MUCC - T.R.E.N.D.Y. -Paradise from 1997-
Künstler: MUCC
Titel: T.R.E.N.D.Y. -Paradise from 1997-
Typ: Mini-Album
Stil: Metal, Elektro
Veröffentlichung: 24.06.2015 (Japan & Digital), 03.07.2015 (Deutschland)
Tracklist:
01. Suiren
02. D・f・D (Dreamer from Darkness)
03. B.L.U.E.~Tell me KAFKA~
04. HATEЯ
05. Rainbow
06. Rendez-Vous
07. TONIGHT
Am 24. Juni 2015, wie in Japan üblich ein Mittwoch, war es wieder soweit: MUCC greift an und hat eine neue Scheibe im Gepäck! "T.R.E.N.D.Y. -Paradise from 1997-" heißt das Ding und ist ein Mini-Album mit sieben meist recht langen Tracks. Aufgrund des Titels möchte man vermuten, dass MUCC "Back to the roots" gehen wollen, doch das ist nicht ganz richtig. Das Gründungsjahr im Titel bezieht sich eher darauf, dass sich die Band nicht unwesentlich vom Sound der 90er Jahre inspirieren ließ – so gesehen also das erste Konzept-Album der Band.
Zunächst ein Wort zur Aufmachung: Die Regular Edition schmückt ein bodenständiges Cover mit Spotlack sowie einem Ausschnitt aus den Lyrics und von der Tracklist. Bei der Limited Edition bekommt man zu denselben sieben Tracks der Regular Edition noch eine Live-DVD, die unter anderem vier Live-Tracks enthält, zwei davon von der CD selbst: "D・f・D (Dreamer from Darkness)" und "TONIGHT". Da genau diese Songs zusammen mit dem ersten Track "Suiren" auf den Konzerten der EU-Tour gespielt wurden, kann man sicherlich noch einmal in schönen Erinnerung schwelgen. Einzig das Booklet entpuppt sich aufgrund der Verarbeitung als Enttäuschung.
Der erste Song "Suiren" ist mit fast acht Minuten gleich der längste Track der CD. Auf der EU-Tour wurde "Suiren" gerne direkt nach "ENDER ENDER" gespielt, zu dem es durch die Elektro-Elemente durchaus passte. Nur dass in "Suiren" um einiges mehr Emotionen stecken. Der Song beginnt langsam mit weiblichen Background-Gesängen, Drums und der mit seiner Gitarre die Grundmelodie auf Miyas E-Gitarre. Begleitet von Miyas Shouts mit seiner gewohnt markanten Stimme, geht die Grundmelodie in einen Elektro-Soundteppich über, welcher durchaus bereits an die 90er Jahre erinnert. Nun setzt Tatsurou mit einem Sprechgesang ein, bereits jetzt wird es emotional. Zwischendurch legt der Track an Härte zu, bis die Bridge, die an "Fukurou no yurikago" aus "Shion" erinnert, wieder den Weg frei für den Refrain ebnet. Nach kurze Pause geben MUCC wieder Vollgas, mit einem spätestens seit "G.G." typischem Mix aus Metal, Elektro und Dubstep-Elementen. Anschließend nach langem Anlauf ein weiteres Mal der Refrain, ehe sich "Suiren" – übersetzt übrigens "Seerose" – mit kraftvollen Shouts von Tatsurou endet.
"D・f・D (Dreamer from Darkness)" beginnt mit Power. Dann aber ein entspannter und zugleich schneller Beat, zusammen mit erneutem Sprechgesang von Tatsurou. Mit Shouts plus Unterstützung von Miya geht es dann in den Refrain. Der Gruppenbackgroundgesang unterstützt das Ganze. Hier sind durchaus hörbare Emotionen im Spiel. Im Verlauf des Songs wird der Sound wieder härter: Viel Metal und dann das Gitarrensolo von Miya, das sich über zwei Teile erstreckt. Für eingefleischte MUCC-Fans durchaus ein vertrauter Ablauf, der sich hier in den gut fünf Minuten bietet.
Zeit für Entspannung! Dazu ist "B.L.U.E -Tell me KAFKA-" wie geschaffen. Nach ruhigem Anfang gibt es zwar erstmal etwas Metal frisch von der Klampfe, aber insgesamt ist es doch ein verhältnismäßig ruhiger Track. Nach dem zweiten Refrain gibt Tatsurou noch einmal in kraftvollen Shouts alles, durchaus gekonnter im Vergleich zu früher – das gilt auch für die Lives, nicht nur für die Studio-Aufnahmen. Alles in allem ist dieser dritte Track ausgewogen und geht fast ohne Pause zu "HATEЯ" über. Nun geht es für etwa fünf Minuten wieder härter zur Sache. Das Ganze erinnert zunächst sehr an den Hidden Track "MAD YACK" aus "Shangri-La". Nichts weltbewegend Neues, aber vielleicht gut für das Gleichgewicht des Albums. Der Refrain kommt da schon wesentlich frischer daher. Emotionen und Härte werden hier ordentlich zu einem passenden Sound verbunden.
Das folgende "Rainbow" ist der ruhigste Track der CD. Drei einfache, aber wirkungsvolle Gitarrenakkorde begleiten den Hörer durch weite Teile des Songs. Melancholie aber auch ein Funken Hoffnung liegen in der Luft. Sehr erwähnenswert: Das kurze aber sehr runde Gitarrensolo von Miya gegen Ende des Songs. Insgesamt ist "Rainbow" sehr einfach gehalten, im positiven Sinne. Manchmal ist weniger eben doch mehr – und dieser Track schafft zusammen mit dem zuvor erwähnten "B.L.U.E -Tell me KAFKA-" ein angenehmes Gleichgewicht auf dem Album.
Zwei Songs bleiben noch – "Rendez-Vous" ist einer davon. In diesem Track sind wieder Elektroelemente zu vernehmen, die ganze Aufmachung lehnt sich erneut recht stark an die 90er ElectroSounds, aber auch an den Garagenrock der 90er Jahre an. Ein paar Dubstep-Elemente lassen allerdings den Top-Trend in der momentan Musikbranche durchblicken. Insgesamt hat "Rendez-Vous" durchaus das Zeug zu einem von MUCCs Party-Hits zu werden und dabei in die Fußstapfen von "FUZZ", "ENDER ENDER" und "Negative Dancer" zu treten. Lediglich in Hinblick auf den Beat geht es bei "Rendez-Vous" etwas lockerer zu.
Als letzter Track erwartet den Hörer "TONIGHT". Flott geht es los und flott bleibt es auch. Der typische Gruppen-Backgroundgesang kommt hier öfter sehr schön zum Einsatz. Ein wahrer Gute-Laune-Song, wie spätestens im Refrain klar wird. Genau das, was dem Album noch gefehlt hat. Auf dem Album bildet "TONIGHT", genau wie auf der EU-Tour, einen tollen Abschluss. Nachdem Miya nochmal ein mitreißendes Solo in die Saiten gehauen hat, wird es noch ein letztes Mal ruhig, ehe dann ein letzter Refrain diese durchaus gelungene CD zum Abschluss bringt.
Fazit: Nach 40 Minuten Laufzeit – für japanische Verhältnisse und den Preis recht ordentlich – bleibt der Eindruck, dass jeder der sieben Tracks seinen ganz eigenen Charme hat. "T.R.E.N.D.Y. -Paradise from 1997-" ist ein sehr ausgeglichenes Album, es beinhaltet alles, was ein gutes MUCC-Album ausmacht. Einzig eine richtige Vollblut-Hymne, wie "Sanbika" seiner Zeit oder auch später "Shangri-La", fehlt. Minuspunkte gibt es für die Sache mit dem Booklet in der Limited Edition (wenn jemand mehr über diese Aufmachung weiß, lasst es uns bitte wissen), was insgesamt jedoch unter "Kleiner Schönheitsfehler" abgehakt werden kann. Auch "T.R.E.N.D.Y. -Paradise from 1997-" muss sich wieder die Frage gefallen lassen, ob die Elektroeinflüsse, die in den letzten fünf Jahren die Musik von MUCC bestimmt haben, "gut" seien. Diese Frage muss jeder Fan für sich selbst beantworten. Insgesamt zeigt auch dieses Release klar, dass es sich um ein Werk von MUCC mit ihrem unverwechselbaren Charme handelt. Alles in allem also ein quantitativ und qualitativ gelungenes und ausgewogenes Mini-Album, auf dem man für sein Geld viel geboten bekommt.