Konzertbericht Exklusiv

the GazettE im Kokuritsu Yoyogi Kyougijou 「20th ANNIVERSARY -HERESY-」

06/06/2022 2022-06-06 01:00:00 JaME Autor: Coco

the GazettE im Kokuritsu Yoyogi Kyougijou 「20th ANNIVERSARY -HERESY-」

Die Visual Kei Band feierte ihr 20. Jubiläum gebührend mit einem riesigen Arena-Konzert und einer Setlist, die Fan-Herzen höher schlagen ließ.


© Keiko Tanabe, Kyoka Uemizo, Yoshihiro Mori

Für Visual Kei Bands eher untypisch haben es the GazettE nun bis zu einem 20-jährigen Jubiläum geschafft. Seit der Gründung 2002 hat sich die Band ständig weiterentwickelt, ihr Sound wurde zwar härter, hat aber nichts an Originalität eingebüßt. Zur Feier des runden Geburtstags lud die Band am 10. März 2022 zu einem Konzert im Kokuritsu Yoyogi Kyougijou (engl. “Yoyogi National Gymnasium”), einer Arena nahe dem Bahnhof in Harajuku. Dort fanden sich die verschiedensten Fans ein – von Durchschnittsbürgern über düstere Metalfans und Cosplayer bis hin zu Mädchen im Kimono.

Das Licht erlosch und alle Besucher erhoben sich. Ein unheimliches, atmosphärisches Intro begann, auf der Bühne waren zitternde Blitze zu sehen, rote LED-Leisten fuhren an den Rahmen der fünf riesigen Logos von Heresy, dem offiziellen Fanclub von the GazettE, entlang. Kai, Uruha, Reita, Aoi und zuletzt Ruki betraten die Bühne. Als Letzterer den Anfangs-Scream von "UNDYING" heraus schrie, stießen Flammen auf der Bühne hervor, es wurde direkt heiß in der Halle und die Fans ließen sich sofort von der Musik mitreißen, vollzogen abwechselnd Furitsuke und Headbangen.

Nach dem Opener ging es direkt weiter mit "Filth in the beauty" – ein Track, in dem eigentlich viel mitgesungen wird und das Publikum sich beteiligen kann. Aufgrund der Corona-Pandemie war aber zur Vorbeugung von Infektionen neben einigen weiteren Maßnahmen auch lautes Mitsingen verboten. So blieb dem Publikum nichts anderes übrig als Headbangen, Springen, Klatschen und die Fäuste nach oben zu reißen, sodass sich die Zuschauerreihen in ein Meer aus synchronen Bewegungen verwandelten, während auf der Bühne ebenso alle im Licht von wilden bunten Lasern headbangten.

Gleiches galt für das folgende harte "DAWN", bei dem Uruha auf die vor ihm stehende Box stieg und dort abging, sodass seine perfekt gestylte Frisur noch voluminöser wirkte. Bevor es ähnlich haltlos weiterging mit "INSIDE BEAST", folgte ein kurzes MC zur Begrüßung, in dem Ruki auch das 20-jährige Jubiläum ansprach. Nun waren im hellen Licht auch die Outfits der Band zu erkennen: Alle Mitglieder trugen schwarze Anzüge im jeweils für das Mitglied typischen Stil, auf denen an mehreren Stellen das Heresy Logo angebracht war. Sowohl im Publikum, das wild im Takt sprang, als auch auf der Bühne herrschte eine ausgelassene Stimmung, als Uruha zu Kai wanderte, mit ihm zusammen den Song abfeierte und Aoi sich auf der anderen Seite um die eigene Achse drehte.

Es folgten "REGRET" und "Ganges Ni Akai Bara" vom 2007er Album "STACKED RUBBISH" und es war klar, dass man sich heute wirklich auf eine Reise quer durch die Diskografie von the GazettE begeben würde. Letzteren Track eröffnete Kai mit munteren Drums, während die Bühne in blaues und rotes Licht getaucht war, unterstützt von gelben Spots und Fackeln rund um die Band. Ruki performte diesen Track besonders dramatisch, tänzelte über die Bühne und ließ nur Uruha einen kurzen Moment im Mittelpunkt, als dieser ins Scheinwerfer-Licht trat, um sein Solo abzuliefern.

Das Tempo zog wieder an mit "Uragiru Bero", in dem Ruki beim Wechsel von Clean Vocals auf Screaming brillierte, während er entlang des Songtextes abgehackte Bewegungen vollzog und sich Reita im Hintergrund beinahe bis auf den Boden herab spielte. Für "FALLING" wurde die Bühne in blaues und rotes Licht getaucht, Laser schossen über die Bühne und begleiteten den heftigen Sound, während alle ihre Köpfe kreisen ließen. Im Bühnenbild wurden wieder die großen Logos mit LEDs umrandet, was im Zusammenklang mit der Musik einen massiven Eindruck hinterließ.

Der erste langsamere Song des Abends war "Guren", für den die Bühne abgedunkelt und nur von einem einzigen Spot von hinten beleuchtet wurde. Die Band selbst performte im Zwielicht, was die Atmosphäre bedrückend und tragisch machte. Das Publikum stand regungslos und lauschte, während sich wohl viele wünschten, mitsingen zu dürfen. Mit "Shiikureta haru, kawarenu haru" wurde auch ein Song vom Album "MADARA" in die Setlist aufgenommen, der bei vielen Fans nostalgische Gefühle und Erinnerungen weckte, während die Band gefühlvoll performte. Dramatisch ging es weiter mit "BABYLON’S TABOO", für das rote Punkte wie Glühwürmchen auf die halbdunkle Bühne projiziert wurden. Das Publikum stieß die Fäuste zum Takt in die Luft, als Ruki mit schwingenden Hüften über die Bühne tanzte, bis er am Ende des Tracks in der Mitte am Rand stand, mit einem einzelnen roten Laser auf seine Brust gerichtet, als würde jemand direkt auf sein Herz zielen.

Das brachiale "DOGMA", in dem Ruki einmal mehr sein Können beim Wechsel von Clean Vocals zu Vibrato und Screaming unter Beweis stellte, stiftete die Zuschauer zu Furitsuke an, welche synchron wie beschwörend auf die Band gerichtet wurden. Doch dass die Kontrolle stets bei der Band lag, zeigte sich, als der Frontmann den Track beendete, indem er seine Arme senkte und das Licht ausging.

Nach einem weiteren kurzen MC folgte "VORTEX", bei dem nun auch mehr Bewegung in die einzelnen Bandmitglieder kam. Reita preschte vor zur Mitte der Bühne, Ruki machte sich auf zum seitlichen Bühnensteg, um dort den Fans einzuheizen und selbst im Takt zu springen. Aoi, der sich bisher eher zurückhaltend zeigte, bangte nun auch seinen Kopf haltlos zur Musik.

Als ältesten Song schenkte die Band dem Publikum "Akai One Piece", welches 2002 als B-Seite auf der ersten Single veröffentlicht worden war. Während Reita dem Publikum einheizte, lief Uruha zum rechten Bühnensteg und Ruki zum anderen. Entlang dem Tempo der Musik kam richtig Bewegung in das Bühnengeschehen, als Uruha sich aufmachte, um Ruki vom gegenüberliegenden Seitensteg zu verdrängen, bevor dann schlussendlich Bassist Reita auch ihn dort ablöste. Als Kontrast zu dem sehr Visual Kei-lastigen Sound schloss sich "UGLY" an, bei dem die Halle ab der ersten Sekunde in synchrones Headbangen unter chaotisch rotierendem Scheinwerferlicht verfiel, bis beim melodischen Chorus die Bühne in goldenem Licht badete.

Uruha eröffnete das folgende "TOMORROW NEVER DIES" mit allen Scheinwerfern auf ihn gerichtet und auch Aoi versuchte etwas Aufmerksamkeit zu erlangen, indem er sich auf eine kleine Box stellte. Ohne die Gänsehaut am Ende zu unterbrechen, ging es mit "UNFINISHED" weiter, bei dem von Uruha nur noch die Haare zu sehen waren, die beim Headbangen um seinen Kopf wirbelten und auch Kai legte bei dem schnellen Track viel Spielfreude an den Tag. Die Kombination von diesen beiden Liedern bildete einen runden Abschluss der regulären Setlist, nach dem sich Ruki kurz bei den Fans bedankte und schon verließ die Band die Bühne.

Die Fans forderten durch stetiges Klatschen eine Zugabe, die ihnen auch nach etwas mehr als zehn Minuten gewährt wurde. "SHIVER" läutete diese ein, welcher als Opening für die Anime Adaption von Black Butler Verwendung fand. Die fünf Bandmitglieder hatten sich nun alle in das Jubiläums-Merchandise-Shirt gekleidet, auf dem ein Bild der Band mit Totenkopf-Gesichtern zu sehen ist und welches in kürzester Zeit ausverkauft war. Als weitere Ballade folgte "Cassis", für das Uruha und Aoi zwar Gitarren tauschten und auch Ruki zum Saiteninstrument griff, allerdings fand sich keine klassische Akustik-Gitarre auf der Bühne. Wieder lauschte das Publikum stillschweigend und nicht wenigen Fans rollte die eine oder andere Träne über die Wange.

In einem kurzen MC bedankte sich Ruki für die 20 Jahre Unterstützung für ihre Band, bevor die Mitglieder dem Publikum die drei Klassiker "Anata no tame no kono inochi.", "LINDA~candydive Pinky heaven~" und "Misenen" schenkte. Alle drei Songs wurden vom Publikum mit ausgelassenen Furitsuke-Choreografien, Springen und Klatschen begrüßt und auch die Musiker hatten sichtlich Spaß: Ruki tanzte über die Bühne, Uruha kam den Fans wieder etwas näher, indem er auf den seitlichen Steg lief und dort die Menge anfeuerte, und Reita spielte sein Bass-Solo im Spotlight auf einer Box. Für den einen oder anderen Fan waren diese drei Titel ein Highlight – sie sind zwar auf einigen Live-DVDs enthalten, aber aufgrund der Vielfalt an hochkarätigen Songs aus den letzten 20 Jahren ist es doch etwas Besonderes, diese drei selbst einmal live auf einem Konzert zu hören. Die erste Zugabe wurde damit beendet, die Lichter gingen wieder aus, aber die Fans wollten die Band noch nicht gehen lassen und forderten eine weitere Zugabe.

Die Band ließ sich nicht lange bitten und kehrte auf die Bühne zurück. Einer nach dem anderen richtete ein paar Dankesworte für die jahrelange Unterstützung an die Fans, die Staff-Mitarbeitenden und die jeweils anderen Bandmitglieder – und sie versprachen, weiterhin ihr Bestes zu geben. Das Konzert kam zu einem energievollen Abschluss mit "Shunsetsu No Koro" und "LAST SONG", welcher im wahrsten Sinne des Wortes sowohl auf dem aktuellen Album "MASS" als auch bei diesem Konzert den letzten Song markierte. Die Lichttechnik packte nochmal die Laser aus, die Stimmung in der Halle war ununterbrochen aufgeheizt und alle sprangen mit und headbangten abwechselnd.

Als die Band danach die Bühne verließ, blieb die Halle dunkel. Auf den beiden Leinwänden seitlich und einer weiteren, großen Leinwand, die dann über die Bühne gespannt wurde, gab es eine Ankündigung für die Live Tour 2022 mit gesamt 13 Daten in Japan, auf die sich die Fans freuen können. Der Abend war eine Reise quer durch die 20 Jahre Bandgeschichte und auch wenn einzelnen Fans vermutlich das eine oder andere Lieblingslied gefehlt hatte, so hat die Band aus allen Zeitabschnitten eine Setlist mit gesamt 25 Liedern erstellt, die bei allen Anwesenden nostalgische Gefühle in Verbindung mit the GazettE hervorgerufen haben dürfte.

Setlist:

  1. UNDYING
  2. Filth in the beauty
  3. DAWN
  4. INSIDE BEAST
  5. REGRET
  6. Ganges Ni Akai Bara
  7. Uragiru Bero
  8. THE SUICIDE CIRCUS
  9. Falling
  10. Guren
  11. Shiikureta haru, kawarenu haru
  12. BABYLON’S TABOO
  13. DOGMA
  14. VORTEX
  15. Akai One Piece
  16. UGLY
  17. TOMORROW NEVER DIES
  18. UNFINISHED

EN1. SHIVER
EN2. Cassis
EN3. Anata no tame no kono inochi
EN4. LINDA~candydive Pinky heaven~
EN5. Miseinen

WEN1. Shunsetsu No Koro
WEN2. LAST SONG

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