Interview

Interview mit Shibata Tetsuya

09/02/2016 2016-02-09 04:00:00 JaME Autor: Silverfaye Übersetzer: M.Denno, yuri_xh, Jasy

Interview mit Shibata Tetsuya

Videospielekomponist Shibata Tetsuya, der Mann hinter den Soundtracks von Devil May Cry, Monster Hunter und Resident Evil: Outbreak, sprach mit JaME über seine Karriere.


© Shibata Tetsuya. All rights reserved.
Videospielekomponist Shibata Tetsuya, der am besten für seine Musik zu Titeln wie Auto Modellista, Resident Evil: Outbreak, Monster Hunter und Devil May Cry bekannt ist, sprach mit JaME über seine Karriere.


Da einige unserer Leser womöglich nicht mit deinen Werken vertraut sind, könntest du dich da bitte kurz vorstellen?

Shibata Tetsuya: Mein Name ist Shibata Tetsuya. Ich habe bei Capcom als Lead Music Composer angefangen, nachdem ich die Universität abgeschlossen hatte. Außerdem habe ich die Musik zu Titeln wie Auto Modellista, Resident Evil: Outbreak, Monster Hunter, Devil May Cry usw. komponiert. Nachdem ich Capcom 2009 verlassen hatte, habe ich meine eigene Firma, Unique Note, gemeinsam mit meinem Capcom-Kollegen Yoshino Aoki gegründet. Wir schreiben jetzt gemeinsam an der Musik zu zahlreichen Spielen und Anime-Serien.

Wie sehen deine musikalischen Einflüsse aus?

Shibata Tetsuya: Eigentlich liebe ich klassische Musik und habe mir viele Stücke von Komponisten wie Schubert und Bizet angehört. Als ich in der Highschool war, zog ich eine Band auf, die von Led Zeppelin, Aerosmith, Guns N' Roses und vielen anderen Rockbands inspiriert war. Während der Universitätszeit wurde ich sehr stark von der Jazz-Musik und deren Künstlern wie Oscar Peterson und Makoto Ozone beeinflusst.

Woraus beziehst du für gewöhnlich deine Inspiration? Und was unternimmst du, wenn du gegen einen Mangel an Ideen kämpfen musst?

Shibata Tetsuya: Ich denke mehr nach und erhalte dadurch meine Inspirationen. Das Komponieren ist bei mir daher das Ergebnis aus einer Inspiration heraus, die ich durch das Hören der Musik von anderen Komponisten bekommen habe. Ich denke, dass mich das Hören von vielen unterschiedlichen Musikstilen dazu gebracht hat, meinen eigenen Stil zu finden. Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht länger inspiriert werden kann. Ich höre nach wie vor neue Musik und bin dadurch in der Lage neue Klänge einzuarbeiten.

Was fasziniert dich so sehr an der Musik zu Videospielen?

Shibata Tetsuya: Es ist die Art, wie die Musik fließt während der Spieler das Spiel spielt. Mit anderen Worten, wenn er ein Spiel spielt, passt sich die Musik dessen Spielstil und der im Spiel vorherrschenden Situation an. Wir Komponisten von Videospielen erschaffen unsere Musik indem wir festlegen, wie sich der Spieler in jenem Moment fühlen soll.

Bist du selbst auch ein Spieler?

Shibata Tetsuya: Ich habe viele Spiele auf meinem NES und SNES gespielt, als ich in der Schule war. Heute kann ich jedoch nicht mehr großartig behaupten, dass ich ein Spieler bin.

Was ist dein absoluter Lieblings-Videospiele-Soundtrack?

Shibata Tetsuya: Ich liebe die Musik in Super Mario und The Legend of Zelda. Mit der Musik zu Super Mario bin ich am Vertrautesten, während die Musik in Zelda die Umstände im Spiel sehr schön ausdrückt und dich wirklich bewegt.

Du hast während deiner Karriere an wirklich vielen Liedern gearbeitet. Wenn du auf deine früheren Arbeiten zurückblickst, welcher Gedanke kommt dir da als allererstes in den Sinn?

Shibata Tetsuya: Aufgrund der Einschränkungen bei der Hardware musste ich ganz einfache Musik mit diversen Basisklängen erschaffen. Das war sehr herausfordernd. Heute ist das anders, dennoch wünsche ich mir zu den damaligen noch andere Fähigkeiten.

Von allen Liedern an denen du für Monster Hunter, Resident Evil und Devil May Cry gearbeitet hast, welches ist da dein Lieblingstrack?

Shibata Tetsuya: Ich habe an alle gute Erinnerungen, aber die Devil May Cry-Serie hat bei mir den größten Eindruck hinterlassen, da ich dort für die Komposition verantwortlich war. Ich bin damals auch zu den Stimmaufnahmen nach LA geflogen und während ich dem Sprachstil und dem Ausdruck in den gesprochenen Sätzen der einzelnen Szenen lauschte, dachte ich nur: "Was für eine Art von Musik soll ich denn nur machen?"

Gibt es denn ein Stück, an dem du gearbeitet hast, aber mit dessen Endergebnis du nicht zufrieden gewesen bist?

Shibata Tetsuya: Ich würde nicht sagen, dass ich mit Stücken, an denen ich gearbeitet habe, nicht zufrieden war. Aber es gab da ein bestimmtes Spiel, für das ich gebeten wurde die Musik für ein bestimmtes Genre zu komponieren und die gesamte Zeit dachte ich mir: "Aber dieses Genre würde viel besser funktionieren." Wie auch immer, ich komponiere mit all meiner Kraft was auch gewünscht ist, daher kann ich nicht sagen, dass ich unzufrieden sei.

Gibt es denn einen Musikstil oder einen bestimmten Musiktyp, der für dich persönlich schwer zu komponieren ist?

Shibata Tetsuya: Es gibt da nichts Bestimmtes. Ich schätze, dass ich schon alles gehört haben muss, welches Musikgenre auch immer. Zudem erforsche ich beständig neue Stile.

Seit du Capcom verlassen und Unique Note aufgebaut hast, sind ein paar Jahre vergangen. Wie war deine Reise bisher?

Shibata Tetsuya: Seit der Gründung der Firma gab es zahlreiche Schwierigkeiten. Als erstes waren da das Wegwerfen all dessen, was ein stabiles Leben ausmachte und das Risiko zu akzeptieren, dass man bei null anfangen muss. Es gab auch Probleme dabei, auf eigene Faust neue Klienten zu gewinnen, die nicht mit Capcom zusammenarbeiteten. Schlussendlich gelang es mir Leute von anderen Firmen um mich zu sammeln, aber der Start war wirklich schwer. Als Mitarbeiter des Unternehmens hatte ich eine Menge Schwierigkeiten, da ich dort bestimmte Dinge nicht selbst erleben konnte. Aber durch meine eigene Stärke und ganz besonders auch durch die Stärke meiner Partner, ist es mir gelungen alles zu überstehen. Dadurch bin ich auch gewachsen, denke ich.

Hast du je bereut Capcom verlassen zu haben?

Shibata Tetsuya: Ganz und gar nicht. Ich konnte auf einem neuen Pfad voranschreiten und seither begannen sich die Dinge, die ich bei Capcom nicht erfahren konnte, zu stapeln. Gute Zeiten und schlechte Zeiten hängen nun von mir ab und ich bin froh, herausgefordert worden zu sein.

An welchen Projekten arbeitest du derzeit?

Shibata Tetsuya: Vor Kurzem arbeitete ich an der Musik zu Spielen wie Monster Hunter Online - Tencent und dem Mobil-Spiel Mercstoria.

Kannst du uns von einem lustigen Zwischenfall erzählen, der dir während der Arbeit zugestoßen ist?

Shibata Tetsuya: Es geschah als ich für die Arbeit von Tokyo nach San Francisco reiste. Nachdem ich mehrere Male in das Gesicht einer Person direkt vor mir schaute, während ich auf dem Flughafen war, realisierte ich plötzlich, das vor mir einer meiner amerikanischen Bekannten stand, der in LA lebt. Er war gerade auf dem Weg von einem Job in China und wollte über Japan zurück nach San Francisco fliegen. Er war auf dem Weg nach LA und ich konnte einfach nicht glauben, dass wir im selben Flugzeug geflogen waren. Mir kam dann nur noch in den Sinn, wie klein die Welt doch eigentlich ist. Zudem hatte ich auch eine sehr wertvolle Erfahrung auf Réunion1, wo ich zwei Wochen verbrachte. Ich erteilte dort eine Lektion zur Produktion von Spielen.

1 Réunion ist eine Insel im Indischen Ozean, die zu Frankreich gehört.

Wie sieht bei dir ein freier Tag aus, sofern du einen hast?

Shibata Tetsuya: Über das Jahr gönne ich mir nur selten freie Tage. Wenn ich denke: "Heute werde ich mich ausruhen.", dann habe ich für gewöhnlich einen freien Tag, aber da ich jeden Tag arbeite, arbeite ich 350 Tage im Jahr, schätze ich. Meistens schlafe ich, wenn ich eine Erkältung habe. (lacht)

Gibt es Pläne eine Sammlung deiner Werke auf CD oder Download zu veröffentlichen?

Shibata Tetsuya: Tatsächlich plane ich schon bald, meine Arbeit zu veröffentlichen. Es wird aber keine Spielemusik sein, sondern meine eigenen Kreationen.

Kannst du denen, die hoffen in der Welt der Videospielemusik Fuß zu fassen, einen Rat geben?

Shibata Tetsuya: Hört euch jedes Musikgenre an. Auch wenn ihr ein Lieblingsgenre oder ein besonderes Genre habt, bei dem ihr das Gefühl habt, das euch das liegt, es gibt eine unglaublich große Zahl an Faktoren, die von Spielekomponisten gewünscht werden. Auch wenn sie nicht so gefragt sind, so denke ich, dass Rock und orchestrale Musik unbedingt notwendig sind.

Was können wir von dir in der Zukunft erwarten?

Shibata Tetsuya: Zuerst einmal möchte ich mit meiner Arbeit zu unterschiedlichen Spielen fortfahren, an denen ich gerade arbeite. Des Weiteren könnt ihr bald das Release meiner eigenen Arbeit erwarten.

Bitte hinterlass für die JaME-Leser noch eine Nachricht.

Shibata Tetsuya: Die Musik zu Spielen besteht aus vielen unterschiedlichen Genres. In jeder Periode trendiger Spielemusik, gibt es viel für euch zu hören, also geht bitte sicher, dass ihr Spaß habt und alles genießt!


JaME bedankt sich bei Shibata Tetsuya für die Ermöglichung dieses Interviews.
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Zugehörige Künstler

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Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2015-08-19 2015-08-19
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