Konzertbericht

Sadie Tour Final at Shibuya Koukaidou: Gather the Pain of Rosario

19/08/2013 2013-08-19 04:00:00 JaME Autor: Leela McMullen Übersetzer: Roma

Sadie Tour Final at Shibuya Koukaidou: Gather the Pain of Rosario

Nicht mal Sitzreihen konnten die Fans im Dezember 2011 daran hindern, während Sadies Tour Finale das Shibuya Koukaidou in ihren ganz persönlichen Spielplatz zu verwandeln.


© Sadie
Bis zur letzten Reihe war das Shibuya Koukaidou voll gepackt mit erwartungsvollen Fans, die ungeduldig dem Beginn des Konzertes entgegen fieberten. Der Jubel war ohrenbetäubend als es in der Halle dunkel wurde und schneller als man Blinzeln konnte, war jeder einzelne auf den Beinen. Eine eigenwillige Bühnengestaltung aus asiatisch angehauchten Teppich und Techno Mustern bildete den Hintergrund vor dem die Band, begleitet von bass- und schlagzeuglastiger, treibender Musik, die Bühne betrat.

Ein riesiges Metallkreuz, gespickt mit Scheinwerfern, wurde von der Decke herabgelassen, das rechtzeitig die Bühne erhellte als "Rosario" seinen Auftakt machte. Mit den verschiedenen Growls und Schreien und dem düsteren Refrain legte gleich der erste Song ein unglaubliches Tempo vor, bei dem die Fans nicht nachstehen wollten. Die Hände in die Luft gereckt, bewegten sie sich im Takt zu den ruhigeren Passagen. Aber Sänger Mao wollte die Fans in Aufruhr sehen. Mit einem donnernden "Shibuko!" stachelte er sie an, genau richtig zu den rhythmischen Donnerschlägen von "Break the silence", bei dem im Hintergrund auf den Bildschirmen die Gewitterwolken aufzogen. Der schnelle Rhythmus bestimmte die Richtung und als die Instrumente verstummten und nur noch Maos Stimme durch die Halle hallte, da lichteten sich für einen kurzen Augenblick die Gewitterwolken, bevor alles in tiefe Dunkelheit getaucht wurde.

Die kleine Pause vor dem nächsten Song "Ice Romancer" war so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm, denn kaum ertönten die ersten Akkorde, brach regelrecht die Hölle los. Licht zuckte wild durch die Halle, Fans warfen sich mit ihren Körpern über die Rückenlehnen nach vorn und brüllten, wenn sie sich wieder aufrichteten. Das jazzige, echoartige Zusammenspiel der Gitarren untermalte die sanfteren Passagen, während Maos Death Voices für Chaos in den wilderen Parts des Songs sorgten. Mizuki schien regelrecht in Flammen zu stehen, immer in Bewegung tanzte er über die Bühne, trat in die Luft und bewegte seinen ganzen Körper zur Musik.
Und bei "LOOSING MY WAY OF THE PROUD" ging es erst richtig los. Zerzauste Harre und wahnsinnige Gitarren, fliegende Köpfe und hunderte von Leuten, die wie Presslufthammer zu dem rasanten Song sprangen, dominierten das Bild. Wie ein Märtyrer stand Mao auf seinem Podest , die Arme weit von sich gestreckt, sog er die Musik in sich auf, während Mizukis Growls nicht das einzige waren, das für eine ganz besondere Performance sorgte. Denn jede freie Minute, in der er sich nicht auf seine Gitarre konzentrieren musste, klatsche oder tanzte er umher, im Rücken Aki der für ein erstes, aber sicherlich nicht letztes, Basssolo vortrat. Aber nicht lange, da stahl Kei ihm die Show seinerseits mit einem Schlagzeugsolo, damit auch wirklich jeder Fans auf seine Kosten kam - die dies natürlich mit ausreichend Applaus würdigten.

Ein kleines Highlight bildete "Sabaku no Syndrome". Kraftstrotzendes Schlagzeug, zu Beginn zurückhaltende Gitarren, die sich schnell zu einigen feurigen Riffs hinreißen ließen. Immer wieder wechselten sie zwischen durchgängigen Rhythmen und dann wieder kurzen, schrillen Tönen, während Mao über all dem thronte und zu den östlichen Rhythmen im zuckenden, neon-grünen Licht geschmeidig tanzte.

In der darauffolgenden Dunkelheit tanzte Mizuki langsam zu der sanften Melodie von "Toge". Ein ergreifendes Solo vorweg, riss Sadies Rocksoud die Menge in seinen Bann. Immer wilder und intensiver tanzte Mizuki zu der Musik, dass es fast schien, dass seine Bewegungen jeden Moment seine Gitarre zerbrechen würden. Ein einzelner violetter Lichtstrahl beleuchtete Aki der mit einem ruhigen Basssolo "obstacle progess" eröffnete. Die leise gesungenen Strophen verloren sich in der Musik und man hatte Mühe den Gesang überhaupt noch zu verstehen, indes die Growls laut und deutlich hervorstachen. Noch einmal war es Aki, der als einziger am Ende des Songs noch zu sehen war, erhellt von nur einem einzelnen Lichtstrahl, legte er seine ganze Hingabe in die letzten Akkorde, bevor auch er in der Dunkelheit verschwand.

Wenn man bei "Graceful angel" schon dachte, dass Sadie eine experimentellere Richtung einschlugen, dann bestätigte sich dieser Verdacht erst recht bei dem Song "Silent eve", der mehr an einen Weihnachtssong erinnerte, als an einen Song aus dem Sadie-Repertoire. Doch mit dem munteren Klang und einem verträumten Solo von Mao kam der Song trotz der Fragwürdigkeit bei den Fans gut an, sodass sie sich leichtfertig zum Mitsingen überreden ließen. Auch der relativ monotone Song "Beauty Shadow" kam ohne eine Besonderheit nicht aus, denn wenn man die Ohren ganz genau spitzte, konnte man ein schwaches Klingen wahrnehmen und außerdem wartete er mit dem heißersehnten Solo von Tsurugi auf.

Ab "Crimson tear" wurde das Konzert eindeutig wieder wilder und lauter und vom Headbangen dominiert. Vielleicht etwas zu laut, denn am Anfang von Meisai konnte man Maoerst mal gar nicht mehr hören. Dafür aber bei dem stimmungsvollen Song "Itoshisa ha kodoku no shihaisa". Vor dem Hintergrund eines dunklen Waldes, verlassen im Schnee agierte die Band fast regungslos, sodass alle Augen lediglich auf der schattenhaften Projektion lagen.

Wie auf einer Achterbahnfahrt ging es nach dem ruhigen Song gleich wieder heiß her. Mit rockigen Gitarrensoli und verrückten Wechseln von Heavy Metal zu verschiedenen Elektrosounds puschte Mao die Menge immer weiter. "Lebt! LEBT! Lebt diesen Weg!" brüllte er, während schon das Intro für den nächsten Song "Shingan" lief.

Nicht mal bei der letzten Nummer "Dress" schwanden die Kräfte von Band oder Fans. Und wie um seine grenzenlose Energie unter Beweis zu stellen, kniete Mao sich mit den Fans zusammen auf den Boden und headbangte mit ihnen was das Zeug hielt. Bei den Refrains hallte seine kraftvolle Stimme über die Musik hinweg, während die Strophen mit leiser Musik und sanften Pianoklängen entgegenhielten. Ein letztes Mal forderte Mao die Menge zum Mitsingen auf und die Fans gaben auch wirklich ihr Bestes, doch gegen die gewaltige Musik kamen sie nicht an. Und so konnten sie am Ende nur noch rufen und jubeln, als der Song zu Ende ging und die Band mit einem „Danke Tokyo“ die Bühne verließ.

Auf die energischen Forderungen nach einer Zuggabe, antwortete die Band mit dem elektrolastigen Song "SUICIDAL ROCK CITY". "Lebt ihr noch?" fragte Mao als allererstes und wirkte selbst viel lebendiger als zu einem anderen Zeitpunkt des Konzertes. Und so traute er sich auch ganz unpassend diesen Song langsam und ohne irgendwelche musikalische Untermalungen zu Ende zu singen. Bei "GIMMICK" und vor allem "Kagerou" konnten sich die Fans kaum noch halten und bei dem Hip Hop meets Metal Song "Grieving the dead soul" flippten sie dann völlig aus, headbangten, sangen, während Aki und Mizuki auf der kleineren Seitenbühne entspannt die Köpfe zusammensteckten. Wie auch schon der vorige Song, mischte "Cry More" auf eine erfrischende Art und Weise klassische Roch'n'Roll Elemente mit Visual Kei typischen Death Voices und sorgte für einen originellen Schwung, bei dem Mizuki der Menge mal wieder einige seiner besten Tanzeinlagen vorführte.

Für die zweite Zugabe huschte die Band heimlich und im Dunkeln zurück auf die Bühne. Doch es nutzte alles nichts, denn fast augenblicklich wurden sie von den aufmerksamen Fans entdeckt. Etwas ruhiger begann es mit der ersten Nummer "true world", doch schon bald hörte man viele poppige und rockige Passagen aus der Ballade heraus, zu denen Maos sanfte Stimme irgendwie nicht recht passen wollte. Danach richtete er erst einmal das Wort an die Fans.

"Dieser Tag ist endlich gekommen." begann er. "Das Finale unserer The gather the pain of Rosario-Tour hier im Shibuya Koukaidou. Diese Tour begann bereits im Oktober, aber um ehrlich zu sein hatte ich heute einige Schreckensmomente. Normalerweise bin ich ja nicht nervös vor Konzerten, aber seit gestern konnte ich mich irgendwie nicht mehr entspannen. Ich hab mir sogar noch einmal all unsere Songs angehört, vom Ersten bis zum Letzten, aber auch das konnte mich nicht beruhigen. Und am Ende bin ich so auf die Bühne gegangen, total nervös. Aber heute, jetzt und hier zu stehen, vor so vielen Fans, die alle mich anstarren, da bin ich kein bisschen mehr nervös. Denn Konzerte beschränken sich nicht nur aus uns. Ich habe heute gemerkt, dass es vor allem auch auf die Fans ankommt. Ich bin genauso nur ein Mensch wie jeder andere von euch hier auch. Wenn ich springe, eine Maske aufziehe, schreie, selbst dann noch bin ich wie ihr. Dieses Jahr im März war dieses schreckliche Erdbeben in Kanto..." Diese herzerwärmende Rede wurde plötzlich von einem ganz unpassenden Gekicher unterbrochen und nach einem kurzen Hin und Her verbesserte Mao sich schließlich (das Konzert war im östlichen Teil Japans), bevor er seine Rede fortsetzten konnte. "Unser sechstes Jubiläumskonzert musste deswegen abgesagt werden und dabei wollten wir wirklich "etwas" von Bedeutung machen, aber so konnten wir nur tun, was in unserer Macht stand. Während des Erdbebens hatte ich Angst. Ich dachte, ich würde sterben ohne die sechs Jahre geschafft zu haben. Und deswegen bin ich umso glücklicher, dass wir es gesund bis hierher, zum Finale, geschafft haben, ins Shibuya Koukaidou. Ich glaube wirklich, dass ich jeden einzelnen von euch heute gesehen habe. Danke, dass ihr diesen Tag mit mir gefeiert habt. Von heute an, mit dem neuen Jahr, will Sadie weiterhin alles geben. Wir haben eine Überraschung für euch, die wir euch leider jetzt noch nicht verraten können. Es mag nichts großes sein, aber wir haben diesen Traum und ich glaube fest dran, dass er schon bald in Erfüllung gehen wird. Ich werde alles tun, damit wir euch diese Überraschung voller stolz verraten können."

Rundrum gingen die Lichter an. Die ersten Töne von "A holy terrors" ertönten. Noch einmal bat Mao die Fans, mit ihm zu singen und als in der ganzen Halle sich die Stimmen erhoben, da konnte man dieses Gefühl von Geschlossenheit in der ganzen Halle spüren.

"Danke, dass ich hier sein durfte! Danke, dass ihr hier seid!" rief Mao, während Mizuki nur die Hände aneinander legte, so als würde er beten und sich tief vor den Fans verbeugte. Als einziger zurückgelassen, sprang er noch einmal auf das kleine Podest und richtete das Wort an die jubelnde Menge. "Ich danke euch so sehr. Ich denke das die ganze Zeit, dass dieser Moment hier, der Grund ist, warum ich Konzerte gebe - um in all eure Gesichter sehen zu können. Danke!" Und mit einer letzten Verbeugung, verließ nun auch der Letzte die Bühne.

Musik wohnt eine ganz eigene Kraft inne, aber sie ist bedeutungslos, solange die Musiker nicht auch ihr Herz und ihre Seele in sie einfließen lassen und genau diese Hingabe konnte man bei dem Konzert im Shibuya Koukaidou finden.


Set List:

1. Rosario
2. Break the silence
3. Ice Romancer
4. LOOSING MY WAY OF THE PROUD
5. Sabaku no Syndrome
6. Toge
7. obstacle progress
8. Graceful angel
9. Silent eve
10. Beauty Shadow
11. Crimson tear
12. Mousou higyaku seiheki
13. Meisai
14. Payment of vomitter
15. Itoshisa ha kodoku no shihaisa
16. Deathtopia
17. Shingan
18. Dress


Encore 1

19. SUICIDAL ROCK CITY
20. GIMMICK
21. Kagerou
22. Grieving the dead soul
23. Cry More


Encore 2

24. True world
25. A holy terrors
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