Im Rahmen ihrer AGE QUOD AGIS Tour, gaben sich DIR EN GREY nach über einem Jahr Abwesenheit im Sonar in Baltimore wieder die Ehre
Während sich draußen noch die DIR EN GREY Fans um das Sonar drängten, um endlich reinzukommen, war die Stimmung drinnen eher gedämpft. Die kellerartige Halle war erst zur Hälfte gefüllt und diejenigen, die es schon hinein geschafft hatten, tummelten sich noch auf Sofas oder saßen auf den Treppenstufen, anstatt sich um den Platz vor der Bühne zu drängeln. Dabei sollte das Konzert in Baltimore den Mittelpunkt der nord- und südamerikanischen Tour bilden, ca. einem Jahr nach der gemeinsamen Nordamerika Tour mit Apocalyptica.
Überraschend war es dann auch, dass die Vorband The Birthday Massacre einen ganz anderen Sound anschlug, als die japanische Hauptattraktion und damit eher bei einem Evanescence Konzert aufgehoben gewesen wäre, als hier. Trotz allem waren viele ihrer Fans anwesend, die dann auch, mit dem Verlassen der Band, den Raum vor der Bühne räumten. Aber als DIR EN GREY dann endlich die Bühne betraten - immerhin dreißig Minuten nach der Vorband - und Bühnennebel über die Bühne kroch, gab es kein Halten mehr bei den ungeduldigen Fans, die euphorisch den einzelnen, in blaues Licht gehüllten Bandmitgliedern zujubelten. Auf ein auffälliges Outfit oder Make-up hatten sie allem Anschein nach komplett verzichtet, sund präsentierten sich stattdessen ganz schlicht in T-Shirts und Jeans, mit Ausnahme von Kyo, der wie gewohnt seinen Trainingsanzug trug.
Im Vergleich mit früheren Konzerten, wirkte dieses wie ein einziger, gigantischer Song. Die einzelnen Titel konnte man nur noch anhand von kurzen Pausen auseinanderhalten, die wiederum durch die Rufe und Pfiffe der Fans kaum wahrgenommen wurden. Die meiste Zeit über wirkte die Band jedoch äußerst zurückhaltend. Mit Ausnahme von Kyo, der sich beim Singen ein wenig bewegte, war es allein Toshiya, der sinnlich zur Musik tanzte. Kaoru und Die, die hin und wieder die Seiten tauschten, wirkten im Vergleich dazu wie festgewachsen, während Shinya bei dem dunklen Licht gänzlich unterging.
Die Fans gaben wirklich alles. Sie schrien, gestikulierten, headbangten und neben Kyos Schreien und Growls war es das einzige, was es in der Halle noch zu geben schien. Es war, als wäre die Menge wie hypnotisiert und könnte nur noch Kyos Stimme lauschen. Rotblaues Licht verlieh der Halle zusätzlich noch einen unheimlichen Touch, als Kyo erneut auf die Box an der Bühnenfront klettere und sich der Jacke seines Trainingsanzuges entledigte. Grelles, weißes Licht, das ihm auf die Brust und ins Gesicht strahlte, hob die feinen, schwarzen Linien seiner Tattoos und die langsamen, puppenhaften Bewegungen hervor. Die Lyrics waren zum Teil kaum unterscheidbar: Kyos Stimme wirkte wie gurgelndes Gekreische und gemurmelter Singsang. Wenn er dann aber wirklich sang, war seine Stimme hell und klar und bewegend wie eh und je.
Für Fans die sich noch nicht an DIR EN GREY s neuen Musikstil gewöhnt haben, dürfte dieses Konzert wohl ein Reinfall gewesen sein. Verglichen mit früheren Auftritten, war dieser uninspiriert und zeigte noch lange nicht DIR EN GREY s ganzes, musikalisches Talent, ihre mitreißende Ausstrahlung und ihre Einzigartigkeit. Ihre Performance konnte einfach nicht überzeugend darlegen, wie DIR EN GREY bis an diesen Punkt ihrer Karriere gekommen waren, wo sie jetzt sind und wurde den vorfreudigen Fans nicht gerecht, die gekommen waren, um DIR EN GREY zu sehen. Und obwohl auf der anderen Seite auch viele Fans das Konzert mit Headbangen und Crowd Surfing voll und ganz genossen haben, hat letztendlich doch etwas gefehlt; wie der Blick in viele Gesichter verriet - Gesichter, die bis zum Schluss noch auf mehr gehofft haben.
Set List:
SE: Kyoukotsu no nari
01. Ruten No Tou
02. Hageshisa to, kono mune no naka de karamitsuita shakunetsu no yami
03. OBSCURE
04. LOTUS
05. Akatsuki
06. ROTTING ROOT
07. DOZING GREEN
~INWARD SCREAM~
08. THE BLOSSOMING BEELZEBUB
09. Tsumi to batsu
~INWARD SCREAM~
10. "Yokusou Ni DREAMBOX" Aruiwa Seijuku No Rinen To Tsumetai Ame
11. DIFFERENT SENSE
12. Juuyoku
13. REIKETSU NARISEBA
EN1. Kodou
EN2. RED SOIL
EN3. Rasetsukoku
OUTRO: VANITAS (Instrumental Mix)
