Konzertbericht

Deep Sanctuary III

15/12/2012 2012-12-15 23:28:00 JaME Autor: Geisha

Deep Sanctuary III

Moi dix Mois, ZIZ und Ehrengast Yu~ki feierten die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft mit einem ganz besonderen Konzert im Akasaka Blitz


© Moi dix Mois, Midi:Nette
Moi dix Mois haben 2012 ihr zehnjähriges Jubiläum und das Projekt um Gitarrist Mana feiert dies schon das ganze Jahr über mit einer Serie von Konzerten namens Tetsugaku no kakera oder "Fragments of Philosophy". Die Show am 2. September im Akasaka Blitz war Teil dieser Festlichkeiten, stellte aber gleichzeitig auch die jüngste Folge von Deep Sanctuary dar, einer Reihe von Events, bei denen Mana mit seinem Freund und ehemaligen Malice Mizer Bandkollegen Közi zusammen auftritt. An diesem Abend spielten sie erst zum zweiten Mal seit dem Ende von Malice Mizer und dem Entschluss der Bandmitglieder, getrennte Wege zu gehen, auch mit ihrem damaligen Bassisten Yu~ki. Mana folgte seiner Vision mit Moi dix Mois, Közi spielte in verschiedenen Bands, darunter seinem eigenen Soloprojekt und neuerdings ZIZ, und Yu~ki zog sich von der Bühne zurück. Deep Sancturay III führte sie erneut für einen unvergesslichen Abend voller Spannung und Nostalgie zusammen.

ZIZ

Die große Halle war bis unters Dach mit männlichen und weiblichen Fans aller Altersgruppen gefüllt. Die meisten waren in die düster-elegenten Kreationen von Manas Gothic Lolita Modemarke Moi-même-Moitié gekleidet und sie schwatzten angeregt, während mysteriöse Soundscapes von The Goblin aus den Lautsprechern strömten. Endlich dimmte die Saalbeleuchtung, der Bühnenvorhang öffnete sich und weiße Blitze, die perfekt mit den ersten Riffs von "RayD5" synchronisiert waren, schnitten in die Dunkelheit, als Közi und Jiro die Tür zu ZIZ' eklektischer Welt aus Rock, Synthpop und Electroclash aufstießen. "Go! Ready, go!" rief Közi, der einen Anzug mit punkigem Aufdruck und hochhackige Plateauschuhe trug, während er die Lyrics mit Gesten untermalte und im Takt mit dem Fuß wippte. Gitarrist Jiro, dessen langes, lockiges Haar eine Krone aus Zweigen schmückte, tanzte zur Musik während er die Saiten zupfte. Bassist Sugiya, der an diesem Abend eine doppelte Schicht absolvieren sollte - erst mit ZIZ und danach mit Moi dix Mois - und Keyboarder Yugami blieben cool, ganz im Gegensatz zu Drummer Chargeeeee, der wild hinter einem silbern glitzernden Schlagzeug, das mit seinem Portrait bedruckt war, gestikulierte.

Es blieb experimentell mit dem herausfordernd lauten "ill" und dem ebenso dissonanten, aber sanfteren "Besque", dessen erhebender Refrain die Hände des Publikums durch die Luft tanzen ließ. In dem roten Licht, das die Halle erfüllte, zeigte ein Meer von ausgestreckten Fingern rhythmisch auf die Bühne.

In der Stille, die nun folgte, jubelten die Fans und riefen Közis Namen, worauf dieser sie mit einem kurzen MC begrüßte, während Chargeeeee Kußhändchen ins Publikum warf. Dann begann sich der Discoball an der Decke zu drehen und reflektierte Tropfen gelben Lichts, die über den blaßblauen Boden tanzten, als seine Perlmuttgitarre absetzte, um sich für "Kosmostill" ganz aufs Singen zu konzentrieren. Beide Arme weit ausgestreckt wandte er sich wie suchend von einer Seite zur anderen, während weiße Spotlights sich hinter ihm fächerförmig ausbreiteten und die Fans zu der ergreifenden Melodie die Hände schwenkten.

Zu "Freakquency" und "Night Creature", einer akustischen Jazzversion des Közi Solo-Songs, bewegte sich der ehemalige Malice Mizer Gitarrist dann wieder mit unnachahmlicher Grazie über die ganze Bühne. Während Sugiya und Jiro den schleichenden Rhythmus angaben, erklomm Közi die Stufen, die zu Chargeeeees Schlagzeug hinauf führten, bevor er wieder herabstieg und mit marionettenartigen Bewegungen unter weißen Lichtern, die sich mit lila mischten, tanzte.

Der New Romantics Klassiker "Visage" mit seinen schimmernden Synthesizerharmonien gab nun Yugami die Gelegenheit, zu glänzen, bevor das melancholische "With Fu" die Atmosphäre wieder nachdenklich stimmte. Weiße Spotlights erleuchteten die Musiker von hinten, sodass sie nur noch als Silhouetten sichtbar waren. Daraufhin legte Közi erneut seine Gitarre beiseite und setzte sich wie in Gedanken verloren auf die Stufen des Schlagzeugpodests.

Mit "Sanityman" zog das Tempo wieder an. Piepsende Elektronik und Schlagzeug führten in einen lebhaften Refrain, zu dem Közi über die gesamte Bühne rockte, bevor er beim Singen auf allen Vieren kroch. Als blaue und orangene Lichter sich rot färbten, wechselten Sugiya und Jiro die Seiten und tanzten am Bühnenrand während die Hände der Fans im Takt winkten.

Nun begann sich der Discoball wieder zu drehen und schoss Splitter aus grünem Licht auf die rot und blau beleuchtete Bühne als die Karnevalatmosphäre von "Super Naked Disko" die Halle ergriff. "Disko! Disko! Disko," rief Közi über den stark verzerrten Klangteppich und feuerte die Fans an, die ihre arme schwenkten und zu dem hektischen Rhythmus auf und ab sprangen. Chargeeeee sorgte für ein angemessen unkonventionelles Finale, indem er von seinem Podest herabstieg und, ein grünes Lichtschwert schwingend, mit Közi und Sugiya am Bühnenrand entlang tanzte. Jiro rockte derweil auf den Stufen des Schlagzeugpodests, bevor er den Platz mit dem blonden Drummer tauschte und ein letztes Solo zum besten gab.

Set List:
1. RayD5
2. ill
3. Besque
4. Kosmostill
5. Freakquency
6. Night Creature
7. Visage
8. With Fu
9. Sanityman
10. Super Naked Disko


Moi dix Mois

Moi dix Moiss kraftvoller, eleganter Gothic Metal entführte die Zuschauer dann in eine völlig andere Welt. Der Vorhang öffnete sich zu den Klängen von Spinett und Engelschor und gab den Blick auf die Musiker frei, die vor einer tief liegenden Lichtquelle standen, sodass sie nur als Silhouetten sichtbar waren, derweil das rote Kreuz auf Manas Gitarre in der Dunkelheit glühte. In dem Moment als die Menge zu jubeln begann, schossen vier Flammensäulen aus dem Boden und füllten die Luft mit einem leichten Schwefelgeruch. Während die Fans sich noch von dem atemberaubenden Effekt erholten, schossen vier Rauchsäulen hinterher und die Band stürzte sich in "Dialogue Symphonie", ihre erste Single, die den Grundstein zu Moi dix Moiss Signatursound gelegt hatte. Das Lied war kürzlich für ihr Jubiläumsalbum "Reprise" neu arrangiert worden und klang nun noch gewaltiger, als Seths Stimme sich kraftvoll und warm über galloppierendes Schlagzeug und rasende Zwillingsgitarren erhob, durch die Spinett und Kirchenorgel schimmerten. Der Sänger, der in eine lange, weiße Weste und hochackige Plateaustiefel gekleidet war, unterstrich seine Worte mit eleganten Gesten. Währenddessen drehte Mana in seinem glitzernden weißen Korsett und bodenlangen Rock graziöse Pirouetten, als seine Finger über die Saiten seiner Gitarre flogen.

Mit "front et baiser", einem weiteren Moi dix Mois Klassiker, zog die Geschwindigkeit sogar noch weiter an. Sanft geflüsterte Lyrics und Synthesizer führten in einen Feuersturm aus schweren Gitarren, Spinett und Kirchenorgel mit häufigen Tempowechseln, die die Fans dazu zwangen, ständig zwischen harmonischem Armewedeln und wildem Headbangen zu alternieren.

Mit "Solitude" folgte nun einer der wenigen gemäßigten Songs des Sets. Seth tanzte und drehte sich unter rosa und weißen Lichtern, als sanfte Gitarren- und Pianoakkorde anmutige Melodien woben und erreichte im Refrain ein beeindruckendes Falsett. Wie sämtliche älteren Songs, die am heutigen Abend gespielt wurden, war auch dieser für das derzeitige Lineup neu arrangiert worden und erhielt nun durch eine dicke Synthesizerschicht eine New Romantics Note.

Die Stimung änderte sich drastisch als wagnersche Hörner das brutale "the Prophet" ankündigten. Wild shreddende Gitarren und halbrecherisch schnelles Schlagzeug wurden von Sekundenbruchteilen völliger Stille unterbrochen, als alle Instrumente gleichzeitig stoppten, nur um dann mit erneuter Macht fortzufahren. Ein grüner Spot richtete sich auf K als er sich mit Seth in einem Duett aus opernhaftem Tremolo und dämonischen Death Growls abwechselte, während Mana auf das Schlagzeugpodests kletterte und dort mit hoch erhobenen Armen spielte und posierte.

Ein einsamer weißer Spot fand Hayatos blonden Mohican während der Rest der Band sich zu "Invite to Immorality ~ Nocturnal Romance" als Silhouette gegen einen blassblauen Hintergrund abzeichtete. Kirchenorgel, Spinett, rasante Gitarren und Schlagzeug gingen in ein dramatisches Menuett über, das die Hände der Fans zum tanzen brachte, während Seth sich selbstbewußt drehte und dabei von der Wiedervereinigung mit seiner verlorenen Liebe sang.

Die Fans riefen die Namen der Bandmitglieder und Mana, eine Hand am Ohr, ermunterte sie dazu, lauter zu brüllen, bis er sich nach drei Anläufen, während denen er seine Enttäuschung mit puppenartigen Armbewegungen ausdrückte, endlich zufrieden zeigte. Seth stellte nun das Merchandise vor. Mana modelte verschiedene Artikel und gab vor, sie in die Menge zu werfen, schnappte sie dann aber im letzten Moment mit Hilfe eines Gummibands, das an seiner Hand befestigt war, zurück. Schließlich enthüllte Seth, daß Mana eine Autobiographie schreibt und kündigte eine Live-DVD mit Aufnahmen der Tetsugaku no kakera Konzerte sowie die Termine für Deep Sanctuary III in Osaka und die jährliche Dis Inferno Weihnachtsparty an. Nachdem er zu seiner Lapislazuli blauen Gitarre gewechselt hatte, übernahm Mana dann wieder die Führung mit "La Dix Croix" und die Fans unterdrückten einen Seufzer der Nostalgie als sie unermüdlich zu der mitreißenden Hymne die Arme schwenkten.

Nachdem sie ausgiebig aus ihrer Geschichte erzählt hatten, gingen Moi dix Mois nun mit "Pendulum" zur Gegenwart über. Seth tanzte mit schlangengleicher Grazie zu einer hypnotischen Mischung aus Gitarre, Orgel und Kirchenglocken, bevor er in einer augenzwinkernden Geste der Anbetung vor Mana auf die Knie fiel, nur um den Gitarristen in einer Wolke aus glitzerndem weißem Stoff cool davonwirbeln zu sehen.

Band und Fans hatten einander mit "Immortal Madness" angefeuert, indem sie mit zu Pommesgabeln geformten Händen D-I-X Figuren in die Luft malten, dabei aber die regulären "dix sight!" Rufe durch "DS3!" ersetzt hatten. Nun waren sie bereit für "Dead Scape". Sugiyas pulsierender Bass verdichtete sich zu einem heißen Rhythmus, der von kreischenden Gitarren und schwerem Schlagzeug dominiert wurde. Mana kitzelte ein filigranes Solo aus seiner Jeune Fille, bevor er am Bühnenrand niederkniete und den Fans zuspielte, während Seths samtige Stimme sich zu einem schrillen Metal-Schrei steigerte. Danach headbangte Mana zu dem dringlichen Rhythmus von "Ange ~D side holy wings~", bevor die gesamte Band beim Spielen eindrucksvoll in der Mitte der Bühne posierte.

Das Moi dix Mois Dekagramm leuchtete rot auf dem Banner im Hintergrund der Bühne als der Auftritt mit dem Jubiläumsepos "Je l'aime" zu Ende ging. Majestätische Harmonien aus Kirchenorgel und Englschor gingen in eine berauschende Mischung aus brutalen Riffs, Kirchenglocken und Opernstimer über und erreichten ihren dramatischen Höhepunkt als Seth, zwischen zwei einzelnen weißen Spots gefangen, sanft auf Französisch sang während Band und Fans andächtig lauschten.

Set List:
1. Dialogue Symphonie
2. front et baiser
3. Solitude
4. the Prophet
5. Invite to Immorality ~ Nocturnal Romance
6. La dix croix
7. Pendulum
8. immortal madness
9. Dead Scape
10. Ange ~D side holy wings~
11. Je l'aime

Session

Die mit Spannung erwartete Session von Mana, Közi und Yu~ki, mit Hayato als Supportdrummer, begann mit einen Paukenschlag als ein klassischer Chor in kreischende Gitarren, Industrial-Elektronik, Kirchenorgel und frenetisches Schlagzeug explodierte. Ihre vertrauten Instrumente fest im Griff, wanden sich die drei ehemaligen Malice Mizer Mitglieder unter weißem Licht, das mit dem rastlosen Rhythmus von "Hakai no hate" um die Wette blitzte. Mana und Közi hatten sich umgezogen: Mana trug nun eine glänzende blaue Bluse und einen langen, schwarzen Rock, während Közi in einen langen, rotkarierten Mantel gekleidet war. Yu~ki strahlte saloppe Eleganz aus in einem schwarzen Rüschenhemd, braunen Cordhosen und ethnischem Schmuck. In der Dunkelheit, die die Bühne einhüllte, schienen sie in einem elektrischen Gewittersturm gefangen zu sein. Als Chor und Instrumente sich zu einem melodischen Refrain vereinigten, schwanden die Fans leidenschaftlich die Arme und sangen den Text mit, den sie seit einem Jahrzehnt nicht mehr gehört hatten.

Nach dieser feurigen Begrüßung stellte Közi "Mana-sama", "Yu~ki-chan und schließlich sich selbst mit "Közi desu" vor, und er und Yu~ki neckten einander freundschaftlich und brachten die Fans laut zum Lachen. Nachdem sie die Emotionen und den Schock, einander wieder gegenüberzustehen, bereits bei Deep Sanctuary II durchlebt hatten, gab es dieses Mal weder bei der Band noch den Fans Tränen, sondern nur die Gewissheit, dass nach all den Jahren das Band zwischen ihnen noch immer fest hielt.

Als Közi jedoch "N.p.s N.g.s" ankündigte, schlug die behagliche Stimmung im Handumdrehen um und ein ohrenbetäubender Schrei ließ die Halle erbeben. Rauchsäulen schossen aus dem Bühnenboden als erst Mana und Yu~ki und dann Mana und Közi ihre Instrumente Rücken an Rücken und dann zueinander spielten. Ohne Rücksicht auf ihre teuren Kleider warfen sich die Fans wie eine riesige, schwarze Woge vorwärts, stießen ihre Fäuste in die Luft und riefen zusammen mit Közi "Die game!" Immer wieder wechselten die Musiker die Seiten, bis Mana die Stufen des Schlagzeugpodests erklomm und dort mit hoch über den Kopf erhobener Gitarre posierte, während erneut Rauchsäulen emporschossen.

Als sich der Nebel zu lichten begann, winkten die Musiker zum Abschied, aber die Fans waren noch nicht bereit, sie gehen zu lassen. Nach langen Minuten des Rufens und Klatschens kehrten die drei Männer zu den Klängen eines klassischen Chors zurück, küßten Hände voll von kostbaren Malice Mizer Plektren und warfen sie in die Menge, während weißes Licht sich fächerartig hinter ihnen ausbreitete. Dann umarmten sie einander, faßten sich an den Händen und verbeugten sich tief vor ihrem treuen Publikum, bevor sie endgültig verschwanden. Auf dem Weg nach draußen sprang Közi seinen Freunden verspielt auf den Rücken.

Wenn man die drei ehemaligen Malice Mizer Mitglieder auf der Bühne beobachtete, fiel auf, wie stark und warm die Stimmung zwischen ihnen zu sein schien, und so war dies hoffentlich nicht ihre letzte Wiedervereinigung. Wir freuen uns aufs nächste Mal und wünschen ihnen alles Gute für ihre gegenwärtigen Projekte.

Set List:
1. Hakai no hate
2. N.p.s N.g.s
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Galerie

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2012-07-11 2012-07-11
Moi dix Mois
Album CD 2012-05-29 2012-05-29
ZIZ

Zugehörige Events

Datum Event Spielort
  
02/09/20122012-09-02
Konzert
Közi, MALICE MIZER, Moi dix Mois, ZIZ
Akasaka BLITZ
Tokyo
Japan
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