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Interview mit The Shamisenists

10/08/2022 2022-08-10 09:00:00 JaME Autor: Jasy Redakteur: SaKi

Interview mit The Shamisenists

JACK, Leader der alternativen Shamisen Rockband The Shamisenists, beantwortete unsere Fragen zu ihren Ursprüngen, der aktuellen Single, ihren künftigen Plänen und einigen anderen Themen.


© The Shamisenists. All rights reserved.

Die alternative Shamisen Rockband The Shamisenists veröffentlichte im März 2022 ihre aktuelle Single "SAKURA". JaME nutzte die Gelegenheit und stellte dem Instrumental-Trio Frage zu besagter Single, ihren Ursprüngen, den künftigen Plänen und vielem mehr. JACK, Leader der Band, beantwortete unsere Fragen.

Da dies unser erstes Interview mit euch ist, stellt euch bitte kurz vor!

JACK: Konnichiwa JaME-Leser! Ich bin JACK und leite eine von Tokyo aus agierende alternative Shamisen Rockband namens The Shamisenists. Die Band besteht aus drei Mitgliedern: YUJI an der Bass-Shamisen, KYOHEI am Schlagzeug und ich an der Lead-Shamisen. Heute spreche ich stellvertretend für die Band.
Zuallererst möchte ich mich bei JaME für die viele Unterstützung bedanken, die ich erfahren habe, als ich mit der Band KAO=S spielte. Und ich bin auch sehr dankbar für eine solch wundervolle Gelegenheit zu diesem Interview, um über meine derzeitige Band The Shamisenists zu sprechen.

Lass uns in die Vergangenheit reisen und die Anfänge der Band beleuchten. Wie habt ihr euch alle kennen gelernt und was kannst du uns zur Gründung von The Shamisenists erzählen?

JACK: Ich traf zuerst YUJI vor etwa zwölf Jahren auf einer Social Media-Plattform namens "mixi". Er schickte mir ein Video von sich, wie er Shamisen bei einem örtlichen Musikfestival in Fukui spielte. Ich dachte mir, dass er sehr anspruchsvoll ist, da er mir mit dem Video schrieb: "Wie war meine Shamisen-Performance? Warum spielst du nicht mit mir!?" Ich konnte ihm keine sofortige Antwort auf die zweite Frage geben, aber auf die erste. Tatsächlich war seine Darbietung ein bisschen grob, aber er hat viel jugendliche Energie und das sprach mich sehr an, daher schrieb ich ihm zurück: "Du hast viel Talent! Warum treffen wir uns nicht mal in der nächsten Zeit?!"

Nach ein paar Jahren zog er dann von seiner Heimatstadt Fukui nach Tokyo und ich fragte ihn: "Warum spielst du nicht mit mir?" – und so wurden wir zu einer Unit. Von da an spielten wir fast jedes Wochenende auf den Straßen von Koenji, das für seine alternative Jugendkultur in Tokyo sehr bekannt ist, und dort haben wir gelebt.

Ihr müsst wissen, dass Musizieren auf der Straße nicht so einfach ist. Wir haben dadurch so viele Dinge erlebt, aber an einem Tag bat uns ein Event Organizer, dass wir bei seinem Event spielen sollten, das in einem bekannten Live Venue in Shibuya stattfand. Ich so: "Gott sei Dank!", aber zur selben Zeit wurde mir bewusst, dass wir einen super coolen Drummer finden mussten, um mit unserem "Shamisen Rock'n'Roll" gegen die anderen Bands antreten zu können.

Genau zu jener Zeit, traf ich glücklicherweise auf KYOHEI durch einen gemeinsamen Freund! Am Anfang engagierten wir beide (YUJI und ich) ihn als Support-Drummer, aber sein Trommeln bei der Show hat uns so umgehauen und war so cool, dass wir ihn einluden, ein festes Mitglied zu werden. Unsere Aktivität als "Band" hat dann ihren Anfang genommen. Entschuldigt bitte diese lange Geschichte…!

Verbirgt sich hinter eurem Bandnamen eine besondere Bedeutung?

JACK: Eigentlich ist "Shamisenist" ein Wort, das ich erschaffen habe, als ich mit dem Shamisen-Spiel angefangen habe. Ich wollte damit den Shamisen-Stil beschreiben, den ich spielen wollte, da sich das Wort "Shamisen-Spieler" für mich zu gewöhnlich anfühlte. Nach einer Weile wurde das Wort "Shamisenist" dann in der Internet-Welt immer bekannter und so schlug ich YUJI vor, als wir zu einer Unit wurden: "Warum nennen wir uns nicht THE SYAMISENIST?" – 2021 benannten wir uns dann in The Shamisenists um. Und er sagte: "Das machen wir so!"

Ihr bezeichnet euch selbst als eine "alternative Shamisen Rockband". Könntet ihr uns das bitte noch ein bisschen näher erklären?

JACK: 2020 veröffentlichten wir "[re:tokyo]" und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass das Begriff "Alternative Rock" dabei helfen würde unsere Musik etwas einfacher zu beschreiben, da das Album eine breite Palette an Genres wie Funk, Punk, Post Rock, Drum'n Bass, Techno und so weiter umfasst. Und ich schätze, dass dies auch auf unsere vorherigen Alben zutrifft. Zudem ist "Shamisen" ganz offensichtlich eine besonders wichtige Identität für uns, und deshalb haben wir unser Genre "Alternative Shamisen Rock" genannt. Wir haben allerdings noch nicht herausgefunden, wie wir das Genre, das wir spielen, genau beschreiben sollen, weil es eine Art noch nie da gewesener Musikstil ist. Wir wüssten daher gerne eure Meinung dazu! Wie würdet ihr unsere Musik beschrieben? Lasst es uns wissen!

YUJI und du, ihr spielt beide die Shamisen, aber in einer Lead- bzw. Bassfunktion. Wie stark variiert das Spiel zwischen diesen unterschiedlichen Rollen?

JACK: Während unserer Anfänge bestand zwischen YUJIs und meinem Spiel kein großer Unterschied. Aber ab unserem zweiten Album "LAWLESS" spielt er die Bass-Shamisen und unser Sound wurde noch kraftvoller. Er erschuf diese tiefen Töne, indem er nur ein Oktaver-Effekt-Pedal verwendete. Aber aktuell hat er sein Instrument gewechselt und spielt eine viersaitige Shamisen (sein Original), damit er mehr in seine Rolle als Bass-Shamisen-Spieler finden kann. Danach wurden wir mehr zu einem endgültigen Shamisen-Duo – als Lead und Bass.

Spielen die unterschiedlichen Grundstimmungen – Honchoushi, Niagari und Sansagari* – denn noch eine wichtige Rolle bei eurem Spiel oder spielt ihr mehr indivduelle Stimmungen?

JACK: Das ist JaME für euch! Ich schätze es wirklich sehr, dass ihr über die Shamisen-Stimmungen Bescheid wisst! SUGOI! Unsere Musik arbeitet auch mit den drei Grundstimmungen, die ihr erwähnt habt. Tatsächlich ist die Stimmung, die wir am meisten verwenden, Niagari. Niagari passt sehr gut zur Rockmusik weil ich denke, dass diese den kräftigen Gitarrenakkorden ähnlich klingen kann. Nichtsdestotrotz erschaffe ich manchmal ungewöhnliche Stimmungen, damit ich aus meinem Trott ausbrechen kann, wenn ich Musik schreibe. Bei einigen Stücken auf unserem zweiten Album "LAWLESS" kann man unsere einzigartigen Modus besonders hören, der im Allgemeinen nur selten vorkommt. Meine Empfehlung ist "Tsuki-no-Kakera". Kiite kudasai!

(*Die Grundstimmungen: Für Honchoushi werden die Saiten auf C-F-C, für Niagari auf C-G-C und für Sansagari auf C-F-B gestimmt.)

Wie sieht der Schreibprozess in der Band generell aus? Bringt jedes Mitglied Ideen ein oder wird die Musik nur von dir geschrieben, JACK?

JACK: Im Prinzip schreibe ich die Musik und diese bringe ich dann zu den Proben mit und wir komplettieren diese gemeinsam, während wir jammen. Gelegentlich schreibt auch YUJI Musik, wie "LOTUS", das auf "[re:tokyo]" drauf ist. Ich glaube an seine feinen Kompositionen, daher möchte ich, dass er noch mehr schreibt! Das wäre großartig für die Band.

Was beeinflusst euch, wenn ihr Musik für The Shamisenists schreibt?

JACK: Die Begeisterung der Hörer, neue, bisher noch nie gehörte Musik zu hören, pusht meine Schreibmotivation. Wenn ich Musik schreibe, stelle ich mir immer vor, wie wir drei auf der Bühne spielen und unser Publikum immer aufgeregter wird. Dies ist für mich sehr wichtig, wenn ich die Musik für The Shamisenists schreibe.

Schreibst du die Musik in normalen Noten oder in der Bunkafu* Notation?

JACK: Ich würde sagen, ersteres. Es gibt zwar Zeiten, in denen ich Noten für eine temporäres Memo grob in der Bunkafu Notation hinkritzel, wenn ich im Zug sitze, aber im Grunde schreibe ich Musik mit den normalen Noten, weil ich meine Musik mit vielen tollen Musikern teilen möchte, und nicht nur für "Wagakki"-Musiker (Anm. des Übers.: trad. Instrumente).

(*Die Bunkafu Notation ist die Tabulator-Notation für die Shamisen.)

In einem Interview mit KAO=S vor ein paar Jahren hast du, JACK, uns über die Besonderheiten der Yomisen, einer viersaitigen Shamisen, erzählt. Benutzt du dieses besondere Instrument für die Musik von The Shamisenists? Wenn ja, in welchen Liedern können die Hörer sie erleben?

JACK: Tatsächlich habe nicht mehr auf der Yomisen gespielt, seit ich KAO=S verlasen habe. Derzeit möchte ich mich mehr darum bemühen, meine Shamisen-Performance zu verbessern, da ich weiß, dass die Shamisen ein Instrument mit sehr großem Potential ist. Wenn ich in Zukunft eine Gelegenheit finde, werde ich über einen Neustart mit der Yomisen nachdenken, da auch diese ein absolut einzigartiges Instrument ist, das ich selbst erschaffen habe! Freut euch also bitte auf diesen Tag!

Auf eurem letzten Album, "[re:tokyo]", kann man in den Tracks "ISOLA REMOTA" und "[re:tokyo]" kleinere Gesangspassagen hören. Waren diese ein besonderer Teil des Albumkonzeptes oder sind sie etwas, das ihr vielleicht auch bei anderen Veröffentlichungen ausprobieren möchtet?

JACK: Das ist eine gute Frage. Beim Album "[re:tokyo]" hatte ich tatsächlich ein besonderes Konzept, das ich in die Welt hinaustragen wollte: Und das ist die Unzufriedenheit gegenüber Tokyo. Ich schätze, dass viele Leute im Ausland sich danach sehnen, Tokyo zu besuchen und dafür bin ich auch dankbar. Aber in Wahrheit denke ich, dass das "wahre Tokyo" etwas vom idealen entfernt ist. Ich kann jetzt nicht ins Detail gehen, aber ich habe in das Wort "[re:tokyo]" viele Bedeutungen wie "Wiederaufbau", "Wiederbelebung", "Neustart" und so weiter gepackt. Darum hatte ich auch das Gefühl, dass ich meine Stimme erheben muss. Auch wegen des Timings. "[re:tokyo]" wurde kurz vor Beginn der Pandemie aufgenommen. Und derzeit ist unsere Welt seltsamerweise zu einer Reform gezwungen, wie jeder weiß. Wir möchten unsere Stimmen auch weiterhin auf unsere Weise erheben.

Für den Sound von "SAKURA" habt ihr mit den Klängen eines Keyboards experimentiert. Wie war diese Erfahrung für euch und welche Reaktionen habt ihr von euren Fans erhalten?

JACK: Anfang diesen Jahres entschieden wir uns dafür, einen Keyboarder als Support-Mitglied aufzunehmen. Das machte uns sehr glücklich, da YUJI und ich, bis er zu uns stieß, die Akkorde immer nur mit den Instrumenten und den drei Saiten spielen konnten. Aber jetzt, dank ihm, können wir viel mehr Shamisen-ische Phrasen und Klänge aus unserer Musik ausziehen, anstatt nur Akkorde zu spielen! Ich finde, dass ihr eine stärkere Shamisen-ische Stimmung bei "SAKURA" fühlen könnt, als dies bei unseren vergangenen Stücken der Fall ist. Wir haben "SAKURA" bei unseren Shows jetzt schon über zehn Mal mit Keyboards gespielt und das Feedback vom Publikum ist bisweilen sehr gut!

Was möchtet ihr mit "SAKURA" ausdrücken? Verbirgt sich hinter dem Lied eine Geschichte?

JACK: Um ehrlich zu sein, tun mir Sakura (Kirschblüten) manchmal leid dafür, dass sie nur in der vollen Blüte geehrt werden – ganz so, als würde sie in den anderen Jahreszeiten nicht existieren. Wir müssen Sakura mehr wertschätzen, da alle, die in Japan leben, von Sakura eine Menge Energie und Mut in unseren Leben erhalten haben. Ich wollte daher meinen Dank gegenüber Sakura durch die Komposition und das Spiel ausdrücken. Darum habe ich so viele verschiedene Aspekte von Sakura ausgedrückt und nicht nur die hellen Seiten als wenn es das menschliche Leben wäre. Des Weiteren hatten wir im Frühling dieses Jahre eine Japantour und wir nannten sie "SAKURA" tour. Das Konzept der Tour sah vor, dass wir Sakura durch unsere Musik in ganz Japan aussäen, obwohl die Tour aufgrund der Pandemie nur sehr beschränkt war. Wir glauben an die Musik, die eine positive Kraft besitzt und damit die Erde erhellt.

Es heißt, dass "Walking On The Moon" von einem Song von The Police inspiriert sei. Was kannst du uns über dieses Lied erzählen?

JACK: Als ich eines Tages allein in einem Studio übte, jammte ich mit meinem Loop-Pedal und ersann dabei dieses Hauptriff. Ursprünglich habe ich diese Musik für mein Soloprojekt erdacht, aber die anderen Mitglieder waren so aufgeregt und fanden es so toll, als sie es hörten, dass ich mich dazu entschied, es aufzunehmen und als Couplingtrack von "SAKURA" durch The Shamisenists zu veröffentlichen. Diese Musik war eine große Herausforderung für uns, da wir versucht haben, es wie Shamisen-EDM zu machen. Wir wären also sehr glücklich wenn ihr zu dieser Musik bei unserer Show tanzen würdet.

Vor Kurzem hattet ihr eine Crowdfunding-Kampagne für ein neues Album gestartet. Bitte erzähl doch ein bisschen mehr über die Kampagne. Gibt es ein Konzept für das neue Album, das daraus hervorgehen soll?

JACK: The Shamisenists hatten in dieser Pandemie auch eine schwere Zeit. Es gab eine große Audition namens "The Color Red Challenge" und der Gewinner wird dazu eingeladen in Denver, Colorado, USA, ein komplett neues Album mit globalem Vertrieb aufnehmen zu können. In Denver ist der Hauptsitz der Musikfirma Color Red. Und The Shamisenists haben diesen Preis gewonnen, aber wegen der Pandemie wurde das Projekt gestoppt.

Wie ihr ja wisst, möchten wir unsere neue Musik mit unseren Fans teilen, solange sie heiß sind, darum haben wir uns dafür entschieden, das Album in Japan zu machen statt auf eine Aufnahmegelegenheit in den Staaten zu warten. Um dieses Album zu machen, brauchten wir Geldmittel und entschieden uns für Crowdfunding. Wir erfuhren dabei sehr viel Unterstützung, die über unsere ursprünglichen Erwartungen hinausging. Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns auch gleich bei all unseren Unterstützern ganz herzlich bedanken! Wir versprechen euch, dass es ein weiteres Meisterwerk wird!

Welche anderen Pläne habt ihr für die Zukunft?

JACK: Wir freuen uns sehr, ankündigen zu dürfen, dass wir im August nach Frankreich reisen werden! 2020 wurden YUJI und ich als Gastmusiker zu dem örtlichen Musikfestival Roue Waroch in Plescop in der Bretagne, Frankreich, eingeladen. Wir spielten mit Plantec (einer bretonischen Celtic-Band, die wir 2016 in Tokyo getroffen hatten) und es war sehr lebhaft und aufregend! Plantec haben uns dankenswerterweise auch dieses Mal wieder eingeladen! Dieses Mal werden wir auch KYOHEI mitbringen! Ich freue mich so sehr, dort endlich als The Shamisenists dabei zu sein! (Die kompletten Details zur Tour werden später angekündigt.)

Vielen Dank für das Interview. Bitte hinterlass für unsere Leser noch eine Botschaft zum Abschluss.

JACK: Vielen herzlichen Dank an all die Leser, die sich die Zeit genommen haben, um dieses Interview zu lesen! Arigato! Ich würde mich wahnsinnig darüber freuen, mit euch in Kontakt treten zu können, also folgt uns doch bitte über Instagram, Spotify, YouTube und so weiter. Und bitte habt keine Hemmungen uns dabei ein paar Zeilen zu schreiben! Danke nochmals!

JaME möchte sich bei The Shamisenists und Tomoko Davies-Tanaka für die Ermöglichung dieses Interviews bedanken.

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