Interview

Interview mit Mogamigawa Tsukasa

23/12/2015 2015-12-23 04:00:00 JaME Autor: polina & Jasy Übersetzer: SaKi

Interview mit Mogamigawa Tsukasa

JaME konnte mit Mogamigawa Tsukasa nach dem Release seines ersten Enka-Albums ein Interview führen.


© 2015 UNIVERSAL MUSIC LLC All rights reserved.
Der Visual Kei Enka-Sänger Mogamigawa Tsukasa, der vor allem als Drummer der Band THE MICRO HEAD 4N'S bekannt ist, hat vor kurzem sein erstes komplettes Album als Solokünstler veröffentlicht. Im Interview hat er mit JaME über das Release, seine Gedanken zur Verschmelzung von Enka und Rockmusik und vieles mehr gesprochen.

Seit unserem letzten Interview sind einige Monate vergangen. Bitte erzähl uns doch, was du so getrieben hast, seit wir das letzte Mal gesprochen haben!

Mogamigawa Tsukasa: Ich habe viele Kampagnen gemacht, außerdem hatte ich einige Konzerte, TV- und Radio-Auftritte als Enka-Sänger. Daneben war ich natürlich auch noch als Drummer aktiv. Um es ganz vereinfacht zu sagen: Ich konnte viele Dinge tun, ohne eine Pause zu machen. Obwohl … ein paar Tage hatte ich schon frei (lacht).

Du hast vor Kurzem dein erstes Enka-Album "Oku no utamichi" veröffentlicht. Wie hast du dich gefühlt, als du es in der Hand halten konntest?

Mogamigawa Tsukasa: Bis zum jetzigen Zeitpunkt war ich seit 16 Jahren immer nur in Bands aktiv. Und nun, wo ich mein Solowerk – und vor allem auch noch ein Album! – in Händen halte, verspürte ich eine Freude, die ich mit Worten nicht beschreiben kann. Es war aber auch ein seltsames Gefühl zu denken, dass dies mein Album ist, alleine.

Was hat bei den Aufnahmen am meisten Spaß gemacht? Gab es irgendwas Lustiges, das passiert ist?

Mogamigawa Tsukasa: Bei allen Liedern konnte ich mit Genugtuung singen. Es hat so viel Spaß gemacht zu singen, wie ich normalerweise beim Schlagzeug spielen habe. Singen hat am meisten Spaß gemacht. Was irgendwelche Geschichten betrifft, ich hatte eine Bronchitis während der Aufnahmezeit, deshalb habe ich viel gehustet. Ich hab auch auf der Bühne gestanden damit, aber in diesem Zustand zu den Aufnahmen zu gehen, war schon hart.

Für "Oku no utamichi" hast du Cover-Songs ausgewählt, die aus der Tohoku-Region stammen. Warum hast du dich entschieden, gerade diese Songs zu covern?

Mogamigawa Tsukasa: Zunächst wollte ich Lieder auswählen, die Japan repräsentieren, aber ich stamme aus Yamagata, das in der Tohoku-Region liegt, und es gibt viele berühmte Lieder von dort, die ich gern singen wollte. Ich wollte meine Dankbarkeit zu dem Ort ausdrücken, an dem ich geboren und aufgewachsen bin, der natürlich Yamagata ist, aber auch das Tohoku-Gebiet. Deshalb habe ich mich für berühmte Lieder aus dieser Region entschieden.

Es muss aus der Tohoku-Region sehr viele Songs geben. Wie hast du genau die ausgewählt, die du letztendlich gecovert hast?

Mogamigawa Tsukasa: Ich habe ein paar der Lieder ausgewählt, die ich in meiner Kindheit gehört habe und die ich sehr liebe. Außerdem, wenn man an Tohoku denkt, denkt man unweigerlich auch an das Große Tohoku Erdbeben, das 2011 passierte. Es gibt ein Lied, das "Hana ha saku" heißt und zum Gedenken an dieses Ereignis geschrieben wurde. Ich dachte, dass ich dieses Lied unbedingt mit einschließen sollte, wenn ich über Tohoku singe. Außerdem habe ich es in der Vergangenheit noch nicht gesungen, aber "Kita no hanayome" macht mich sehr glücklich, also habe ich es auch mit auf die CD genommen.

"Miso shiru no uta" klingt nach einer Menge Spaß. Wie war der Aufnahme-Prozess dafür?

Mogamigawa Tsukasa: Ich habe diesen Song schon öfter auf Events gesungen, und ich konnte ihn ganz leicht aufnehmen. Im Original wird das Lied von Sen Masao gesungen, der auch aus Tohoku stammt und einen starken Akzent hat. Also habe ich als jemand, der auch aus Tohoku kommt, versucht, diesen Dialekt während der gesprochenen Parts zu sprechen, aber ich habe mich zu sehr in Tokyo eingelebt, sodass ich nicht sicher bin, ob ich wirklich den "echten" Yamagata-Dialekt hinbekommen habe. Ich hatte das Gefühl, dass ich zu sehr zu einem Stadtmenschen geworden bin und habe mir darüber ein bisschen Sorgen gemacht. Ich hätte wirklich einen stärkeren Akzent haben sollen!

Auf dem Album gibt es eine englische Version von "MATSUPOIYO". Wie hast du dich darauf vorbereitet, auf Englisch zu singen?

Mogamigawa Tsukasa: Vor den Aufnahmen habe ich die englischen Lyrics erhalten ... Offenbar bedeutet "matsupoi" auf Englisch "shining ever bright" (Anm.: "immer hell erstrahlen"). Ich habe die ganze Zeit diesen Satz geübt, wie ich ihn in der letzten Zeile sage. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht viel von der englischen Sprache, also war es schwierig für mich zu beurteilen, wie gut ich mich geschlagen habe. Manchmal sehe ich im Fernsehen, wie Ausländer, die kein Japanisch können, ihr Bestes geben, um Japanisch zu sprechen. Da dachte ich, dass ich mich genauso anhören muss, nur andersrum. Aber ich denke, wenn man die eigenen Gefühle transportieren kann, ist das die Hauptsache.

Wenn du noch einmal die Chance bekommst, Cover-Songs aufzunehmen, welche Enka-Songs würdest du gern covern?

Mogamigawa Tsukasa: Das kommt auf das Thema meiner Veröffentlichung an, aber wie auch immer das aussehen mag, – das mag jetzt egoistisch klingen – möchte ich die Songs singen, die ich liebe. Ich möchte gern sehr Enka-mäßige Lieder singen, aber auch berühmte Songs ohne kobushi (Anm.: Ein Begriff für eine bestimmte Gesangsform im Enka), ich möchte gern eine große Vielfalt von Songs singen.

Als du dieses Album aufgenommen hast, was war für dich anders oder neu, verglichen mit einer Aufnahme für Visual Kei oder Rock-Musik?

Mogamigawa Tsukasa: Mein Part ist anders und das Aufnehmen von Gesang war auch das erste Mal für mich, also war im Prinzip alles neu. Es ist schwierig, die Unterschiede genau festzumachen, da mein Part nicht der gleiche ist. Aber wie dem auch sei, es hat alles viel Spaß gemacht und ich war glücklich, das machen zu können.

Einige Künstler sagen, dass sie auf der Bühne und privat ganz verschiedene Menschen sind. Für dich gibt es allein zwei Rollen als TSUKASA und Mogamigawa Tsukasa. Würdest du sagen, dass es sich dabei um zwei verschiedene Personen handelt oder bist du noch immer der Gleiche?

Mogamigawa Tsukasa: Ich denke, da gibt es einen Umschalter, aber meine Einstellung gegenüber dem Auf der Bühne sein ist die gleiche. Das Aufwärmen, bevor ich auf die Bühne gehe, ist ein anderes, ganz offensichtlich. Es ist wie der Unterschied zwischen einem Sport-Club und einem Kunst-Club (Anm.: wie bei Clubs in der Oberschule). Die Tatsache, dass ich die Leute unterhalten will, ist die gleiche, aber der "Spirit", bevor ich auf die Bühne gehe, ist ein anderer. Das Vorbereiten aufs Schlagzeug Spielen ist sehr körperlich (erklärt das, während er seine Arme schwingt, als würde er trommeln), aber für Enka bin ich sehr ruhig. Es ist so, als wäre dies mein "ruhig" und mein "dynamisch" – wenn ich Drums spiele, kommt meine wildeste Seite zum Vorschein, bei Enka ist es meine ruhigste Seite.

Durch deinen Solo-Ausflug ins Enka-Genre wurden viele deiner Fans im Ausland neugierig und haben auch begonnen, sich für Enka zu interessieren. Fühlst du dich ein bisschen wie eine Art Brücke zwischen Rock und Enka?

Mogamigawa Tsukasa: Wirklich? (aufgeregt) Wenn man darüber nachdenkt, sind Enka und Rock normalerweise sehr verschieden, aber in mir waren sie schon immer verbunden. Ich kann alle Rock-Fans verstehen, die kein Enka hören, genauso wie ich alle Enka-Fans verstehen kann, die keine Rockmusik hören. Aber ich mag beides, deshalb tue ich genau das, was ich mache. Die Art, wie sie klingen, unterscheidet sich, aber was ihre Seele betrifft ... Beim "J-Rock" sind es Japaner, die diese Rockmusik schreiben, also gibt es irgendwo einen Teil des japanischen "bushi" – die Melodie wird von Japanern geschrieben, also kommt dieser Part auch innerhalb der Rockmusik zur Geltung. Bei Enka, das manchmal "Japanischer Blues" genannt wird, ist es das Gleiche, also sind beide in der Essenz japanische Musik. Im Grunde überrascht es mich deshalb eher, warum bisher niemand gemacht hat, was ich nun tue.

Hast du vielleicht einen Rat für deine Fans aus dem Ausland, die jetzt beginnen Enka zu hören? Also, zum Beispiel, worauf sie achten sollten, wenn sie dieses Genre hören?

Mogamigawa Tsukasa: Ich habe ja gerade erst debütiert, deshalb kann ich keine großen Reden schwingen. Aber ich denke, die früheren japanischen Menschen haben die japanische Geschichte sehr in ihrem Herzen bewahrt, also wäre es schön, wenn Enka euch einen Hinweis darauf geben könnte, wie die japanische Kultur ist. Selbst in Japan gibt es die Meinung, Enka sei "alt", und es gibt wirklich viele alte Songs, aber ich denke, dass man gerade von diesen auch viel über die Geschichte lernen kann. Zum Beispiel, welche Dinge die Japaner in der Vergangenheit wahrgenommen und wie sie empfunden haben. Also würde ich mir wünschen, dass ihr Enka als Teil der japanischen Kultur genießt. Aber darüber hinaus würde ich mich freuen, wenn ihr den Gesangsstil, der nur dem Enka eigen ist, kennenlernen würdet, in dem die Stimme ein bisschen "hinterher" ist.

Generell sagt man ja, Musik sei eine universelle Sprache. Wie stehst du dazu?

Mogamigawa Tsukasa: Natürlich stimme ich dem zu. Auch wenn man die Worte nicht versteht – wenn man die Worte in eine Melodie packt, spricht diese Melodie zu einem. Darüber hinaus kann man nachschauen, was gesungen wurde, und dann kann man eine Erkenntnis haben wie "Ach, darum ging es also!". Ich denke, dass die Melodie etwas ist, das der Sprache eine größere Überzeugungskraft gibt. Ich glaube daran, dass Musik diese Kraft besitzt.

Am 25. Dezember wird dein Konzert X'mas Kayou Show ~Oku no Happy Road♪~ stattfinden. Was können deine Fans erwarten? Hast du etwas Spezielles für dieses Weihnachtskonzert geplant?

Mogamigawa Tsukasa: Bitte erwartet SHUN. (lacht). Er ist mein Bandkollege, und wir haben eine Art Sketch zusammen. Wenn ich darüber etwas erzählen würde, würden nur die Erwartungen steigen, aber alle sagen immer, dass sie diese Witz-Einlagen mögen, deswegen freut euch bitte darauf.

Hast du selbst irgendwelche Weihnachtswünsche?

Mogamigawa Tsukasa: Nächstes Jahr würde ich gern bei etwas richtig Großen auftreten, wie bei Kouhaku! Außerdem würde ich gern so oft ins Ausland gehen, wie zuvor, als ich noch sehr oft im Ausland aufgetreten bin. Ich möchte gern das Lächeln der ausländischen Fans sehen.

Für den 16. Januar hast du ein Konzert in Taiwan geplant. Dies wird dein erster Auftritt als Enka-Künstler außerhalb von Japan …

Mogamigawa Tsukasa: Ja, davor bin ich aber schon zweimal in Taiwan gewesen – allerdings mit Rockbands –, als wir ein One-Man gespielt haben und auch einmal zusammen mit Bands wie MUCC.

Da es also dein erstes Mal als Enka-Sänger sein wird, gibt es etwas, weswegen du besonders nervös bist, oder etwas, auf das du dich ganz besonders freust?

Mogamigawa Tsukasa: Ich bin nicht nervös wegen Taiwan, da es dort viele Menschen gibt, die Japanisch können. Und wie schon gesagt, Musik kennt keine Grenzen, also gibt es auch kein Problem mit der Sprachbarriere. Ich habe auch so ein Gefühl, als würden sie japanisches Enka bereits kennen! Das letzte Mal, als ich in Taiwan war und ein Taxi nahm, lief im Radio "Kitaguni no haru" auf Taiwanesisch. Ich habe mich sehr gefreut, da sie Japan sehr zu mögen scheinen. Also mache ich mir keine Sorgen. Ich freue mich wirklich darauf, so viele Leute zusammenkommen zu sehen und sie durch meine Songs zum Lächeln zu bringen. Wenn ich Zeit habe, möchte ich auch gern zur Reflexzonen-Massage gehen. Ich habe das gemacht, als ich schon einmal in Taiwan war, deshalb möchte ich gern meine Erinnerung auffrischen.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Mogamigawa Tsukasa: Ich werde ein paar Ankündigungen zu meinen Plänen für das nächste Jahr auf der X'mas Kayou Show in der Shibuya STAR LOUNGE am 25. Dezember machen. Bitte freut euch schon einmal darauf!

Um unser Interview abzuschließen, sag doch bitte noch ein paar Worte zu all unseren JaME-Lesern.

Mogamigawa Tsukasa: Es gibt auf der ganzen Welt so viel Musik, und gerade Enka ist ein Musikstil, mit dem viele Rockfans gar nicht in Berührung kommen. Ich werde von jetzt an beides machen, Enka und Rock, und ich möchte gern, dass Rockfans auf der ganzen Welt die japanische Kultur des Enka kennenlernen. Und natürlich hoffe ich, dass ihr Spaß am Zuhören habt. Ich werde mein Bestes geben, damit mehr Menschen Japan besser kennenlernen, also bitte unterstützt mich. Ich gebe jeden Tag mein Bestes und warte auf den Tag, wenn ich endlich wieder all eure Gesichter sehen kann. Bis zu diesem Tag hört bitte mein Album und wartet auf mich! Ich werde definitiv über die ganze Welt fliegen!

JaME möchte sich bei Mogamigawa Tsukasa sowie Prime Music, Universal Music Japan und Massive One Inc. bedanken, die dieses Interview ermöglicht haben.

Einen Vorschau-Clip von "Oku no utamichi" könnt ihr euch hier anschauen:

WERBUNG

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2015-11-25 2015-11-25
Mogamigawa Tsukasa

Zugehörige Events

Datum Event Spielort
  
25/12/20152015-12-25
Konzert
Mogamigawa Tsukasa
STAR LOUNGE
Udagawacho, Shibuya, Tokyo
Japan
WERBUNG