an die Spitze?“ und „Müssen wir den ersten Patz in den Indies Charts belegen bevor wir ihn in den Major Charts bekommen?“ (lacht) Nachdem wir uns getrennt hatten und ich unter einem Indie Label anfing, war es mein Ziel hier den ersten Platz zu erreichen! Nun, denke ich, möchte ich das beim Major und Yu-sen Ranking machen.

Der Song „Tokyo Souchi“ ist sowohl sowohl Heavy als auch Hard Rock, was eher deiner ursprünglichen Musik entspricht, nicht wahr?
HIDEKIIch mag Heavy und Hardrock einfach, also mache ich normalerweise solche Lieder. Der Grund, warum ich die Ballade „Toki ga owaru made tada“ geschrieben habe war, dass der J-ROCK Präsident zu mir gesagt hat „Hey, HIDEKI, ich kann den Text deiner Songs nicht verstehen. Warum machst du nicht mal was, bei dem ich verstehen kann, was du singst?“ (lacht) Also schrieb ich dieses Lied für ihn und die Mitarbeiter der Plattenfirma mochten es und brachten mich dazu, es zu veröffentlichen. Die Geschichte begann mit einem Demotape und wurde schnell größer. (lacht)

Es gibt eine englische Version deiner Maxisingle „Toki ga owaru made tada“. Ist das für die nicht-japanischen Leute, damit diese die Texte verstehen?
HIDEKI: Auf japanisch wäre es nur wie ein Frosch, der seinen Brunnen für die ganze Welt hält und in seiner Welt der König ist. Also brauchten wir Englisch um diesen Frosch in die wirkliche große Welt zu setzen. Seit ich mein erstes Soloalbum „Punk Drunker“ im Ausland gemacht habe, dachte ich mir „Ich könnte es im Ausland probieren“. Im Moment sind ja japanische Leute wie der Sänger von Hoobastank (Anm.: er ist halb japanisch, halb schottisch) oder die Band Linkin Park (Anm.: Ihr DJ ist Koreaner und Mike Shinoda ebenfalls Halb-Japaner) außerhalb Japans ziemlich aktiv und ich weiß, dass wir ziemlich gut darin sind, eingängige Melodien zu schreiben.

Das denke ich auch. Es gibt viele Leute, die japanische Melodien mögen.
HIDEKI: Eigentlich dachte ich einmal, dass Ausländer japanische Melodien gar nicht so sehr mögen. Aber als ich Richie Kotzen, der die Gitarrenparts von „Marmalade“ spielte, danach fragte, hat er das Lied sehr gelobt und immer wieder gesagt “Ich liebe diesen Song!“ Am Ende ging er nach Hause und sang ihn sogar! (lacht) Da dachte ich, dass auch nicht-japanische Leute diese Art von Liedern mögen würden, solange wir nur über die Sprachbarriere kommen.

Klar, Englisch wäre besser, aber ich denke wenn Ausländer die Lieder wirklich mögen, dann würden sie diese auch auf Japanisch anhören.
HIDEKI: Da stimme ich dir zur, der „Sukiyaki Song“ (Anm.: der japanische Titel lautet „Ue o muite arukou“ und wurde von Kyu Sakamoto gesungen) zum Beispiel ist außerhalb Japans auch bekannt.

Du hast zuvor zwei Alben veröffentlicht. Bei deinem ersten Soloalbum „Punk Drunker“ hast du mit amerikanischen Musikern zusammen gespielt, beim zweiten mit dem japanischen Gitarristen Katsuya. Diese beiden Alben haben verschiedene Stilrichtungen, sind beide exzellent. Ich denke, dass deine Musik über das Genre japanischer Musik hinausgeht und unendliche Möglichkeiten aufzeigt.
HIDEKI: Tja, ich bin eben ein Genie, oder? ... Aber ich kann nicht über Grenzen gehen. Ich habe Angst, da ich kein Englisch kann! (lacht)

Meinst du das ernst?! Du singst doch Lieder auf Englisch, oder?! (lacht)
HIDEKI: Ah, nicht wirklich. Ich bin nur spontan. Ich habe die Aussprache von Tim (Anm.: Ein Amerikaner, der ihm seit SIAM SHADE beim Schreiben von Texten hilft) gelernt.

Wirklich?! Ausländer denken, dass du gut Englisch kannst.
HIDEKI: Hahaha, ich sollte nicht aus Japan rausgehen! (lacht) Was Sprachen angeht – Kim, das koreanische Mitglied von ACID, ist erst seit zwei Jahren in Japan, aber spricht schon richtig gut Japanisch.

Man sagt, man braucht etwa zwei Monate, bis man sich an eine andere Sprache gewöhnt.
HIDEKI: Ich bin immer wieder zurückgereist bevor ich mich daran gewöhnt habe. (lacht) Ich bin einmal für Aufnahmen für etwa zwei Monate in den Vereinigten Staaten gewesen, musste aber zurück als ich angefangen habe zu verstehen was sie sagen. (lacht)

Kommt das daher, dass du Japan magst?
HIDEKI: Ich mag es eigentlich eher bei mir daheim zu sein als in Japan an sich.

Wenn du auf Tour bist, vermisst du dein Zuhause dann?
HIDEKI: Ja, ich gehe immer wieder nach hause zurück. Wenn ich mit SIAM SHADE einmal einen tag frei hatte, bin ich heim. Ich hatte Katzen, also musste ich mich um sie kümmern. Als ich einmal wieder zurück auf tour bin, hat der Shin-kan-sen aufgrund eines Erdbebens oder so was angehalten und als ich dann bei der Halle ankam, hat das Konzert schon angefangen. Ich bin also gleich auf die Bühne. (lacht)

Die Geschichte kenne ich. Die Bandmitglieder von SIAM SHADE haben Jam Sessions gespielt um Zeit zu gewinnen bis du ankamst.
HIDEKI: Ja! Ich stand so unter Druck, denn als ich ankam war es schon richtig laut in der Halle! Ich dachte nur noch „Oh, neeeeeiiiiin!“ (lacht).

Du hattest einen Jogginganzug an und warst damit auf der Bühne.
HIDEKI: Ich hatte Alltagsklamotten an! Und bin mit meiner Tasche auf dem Rücken auf die Bühne! (lacht)

Es ist schon irgendwie lustig.
HIDEKI: Zuerst dachte ich „Wenn alles gut läuft, kann das ziemlich witzig werden.“, aber es lief gar nicht gut, es war eher eine ziemliche Schande. Ich habe gemerkt, dass wir Proben nötig hatten.

Bist du eigentlich daran interessiert, deine beiden Soloalben „Punk Drunker“ und „Punk Drunker II“ außerhalb Japans zu veröffentlichen?
HIDEKI: Klar denke ich darüber nach. Ich möchte Musik machen, bei der nicht-japanische Leute denken „Dieser Künstler ist echt gut!“, wenn sie sie anhören. Englisch ist also besser, da es die meistverbreitete Sprache der Welt ist und man daran gewöhnt ist.

Ich habe die Mitglieder von ACID gefragt: „Ihr habt Kim, einen Koreaner, bei euch. Warum singt ihr nicht mal auf Koreanisch?
HIDEKI: Ich denke, dass Japanisch am schlechtesten von allen asiatischen Sprachen zu Texten von Rockmusik passt. Koreanisch ist da besser. SIAM SHADE hat einmal ein Album auf Englisch in Korea veröffentlicht. Zu der Zeit war die japanische Sprache in Korea verboten, also konnten wir es nur auf Englisch heraus bringen.

Das war das Album „SIAM SHADE VII“.
HIDEKI: Es war unglaublich schwer! (lacht)

Was war so schwer?
HIDEKI: Kannst du dir das vorstellen?! Man hat mir das erst zwei Wochen vor der Veröffentlichung gesagt! (lacht) Ich wollte eigentlich gar nicht, denn als ich bei der Radioshow von DJ Asai dabei war, der auch schon im Ausland gewesen ist und gut Englisch spricht, meinte er „Ich mag den Sound von SIAM SHADE, aber das Englisch ist grausam!“ und ich sagte nur „Okay! Das nächste Mal mach ich das besser! Beim nächsten Album wird ich dir nicht die Chance geben, dich noch mal zu beschweren!“. Und dann wurde mir aufgetragen dieses Album fertig zu machen. Ganz nach dem Motto „Bring das bitte mal innerhalb von zwei Wochen zu Ende!“ und ich dachte mir nur „Oh, mein Gott! Was hab ich da nur gesagt?!“ (lacht) Ich hatte vor einem „Hey, HIDEKI, deine Aussprache ist immer noch schlecht“ Angst, wenn mein Englisch nicht besser werden würde. Das war echt frustrierend. (lacht) Ich dachte auch, dass Tim sagen würde „Das machen wir nicht, zwei Wochen sind viel zu kurz“, aber er meinte „Okay!“ (lacht) Dann starteten wir ein besonderes Training dafür und wohnten zusammen!

Ich habe in einem Interview in einem Magazin davon gelesen. Du hattest einen großen Streit mit Tim, nicht wahr?
HIDEKI: Ja, wir haben uns heftig gestritten! Stell dir doch mal vor, ich habe mit aller Kraft versucht Englische Texte zu schreiben und er meinte „Hey, HIDEKI! Was hältst du von diesem Mädchen? Sie hat große... meinst du nicht?” und ich dachte nur “Hey! Warte mal! Ich bin viel zu beschäftigt um mich jetzt mit so was zu beschäftigen... bitte!“ (lacht)

Ich glaube Tim lebte in Nagano und als du ihn zum ersten Mal besucht hast, schlug dir vor, ein öffentliches Bad zu besuchen und du hast gesagt: “Ich hab keine Zeit. Das muss jetzt echt nicht sein!”
HIDEKI: Genau. Ich wusste, dass ich nicht sonderlich gut Englisch konnte, also wollte ich sofort zügig arbeiten. Danach wollte ich ihn wohin auch immer – Mädchen oder Baden – begleiten, aber Tim schob das vergnügen immer vor die Arbeit. (lacht) Bei den Aufnahmen zu „GET A LIFE“ hatten wir eine böse Streiterei und ich habe mit dem Recording aufgehört. Der Grund war, dass wir nicht genug taten und ich die Deadline nicht einhalten konnte. Ich habe das Geld für einen Tag Aufnehmen richtig gehen vergeudet. Ich habe von diesem Fehler gelernt und arbeite zuerst hart um dann andere Sachen machen zu können, sobald ich damit fertig bin, aber er hat das noch nicht kapiert. (lacht)

Ich erinnere mich an etwas sehr Gutes, das du zu der Zeit gesagt hast: „Bei der Entstehung meiner Stücke sollte ich niemanden um mich herum unglücklich machen.“
HIDEKI: Das hat Tim gesagt. Ich war mal Sportler und meine Denkweise ist eher an so etwas angelegt, zum Beispiel „Man baut nicht genügen Druck auf, wenn man sich nicht total anstrengt“. Jedes mal wenn ich meine Stücke schreibe denke ich, dass ich Schmerzen erleiden sollte, damit ich damit zufrieden sein kann, wenn ich fertig bin. Aber Tim sagte mir „Das Stimmt so nicht. Wenn du beim Erschaffen einer Sache eine Person unglücklich machst, dann wird dieses Album nicht jeden glücklich machen.“ Damals dachte ich sicherlich „Es gibt einige Undurchsichtigkeiten in meiner Denkweise.“ und ich machte mir eine Weile darüber Gedanken. Aber ich konnte mich nicht weiter so gehen lassen, ich wollte mich aufs Arbeiten konzentrieren. Ich verstand wie sich Tim fühlte und akzeptierte das, dann arbeitete ich hart. „Ist alles okay, solange man Spaß hat?“ – Das denke ich nicht. Immer wenn meine Konzentration und meine Leidenschaft nicht mit denen der Musiker übereinstimmen, mit denen ich zusammenarbeite, will ich sie nach oben bringen, egal wie. Manchmal schimpfe ich sie dann aus, manchmal lobe ich sie. Ich denke, dass wir Profimusiker korrekt und fair arbeiten sollten.

Ich wusste nicht, dass “SIAM SHADE VII” in einer solch kurzen Zeit gemacht worden war.
HIDEKI: Das war das Ergebnis meiner Anstrengungen. Ich habe kaum geschlafen.

Wurde das Album auch durch deine Ambitionen ins Ausland zu gehen gemacht?
HIDEKI: Ja, vielleicht. Bei einem Live im Yoyogi Station, zu dem viele VIPS vom Fernsehen eingeladen waren, habe ich gesagt, was ich wollte. „Ich werde nicht mehr im Fernsehen auftauchen!“. Meine Bandmitglieder und das Publikum waren alle überrascht. „Neiiin! Das ist eine Lüüügeee!“ (lacht) Aber für SIAM SHADE war das ziemlich gut, denke ich. Wären wir weiterhin im Fernsehen aufgetaucht, hätten wir Songs für die breite Masse machen müssen, aber unsere Fans wären dann nicht mehr da.

Q: Das war das letzte Konzert der „Monkey Science Tour“, nicht wahr?
HIDEKI: Ja. Erst kurz davor gab es diese übereilten Veröffentlichungen unter unserem Major Label und „Kumori nochi hare“ war der Song zum TV Drama „Uni no Sumika“ (Anm.: Kyoko Fukuda war darin die Hauptdarstellerin). Wir waren sehr aufgeregt und dachten der Titel wäre „Oni no Sumika“ (dt.: Das Haus, in dem ein Dämon lebt), könnten also einen sehr harten Song machen! Das taten wir dann auch mit großer Motivation und zeigten ihn, aber er wurde mit den Worten „Tut uns leid, aber das Lied passt überhaupt nicht zum Drama“ abgelehnt. (lacht) Wir waren enttäuscht – „Warum wurde es abgelehnt? Was ist los?“ – und arbeiteten am nächsten Song. Dazu schrieb ich die Texte und dachte, dass ein anderes Bandmitglied das Lied ausgewählt hatte. Als wir uns irgendwann trafen und darüber sprachen – „Wer hat den Song ausgesucht?“ – sagten alle „Also ich war’s nicht!“ (lacht) Wir diskutierten darüber – „Es ist komisch. Wir verlieren gerade eine ziemlich wichtige Sache.“ – und entschieden „Wir werden eine Zeit lang keine Songs mehr fürs Fernsehn schreiben“. Danach konzentrierte wir uns ein Jahr lang auf unsere Aufnahmen und wurden bessere Musiker.

Das war „SIAM SHADE VI“, nicht wahr?
HIDEKI: Ja. Wir gingen wieder auf Tour, aber die Hallen waren halbleer, sogar die Gesamtzahl an Zuschauern wurde kleiner. Wir mieteten größere Hallen, weil unser Image größer wurde, aber sind nicht im Fernsehen aufgetreten. Zu der Zeit fing ich an zu glauben, dass wir nicht viele Zuschauer zusammenbringen, wenn wir nicht im TV auftreten, da die Leute dann denken „Diese Band ist sowieso schon am Ende.“. Ich dachte mir „Das ist doch bescheuert“. Bei der Livetournee wurden diese Gefühle bei mir immer starker und als wir dann zur Yoyogi Halle kamen, sahen wir 11000 Leute, die die Location füllten! Ich dachte mir „Ich muss diese Fans wie einen Schatz hüten! Nicht die Allgemeinheit!“ und sagte dann „Ich werde nicht mehr im Fernsehen auftreten!“ (lacht).

Da waren eure Manager sicherlich mehr als überrascht?
HIDEKI: Der Präsident hat ziemlich getobt und gemeint „Was hast du da nur gesagt! Du dummer Kerl!“. (lacht) Aber die Leute haben mich verstanden. Die Plattenfirma war ein wenig verwirrt und haben die Dinge schneller gemacht, als sie sollten. Wir machten Musik, die westlichen Hörern gefallen würde. Wir waren die Opener für Mötley Crüe und traten als erste japanische Band in Korea auf (Anm.: Beim PUSAN INTERNATIONAL Rock Festival 2000). Ich denke, das war eine gute Entscheidung, da die Besucherzahlen wieder in die Höhe gingen.

Nun haben es japanische Rockbands leichter ins Ausland zu gehen. Ich denke, wenn SIAM SHADE noch aktiv wären, würden sie außerhalb Japans auftreten.
HIDEKI: Mir hat mal jemand gesagt, ich solle SIAM SHADE wieder ins Leben rufen. Aber ich habe abgelehnt, da mir SIAM SHADE sehr wichtig ist. Vielleicht bin ich derjenige, der das Beste aus dieser Band herausholen will. Wenn ich SIAM SHADE jetzt wieder zusammenbringen würde, würde es nicht funktionieren, denke ich. Wenn ich noch einmal ein Konzert im Budou-Kan gäbe, würde ich mir vielleicht überlegen, die Band noch einmal aufleben zu lassen, aber im Moment denke ich gar nicht daran. Jetzt spiele ich mit so vielen anderen Musikern und denke oft „SIAM SHADE waren so professionell.“. Sie hatten das Ziel den ersten Platz in Sachen Performance zu bekommen und man sagte auch wirklich, dass sie die „besten Auftritte alles japanischen Bands“ machten. Sie waren sehr streng. Es war wirklich eine tolle Band.

SIAM SHADE sind immer noch beliebt.
HIDEKI: Wenn ich mir ACIDs Konzerte ansehe, kennen mich die jungen Bands da viele von ihnen von SIAM SHADE beeinflusst worden sind. Es war eine Band, deren Ziel es war, im Budou-Kan zu spielen. Wir haben dieses Ziel erreicht, indem wir den Budou-Kan füllten, also haben wir alle damit abgeschlossen und sind zufrieden, denke ich.

Leute wie ich, die vorher nur westliche Musik gehört haben, fingen an SIAM SHADE anzuhören und somit mehr auf die Klänge der einzelnen Instrumente von Rockbands zu achten.
HIDEKI: Normalerweise hat uns die Plattenfirma nie erlaubt so zu spielen. Auch bei den Aufnahmen von Singles spielten wir ziemlich hart, sodass Herr Akashi (Anm.: der Produzent von „SIAM SHADE IV“) richtig von uns überwältigt war. (lacht) Keiner der Bandmitglieder hörte sich die Meinungen des anderen an! Stellt euch nur vor, wie das beim Mixen ausgesehen hat! Jeder sagte „Dreh meine Lautstärke höher!“ (lacht) Ich war am Ende immer ganz still. Normalerweise fing Daita an „Ich denke der Gitarrensound der rechten Seite (Anm.: Kazumas Gitarre) ist lauer. Drehen Sie bitte meine Parts hoch, sodass die beiden Seiten gleich sind.“ Dann kam ein „Na ja, die linke Seite sollte schon höher geschraubt werden.“ – „Nein, können Sie die rechte, bitte etwas lauter machen und an die linke angleichen?“ – und alles wurde lauter und lauter gedreht. (lacht) Nur NATCHIN sagte nie etwas. (lacht) Jedes Bandmitglied wollte sich durchsetzen. Mittlerweile denke ich, dass alle Artists so sein sollten. Wenn es kein „Ich bin eben so. Lern mich kennen.“ gibt, wie soll man sich denn dann in dieser Welt behaupten? Ich denke, das war Rock. Ein Gitarrist traf auf einen Rocksänger. Ich mag DAITAs Gitarrenspiel immer noch und finde, dass er ein sehr guter Gitarrist ist.

Alle Mitglieder von SIAM SHADE waren Live ziemlich cool.
HIDEKI: Sie sind einfach gute Musiker! Zur Zeit werden die Leute von ACID sehr schnell besser, da ich ihnen viel beibringen kann. Ich bin laut und mich kümmert’s nicht weiter. (lacht) So bin ich seit SIAM SHADE drauf. ACID wurde nun fast so cool wie SIAM SHADE, weil sie s schnell über sich hinaus wachsen. Die Bandmitglieder sind immer noch um die 20. Letztens spielten sie zusammen mit Heaths (ex. X Japan) Band live, da war ich schon neidisch. Wenn ich bedenke, was ich gemacht habe, als ich 19 war und dass ich damals alles mögliche bescheuerte gemacht hab...! (lacht) Zu der Zeit war ich ein „Roadie“ und hab kein mal auf der Bühne gespielt. ACID hingegen spielen in ihrem alter schon mit so großartigen Musikern zusammen! Als ich sie Live sah, fragte ich mich „Wie wird das erst aussehen, wenn sie 23-24 Jahre alt sind?“. Ich denke, dass Publikum wird überrascht sein, wenn es hört, wie alt sie eigentlich sind.

War der Grund, warum du ACID gegründet hast, dass du einfach wieder eine Band haben wolltest? ACIDs Musik unterscheidet sich ziemlich von der SIAM SHADEs. Wolltest du deinen Musikstil ändern?
HIDEKI: Ja, ich mochte seit SIAM SHADE neue Sachen wie modernen Rock. Ich hasse es alt zu werden, wenn die Zeit vergeht, also machte ich Songs wie „Jumping Junkie“ und „Adrenaline“ um neue Ideen in die Band zu bringen. Ich möchte ein flexibler Musiker sein, der auf Neues reagieren kann, als ob ich manchmal sticheln würde, unverfälscht, direkt, und manchmal nichts anderes mache als meine Zunge zu blecken. Ich möchte bei solchen Vorgehensweisen keine Fehler machen. Ich möchte bei ACID einen anderen Stil angehen als bei SIAM SHADE.

Ist dir SIAM SHADE irgendwie immer noch bewusst?
HIDEKI: Jeden Tag. Ich ziehe Vergleiche mit ihnen auf, denke „Was habe ich damals getan? Wie waren wir zu dem Zeitpunkt?“ (lacht) „Jetzt sind wir so-und-so, wie wird es also von jetzt an aussehen?“. ACID gehen SIAM SHADE nicht nach, da ich immer im Voraus daran arbeite.

Ich finde du hast eine sehr schöne Stimme. Hattest du Erfahrung im Singen bevor du die Band in deiner Schulzeit zusammen mit NATCHIN gegründet hast?
HIDEKI: Ich mag Singen. Ich habe eine lange Zeit Keyboard gespielt, wollte Billy Joel erreichen und fing an, das Piano zu meistern. Mein Vater liebt Karaoke, deswegen haben wir eine Karaokemaschine daheim.

Welche Songs hast du damals gesungen?
HIDEKI: So was wie „Pusan-kou e kaere“ und „Kita-Sakaba“. Damals hatten die alten Karaoke nur solche Sachen, oder?! Auch die Lieder von ‚Checkers’ und „Oyoge! Taiyaki-kun“. (lacht)

Ich würde dich gerne Karaoke singen hören!
HIDEKI: Ich kann keine populären Songs mehr singen. Ich kann nur noch LUNA SEA Sachen und die Refrains von bekannten Liedern. (lacht)

Warum singst du kein Karaoke bei Fan Club Events? Wie zum Beispiel „Oyoge! Taiyaki-kun“?
HIDEKI: Das macht mich verlegen, da die Fans von ACID alle so jung sind. Ich denke nicht mal die Mitglieder von ACID kennen „Maetel“ vom Anime „Ginga Tetsudou 999“ (Anm.: der englische Titel lautet „Galaxy Express 999“)! Ich benutze de Mailboxaufnahme, die „Maetel“ selber so aufgenommen hat. (HIDEKI ahmt die Stimme nach) „Ich bin Maetel. HIDEKI ist im Moment mit der Milky Way Railroad unterwegs...“ (lacht) Als einer der Band mich das erste mal angerufen hat, fragte er mich „HIDEKI, was war das? s war seltsam.“ und ich meinte „Das war ‚Maetel’!“. Er fragte nur „Was ist ‚Maetel’? Das ist gar nicht gut, es ist seltsam.“ (lacht) Sie kenne auch die „Taimu Bokan series“ nicht und wir können nur zusammen über „Gundam“ reden.

„Gundam“ lief sehr lange. Wir haben erwartet, dass du Übersee mehr aktiv bist. Kannst du mir verraten, was du nun vorhast? Was ist mit der Idee, Produzent zu sein?
HIDEKI: Ich bin leicht reizbar. Was Herr Sakuma und Herr Akashi gemeinsam haben ist, dass sie beide ruhig und geduldig sind. Ich bin eher jemand, der in Bewegung ist und wann auch immer ich die Konzerte von ACID sehe, bin ich ganz hibbelig! Zum Beispiel renne ich an die Seite der Bühne und rufe „Los geht’s! Noch mehr!“ (lacht) und sie sagen „Sorry, der nächste Song ist ‚Go“ (Anm.: eine Ballade) und dann ist Schluss“ (lacht) Jetzt werde ich langsam erwachsen und bin etwas ruhiger, aber ich war vorher ziemlich streng mit ACID.

HIDEKI, du liebst es Geräusche von dir zu geben. Du bist fast schon süchtig danach.
HIDEKI: Ich habe kein anderes Hobby außer Musik. Daheim mache ich andauernd Songs.

Aber du bist so glücklich, nicht wahr?
HIDEKI: Natürlich bin ich sehr, sehr glücklich ein Musiker zu sein! Ich kann die ganze Zeit das machen, was ich mag, und kann davon sogar noch essen!

Ja. Es kann schwer sein zu Arbeiten um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und dabei noch Musik zu machen.
HIDEKI: Einmal sagte ich zu ACID „Hey! Ihr solltet besser arbeiten! Wieso macht ihr das nicht?“ und sie meinten nur “HIDEKI, du kannst allein mit Musik dein Geld zum Leben machen, aber wir haben alle Telzeitjobs und können nicht so viel Musik machen.” Ich verstand und fragte mich „Was kann ich machen, damit sie nur von ihrer Musik leben können?“, dann verließ ich das Büro. Nun bekommen alle Bandmitglieder außer den ganz jungen jeden Monat Gehalt um davon zu leben. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen. Ich bin jemand, der bedrohlich aussieht, also kam ich nicht durch Bewerbungsgespräche für Teilzeitjobs. NATCHIN kam durch, aber ich konnte das nicht, also bat ich ihn “Lass uns zusammen Jobben!“ und bedrängte ihn auch damit. Wir wuschen tote Körper, trugen Hühner, machen allerhand schwere Arbeiten und machten mit unsere Band weiter, was ziemlich hart war.

HIDEKI, du siehst nicht sehr japanisch aus und bist sehr ansehnlich, also denke ich, dass du bei Ausländern sehr beliebt wärst. Du scheinst einer unbekannten Nationalität anzugehören.
HIDEKI: (lacht) Ich bin bei Japanern nicht beliebt, aber im Ausland bekannt. Ich war einmal in Deutschland. Ich ging einmal durch Deutschland zu Wohltätigen Zwecken nach Rumänien, es war ein tag nach Weihnachten, und alle Geschäfte waren zu! (lacht) Jedenfalls war ich dann für eine Cola und einen Hamburger bei McDonald’s und das war sehr gut! (lacht) Ich hatte aber das Gefühl, dass da irgendwas in meiner Cola gewesen ist. (lacht)

Japanische Musik ist in Deutschland ziemlich beliebt.
HIDEKI: Meine alten Karaoke Freunde spielen Hardcore und sind in Deutschland aktiv. Wenn ich Hardcore ausprobierte, meinten sie „Mach das nicht, Ima-chan (Anm.: Seine Freunde nannten ihn immer bei seinem Spitznamen, „Ima-chan“)! Du solltest bei populärer Musik bleiben!“ (lacht) Findet ihr nicht, dass das seltsam ist? Sie spielen unverkaufbare Musik wie Slash Metal, aber scheinen damit anzukommen.

Es ist in Übersee beliebt. Ich denke du solltest ins Ausland gehen um das zu tun, was du willst.
HIDEKI: Zu SIAM SHADE Zeiten sprachen wir von Konzerten in Übersee und dass wir dabei Masken tragen würden. Ich würde einzelne Wortbrocken singen und die anderen Instrumental Musik spielen.

Auf deinem Blog schreibst du von Ideen wie „Gekkan HIDEKI“ (Anm.: das monatliche Veröffentlichen von Singles mit einem Magazin). Denkst du gerne über solche Sachen nach?
HIDEKI: Ich würde ohne nachzudenken begraben werden. Ich denke Revolutionen finde nicht mit gesundem Menschenverstand statt. Zum Beispiel wenn jeder nach rechts läuft, traue ich mich nach links zu gehen, und viele der Leute, die nach rechts gegangen sind denken sich „Ich hätte nach links gehen sollen“, wozu machen Coolness braucht. Ich mache oft Sachen, die es in der Musikszene nicht gibt, solange es cool ist, was zu einer Revolution führen kann. Wisst ihr, es ist wie wenn alle in den Süden gehen wo es warm ist und ich laufe in den Norden. Das hat nichts mit Geschmack zu tun, aber außerhalb einer Gruppe zu sein ist wichtiger für mich, also denke ich darüber nach, wie ich mich von anderen unterscheiden kann.

Du hast seit deiner Zeit bei SIAM SHADE eine Stiftung für Kinder, die an AIDS erkrankt sind. Läuft das gut?
HIDEKI: Seit dem letzten Jahr denke ich darüber nach, Rumänien zu besuchen, aber Herr Moriwaki von NGO, der diese Stiftung mit mir zusammen leitet, hat mir gesagt ich solle warten. Er denkt es wäre nicht gut ihnen immer etwas zu geben, da es immer mehr Kinder gibt, die später nicht arbeiten und das zur Gewohnheit wird. Er denkt zum Beispiel, dass es besser wäre ein autarkes System zu starten, so etwas wie Grapefruit Felder, wo sie ihr Einkommen selber produzieren können. jedenfalls habe ich das Geld für gute Zwecke von den Fans, also will ich damit auch was Gutes machen.

Vielen Dank dafür, dass du die Zeit genommen hast. Bitte richte nicht eine Nachricht an deine nicht-japanischen Fans.
HIDEKI: Es macht mich sehr glücklich, dass viele Leute an meiner Musik interessiert sind. Wenn viele das wollen, würde ich natürlich auch gerne Konzerte geben. Bitte kommt zu meinen Lives wenn ihr in Japan seid. Die Beziehung zwischen uns und dem Publikum ändert sich nie und wir können bei euch bleiben, weil es ein Publikum gibt. Bitte kauft unsere echten CDS, keine Fälschungen! (lacht) Und ich suche Frauen, die für mich Kinder bekommen! (lacht)




Ein Besonderer Dank geht an J-ROCK für das Arrangieren des Interviews und die Bereitstellung von HIDEKIs Foto.
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