Künstler: An Cafe
Titel: Hikagyaku ZiprocK
Typ: Album
Stil: Pop-Rock
Veröffentlichung: 13.12.2013
Tracklist:
01. Juryoku Scandalous
02. ROMAN ~Let's make precious love~
03. Hachimitsu+Lemon=?
04. Utsukushii hito
05. Gendai Soldier Now.
06. O no saki ga ienai
07. Shomi kigen 2010.01.04
08. ITAI onna NO PAIN, NO LOVE? ~JAPAIN GIRLS in LOVE~
09. Inazuma no senritsu
10. Bee Myself Bee Yourself ~Jibun rashiku kimi rashiku umareta Story wa hajimattenda~
11. Kimi no machi ~5 person sing along ver.~
12. Itsumo no Kiss de
13. Love Me♡Tender
14. MERRYMAKING (Anti-Aging Ver.)
Das Warten auf ein vollgepacktes, neues Studioalbum der beliebten Oshare Kei-Band An Cafe hat zumindest in Europa mit dem 13. Dezember 2013 ein Ende gefunden. Gan-Shin Records nahmen sich auch dem neuesten Werk des schrillen Quintetts an und veröffentlichten "Hikagyaku ZiprocK" als CD, Download und Stream in unseren Breiten. Dabei packte das in München sitzende Label gleich noch drei Bonustracks mit hinzu. Doch wie klingen denn nun die neuen Songs? Hat sich die Pause irgendwie auf ihren Stil ausgewirkt? Diesen Fragen gehen wir jetzt in unserem Review nach.
Der Eröffnungstrack, "Juryoku Scandalous", knüpft musikalisch mit seinen starken Gitarrenriffs an frühere Lieder an, bei denen Bou noch dabei war. mikus Stimme schallt dabei den gesamten Song über leicht verfremdet aus den Lautsprechern. Trotz allem bewahrt sich der Track seinen tanzbaren und kurzweiligen Charakter. Gleich darauf folgt der erste Song der sogenannten "Harajuku-Trilogie": "ROMAN ~Let's make precious love~". Dieser ist flott, besitzt aber dennoch einen romantischen Touch. Etwas relaxter, aber dennoch partytauglich schließt sich der dritte Song "Hachimitsu+Lemon=?" an. Im Vergleich dazu wirkt der nachfolgende Track, "Utsukushii hito", mit den starken Drums, Gitarrenriffs, dem Bass, frechen Raps und Shouts fast etwas derb. Live dürfte dieser Song aber schnell für Freude sorgen. "Gendai Soldier Now." schlägt stilistisch mit scheinbaren Klängen aus einer Spielehalle, hellen Rhythmen (die fast an den alten Midi-Sound erinnern) und diversen Sprucheinlagen wieder eine ganz andere Richtung ein.
Die zweite Hälfte der CD wird durch das sanfte, französisch-angehauchte und teilweise sogar recht melancholische "O no saki ga ienai" eingeleitet. Ungewöhnlich dürfte hier auch der Text sein. Während die Melodie Gefühle von Fernweh aufkommen lässt, wird im Refrain des Liedes gerne mal das Alphabet aufgezählt. Auch das sich anschließende "Shomi Kigen 2010.01.04" zählt eher zu den balladesken Vertretern An Cafes. Stilvoll begleitet durch ein Klavier und seichte Synthesizerklänge. "ITAI onna NO PAIN, NO LOVE? ~JAPAIN GIRLS in LOVE~", ein weiterer Titel der "Harajuku-Trilogie", schlägt stattdessen wieder die energiegeladenen Rhythmen an. Deftige Gitarren und Drums erzeugen eine dichte fast düstere Atmosphäre. Hörenswert ist auch das Gitarrensolo in der Bridge, da dies nicht nur sehr dynamisch, sondern auch fingerfertig klingt. Wenn man die barocken Klänge und das Gewitter zu Beginn von "Inazuma no senritsu" hört, kann man schnell dem Irrglauben verfallen, dass man jetzt einen Track im Stil von Versailles auf die Ohren bekommt. Aber An Cafe gehen ihren eigenen Weg konsequent weiter und machen nach dem Intro mit einem flotten Partysong weiter, der bis auf vereinzelte Akkorde vom Keyboard kaum noch etwas mit dem barocken Auftakt zu tun hat. Diesen Titel sollte man auf jeden Fall einmal gehört haben.
Jede Trilogie braucht einen Abschluss und so ist "Bee Myself Bee Yourself ~Jibun rashiku kimi rashiku umareta Story wa hajimattenda~" der Abschlusstrack von "Harajuku" auf dem Album. In diesem Track prallen helle Keyboardklänge auf einen beschwingt singenden miku und erzeugen so einen kurzweiligen Song mit Urlaubsfeeling. "Kimi no machi ~5 person sing along ver.~" beginnt sehr ruhig. Es erinnert anfänglich sogar sehr an den Musikunterricht in der Schule: Der Lehrer sitzt am Klavier und gibt Melodie und Tempo vor und der Schüler singt dazu den passenden Text. Zwar verliert der Track auch nach dem Hinzustoßen der anderen Instrumente diesen Eindruck kaum, aber da jetzt auch takuya, kanon, Teruki und Yu-ki mit in den Gesang einstimmen, kommt etwas Abwechslung hinzu. Für die japanische Fassung der limitierten Edition war dieser Song sicher ein sehr schöner Abschluss des Albums.
Da wir aber die europäische Pressung reviewen, folgen hier noch die drei Bonustracks. Den Anfang macht "Itsumo no Kiss de", der Exklusivtrack der regulären japanischen A-Version. Hier hört man lediglich miku und Gitarrist takuya singen. Der Track selbst ist unbeschwert, besitzt sogar ein paar Anleihen aus der lateinamerikanischen Musik. Das nachfolgende "Love Me♡Tender", was auf dem regulärem B-Typ als Bonustrack verewigt wurde, lockt hingegen mit den Stimmen von Bassist kanon, Drummer Teruki und Keyboarder Yu-ki. Dieser Song wirkt im Vergleich zum Vorgänger überdreht, und ist superschnell. Gelegentlich rappen die jungen Herren auch ein paar Zeilen, was den Track noch eigentümlicher erscheinen lässt. Der letzte Track, "MERRYMAKING (Anti-Aging ver.)", schraubt das Tempo etwas herunter und präsentiert zum Abschluss noch einmal einen beschwingten Partytrack, der entfernt an "BondS -kizuna-" erinnert.
Fazit: Kurzum, die Pause scheint dem Quintett nicht geschadet zu haben. Sie pflegen nach wie vor den Stil, den ihre Fans so lieben, haben aber dennoch ein paar neue Sachen ausprobiert. "Hikagyaku ZiprocK" bietet durch seine Vielfalt wieder einen bunten Mix aus abwechslungsreichen Partykrachern und verträumten Balladen. Und für knapp 18 Euro ist das gut bestückte Album durchaus eine sinnvolle Alternative zum teuren Import.