Konzertbericht

MUCCs 15. Jubiläum in der Makuhari Messe

01/08/2012 2012-08-01 15:12:00 JaME Autor: Leela McMullen Übersetzer: Denise Pfennig

MUCCs 15. Jubiläum in der Makuhari Messe

MUCC vs ムック vs MUCC - so lautete das Konzept für das 15. Jubiläumskonzert, bei dem es drei musikalische Epochen, drei ausgewogene Setlisten und fünf Stunden MUCC pur gab


© MUCC
Für ihr 15. Jubiläum am 9. Juni 2012 hatten sich MUCC etwas ganz Besonderes einfallen lassen. In Anbetracht ihrer unterschiedlichen musikalischen Schaffensphasen, hatten sie das Konzert in drei Teile gegliedert.


Erster Teil: 2002-2007 Shisei


Die Shisei-Ära wurde mit "Kagayaku sekai" eröffnet. Die ersten sanften Akkorde erklangen, vereinzelte grüne Lichtstrahlen tasteten sich über die einzelnen Bandmitglieder. Leise und undeutlich war die Musik, während Tatsuros Stimme laut durch die gesamte Halle widerhallte und gleich von Anfang an alle in seinen Bann riss. Auf den großen Bildschirmen im Hintergrund zeichnete sich eine futuristische, mit Rotoren angetriebene Steampunk Landschaft ab, bis Tatsuro plötzlich die Arme auseinander riss und die Landschaft zwei gewaltigen Engelsflügeln wich.
Ein voluminöser Auftakt zu einem wunderbaren Konzert.

Mit den ersten Riffs von "Ranchuu" machten den Engelsflügeln Live-Bilder Platz und sorgten für einen ohrenbetäubenden Aufruhr und lauten Applaus, als es jetzt auch den Fans weiter hinten möglich war, das Zombie ähnliche Make-up und die weiß gesprenkelten Kostüme der Band zu begutachten. Ein wildes Tempo wurde vorgelegt, bei dem YUKKE und Miya nicht mehr an sich halten konnten und übermütig über die Bühne preschten, ihren ganzen Raum nutzten, während Tatsuros Growls alle nur noch weiter anstachelten.

Im Takt mit dem Bass klatschten die Fans die Melodie zum nächsten Song "Bouzenjishitu" und Tatsuro nutzte die Zeit um über die Bühne zu wandern und den Anblick auf sich wirken zu lassen. Der eigensinnige Song und die unglaublich vielen stimmlichen Variationen die er zu bieten hatte, wirkten auf die Menge wie ein Fieber, das sich in einen eiskalten Schauer verwandelte, als der Sänger über die Musik hinweg ein herzzerreißendes Kreischen ausstieß, das von den Fans auf eine gespenstische Art und Weise imitiert wurde. Und auch "Ware, arubeki basho" strotzte, trotz der deprimierenden, vom Regen verschleierten Großstadtansicht im Hintergrund, von derselben mitreißenden Intensität, die bei dem vorigen Song schon geherrscht hatte und die auch noch für die nächsten Song gepachtet worden war.

"Ab jetzt haben wir nicht mehr so sonderlich viele Songs zum Headbangen. Deswegen lass ich mich jetzt erst mal volllaufen", gestand Tatsuro beiläufig und setzte sich erst mal. "Wir bringen das Leben und den Tod mit in diesen Auftritt. Und dies hier ist der erste Teil: Shisei!"

MUCC zogen wahrlich alle Register und rockten, dass es kein Halten mehr gab. Die beiden Songs "Kami no hoshi" und "Monster" boten beeindruckende und mitreißende Basssoli mit denen YUKKE allen glatt die Show stahl. Selbst Miyakonnte da nicht mithalten, der zwar mit seinem gesanglichen Debüt in der letzten Hälfte von "Kami no hoshi" einen bleibenden Eindruck hinterließ, aber dem Bassisten dennoch nicht das Wasser reichen konnte.
Ganz im Gegensatz zu den basslastigen und irgendwo auch düsteren Vorgängern stand der fetzige Song "Namonaki yume", der mit seiner munteren Art augenblicklich jeden zum Tanzen ermunterte. Bis eine plötzliche kleine Pause entstand, die Miya aber geschickt nutzte, um den Fans nebenbei ein klein wenig zu drohen, bei den anderen beiden Sets ja nicht schlapp zu machen.

Mit Daikirai 2006 endete schließlich der erste Teil. In rotes Licht getaucht murmelte Tatsuro von den Ausmaßen seines Hasses, bevor sich das Murmeln abrupt in einem Schrei verlor und erst jetzt die Band mit einstimmte. Am Ende war es SATOchi, der dem Ganzen mit einem ordentlichen, tosenden Schlagzeugsolo zu einem gelungenem Abschluss verhalf.


Set List

01. Kagayaku sekai
02. Ranchuu
03. Bouzenjishitu
04. Ware, arubeki basho
05. Shougyou shisoukyoujidai koushikyoku 
06. Saishuu ressha
07. Hairibote no otona
08. Kami no hoshi
09. Monster
10. Namonaki yume
11. Daikirai 2006


Zweiter Teil: 1997-2002 Misshitsu


Die Kanji für "Misshitsu" huschten über die beiden Bildschirme und kündigten die nächste musikalische Etappe an, deren Anfang "Aka" machte. Oranges Licht sickerte auf die Bühne, begleitet von einem langsamen Gitarrenintro, während tausende, goldene Zahnräder über die Wände kreisten. Dann startete Miya voll durch. Neonblaues Licht vertrieb die Dunkelheit in der Halle als "Zetsubou" ertönte und die Menge in die dunkle, empfindsame Welt von MUCCs Misshitsu Ära entführte. Auf den Bildschirmen erschien Tatsuro. Gekleidet in ein exzentrisches Kostüm, gesplittet in zwei Teile, zum einen schmucklos und bandagiert und zum anderen mit makellosem, langem Haar.

Noch immer stach vor allem Miya mit seiner grenzenlos scheinenden Energie und außergewöhnlichen Performance hervor. Erst während "Itai tegami" waren es nunmehr SATOchi und Tatsuro die ihm die Show stahlen. Immer und immer wieder wiederholten sich die Lyrics begleitet von dem beständigen, starken Schlagzeug SATOchis. Schließlich erschienen die Worte "Shiawase dayo" auf den Bildschirmen, wurden kleiner und kleiner und damit auch zahlreicher, bis sie eine scheinbar endlose, gewaltige Mauer aus Worten bildeten.

Die Reihe der bedrückenden Balladen wurde schließlich - und ganz zur Freude der Fans - von dem heiteren Song "Uso de yugamu shinzou" durchbrochen und lockerte die Stimmung genug für die nächste Überraschung. Denn plötzlich fragte Tatsuro "Hört ihr etwa viele der Songs heute zum ersten Mal?" und war ganz erschrocken darüber, wie zögerlich die Fans verneinten. "Tja," meinte er daraufhin "wir haben zum Glück ein paar Tricks auf Lager, wenn wir während der MCs nicht warm miteinander werden..." Das war das Stichwort für "Okahii", was so viel bedeutet wie "seltsam" und für eine Art Spiel steht, bei dem verschiedene Wörter gesammelt werden, die die einzelnen Charaktereigenschaften der Bandmitglieder beschreiben.

Nach dieser niedlichen Tradition kehrte Tatsuro zum eigentlichen Thema zurück und schwelgte noch ein bisschen über die Misshitsu Ära. "Zu dieser Zeit hatten wir noch nicht sonderlich viele eigene Songs", erklärte er fachmännisch. "Deswegen haben wie damals viel gecovert und nach so langer Zeit, wollen wir mal wieder einen von diesen Songs spielen." Prompt wurde "JUPITER" von BUCK-TICK angestimmt und obwohl es sich dabei um ein Cover handelte, war es unglaublich, wie gut Tatsuros kraftvolle und eigensinnige Stimme und MUCCs ganz eigener Stil zu dem Song passten und lebendig werden ließen.

"Mae he" hatte Tatsuro - wie es schien - dazu auserkoren, um die Fans ein klein wenig mit Comedy-Einlagen zu unterhalten. Auf einem Bein und mit dem anderen in die Luft tretend, hüpfte er über die Bühne und so langsam wurde einigen Fans klar, wie er wohl zu den ganzen Bandagen gekommen sein musste. Ob das seine Absicht gewesen war oder ob er die Menge vielleicht auch nur zum Moshen bewegen wollte, wissen wir nicht, aber Erfolg hatte es trotzdem. Und als dann auch noch die Mundharmonika zum Einsatz kam und Tatsuro die Hände an die Ohren legte, sangen die Fans euphorisch und aus vollem Herzen den Song zu Ende.

Schwarzweiße Bilder huschten in schneller Abfolge über die Bildschirme, Hände, die Welt, verschiedene Himmel waren zu erkennen und mit einem durchdringenden Basssolo wurde "Suimin" eröffnet. Die Bühnenmitte in Beschlag nehmend, lieferten sich YUKKE und Miya ein kleines Duell bevor es so richtig los ging.

"Irgendwann töte ich euch. Irgendwann töte ich euch!" drohte Tatsuro düster. "Das ist der letzte Song." Die Bühne verschwamm in den Rauchschwaden der kleinen Feuer, dunkle Gitarrenriffs ertönten, die Musiker verschmolzen mit der Musik, nur Tatsuro blieb bewegungslos, sang mit voller Stimme den letzten Song "Zuta zuta". Miyas erschütternde, wortlose Schreie hallten durch die Halle. Applaus brandete auf, als man das zu Boden Fallen des Mikrophons mehr gehört denn gesehen hat und die Band abrupt und kaum wahrnehmbar die Bühne verließ.


Set List

01. Aka
02. Zetsubou
03. Shoufu
04. Itai tegami
05. Yoru
06. Uso de yugamu shinzou
07. JUPITER
08. Kokonoka
09. Mae he
10. Suimin
11. Zuta zuta


Dritter Teil: 2007 – 2012 Kodou


Die Videos, die zwischen den einzelnen musikalischen Schaffensphasen eingespielt wurden, wechselten langsam zu klassischer Musik über, während die Fans beobachten konnten, wie Twitter-Feeds die Bildschirme in Besitz nahmen. Wieder einmal erschienen japanische Schriftzeichen und bildeten das Wort, dass die letzte Ära des Abends beschrieb: "Kodou".

Der Herzschlag beschleunigte sich, als ein Techno-Beat aus den Lautsprechern dröhnte und die Worte "Are you ready? Are you ready to dance?" zu lesen waren. Discolicht strahlte durch die Halle, reflektiert von einer Discokugel und mit dem fetzigen Sound von "FALLING DOWN" verwandelte sie sich in einen angesagten Club voll tanzender Fans. Triumphierend war Tatsuro auf die Bühne zurückgekehrt, diesmal mit vollem, gelockten Haar und in ein erdfarbenes Outfit gekleidet.

Und obwohl "Kodou" den letzten Auftritt für diesen Abend bilden sollte, schienen MUCC gerade jetzt deutlich machen zu wollen, dass die Party an diesem Abend noch lange nicht vorbei war. Denn "FALLING DOWN" folgten gleich auch noch "Oz" und der psychedelisch angehauchte Song "Fukuro no yurikago", der mit seinen vielfältigen Melodien und Rapeinlagen nur noch mehr unter die Haut ging, als es Miyas gesangliche Einlagen und die ausgeklügelte Echotechnik eh schon taten.

Ordentlich Bewegung mit Headbangen und allen drum und dran brachte dann allerdings erst "Gokusai" zurück. "Lasst uns spielen! Lasst uns spielen, Makuhari. Lasst mich eure Stimmen hören! Lasst uns feiern als würde morgen die Welt untergehen! Denn wir werden diejenigen sein, die sie zerstören!" Mit einem Tamburin ausgerüstet ließ Tatsuro seinen Worten Taten folgen, unbeschwert und wild, mit einem 70er Jahre Flair, tanzte er zu den ausgelassenen Klängen von "Balus".

Bei "Arcadia featuring DAISHI DANCE" hatte diesmal nicht nur SATOchi die Möglichkeit sich ordentlich an seinem Schlagzeug auszulassen, sondern auch Miya, der hinter einem kleinen Schlagzeug auftauchte und ebenfalls ordentlich auf die Trommeln haute. Doch dann erklangen sanfte Pianoklänge, bläuliches Licht brach sich in den Spiegeln der Discokugel und reflektierte regenbogenfarbiges, tanzendes Licht, während sich die Fans hingebungsvoll dazu bewegten.

"FUZZ" wiederum brauchte solchen Schnickschnack nicht. Eines von Miyas unglaublichen Gitarrenriffs und noch ein weiterer Einsatz von Tatsuros Mundharmonika, und schon jubelte und applaudierte die Menge.
Nach der Hälfte des Song, hielten die Musiker kurz inne und im Namen aller sprach Tatsuro seinen aufrichtigsten Dank aus uns sammelte aus ihrer Unterstützung die letzten Kraftreserven für die verbleibenden Songs des Abends.

Luftschlagen fielen von oben auf die Menge herab, als "Flight" begann. Heiter und ausgelassen rannte Tatsuro wie ein Kind mit weit ausgestreckten Armen über die Bühne, so als könnte er jeden Augenblick abheben und erweckte in jedem den Traum vom Fliegen. Und obwohl dies kaum zu glauben war, toppte der letzte Song des Abends "Ryuusei" noch ein weiteres Mal alles, was an diesem Abend schon passiert war. Ein Bündel regenbogenfarbiger Laser fächerte sich allmählich über den Köpfen der Fans auf und auf magische Art und Weise rundete dieser hinreißende Song den Abend ab, ohne etwas von der lebhaften Stimmung zu verlieren, die bei diesem letzten Teil aufgekommen war. Man könnte es nicht anders bezeichnen als einen perfekten Abschluss.

Aber fünfzehn Jahre verdienen mehr als nur ein einfaches Ende und so war die Band binnen Sekunden für eine weitere kleine Überraschung zurück. "Ich bin wirklich dankbar, dass so viel Leute gekommen sind", begann YUKKE. "Die Halle vom gestrigen Konzert war schon fast doppelt so groß, als ich sie mir vorgestellt hatte. Und ich hab wirklich gebangt, ob alles gut geht. Ich bin begeistert, dass es so viele MUCCers gibt." Auch Miya konnte dem nur zustimmen. "Wie lange hab ich auf diesen Augenblick gewartet? Noch vor einem Monat haben wir über die Setliste entschieden und in dem MC vor "Yasashii uta"..." "Wieso hast du den nächsten Song schon verraten?" unterbrach Tatsuro und lenkte so erst recht die Aufmerksamkeit auf das Versehen. Miya hingegen antwortete völlig gelassen. "Ich hatte einfach das Gefühl, dass wir heute mit allem ungeschoren davon kommen."
Und dann, ohne noch mehr Zeit zu verlieren, spielte MUCC als Zugabe noch "Yasashii uta", bei dem die Fans ununterbrochen und mit Unterstützung von Miya mitsangen.

Immer wieder unterbrach Tatsuro den Song, wechselte sich mit dem Singen mit den Fans ab oder hielt inne, um sie alle dazu aufzufordern, etwas leuchtendes in die Luft zu halten, damit sich dieser fantastische Anblick in seine Erinnerung brennen konnte. "Dank euch können wir heute hier sein, nach fünfzehn langen Jahren", dankte Tatsuro über die Köpfe der singenden Menge hinweg. "Ihr, die ihr schon fünfzehn Jahre mit dabei seid und ihr, die ihr heute vielleicht das erste Mal dabei seid, lasst uns alle gemeinsam alt werden." "Ich danke euch, Makuhari", schrie STAOchi noch voll Dankbarkeit, bevor Tatsuro zum letzten mal an diesem Abend für sie alle, aus vollem Herzen sang.

Danach folgten nicht enden wollende Ankündigungen, in der nicht nur ein komplett neues Album, sondern auch die bevorstehende Veröffentlichung von drei live DVDs des Abends bekannt gegeben wurden. Ein letztes Mal sorgten MUCC für Furore, als sie doch noch einmal auf die Bühne zurück kamen, um sich und die versammelte Menge zu fotografieren - als Coverhintergrund für die DVDs.
Wie dem auch sei, für die meisten Fans war der Abend mit dem Konzert noch lange nicht vorbei. Denn einige ganz eifrige Fans tanzten die restliche Nacht noch auf einer speziellen Fan-After-Show Party durch, wo sie das fünfzehnjährige Bestehen von MUCC feierten und überlegten, was wohl für die nächsten fünf Jahre geplant sein mag.

Set List

01. FALLING DOWN
02. Oz
03. Fukuro no yurikago
04. Gokusai
05. Balus
06. Nirvana
07. Arcadia featuring DAISHI DANCE
08. FUZZ
09. Howling
10. Utagoe
11. Flight
12. Ryuusei

Zugabe:
01. Yasashii uta
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